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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Rega Aura
Gipfelsturm
Rega galt jahrzehntelang als Spezialist für exzellent klingende und sehr bezahlbare Plattenspieler und Elektronikkomponenten. Hier kommt die Ausnahme
Die Ausnahme bezieht sich eher nicht auf „exzellent klingend“, sondern auf „bezahlbar“: Die neue Top-Phonovorstufe aus dem britischen Südwesten hört auf den hübschen Namen „Aura“ und kostet 5.000 Euro. Dafür kann sie auch gleich mal nichts mit MM-Tonabnehmern anfangen. Was vermutlich nicht so schlimm ist, denn wer sich in dieser Preisklasse umtreibt, der hat‘s vermutlich eher mit hochklassigen MCs. Das Gerät macht schon äußerlich deutlich, dass es hohe Ansprüche zu befriedigen gedenkt: Die überaus massive Aluminiumverpackung hat zwar so gar nichts mehr mir der berühmten Leichtbauphilosophie von Rega zu tun, macht aber schwer Eindruck. Im wahrsten Sinne des Wortes: 12,5 Kilogramm bringt der Aura auf die Waage.
In Sachen Bedienelemente gibt‘s einige weniger überraschende Dinge und ein auffälliges Detail: nämlich einen Kapazitätswahlschalter. Wir erinnern uns: MM-Abtaster wollen gerne mit einer passenden Kapazität abgeschlossen werden. Ihr relativ hoher Innenwiderstand bildet mit dem Anschlusskabel ein Filter, das sich im Hörbereich durchaus auswirken kann. Um diese Effekte steuern zu können, gibt‘s meist die Möglichkeit, mit Zusatzkondensatoren ein dem Zuhörer genehmes Klangbild einzustellen. Der Innenwiderstand von MC-Abtastern ist um Größenordnungen niedriger, hier machen die üblichen 100 bis 500 Pikofarad von Kabel und Zusatzkondensator praktisch keinen Unterschied. Rega wollte auf die Möglichkeit zur Filterung im Hochtonbereich aber nicht verzichten; deshalb gibt‘s hier fünf Werte zwischen 1000 und 5700 Pikofarad, die man per Drehschalter zum Abtaster parallelschalten kann. Das ist rund das Zehnfache des Üblichen und dürfte klanglich immer noch keine Berge versetzen, sich aber durchaus bemerkbar machen. Der andere, nur mit ziemlich spitzen Fingern einfach zu bedienende Drehschalter tut das Übliche: fünf verschiedene Abschlussimpedanzen zur Verfügung stellen. Die Werte liegen zwischen 50 und 400 Ohm, das ist praxisgerecht. Die Verstärkung ist zweistufig schaltbar, dafür ist ein Drucktaster zuständig. Gut 63 und knapp 70 Dezibel stehen zur Verfügung, auch das passt bestens. Die 70 Dezibel gehen auch für extrem leise Abtaster in Ordnung. Die beiden anderen Taster bieten Funktionen, die man eher in einer Hochpegelvorstufe vermuten würde: eine Mono- und eine Stummschaltefunktion. Letztere soll zum Einsatz kommen, wenn man die Verstärkung umschaltet, auf mono soll man dann schalten, wenn man mit einem Stereotonabnehmer Monoplatten abspielt. Das ergibt bis zu einem gewissen Grade Sinn, weil ein Monoplatten abtastendes Stereosystem eben doch nicht so ganz richtig mono macht.
Das Parallelschalten beider Kanäle schiebt irgendwelchen Phasenschwankungen rigoros einen Riegel vor. Das war‘s. Zumindest an der Vorderseite. Rückseitig gibt‘s das Anschlussfeld. Dem ausufernden Gebrauch des Begriffs „Symmetrie“ in der Funktionsbeschreibung des Gerätes steht der Umstand entgegen, dass es nur Cincheingänge gibt. Ausgangsseitig hingegen darf man sowohl Cinch- als auch XLR-Kabel anstöpseln. Ansonsten: Kaltgeräte-Netzbuchse, Netzsicherung, Erdungsklemme. Die Gehäusekonstruktion des Aura ist in der Tat eine ernste Sache. Zum Entfernen des rund einen Zentimeter dicken Deckels gilt es vier ziemlich massive Edelstahlschrauben an der Geräteunterseite zu lösen – das Design ist ansonsten komplett schraubenlos realisiert, was der Optik sehr zugutekommt. Das ist äußerst trickreich gemacht: Die vier Schrauben halten massive Montageklötze an den Ecken des Gerätes, die ebenfalls zentimeterdicken Seitenwände werden mit Stiften in Deckel und Boden gehalten. Genug der Bewunderung der Blechkunst, die Elektronik verdient mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit. Zum Üblichen zählt der große, mit Kupfer-Tape zumindest elektrisch abgeschirmte Ringkerntrafo zur Stromversorgung. Interessant wird‘s auf der großen Hauptplatine: Der fast komplett diskrete Aufbau gehört definitiv zur komplexeren Art. Rega gibt sich zur Schaltungstechnik ziemlich auskunftsfreudig: Eine erste Verstärkung der ankommenden Tonabnehmersignale übernehmen zur Rauschreduzierung parallelgeschaltete Jfet-Transistoren vom US-Spezialisten Linear Systems. So etwas gab‘s in der Hochzeit der analogen Elektronik als Schüttgut, heutzutage ist das teuer zu bezahlende Spezialware. Für diese Eingangsstufe hat man sich entschieden, weil sie praktisch frei von Offsetspannungen ist, die einen unerwünschten Gleichstrom durch die Tonabnehmerspulen treiben könnten. Klar sind die Preziosen auf minimales Rauschen und maximale Gleichheit selektiert. Diese Stufe treibt den ersten Teil des Entzerrernetzwerkes: Die Korrektur des Frequenzgangs in den Höhen wird hier passiv vorgenommen. Die zweite Stufe beschreibt der Hersteller als symmetrischen Class-A-Differenzverstärker. In der Gegenkopplung dieser Stufe wird der Rest der Frequenzgangkorrektur vorgenommen.
Für den Cinchbetrieb ist die Sache damit bereits erledigt, von hier aus geht‘s auf den heißen Leiter der entsprechenden Ausgangsbuchse, respektive auf den nicht invertierenden XLR-Anschluss. Das, was Rega „dritte Stufe“ nennt, ist lediglich eine Phasendrehung, die das invertierende Signal für den symmetrischen Ausgang bereitstellt. Die Stufe entspricht technisch der zweiten Verstärkerstufe für den nicht invertierenden Zweig, damit beide Signalhälften auch ja exakt gleich behandelt werden. Abseits der durchaus beeindruckenden Ansammlung von SMD- und konventionellen Bauteilen verdienen die Kommentare am Rand der Hauptplatine Aufmerksamkeit: Dort findet sich zum Beispiel Delia Derbyshire verewigt, eine Künstlerin aus der Frühzeit der elektronischen Musik. Der Begriff „Bobby Dazzler FET MC Amp“ hingegen bezeichnet nicht den Entwickler, sondern steht im Britischen für eine besonders ausgefuchste Tat. Schön versteckter britischer Humor, das tut dem bierernsten Thema definitiv gut. Fühlen wir dem Aura klanglich auf den Zahn. Da gilt es erst einmal einen „Idiotentest“ zu überstehen: Der Netzschalter ist nämlich äußerst trickreich in der linken Flanke der Front verborgen. Aufwärmen? Einspielen? Ja, ja. Machen wir. Später. Erst mal gucken, was die Maschine frisch aus dem Karton so kann. Meine neue Lieblingsplatte zum Abklopfen von Impulsfähigkeiten im Bass (The Clouds Will Clear, siehe Rezensionsteil) drehte schon auf dem Transrotor Argo ihre Runden, das Merlo unter dem Headshell schien genau das richtige Tonabnehmerkaliber zu sein. Und richtig: Das ist schon verdammt nahe dran an der Wucht der Accuphase C-37. Verdammt. Ach ja – da sind ja noch 300 Ohm eingestellt, der Abtaster will erfahrungsgemäß derer 100. Die Unterschiede stellten sich als gering heraus – gönnen wir der Vorstufe erst mal ein paar Tage am Netz. Und was soll ich sagen? Die Unterschiede zur C-37 sind noch weiter geschmolzen. Im Bass kann ich sie kaum noch auseinanderhalten, die Accuphase rettet sich mit etwas mehr Schmelz und Eleganz über die Runden. Die Aura allerdings wächst mir immer mehr ans Herz: Sie ist eine herzhaft zupackende Wuchtbrumme, die mit überschäumender Spielfreude das Thema Vinyl zelebriert, als ob es kein Morgen gäbe. Sie pflügt sich mit Inbrunst durch Roland Van Campenhouts Folk-Weltreise und sortiert das breit gefächerte Instrumentarium absolut einzigartig. Nina Simones Stimme hat Reife und ihre einzigartige tragische Tiefe. Die Kapazitätseinstellung habe ich übrigens immer wieder auf 1000 Pikofarad zurückgedreht, mir geht ansonsten tonabnehmerunabhängig ein bisschen Luft nach oben verloren. Ansonsten aber ist das ganz große Phonokunst!
Fazit
Rega debütiert in Sachen Phonovorverstärkung mit Bravour in der Topklasse. Die „Aura“ brilliert mit Energie, Kraft und bester Durchzeichnung. Unbedingt Probe hören!Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Rega Aura
Preis: um 5000 Euro
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Telefon | 08052 9573273 |
Internet | www.rega-audio.de |
Garantie (in Jahren) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 435/85/50 mm |
Gewicht | ca. 12,5 kg |
Unterm Strich... | Rega debütiert in Sachen Phonovorverstärkung mit Bravour in der Topklasse. Die „Aura“ brilliert mit Energie, Kraft und bester Durchzeichnung. Unbedingt Probe hören! |