Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: Parasound JC3+ / JC2 BP


California Dreaming

Verstärker Phono Vorverstärker Parasound JC3+ / JC2 BP im Test, Bild 1
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Der US-Hersteller Parasound ist ein ein ganz besonderer Fall: Einerseits ist man durchaus gewillt, bei der „großen“ Unterhaltungselektronik mitzuspielen, andererseits ist das Unternehmen sehr klassisch inhabergeführt.

Es betrifft die hier zur Debatte stehenden Komponenten zwar nicht direkt, verdient aber trotzdem eine Erwähnung an dieser Stelle: Parasound befindet sich nämlich seit Kurzem unter neuer Führung. Der Gründer und langjährige Inhaber Richard Schramm hat sich nämlich aus dem Unternehmen zurückgezogen. Was ihm mehr als gegönnt sei, hat er die in San Francisco ansässige Firma doch bereits 1981 ins Leben gerufen und durch dick und dünn manövriert. Der neue Eigentümer heißt David Sheriff ist das, was in Amerika so schön „Entrepreneur“ heißt. Dem Vernehmen nach ist der Mann mit den Werten und Grundsätzen von Parasound bestens vertraut und es sieht so aus, als würde er die Firma in bewährter Manier weiterführen.

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Bei uns auf dem Tisch stehen derweil die Phonovorstufe JC3+ und die Line- Vorstufe JC2 BP, beides Modelle aus der Top-Baureihe „Halo“. Wer dabei massive fünfstellige Preisschilder erwartet, die bei Ami-High-End derzeit ja kaum zu vermeiden sind, der sieht sich zumindest im Ansatz getäuscht: Die JC3+ kostet derzeit 4785 Euro, die JC2 BP knapp 6000 Euro. Das sind sicherlich keine Schnäppchen, bei der momentan in der Welt vorherrschenden Situation aber noch im Rahmen.  

John Curl


Keine Geschichte über Parasound ohne eine Erwähnung des Kürzels „JC“, das eine Vielzahl der Produkte ziert. Dahinter verbirgt sich kein Geringerer als Entwicklerlegende John Curl, der seit Jahrzehnten als „Gun For Hire“ für eine Vielzahl von Herstellern tätig ist und seine Karriere im Umfeld der Südstaaten-Rockband Grateful Dead begann, für die er in dein frühen Siebzigern ein Mischpult konzipierte. Es ranken sich auch Gerüchte um seine Mitarbeit an der „Wall Of Sound“, der berühmt-berüchtigten Beschallungsanlage der Band, die wegen ihres immensen Aufwandes fast zum deren finanziellem Ruin geführt hätte. Abgesehen davon dürfen Sie dreimal raten, warum ein paar der frühen Mark Levinson-Geräte ein „JC“ in der Typenbezeichnung hatten.  


Die Phonovorstufe


Die JC3+ ist das Topmodell in Parasounds Phono-Lineup. Die kleinere JC3 Jr. hatten wir vor Jahren schon einmal zu Gast, unser heutiger Proband hat die Nachfolge der erfolgreichen JC3 angetreten. Das Gerät galt eigentlich als weitgehend ausentwickelt, ein Teil der Kundschaft war mit einer „Curl-Spezialität“ jedoch nicht ganz einverstanden: Bei der JC3 konnte man Tonabnehmer mit 100 Ohm oder 47 Kiloohm abchließen, mehr war Curls Überzeugung nach nicht nötig. Bei der neuen kann man per Kippschalter MM mit 47 Kiloohm, MC mit (ungewöhnlichen, aber nicht zwangsläufig sinnlosen) 47 Kiloohm oder der Einstel-lung per Potentiometer wählen, bei der Werte zwischen 50 und 550 Ohm möglich sind. Zufällig ist das hier die zweite Phonovorstufe in diesem Heft, bei der diese Option gewählt wurde. Bei der Manunta Evo Phono 3 jedenfalls funktioniert der Trick sehr gut. Dass das hier, wo feine sonderangefertigte Potis an dieser kritischen Stelle zum Einsatz kommen anders sein sollte ist nicht sehr wahrscheinlich. Bemerkenswert: Es gibt neben der Netzeingangsbuchse einen Schalter, mit dem sich die Netzphase drehen lässt. Unsereins könnte zu diesem Zweck auch einfach den Stecker drehen, aber das ist ja nicht überall auf der Welt der Fall.

Verstärker Phono Vorverstärker Parasound JC3+ / JC2 BP im Test, Bild 7
Die Line-Vorstufe arbeitet mit einer Mixtur aus diskreter und integrierter Schaltungstechnik
Ansonsten gibt sich die JC3+ in Sachen Ausstattung eher knapp: Es gibt einen symmetrischen Ausgang und einen Mono-Taster auf der Front, sonst nichts. Die MM-Verstärkung liegt bei 50 Dezibel und damit ordentlich hoch, die MC-Verstärkung bei gut 60 Dezibel – das passt in den meisten Fällen. Der Blick ins Geräteinnere offenbart, dass dem Entwickler zwei Dinge wichtig waren: eine massive Stromversorgung und eine gründliche Abschirmung der fein säuberlich kanalgetrennten Verstärkermodule. Wir nehmen das Vorhandensein eines gewaltigen Motorkondensators in der Stromversogung zur Kenntnis, was im kommerziellen Umfeld eigentlich niemand tut, aber trotzdem eine gute Idee ist. Der gekapselte Ringkerntrafo versorgt vollkommen kanalgetrennte Regelschaltungen für die Verstärkermodule, die gut geschirmt in Aluminiumprofilen ihren Dienst verrichten. Was genau Curl auf den Platinen dort veranstaltet will ich nicht beschwören, Chips und Einzeltransistoren geben sich hier jedenfalls die Klinke in die Hand. Der eine oder andere Operationsverstärker agiert jedenfalls als Gleichspannungsservo, Curl wollte keine Koppelkondensatoren im Signalweg. Die passive Bestückung mit Visahy-Dale- Widerständen und REL-Caps sieht auf dem Papier hervorragend aus, deshalb wundern mich die durchaus ausbaufähigen Messwerte des Gerätes ein wenig – insbesondere bei Kanalgleichheit und RIAA-“ Linientreue“ ist noch Luft nach oben.   

Die Line-Vorstufe


Auch die Vorstufe JC2 BP präsentiert sich im typisch aufgeräumten Halo-Look mit sanft nach hinten gewölbter Front. Die Anzahl der Bedienelemente ist nicht üppig, aber naturgemäß größer als bei der Phonovorstufe. Ein Taster schaltet zwischen den sechs Eingängen um, zwei kleine Potis dienen als zusätzliche kanalgetrennte Pegelsteller, um die Vorstufe an die Verstärkung der Endstufe anzupassen. Eigentlich keine schlechte Sache, leider läuft das Ganze hier nicht sehr kanalgleich: Stellt man die beiden Potis auf den gleichen Wert, handelt man sich einen rechts um ein knappes Dezibel höheren Pegel ein. Gleichheit herrscht, wenn man rechts „einen Strich“ herunterdreht. Ansonsten: Lautstärkesteller, Standby-Taster – das war’s.

Verstärker Phono Vorverstärker Parasound JC3+ / JC2 BP im Test, Bild 11
Die JC2 BB verfügt über reichlich symmetrische und unsymmetrische Anschlüsse
Auf der Rückseite hingegen ist eine ganze Menge los: Von den sechs Eingängen lassen sich zwei mit Kippschaltern vor Ort von symmetrischem auf unsymmetrischen Betrieb umschalten, auch bei den Hauptausgängen hat man die Wahl. Ein sehr seltenes Feature ist der zusätzliche, in der Phase gedrehte Ausgang, mit dem man beispielsweise sehr einfach Brückenbetrieb mit zwei Endstufen realisieren könnte. Außerdem gibt’s einen Aufnahmeausgang – kann ja auch nicht schaden. Letztlich finden sich diverse Steueranschlüsse für den Heimkinobetrieb, womit die Rückwand dann ziemlich vollständig gefüllt wäre. Das „BP“ in der Typenbezeichnung steht übrigens für „Bypass“ und steht für die Möglichkeit, einen beliebigen der sechs Eingänge zum Durchschleifbetrieb in Heimkinoanwengungen konfigurieren zu können. Dafür braucht’s eine Tastenkombination auf der beiliegenden Fernbedienung, so kann man den Modus nicht aus Versehen anwählen. Im Inneren der JC2 BP geht’s schön aufgeräumt zu. Auch hier legte der Entwickler wieder Wert auf eine luxuriöse Stromversorgung. Den Strom für die Audioschaltungen liefert ein feiner R-Core- Transformator, ein zweiter konventioneller Umspanner ist für die Steuerelektronik zuständig. Filter- und Regelschaltungen gibt’s reichlich, so das nur fein aufbereiteter Stoff durch die schirmende Blechwand zum Verstärkerteil kommt. Den gibt’s zweimal, für die perfekte Kanaltrennung wurden Mono- Platinen übereinander montiert. Auch hier findet sich wieder ein Mix aus diskreter und integrierte Schaltungstechnik, Servos ersetzen auch hier Koppelkondensatoren. Die Lautstärkeeinstellung übernimmt ein Motorpoti vom Spezialisten Alps. Für alle Signalschaltvorgänge sind Relais direkt an der entsprechenden Stelle zuständig. Ein absolut professioneller Aufbau, bei dem nur die geringe Signalbandbreite erstaunt: Bei 25 Kilohertz ist bereits Schluss mit der Signalübertragung.  


Klang


Die ersten Töne gehörten der JC3+ allein in bekanntem Umfeld, als Signallieferant diente das neue Skyanalog Reference. Das passt pegelmäßig ganz prima und wusste auch sonst zu überzeugen. Die Kombi generierte ein ungemein farbiges und ungestümes Klangbild mit ausladendem Panorama. Einen ersten Beweis dafür trat die norwegische Band Slomosa an, deren ungestümer Geradeausrock genau das Richtige für die JC3+ war. Gut sortiert, mit prima Differenzierung zwischen der markanten Gesangsstimme und dem knorrigen Instrumentarium – das passt. In Sachen Abschlussimpedamz bin ich in der Gegend von 250 Ohm gelandet, merklich niedriger als mit anderen Phonovorstufen beim neuen Skyanalog. Es kommt halt immer auf die Kombination und den persönlichen Geschmack an. Nachdem Coltranes „A Love Supreme“ mich davon überzeugt hatten, dass Raumabbildung in der Tat eine auffällige Tugend der JC3+ und sie den spröden, aber trotzdem warmen Charakter des Ausnahmealbums ganz ausgezeichnet darzustellen vermag, durfte die JC2 BP mitspielen. Was nicht weniger als ein hörbar einrastender Schulterschluss zwischen zwei alten Freunden war. Die Amerikanerin schafft zwar nicht ganz die unvergleichliche Geschmeidigkeit meiner Röhrenlösung, ist aber ebenso panoramaversessen wie die JC3+: Es spielt sehr breit, staffelt ganz ausgezeichnet und funktioniert grob- wie feindynamisch bestens. Und bei Dan Vogelbergs Epos „Tucson Arizona“ waren die beiden US-Verstärker endgültig angekommen: Hoch emotional und druckvoll setzen die beiden Geräte den Titel in Szene. Klasse!

Fazit

Parasound kultiviert amerikanische Weiträumigkeit und Farbigkeit mit beiden Geräten höchst beeindruckend. Insbesondere die Phonovorstufe beeindruckt mit überbordender klanglicher Großzügigkeit.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Parasound JC3+ / JC2 BP

Preis: um 10785 Euro

3/2023

Parasound kultiviert amerikanische Weiträumigkeit und Farbigkeit mit beiden Geräten höchst beeindruckend.

Parasound JC3+ / JC2 BP

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb input Audio, Gettorf 
Telefon 04346 600601 
Internet www.inputaudio.de 
Garantie (in Jahren) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 437 x 150 x 406 / 437 x 105 x 350 mm (JC3+ / JC2 BP) 
Gewicht ca. 8,6 / 11 kg 
Unterm Strich... Parasound kultiviert amerikanische Weiträumigkeit und Farbigkeit mit beiden Geräten höchst beeindruckend. Insbesondere die Phonovorstufe beeindruckt mit überbordender klanglicher Großzügigkeit. 
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