In Zeiten, in denen immer mehr Leute und Geräte immer mehr können, ist es manchmal richtig wohltuend, einen echten Spezialisten zu treffen – einen, der vielleicht nicht alles kann, aber das, was er macht, macht er dafür richtig
Mitspieler
Tonabnehmer:
Denon DL103, DL103R, DL103S
Charisma MC-1
Ortofon MC30 Supreme
Phasemation PP-300
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob S mit SME IV
VPA Aries 3 mit 3D
Luxman PD 444 mit Micro Seiki MA-505 L und MA-707
Verstärker:
Unison Triode 25
Acoustic Masterpiece AM-201
Accuphase E-600
Lautsprecher:
Avalon Idea
Spendor S3e
Xavian Giulietta
Zubehör:
Basen von Thixar, Audio Exklusiv
Kabel von van den Hul, Silent Wire
Gegenspieler
Phonovorverstärker:
Malvalve Preamp Three Phono
Quad Twentyfour P Phono
Die Zeiten, als Christof Kraus mit seiner Marke Silvercore noch als Geheimtipp galt, sind wohl endgültig vorbei. Besonders die Phonoübertrager mit Silberdrahtspulen -– mithin ja sein Markenzeichen – haben eine breite Akzeptanz in der highfidelen Öffentlichkeit gefunden.
Und dass es die Übertrager bis hinein in so illustre Geräte wie die famose Silbatone (sic!) C-100 geschafft haben, ist quasi der Ritterschlag. Das Sortiment von Silvercore erstreckt sich dabei vom MC-Übertrager über induktive Lautstärkeregelung bis hin zum Autoformer, einem Spezialübertrager, der in Frequenzweichen die Pegelunterschiede einzelner Zweige in einem Lautsprecher ausgleicht. Neben diesem Spezialgebiet sind die Röhrenverstärker, die Christof Kraus schon seit jeher baut, fast ein wenig ins Hintertreffen geraten – zu Unrecht, müssen sie sich doch vor den ungleich teureren Geräten, die OEM-Übertrager von Silvercore benutzen, keineswegs verstecken. Die Phonostufe Phono One, die nach mehrjähriger Entwicklungs- und Testphase seit etwa einem halben Jahr fertig ist, ist aber tatsächlich ein Erstling. Das mit Delrin eingefasste Gehäuse weist den Phono One als eines der Spitzengeräte aus dem Hause Silvercore aus – der Kunststoff mit sehr guten Dämpfungseigenschaften ist gegenüber dem Standard- Alugehäuse aufpreispflichtig. Überhaupt kann man in die Materialwahl eine Menge Aufwand und auch Geld stecken – die Preisliste geht bei 4.900 Euro los und kann bei ausschließlicher Verwendung von Reinsilber in allen Spulen auch mal deutlich in Richtung fünfstellig marschieren. Die Phono One ist eine reine MC-Vorstufe mit einer festen Eingangsimpedanz von 600 Ohm – wobei an dieser Stelle nach Rücksprache mit dem Erbauer auch andere Übersetzungsverhältnisse realisiert werden können – Slivercore-Geräte sind nach wie vor in Handarbeit aufgebaute Einzelstücke. Die Eingänge sind symmetrisch mit XLR-Buchsen ausgeführt – hier verweist Christof Kraus mit Recht auf die grundsätzliche Symmetrie des Phonosignals. Eine entsprechende Verkabelung setzen wir dabei einfach mal voraus. Hinter dem Eingang verstärkt der Eingangsübertrager um den Faktor 10. Die nachgeschaltete Verstärkerröhre ist eine D3a aus alten Siemens-Beständen – eine Pentode mit einer recht steilen Kennlinie und sehr gut für die Verstärkung niedervoltiger Audiosignale geeignet. Auch hier erfolgt die Verstärkung mit dem Faktor 10. Das nachgeschaltete RIAA-Filter ist rein passiv mit LCR-Filtern ausgelegt – am Ausgang gibt es noch einmal eine Pufferstufe mit einer Mullard E188CC. Dieses an an sich einfache Schaltungskonzept kann man nun mit diversen Maßnahmen technisch und damit auch klanglich auf die Spitze treiben. Als Eingangsübertrager fungieren Kapseln aus der „Pro- Baureihe“ von Silvercore, also entweder mit Drähten aus einer Silberlegierung oder Reinsilber. Die Stromversorgung der Röhren erfolgt nicht etwa über ein Netzteil mit rein passiven Bauteilen und entsprechenden Widerstandswerten, sondern über aktive Stromquellen. Insgesamt 12 Transistoren regeln die Betriebsspannungen der Röhren – als angenehmer Nebeneffekt werden diese auch weniger stark bedämpft. Die riesigen Spulen im Inneren der Phono One sind übrigens keine versprengten Komponenten das Netzteils, sondern tatsächlich die Spulen des LCR-Netzwerks zur RIAA-Entzerrung. Christof Kraus hat die Schaltung so hochohmig ausgelegt, dass die Röhren noch einmal entlastet werden und kaum Strom liefern müssen. Die prinzipiell höhere Anfälligkeit einer solchen Schaltung gegenüber Störeinflüssen hat man durch einen cleveren Aufbau und ein konsequentes Doppel-Mono-Layout eliminiert. Die störenden Komponenten des Netzteils sind in einem separaten Gehäuse ausgelagert, das in einem sicheren Abstand zum Hauptgerät aufgestellt werden kann. Die wenigen Kondensatoren, die im Signalweg liegen, sind von hochwertiger Qualität – Glimmer oder Zinkfolien-MKPs garantieren unverfälschte Signalübertragung. In der Praxis schlägt sich der Silvercore Phono One vorzüglich. Die gemessenen Werte bezüglich des Fremdspannungsabstands können im Hörtest bestätigt werden, ebenso der ganz leicht gesoundete Frequenzgang, der einen enormen Tiefgang und einen satten Grundtonbereich macht, einen sehr neutralen und sauberen Mitteltonbereich mit wiederum ganz leicht betonten Höhen. Im Hörtest offenbart sich dies als große Musikalität, gepaart mit einem Schuss Spaß im Bass, satten Klangfarben, gerade bei Stimmen, und einer überragenden Detailauflösung, gerade im Hochtonbereich. Die Problematik vieler Übertrager, die nach oben hinaus einfach nicht die volle Bandbreite des Hörspektrums auflösen, hat der Silvercore nicht – im Gegenteil: Er bleibt bis weit darüber hinaus voll am Ball. Fürs Protokoll: Der messtechnisch relevante -3dB-Punkt wird bei 90(!) Kilohertz erreicht. Das trägt dazu bei, gerade in dieser Hinsicht etwas müden Tonabnehmern auf die Sprünge zu helfen. Auch wenn es keiner mehr lesen mag: Das DL-103, vorne am VPI-3D-Tonarm mit der nachgeschalteten Silvercore-Phonostufe klingt auf einmal um etliche Klassen besser, als man es ihm zutrauen würde – konturiert im Bass, fein und präzise in den Höhen. Natürlich kommen andere Systeme innerhalb dieser Konstellation daran auch wieder vorbei, klar, aber der Klassiker profitiert besonders von dieser nicht eben preisgerechten Umgebung. Was mich überrascht hat: Weitaus mehr Tonabnehmer, als ich es rechnerisch erwartet hatte, kommen mit den fest eingestellten 600 Ohm zurecht. Bei niederohmigen Systemen wie dem Phasemation PP-300 mit gerade einmal vier Ohm Spuleninnenwiderstand hatte ich eine gnadenlos zu helle Wiedergabe erwartet. Offensichtlich sehen das Tonabnehmer und Phonostufe nicht so eng und musizieren kongenial miteinander – natürlich hochtonverliebt und extrem fein auflösend, aber nicht auf Kosten des Fundaments, das immer sehr geerdet und stabil bleibt. Ehrlich gesagt: Aus meiner nicht eben kleinen MC-Sammlung sind alle Systeme mit dem Silvercore Phono One exzellent zurechtgekommen – es mag sicher bei dem einen oder anderen System noch einen Fortschritt durch Verwendung eines anders angepassten Übertragers geben, aber der findet dann auf einem schon extrem hohen Niveau statt.
Fazit
Ein Spezialist ist er ganz klar, der Phono One von Silvercore. Mit dem richtigen Tonabnehmer eingesetzt (von denen es gar nicht so wenige gibt), ist der Phonopre nichts weniger als Weltklasse.