Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Phonovorverstärker soulution 550


Adelsklasse

Verstärker Phono Vorverstärker soulution 550 im Test, Bild 1
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Den Produkten von soulution eilt ein exzellenter Ruf voraus. Nach einem Vertriebswechsel dürfen wir uns davon überzeugen.

Grüezi


soulution-Chef Cyril Hammer ist ein Schweizer, wie man ihn sich vorstellt und entspricht mit seiner Art den Geräten, die er entwickelt: ruhig, sympathisch und kompetent. Er macht den Anschein, als ließe er sich nicht aus der Ruhe bringen und hat im Gegenzug einen feinen Humor. Genau das bringt mich direkt zum soulution 550 Phonovorverstärker, dem - und da müssen Sie jetzt stark sein - Einstiegsangebot der Firma. Hammer nahm in unserem Gespräch ein Thema vorweg, auf das ich ihn garantiert angesprochen hätte, weil es für Irritation gesorgt hat: er verwendet Schaltnetzteile in seiner Phonovorstufe. Aber warum irritiert das? Nun, wir sind hier bei einer Schweizer Firma und einem Gerät das mehr als 20000 Euro kostet, da wirken Schaltnetzteile auf den ersten Blick etwas banal. Man könnte außerdem die Sorge haben, dass sie in die kritische und sensible Phonoschaltung einstreuen.   

Im Ernst?


Diese Sorge ist selbstverständlich unbegründet, denn Hammer verwendet natürlich keine streuenden Schaltnetzteile, ganz im Gegenteil. Er verweist darauf, dass Schaltnetzteile anders als lineare Netzteile mit ihren mehr oder weniger starken Netztransformatoren keine magnetische Streuung aufweisen und eine Schaltfrequenz von 60kHz haben.

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Flankiert werden sie von einem hochwertigen Linearregler und einem ebenso hochwertigen Tiefpassfilter. Die Ergebnisse sind laut Hammer deutlich besser als mit jedem Linearnetzteil, das er getestet hat. Seine Lösung ist rauschärmer, stabiler und klanglich für ihn perfekt. Ich habe ihn auch gefragt, warum er keine externe Netzversorgung für seine Phono einsetzt. Er sieht darin keinen Sinn: „Da braucht es wieder zusätzliche Kabel und man will doch die Stromversorgung direkt beim Signal haben.“ Herrlich pragmatisch finde ich das. Überhaupt macht Hammer mit soulution einiges anders, doch dazu gleich mehr.   

Hintergründe


Ein wenig will ich noch in der Geschichte der Firma stöbern. Der Mutterkonzern von soulution ist die Spemot AG. Das war ursprünglich ein Betrieb für Motoren, Handwerksmaschinen und Haushaltsgeräte. Schon in den 50er Jahren lieferte man Teile an Thorens, der Bereich Spezialmotoren für die Autoindustrie kam erst später hinzu. Zudem lebte man mit dem Schweizer Genossenschaftsgroßhändler Migros eine schöne Kooperation für Haushaltsgeräte. Die fiel jedoch unter dem Kostendruck aus Asien weg, da man einfach keinen Fön für 150 Franken wirtschaftlich vermarkten konnte. Also schaute man sich nach einem neuen Standbein um und das war: Audio. Cyrils Vater, ein großer Audio- und Musikliebhaber hatte die Spemot gekauft und den Vertrieb von Audiolabor in der Schweiz übernommen. Als Audiolabor nicht mehr war, engagierten sie ab 2000 den ehemaligen Audiolabor-Chefentwickler Christoph Schürmann. Bis das erste Gerät allerdings serienreif war, dauerte es satte sechs Jahre, sprich soulution wurde offiziell 2006 vorgestellt.  


Entscheidungen


Ich habe schon zu Beginn darauf hingewiesen, dass sich Cyril Hammer nicht scheut, vermeintlich unpopuläre Wege zu gehen, wenn er und sein Team der Meinung sind, dass diese Wege die richtigen sind. Aber was ist richtig? Nun aus Sicht von Hammer ist das vor allem größtmögliche Phasenrichtigkeit. Dieses Kriterium hat er mit seinen Leuten als Kernthema herausgearbeitet. Was bedeutet das? Sie entwickeln alle Geräte auf minimale Phasendrehungen als essentiellen „Klang“-Hebel hin. So haben sie bei der Entwicklung ihrer neuesten Vorstufe zwei Vergleichsgeräte mit einer Phasendrehung zwischen 0.2 und 2 Grad realisiert, jeweils stufenlos einstellbar. Schon bei 0.8 versus 2 Grad glaubte man, zwei klanglich total verschiedene Geräte vor sich zu haben.   


Viele Wege


Viele Wege führen nach Rom, sagt man und nichts charakterisiert die Lösungen von soulution treffender. Es gibt ja dieses Ideal des „verstärkenden Drahts“. Auch wenn die Idee theoretisch natürlich verführerisch ist, entspringt sie doch einer etwas romantischen Haltung. Musik wird auf wie auch immer gearteten Konserven gespeichert. Wie ihr Gehalt daraus wieder zum Leben erweckt werden kann, ist durchaus strittig. Dass das auf direktestem Weg ideal erfolgen kann, ist nachvollziehbar und Lehrmeinung. Aber es gibt immer wieder Entwickler, die mit dem Gegenteil zu überzeugenden Resultaten kommen, womit wir wieder bei soulution wären. Cyril Hammer ist sich all dessen bewusst und plant ebenso bewusst lieber eine Stufe mehr als eine weniger ein. Deshalb arbeitet er bei der 550 gleich mit fünf Stufen: Eingangsstufe, Gainstufe Nr. 1, RIAA-Entzerrung, Gainstufe Nr.2, Ausgangsstufe. Die Verstärkung beträgt für MM Tonabnehmer maximal 55 und für MC maximal 66 db (symmetrisch). Außerdem setzt er auf eine extrem niedrige Ausgangsimpedanz von 10 Ohm. Die maximal hohe Störgeräuscharmut hört man, denn man hört nichts außer Musik.   

Die Schaltung


Die eigentliche Schaltung ist eine Push- Pull-Class-A-Schaltung mit Operationsverstärkern (OpAmps) als Treiber und lokaler Gegenkopplung.

Verstärker Phono Vorverstärker soulution 550 im Test, Bild 3
Die Eingänge unsymmetrisch, die Ausgänge sowohl als auch. Das ist die Entscheidung für die 550
Die RIAA selbst ist zweistufig passiv-aktiv aufgebaut. Zur Verstärkung setzt Hammer hochwertige OpAmps mit recht strammen, lokalen Feedback Loops ein. Glauben Sie bitte nicht, dass soulution hier den OpAmp- Sparhebel angesetzt hat. Sie ermessen und erhören sich alle Lösungen sehr gewissenhaft. Und deshalb setzen sie genau das ein, was im Gesamtbild der Schaltung am meisten Sinn macht - messtechnisch und am Ende natürlich klanglich. Die Ausgangsstufe arbeitet mit bipolaren Transistoren identisch zu der in der 520er Vorstufe. Man geht also bei soulution davon aus, dass die Geräte im „häuslichen“ Umfeld betrieben werden, was Sinn macht. Die Anpassung an die Impedanzen unterschiedlicher MCs erfolgt mit Metallfilm-Widerständen, geschaltet durch Reed-Relais. Ablesbar ist das auf der Front mit einem großen Display: danke dafür. Denn auch das war für soulution ein Lernprozess, früher benutzten sie noch Dip-Schalter auf der Rückseite, was uns Journalisten zu Tode nervt.   

Ehrlichkeit hält länger


Ich habe Cyril Hammer gefragt, weswegen er die Phono zwar in Doppel-Mono aufbaut, dabei aber unsymmetrisch bleibt. Er hat mir ganz offen gesagt, dass er schlicht zu wenig Platz dafür auf der Platine hat und es ja schließlich auch noch größere Phonovorstufen im Angebot gibt. Er möchte einfach für den jeweiligen Preispunkt die dafür mögliche Technologie so kompromisslos wie möglich umsetzen. Symmetrische Eingänge bietet die in München vorgestellte neue 757 Deemphasis Pre Vorstufe. Die Gehäuse sind höchst solide verarbeitet und werden wie auch die Platinen in der Schweiz hergestellt.   

Klang


Die herausragenden Eigenschaften dieser Phonovorstufe sind ihre Finesse und ihre Dezenz. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass die soulution 550 keine Phono für Anfänger ist, was bei ihrem Preis auch kaum in Frage kommen wird. Aber sie ist auch keine für unruhige Hörer, die auf der Suche nach einem unmittelbaren Kick sind. Zu Beginn klang sie noch sehr zurückhaltend, was nach einigen Einspieltagen hörbar besser wurde. Richtig aufblühen konnte sie dann mit Musik, die ihrer grundsätzlichen Dezenz ungeheuer entgegen zu kommen scheint. So zum Beispiel einer wunderschönen Einspielung mit Flöte, Laute und Gitarre. Eine Bach Sonate ließ mich Zeit und Raum vergessen, es wurde ein echter akustischer und interpretatorischer Glücksfall. Aber mit einer solchen Phono muss man alle Genres adäquat wieder geben können. Also spiele ich Led Zeppelin und auch hier blühen die Folksongs der legendären Hardrockband geradezu auf, werden durchsichtig, fast kristallin, während die harten Brecher wie „No Quarter“ oder „Whole Lotta Love“ eine durchaus zurückhaltendere Behandlung erfahren. Das macht sie mir persönlich verständlicher, denn hier noch zusätzlichen akustischen Druck auszuüben, könnte des Guten zu viel sein. Aber verstehen Sie mich nicht falsch, die soulution macht Druck und transportiert die Essenz der Stücke, aber sie appelliert nicht an den Bauch, mehr an den Intellekt. Vielleicht ändert sich das auch nach einigen Wochen oder Monaten des Betriebs, aber das weiß ich nicht. Mich zieht es jedenfalls wieder zu edleren, sanfteren Tönen hin und zwar zu Anouar Brahems wundervollem Album „Blue Maqams“. Die Wiedergabe mit der soulution und dem Transrotor Massimo Nero samt Figaro Abtaster, einem Goldring Derivat, ist richtig edel. Das Titelstück beginnt mit einem dieser tänzerischen Grundbeats von Jack de Johnette, für die ich ihn so liebe. Und dann erheben sich aus einem wunderbar schwarzen Hintergrund Brahems überirdisch schöne Lautentöne: so klingt Glückseligkeit. Gegen Ende des Stücks höre ich das deutliche Ausschwingen der Klavieranschläge von Django Bates und verstehe, warum soulution so viele Fans hat, denn das macht Lust auf mehr. 

Fazit

Auf manches kann man sich einfach verlassen. So zum Beispiel, dass aus der Schweiz höchstwertige Komponenten wie die soulution 550 Phonovorstufe kommen, die alle Erwartungen an ein Spitzengerät erfüllt. Mit ihr können Feingeister das Thema Phonovorstufe abschließen.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: soulution 550

Preis: um 21500 Euro

12/2023

Alle Erwartungen an ein Spitzengerät erfüllt. Mit ihr können Feingeister das Thema Phonovorstufe abschließen.

soulution 550

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Axiss Europe / Hofheim / Ts. 
Telefon 06192 296 64 34 
Internet www.axiss-europe.de 
Garantie (in Jahren) 5 Jahre 
B x H x T (in mm) 442 x 143 x 448 mm 
Gewicht ca. 17kg 
Unterm Strich... Auf manches kann man sich einfach verlassen. So zum Beispiel, dass aus der Schweiz höchstwertige Komponenten wie die soulution 550 Phonovorstufe kommen, die alle Erwartungen an ein Spitzengerät erfüllt. Mit ihr können Feingeister das Thema Phonovorstufe abschließen. 
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