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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Audiomat 1.7
Un Point Sept
In Zeiten des rasanten Produktwandels – das Vorjahresmodell jedes Fernsehers oder Smartphones ist „alt“ – lässt man sich anderswo eine Menge Zeit. Anderswo, das ist in Frankreich bei Audiomat, wo man sich für die erste Hinterkommastelle bei der Modellbezeichnung ein gutes halbes Jahrzehnt gegönnt hat
Um die kryptische Einleitung etwas zu entschlüsseln: 2009 war es, als ich eine kleine, unscheinbare Phonostufe namens Audiomat 1.6 eine Weile benutzen konnte und ziemlich angetan war. 2016 hat mir Arnd Rischmüller vom HEAR-Vertrieb nun das Nachfolgemodell in die Hand gedrückt und mir viel Spaß gewünscht. Nun, den hatte ich definitiv, dazu aber später. Für die Menschen, denen die Marke Audiomat nichts oder nicht so viel sagt: Von den Clarisse-Brüdern im Jahr 1986 gegründet, hat sich das französische Familienunternehmen in audiophilen Kreisen stetig einen guten Ruf erworben.
Ein wachsender Kundenkreis schätzt vor allem die Nachhaltigkeit (siehe oben) – Produktzyklen werden bei Audiomat eher in Dekaden gerechnet. Massenproduktion gibt’s nicht: Ein einzelner Spezialist baut die Röhrengeräte in Südfrankreich zusammen, die Transistorgeräte werden auch in Nordamerika gefertigt. So auch der Audiomat Phonoverstärker, dessen Vorgänger 1.6 ich in LP-Ausgabe 2/2009 testen durfte. Die „kleine“ Phonopre der Franzosen erwies sich als universell einsetzbar und auf eine sehr lebendige Art und Weise musikalisch. In Sachen Anschlussvarianten muss man sich ungleich weniger Gedanken machen als bei Geräten der gleichen Gewichtsklasse: Es gibt einen Schalter für MM und MC – das war es auch schon! Dank seiner invertierenden Verstärkerschaltung passt sich der Audiomat an die Ausgangsimpedanz des angeschlossenen Tonabnehmers an – und das funktioniert wirklich in einem sehr weiten Bereich vom extrem niederohmigen MC bis hin zum High-Output-System. Wie schon der Vorgänger lässt sich der 1.7 extrem schwer öffnen – wir scheuen aber weder Kosten noch Mühen, das Innenleben jedes Testgeräts ans Licht des Fotostudios zu ziehen. Innen im Gerät geht es recht eng zu – kein Wunder, sind hier doch Netzteil und die Audioschaltung untergebracht. Moment!, werden Sie jetzt sagen – das Netzteil ist doch extern. Jein – das ausgelagerte Gehäuse beherbergt nur den Trafo, der somit keine Einstreuungen mehr verantworten kann. Außerdem kann Audiomat einfach und kostengünstig für jedes Land der Erde einfach den passenden Trafo ausliefern – das Gerät selbst bleibt immer gleich. Ebenfalls aus Gründen der preiswerten Fertigung hat man auf ein größeres Gehäuse verzichtet – ich kenne da ausgewachsene Phonostufen im 19-Zoll- Formfaktor, die wesentlich weniger an Innenleben aufweisen als die Audiomat! Im Vergleich zur 1.6 hat sich an der Schaltungs-Topologie wenig verändert – wie gesagt, ein Stromverstärker, geeignet für Quellen ab 1 Ohm Innenwiderstand. Wo man noch einmal einen draufgepackt hat: die Kondensatoren. Immerhin 95.000 µF Siebkapazität stehen zur Verfügung, wobei die großen Kondensatoren noch mal mit Folientypen gebrückt wurden. Die hohe Bauteilequalität zieht sich durch die gesamte Schaltung – und so erklärt sich auch der Preis von 2.550 Euro, der für die Audiomat 1.7 aufgerufen wird. Natürlich nicht für die Bauteile alleine – aus den Bestandteilen muss ja erst einmal ein gut klingendes Gerät gemacht werden. Aufgrund meiner Erfahrungen mit dem 1.6 war ich mir in dieser Hinsicht aber ziemlich sicher und ging frohen Mutes in den Hörtest. Ich wurde nicht enttäuscht: Ohne es jetzt an den einzelnen Kriterien meines Katalogs irgendwo genau festmachen zu können: Unterm Strich ist die Audiomat einfach musikalischer, lebendiger und direkter als die meisten Vergleichsgeräte. Wo normalerweise Dinge wie Dynamik, Räumlichkeit oder Tonalität eine Rolle spielen, treten diese Qualitäten bei der kleinen Phonostufe auf eine ganz selbstverständliche Art in den Hintergrund, so, als ob sie einfach die Musik durchlassen möchte. Und das ist genau das, was passiert – spielerisch, kraftvoll, lebendig „passiert“ die Musik einfach. Auch die Bandbreite verschiedener Systeme, die am MC-Eingang funktionieren, kann ich bestätigen – mit einem alten Ortofon MC30 Supreme kommt die Audiomat ebenso klar wie mit eher lauten MCs wie dem Benz ACE L. Ich habe hier auch nicht den Eindruck, dass es eine Hochtonresonanz gibt, die ja oft den brillanten Höreindruck bei MC-Systemen erzeugt. Nein, bei aller Musikalität bleibt die 1.7 sehr sachlich und unaufgeregt – fundamentale Bassimpulse können sie ebenso wenig aus der Ruhe bringen wie feingewobene Klangstrukturen. Und auch in Sachen Räumlichkeit gilt das oben Gesagte: Weder betont die Audiomat das Ambiente eines Aufnahmeraums zu sehr, noch setzt sie den Akzent zu stark auf die schneidend scharfe Positionierung eines Instruments. Beide Aspekte kommen zu ihrem Recht – alle Musiker haben ihren Platz im Raum, auf dem sie aber auch bleiben, egal, wie komplex oder dynamisch das gespielte Material gerade ist. Im ersten Moment kann man diese exquisite Qualität tatsächlich für etwas langweilig halten: Das Ohr sucht etwas Vordergründiges, woran es sich festhalten kann. Das kann und will die Audiomat nicht liefern – wenn man sich aber eine Weile Zeit nimmt, kann man mit der unscheinbaren Phonostufe auf eine Entdeckungsreise in Sachen Klang gehen, die einen sozusagen um die ganze Welt der Musik führt.Fazit
Die Audiomat 1.7 ist sicher nicht billig. Aber die selbstverständliche Lässigkeit, mit der man mit ihr Musik von Schallplatte hören kann, macht sie fast schon einmalig.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Audiomat 1.7
Preis: um 2550 Euro
141-588
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Garantie | 2 Jahre |
B x T x H (in mm) | 140/230/70 |
Gewicht | 1,6 kg |
Unterm Strich... | Die Audiomat 1.7 ist sicher nicht billig. Aber die selbstverständliche Lässigkeit, mit der man mit ihr Musik von Schallplatte hören kann, macht sie fast schon einmalig. |