Kategorie: Tonarme

Einzeltest: TW Acustic Raven 10.5


Zehnfünf

Tonarme TW Acustic Raven 10.5 im Test, Bild 1
1573

Der Schritt war absehbar: „Rabenvater“ Thomas Woschnick baut seinen ersten eigenen Tonarm. Und da im Ruhrgebiet alle Leute gute Kumpels sind, entsteht der „Raven 10.5“ mit Nachbarschaftshilfe

Mitspieler



Phonovorstufen:


Â

Vitus Audio MP-P201
Â
Audio Research Reference Phono 2
Â
MalValve preamp three phono

Vorverstärker:


Â

MalValve preamp three line

Endverstärker:


Â

SymAsym

Lautsprecher:


Â

Lumen White Artisan
Â
Klang + Ton CT246

Gegenspieler



Tonarme:


Â

SME 309
Â
Graham Phantom B44
Â
Clearaudio Universal

Hübsch ist er geworden, gar keine Frage, der Arm aus Herne. So richtig spottbillig leider nicht, aber auch das war klar: Immerhin ist das gute Stück in erster Linie als logische Ergänzung für die hauseigenen Laufwerke der „Raven“-Baureihe gedacht, und die bekommt man auch nicht für ein Butterbrot. Will sagen: Die schlanke, schwarze Schönheit will mit 4.000 Euro bezahlt werden.

Tonarme TW Acustic Raven 10.5 im Test, Bild 2Tonarme TW Acustic Raven 10.5 im Test, Bild 3Tonarme TW Acustic Raven 10.5 im Test, Bild 4Tonarme TW Acustic Raven 10.5 im Test, Bild 5Tonarme TW Acustic Raven 10.5 im Test, Bild 6Tonarme TW Acustic Raven 10.5 im Test, Bild 7
Der Gegenwert dafür erschließt sich nur mittelbar, zumindest dann, wenn man die Anschauung auf die reine Menge verbauten Materials reduziert – was naheliegend, aber gänzlich unzulässig ist. Vielmehr ist es so, dass gerade die extrem reduzierte Konstruktion einen wesentlichen Teil des optischen Reizes der Konstruktion ausmacht – alles schön schlicht, geradlinig und ohne Spielereien. Thomas Woschnick hat sich in der jüngeren Vergangenheit mit einer ganzen Reihe von Tonarmen auseinandergesetzt; viele hat er aus purer Neugier auf eines seiner exzellenten Laufwerke geschraubt, bei einigen hat er sich zwischenzeitlich sogar als Deutschlandvertrieb betätigt: Die Arme von Breuer Dynamik und Graham Engineering waren zeitweise über ihn zu beziehen. Letztlich allerdings war das nicht die Rundum-Glücklich-Lösung, und bekanntermaßen ist alles Murks, was man nicht selber macht: Der Raven-Tonarm war beschlossene Sache. Als konstruktive Maxime stand von vornherein fest, dass es sich um eine konsequent kardanisch gelagerte Konstruktion handeln sollte. Bei der Ideensuche stieß â€žTW“ auf einen verwandten Geist quasi in der Nachbarschaft: Der Dortmunder Bauingenieur Michael Wiedemann baut – abgesehen vom Rest seiner Anlage – Tonarme. Nicht in kommerziellem Maßstab, sondern im stillen Kämmerlein, für sich selbst und den engen Freundeskreis. Und der in den Szeneforen im Netz als „MiWi“ bekannte Mann erregte mit seinen Armen ein erhebliches Maß von Aufmerksamkeit, auch bei Tom Woschnick: Eine Zusammenarbeit war schnell beschlossene Sache, der „Raven 10.5“ ist das Kind zweier Väter; auch bei der Fertigung arbeiten Herne und Dortmund Hand in Hand. Das Resultat ist 10,5 Zoll lang – daher die Typenbezeichnung – und bedeutet in der Realität eine effektive Länge von 267 Millimetern. Abmessungen in dieser Größenordnung sind derzeit recht beliebt, und das aus gutem Grund: Mit einem „Zehnfünfer“ erreicht man zwar noch nicht ganz den geringen Spurfehlwinkel eines Zwölfzöllers, ist aber schon überproportional weit vom diesbezüglichen Fehler eines Neunzöllers entfernt. Der Einbauabstand von 251,2 Millimetern erlaubt die Montage auf einer Vielzahl von Laufwerken, die effektive Masse beträgt rund 14 Gramm – das passt mit so ziemlich allen handelsüblichen Abtastern, deren Nadelträger nicht superweich oder knüppelhart eingespannt sind. Das Armrohr des Raven 10.5 ist ein gerades Aluminiumrohr. Materialwahl und Oberflächenbehandlung (schwarzes Eloxal) lenken seine Resonanzeigenschaften in die gewünschte Richtung. Am vorderen Ende sitzt ein gekröpftes Aluminium-Headshell. Es ist zwar nicht wechselbar, aber eine Azimutverstellung gibt’s trotzdem, dazu muss man lediglich die seitliche Klemmschraube lösen. Das hintere Ende des Arms steckt in einem sehr kompakten Lagerblock, und hier wird’s typisch Raven: Seine Grundform entspricht der der Laufwerksbasen aus gleichem Hause. Hinten guckt der mit einem Feingewinde versehene Gewindezapfen fürs Gegengewicht heraus; das hohl gebohrte Edelstahlteil kann mit drei unterschiedlich schweren Gegengewichten (alle im Lieferumfang enthalten) bestückt werden, so dass sich Abtaster zwischen 5 und 20 Gramm optimal – das heißt, mit einen nahe am Lagerpunkt sitzenden Gewicht – montieren lassen. Das Feingewinde und der eingelassene O-Ring sorgen für feinfühlige und butterweiche Verstellbarkeit. Selbiges gilt auch für die absolut kompromisslose Höhenverstellung des Arms: Die Armbasis ist mit einer gewaltigen Rändelmutter um 10 Millimeter in der Höhe verfahrbar, und das mit einzigartigem Drehgefühl; klar geht das sanft genug, um auch im Betrieb zu funktionieren. Falls das nicht reicht, ist der Edelstahlschaft in der Luxus- Armbasis in beliebiger Höhe klemmbar. Die direkt gegenüber der Klemmschraube eingebrachte Fräsung arretiert den Arm sauber an zwei Kanten und einem Punkt. Das übrigens ist eine hervorragende Idee und statisch deutlich besser als jede simple Klemmung ohne zusätzliche Führung. Der Raven 10.5 ist in beiden Ebenen kugelgelagert. Im Schaft stecken zwei extrem leichtgängige selektierte Stahltypen, die für ungehemmte Freiheit in der Horizontalen sorgen, im Lagerblock sind’s zwei noch kleinere Modelle für die Vertikale. Eine genau definierte Vorspannung sorgt für Spielfreiheit. Das Antiskating funktioniert magnetisch: Ein Neodymmagnet steckt im Lagerblock, ein weiterer in einer feinfühlig justierbaren Schraube auf dem entsprechenden Ausleger. Je weiter man die Schraube hereindreht, desto größer die Anziehung zwischen beiden und damit die Skating-Kompensation. Simpel, funktioniert aber ausgezeichnet. Der in einem stabilen Kunststoffkoffer gelieferte Arm kommt mit allem, was man braucht: einer Einstellschablone, einer solchen für den Einbau auf Fremdlaufwerken und dem nötigsten Werkzeug. Der Arm braucht ein 45,5 mm durchmessendes Durchgangsloch und vier M3-Gewindebohrungen, das sollte sich auf zahlreichen Laufwerken bewerkstelligen lassen. Für den großen Transrotor Fat Bob war eine passende Basis schnell gemacht, und hier durfte sich der Raven 10.5, bestückt mit dem immer besser in Schwung kommenden Benz LP-S, seine Sporen verdienen. Verdammt. Den wieder vom Laufwerk zu schrauben, wird weh tun. An den Klemmen der Endstufen hängt ein Paar Boxen mit lediglich 13 cm durchmessenden Tieftönerchen, aber was hier an Stabilität und Klarheit im Bass geboten wird, ist schier unglaublich. Die Scheibe gibt’s her: Anders Trentemollers 2006er-Debütalbum „The Last Resort“, übrigens ein absolutes Kleinod der elektronischen Musik, ist sicherlich kein tieftonaler Schmalhans, aber schieres Volumen ist es nicht, was hier auffällt: Der Raven 10.5 verleiht dem dänischen Elektroniker eine betont stramme und saubere Gangart in den unteren Lagen, keine Spur vom typischen „Kleinboxen-Bass“, der nichts anderes ist als eine Prise Grundton zu viel, um das Fehlen echten Tieftons zu kaschieren. Nicht so hier: Es marschiert vorbildlich diszipliniert in den Keller. Das kann ein SME 309 nur fast so gut und liegt auf dem Niveau der diesbezüglich exorbitanten Fähigkeiten eines Graham Phantom. Seinen Präzisionsanspruch hält der Raven 10.5 bis ans andere Ende des Spektrums durch; auch oben herum zeichnet er erstaunlich klar und durchhörbar. Resonanazbedingte Härten allerdings sind ihm fremd, tatsächlich wirkt es auf eine sehr beeindruckende Weise zart, was der Schweizer Top-Abtaster solchermaßen geführt an die Klemmen der Phonovorstufe transferiert. Bei Rickie Lee Jones‘ reichlich schwierigem „Coolsville“ kippt der Klang nicht ins Nervige, was ein untrügliches Indiz dafür ist, dass ein Arm seinen Tonabnehmer wirklich fest im Griff hat. Eine klangliche Signatur ist dem Arm aus dem Ruhrgebiet nur schwer zuzuordnen. Abgesehen von seiner Breitbandigkeit gönnt er sich keine tonalen Eigenheiten und zeigt kaum auffällige Interaktionen mit verschiedenen Tonabnehmern. Dem MFSL C3.5 belässt er den kräftigen Charme seiner Miyabi-Gene, auch ein DL-103 darf seine ganze Wucht und Wärme ausspielen; okay, Letzteres tönt vielleicht eine Spur schlanker und präziser als sonst, was dem japanischen Klassiker aber keinesfalls schadet. Der Arm ist im Handling völlig unproblematisch; es gibt halt, von der luxuriösen VTA-Verstellung abegesehen, keine großartigen Komfortspielereien – man muss ein bisschen Justagearbeit der altmodischen Art in den Raven 10.5 stecken, bis er zur Höchstform aufläuft. Dann allerdings spielt er auf absolutem Top-Niveau; in unserem Tonarm-Fundus jedenfalls fand sich nichts, was der Schönheit aus schwarzem Aluminium und Edelstahl ernsthaft gefährlich werden konnte.

Fazit

TW Acustic macht beim Tonarm da weiter, wo die Laufwerke angefangen haben: auf Weltklasse-Niveau. Der Raven 10.5 bietet jedwedem üblichen Abtaster eine ungemein stabile Basis, die sich in einer sehr breitbandigen und dynamischen Wiedergabe niederschlägt.

Kategorie: Tonarme

Produkt: TW Acustic Raven 10.5

Preis: um 4000 Euro

3/2010
Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb TW Acustic, Herne 
Telefon 02325 668484 
Internet www.tw-acustic.de 
Gewicht (in Kg)
Garantie (in Jahre)
Effektive Länge (in mm): 267 
Überhang (in mm): 15.8 
Kröpfung (in °): 20.5 
Effektive Masse (in Gramm) 14 
Unterm Strich... » TW Acustic macht mit beim Tonarm da weiter, wo die Laufwerke angefangen haben: auf Weltklasse-Niveau. Der Raven 10.5 bietet jedwedem üblichen Abtaster eine ungemein stabile Basis, die sich in einer sehr breitbandigen und dynamischen Wiedergabe niederschlägt. 
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Datum 09.03.2010, 11:34 Uhr
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