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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Icon Audio PS1 MKII
Mit Vakuum und Eisen
Verstärker vom britischen Hersteller Icon Audio gab‘s an dieser Stelle schon öfter, jetzt hat‘s endlich mal eine Phonovorstufe von der Insel zu uns geschafft
So ganz genau weiß ich‘s immer noch nicht, vielleicht ist‘s auch nicht so wichtig: Icon Audio ist eine britsche Firma, wird von einer Handvoll echter Audio-Nerds geleitet, die die Geräte entwickeln und zumindest endmontieren. Die Wege sind kurz, der „Wasserkopf“ nicht existent, weshalb Icon Audio die Preise in zumindest zivilen Regionen halten kann. Das niedliche kleine Phonovorstüfchen namens PS1 MKII allerdings ist auf den ersten Blick mit 1.800 Euro nicht unbedingt ein Schnäppchen, aber gemach: Erst mal genau hinsehen, womit wir es hier überhaupt zu tun haben. Im Kern gibt‘s das Gerät schon seit 2005, vor drei Jahren gab‘s ein größeres Update auf die aktuelle MKII-Version und seitdem hat sich die phonovorverstärkende Welt nicht wirklich selbst neu erfunden, weshalb die Maschine voll auf der Höhe der Zeit ist.
Was bei Icon Audio immer heißt, dass die Orientierung an den klassischen Vorbildern von Marantz, Leak & Co. Immer noch in Ordnung geht. Icon Audio vertraut die Verstärkung grundsätzlich Glaskolben an, da macht die PS1 MKII keine Ausnahme. Wohl aber ist sie in der hier zur Debatte stehenden Version absolut MC-tauglich, was mit Röhren ja keine ganz simple Angelegenheit ist. Also griff man zum klassischen Mittel und baute zwei in Eigenregie gefertigte Trafos ein, um den MC-Pegel auf ein vernünftiges Niveau zu heben. Das funktioniert gut, auf die mit 50 Dezibel ohnehin nicht geringe MM-Verstärkung kann man per Schalter nochmals 17 Dezibel dazupacken – das reicht auch für wirklich leise MCs. Beide Betriebsarten teilen sich ein Paar Eingangsbuchsen, zwei Tonabnehmer anschließen geht also nicht. Wer mit so hohen Verstärkungen spielt, der will seinen Kasten sauber halten. Icon Audio tut das konsequent und lagert die Stromversorgung aus. Das gewichtige Netzteil hängt an einem ziemlich steifen Draht, der am Verstärkerteil mit einem fünfpoligen Verbinder verschraubt wird. Auf der Frontplatte des Gerätes gibt‘s außerdem einen Lautstärkesteller, der es laut Hersteller sogar ermöglichen soll, Endverstärker direkt anzusteuern. Den Zahn müssen wir Icon Audio und Ihnen leider ziehen: Das Gerät funktioniert nur bei voll aufgedrehtem Pegelsteller ordnungsgemäß. So gut das eingebaute blaue Alps-Poti auch sein mag, wenn man‘s runterdreht, ist die Höhenwiedergabe beim Teufel, die Ausgangsspannung bricht frequenzabhängig zusammen. Wie man auf die glorreiche Idee kommen kann, ein mit 100 Kiloohm reichlich hochohmiges Poti direkt am Ausgang zu verbauen, erschließt sich mir nicht wirklich, aber vermutlich hat jeder Entwickler mal einen schlechten Tag. Und sonst: Kippschalter frontseitig für Monobetrieb, einer hinten als Ground Lift zum Beseitigen von Brummproblemen. Oben lugen drei Röhren durchs dicke verkupferte Alublech, das optische Markenzeichen der Icon Audio-Geräte. Um derer habhaft zu werden, muss man die „Bewehrungskragen“ übrigens abschrauben, sonst bekommt man die Glaskolben nicht aus ihren extrem stramm klemmenden Fassungen gezogen. Das Resultat des Aufwandes: drei chinesische 12AX7/ ECC83. Wer vermutet, dass das nicht das Ende der Fahnenstange in Sachen Röhrenbestückung ist tut dies vermutlich zu Recht, aber da gibt‘s ja reichlich Alternativen zum Spielen. Der Vertrieb bietet auch eine „aufgebrezelte“ Version mit Silber-Öl-Kondensatoren an (250 Euro Aufpreis), andere Röhren sowieso. Unterm Bodenblech bietet sich einem der von Icon-Audio-Geräten gewohnte Anblick: Penibel ausgeführte, wohlüberlegte Freiverdrahtung bestimmt das Bild. Diesbezüglich haben es die Briten zu einer echten Meisterschaft gebracht, so hübsch und aufgeräumt sieht‘s sonst kaum in anderen Geräten aus, unabhängig vom Preis. Icon Audio malt ein böses Bild von platinengestützten Aufbauten: Reparieren sei schwierig, außerdem könne Platinenmaterial Wasser ziehen und seine Isolationseigenschaften verschlechtern. Hat man nix mit zu tun, außerdem gibt‘s so genügend Platz, überall solide dimensionierte Zwei-Watt-Widerstände zu verbauen, die garantiert niemals im Stressbereich betrieben werden. Auch die anderen passiven Bauteile sind von feiner Qualität: Styroflex- und Glimmerkondensatoren teilen sich den Job mit anerkannt guten Solen-Folien. Alles gut gemacht, umso weniger verstehe ich den Aussetzer mit dem Pegelsteller. Die exakte Verschaltung der sechs Triodensysteme in den drei Röhren habe ich nicht versucht nachzuvollziehen – Sie sehen mir das nach. Jedenfalls gibt‘s zwei Verstärkerstufen ohne Gegenkopplung, dazwischen ist das Entzerrernetzwerk angeordnet. Das gibt maximale Aussteuerbarkeit und wenig Phasenprobleme – läuft. Das Netzteil verdient ebenfalls ein wenig Aufmerksamkeit. Auf der Oberseite tummeln sich nämlich gleich zwei gewichtige Eisenklötze und zwei weitere Röhren. Einer der beiden Massenverursacher ist natürlich der Netztrafo, der andere eine voluminöse Siebdrossel für die erzeugte Hochspannung. Damit noch nicht genug des Aufwandes: Zwei „Glimmstabis“ sorgen für eine echte Regelung der erzeugten Spannung. Zum Einsatz kommen fernöstliche Pendants der auch bei uns gängigen Stabilisatorröhre OA2. Warum derer zwei? Kann ich Ihnen nicht genau sagen. Vermutlich teilen die beiden sich die Arbeit, mehr als eine Hochspannung gibt‘s jedenfalls nicht. Durch den Einsatz dieser Bauteile fährt die Hochspannung zudem schön langsam hoch, so dass es keinerlei lästige Störgeräusche gibt. Wenn man die PS1 MKII mal mit angewähltem entsprechendem Verstärkereingang einschaltet. Der Ground-Lift-Schalter wirkt übrigens zum Beispiel beim Betrieb des Gerätes an der Audible-Illusions-Vorstufe Wunder, ohne ihn hätte ich die Kombi nicht brummfrei bekommen. Mit dem Schalter geht‘s perfekt. Der Icon Audio klingt tatsächlich so, wie man sich den Klang einer Phonovorstufe dieser Machart vorstellt. Er überzeugt mit einem sehr vollmundigen und geschmeidigen Sound, das Zentrum des Geschehens ist die Mitte des Spektrums. Dazu gesellt sich ein äußerst kräftiger und sonorer Oberbassbereich – wenn ich einen Rotwein zum Vergleich bemühen müsste, dann wär‘s ein schwerer Burgunder. Kaum überraschenderweise gibt‘s merkliche Interaktionen des Übertragereingangs mit den angeschlossenen Tonabnehmern, ich würde nicht zu allzu hochohmigen Abtastern raten. Das Lyra Atlas, natürlich vollkommener Irrsinn für diese Vorstufe, würde aber theoretisch ganz gut passen. Ein Denon DL-103 wirkt mir hier zu ruhig und gebremst, das Transrotor Merlo wiederum geht ausgezeichnet. Das werden Sie im Falle ernsthaften Interesses mit Ihrem Wunschabtaster ausprobieren müssen. Das minimal dunkle Timbre des Gerätes kommt übrigens nicht von den Übertragern, das gibt‘s auch bei MM-Betrieb. Während Kollege Schmidt gerade mit den neuen Audio-Technicas spielt, klemme ich mal den ollen Sony-Direkttriebler mit dem AT 5 V an. Das geht MM-typisch extrem geschlossen und homogen und hat auch dieses sanft Geschmeidige. Die Unterscheide zum MC-Betrieb sind übrigens nicht so riesig, wie man meinen sollte – was beweist, dass die Übertrager sich weitgehend aus dem Sound heraushalten und das Entscheidende der Röhrenschaltung überlassen. Das Ganze benimmt sich lammfromm und im allerbesten Sinne analog – solange man die Finger vom Pegelsteller lässt.Fazit
Röhrensound pur: Die Icon-Audio-Phono klingt wunderbar warm und unaufgeregt, sie tönt ruhig, gelassen und stellt die Meriten des analogen Mediums höchst überzeugend dar.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Icon Audio PS1 MKII
Preis: um 1800 Euro
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Telefon | 05921 7884927 |
Internet | www.tcg-gmbh.de |
Garantie (in Jahren) | 2 Jahre |
Gewicht | ca. 3,9 / 2,8 kg |
B x H x T (in mm) | |
Verstärker | 165/100/260 |
Netzteil | 117/155/250 |
Unterm Strich... | Röhrensound pur: Die Icon-Audio-Phono klingt wunderbar warm und unaufgeregt, sie tönt ruhig, gelassen und stellt die Meriten des analogen Mediums höchst überzeugend dar. |