Kategorie: Tonarme

Tonarm Clearaudio Profiler


Mit sanfter Gewalt

Tonarme Clearaudio Profiler im Test, Bild 1
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Clearaudio renoviert langsam, aber sicher seine Tonarmpalette durch. Der jüngste Spross der Zunft aus dem mittelfränkischen Erlangen hört auf den Namen Profiler und stellt sich als sehr gelungene Addition zum Portfolio heraus.

Und wieder einmal frage ich mich, wo die Zeit geblieben ist: Cleraraudios „Tracer“, den ich gerade noch als die soeben erst neu erschienene Drehtonarmofferte von Clearaudio wähnte, war bereits vor fünf Jahren bei uns zu Gast und führt seitdem ein eher unauffälliges Leben im Vergleichsgerätefundus. Was beileibe nichts Negatives ist, ganz im Gegenteil: Der mittlerweile 2500 Euro teure Tracer erweist sich immer wieder als klanglich neutraler und vollkommen zickenfreier Arm für ein weites Feld von Abtastern.

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Den brandneuen „Profiler“ hat Clearaudio unmittelbar unterhalb des Tracers positioniert, der Hersteller nennt ihn auf der hauseigenen Webseite „Bindeglied zu Vollständigkeit des Portfolios“. Was ich, ehrlich gesagt, ein bisschen lieblos finde und Sie dürfen mir glauben, dass es ein paar sehr viel bessere Gründe gibt, sich den Neuen mal etwas genauer anzusehen. Mit 1900 Euro liegt er in einer preislich attraktiven Region – wir leben ja schließlich in Zeiten, in denen man für den kleinsten Reed-Tonarm schon über 3000 Euro berappen muss, ein SME kostet ebenfalls ab (knapp) 3000 Euro, lediglich Regas und Pro-Jects gibt’s für merklich weniger Geld. Die Aufzählung erhebt natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, mir ging’s nur darum, bei den bekannteren Herstellern zu bleiben.   

Wenn Clearaudio-Arme auch erfahrungsgemäß in erster Linie im hauseigenen Ökosystem des Herstellers zum Zuge kommen, gibt es keinerlei Grund dafür, die piekfein verarbeiteten Preziosen nicht auch auf gänzlich anderen Laufwerken einzusetzen. Der Clearaudio macht es uns da sogar besonders leicht: Die Neunzöller – dazu zählt auch der Profiler – brauchen standardmäßig einen Einbauabstand von 222 Millimetern und sind mit einem Rega-kompatiblen Schaft ausgestattet, soll heißen: Zur Befestigung braucht’s eine Durchgangsbohrung von rund 25 Millimetern Durchmesser, beim Einsatz des mitgelieferten Flansches ein paar Millimeter mehr: jener wird zudem mit drei Schrauben befestigt. Da ist ein weithin übliches Standardmaß und lässt sich im Zweifelsfalle bei einer Vielzahl von Plattenspielern auch im Nachhinein realisieren.   

Es bietet sich an, den Profiler seinem großen Bruder Tracer gegenüberzustellen. Hier lässt sich nämlich genau erkennen, wo der Hersteller ein wenig gespart hat und wo er kein Kompromisse eingegangen ist. Beginnen wir mit der Lagerkonstruktion – die ist nämlich in beiden Fällen identisch. Tracer und Profiler werden in der Horizontalen (also bei der Drehbewegung über die Platte) von zwei extrem leichtgängigen Wälzlagern im Armschaft geführt, während fürs Auf und Ab eine Spitzenlagerung mit Saphiren zum Zuge kommt. Beides sind seit vielen Jahrzehnten erprobte Vorgehensweisen, die hier zweifellos sehr hochwertig (aka spielfrei und leichtgängig) umgesetzt wurden.
Tonarme Clearaudio Profiler im Test, Bild 3
Besonderes optisches Kennzeichen des Profilers ist die abgerundete „Glocke“ über dem, Vertikallager
In beiden Fällen sitzt die Vertikallagerung unter einer schützenden Aluminiumglocke, deren Unterschiede lediglich optischer Natur sein dürften. Während die Lagerung beim Tracer ein Tonarmrohr aus Kohlefaser führt, kommt beim Profiler eines aus Aluminium zum Einsatz. Die Gewichtsunterschiede zwischen beiden dürften gering sein, leider drückt sich Clearaudio immer ein bisschen vor der Angabe einer effektiven Masse. Sie dürfte in beiden Fällen jedoch sicher im mittelschweren Bereich liegen, was mit den meisten in Frage kommenden Tonabnehmern harmonieren sollte. Beide Rohre sind zylindrisch ausgeführt, das des Profilers wurde zudem mit nicht näher spezifizierten Dämpfungsmaßnahmen ausgestattet. Metall- und Carbonausführungen klingen definitiv unterschiedlich, eine qualitative Gewichting zwischen beiden Herangehensweisen würde ich jedoch nicht wagen.   

Unterschiede gibt’s auch an beiden Enden des jeweiligen Rohres. Beim Tracer kommt ein klassisches aus Aluminium gefrästes gekröpftes Headshell zum Einsatz, beim Profiler eine sehr flexible Variante im „Schröder-Style“.
Tonarme Clearaudio Profiler im Test, Bild 5
Das Headshell erlaubt eine Einstellung sowohl von Kröpfung als auch vom Überhang
Hier sind sowohl Kröpfung als auch Überhang variabel, dafür braucht’s bei der Einstellung jedoch auch etwas mehr Fingerspitzengefühl. Am gegenüberliegenden Ende gibt’s beim Profiler einen einfachen Gewindezapfen, auf den das zylindrische verchromte Messing- Gegengewicht aufgeschraubt wird. Das geht ziemlich schwer, verstellt sich dafür aber auch nicht so leicht. Die Verbindung ist schwingungsdämpfend realisiert. Beim Tracer geht das Ganze komfortabel, hier lässt sich das Gewicht über einen hinten am Armrohr angebrachten Drehknopf fein verstellen. Außerdem lässt sich hier eine Zusatzmasse aufs Gegengewicht aufschrauben, falls es einen besonders schweren Abtaster auszubalancieren gilt. Antiskating? Aber ja doch. Per Drehknopf an der Armbasis einstellbar, genau wie beim Tracer. In beiden Fällen ist das Headshell verdrehbar montiert, ein Azimutjustage ist also möglich. Beide Arme werden mit einer einteiligen Direktverkabelung geliefert. Beim Tracer gibt’s das etwas hochwertigere Clearaudio Sixstream als Leitung, beim Profiler heißt die Leitung „Direct Wire Plus“.   

Zur Montage und Einstellung liegt beiden die gleiche Schablone bei, was ob der sehr ähnlichen Geometrie von Tracer und Profiler auch völlig korrekt ist. In der Praxis funktioniert die dünne Kunststoffschablone sehr gut, die Einstellung des Montageabstandes klappt genau so unproblematisch wie die Einstellung von Kröpfung und Überhang. Wer den Montageabstand noch komfortabler mit einem externen Messwerkzeug einstellen will, der wird sich über die kleine Mittenmarkierung oben auf dem Lagerdeckel freuen.   

Bei mir durften Profiler und Tracer wechselweise auf einem Clearaudio Ovation ihr Können beweisen, was sie denn auch höchst überzeugend taten. Und weil wir’s hier mit potenten, hochpreisigen Kombinationen zu tun haben, sollte auch der Abtaster von entsprechender Qualität sein: Das Hana Umami Red erwies sich an beiden Armen als Volltreffer. In beiden Fällen begeisterte die Wiedergabe durch ihre sehr farbige und lebendige Gangart. Dynamisch würde ich dem Tracer minimal bessere Noten verleihen als dem Profiler, der dafür mit seiner sonoren und entspannten Gangart zu gefallen wusste. Bei Chet Bakers ruhigem, melancholischen Meisterwerk „Chet“ würde ich dem Profiler gar den Vorzug geben, er wirkt hier stimmiger und atmosphärisch dichter. Beide Clearaudios befleißigen sich einer sehr tiefen und fein gestaffelten Raumdarstellung, das können auch deutlich teurere Arme nicht merklich besser. Wenn stimmliche Fähigkeiten gefragt sind (so wie bei Hannah Reid, London Grammar), dann punktet der spritzige und gerade am oberen Ende des Spektrums sehr fein auflösende Tracer. Und wer Rock’n’Roll pur will, der entscheidet sich für den Profiler, schraubt das unvergleichliche Mustang MM darunter und fliegt mit den Spacelords unvergleichlich ab. Großartige Kombi, fürs Musikhören mit dem Bauch gibt’s zu diesem Preis kam Besseres.

Fazit

Clearaudios Profiler erweist sich als universeller Arm mit druckvoll-sonorer Gangart, ausgezeichnetem Handling und perfekter Verarbeitung. Entsprechend kombiniert, ist er eine optimale Komponente für betont emotionales Musikhören.

Kategorie: Tonarme

Produkt: Clearaudio Profiler

Preis: um 1900 Euro

6/2023

universeller Arm mit druckvoll-sonorer Gangart, ausgezeichnetem Handling und perfekter Verarbeitung.

Clearaudio Profiler

Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Clearaudio, Erlangen 
Telefon 09131 40300100 
Internet www.clearaudio.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Effektive Länge (in mm): 239,58 mm 
Gewicht: 510 g 
Unterm Strich... »Clearaudios Profiler erweist sich als universeller Arm mit druckvoll-sonorer Gangart, ausgezeichnetem Handling und perfekter Verarbeitung. Entsprechend kombiniert, ist er eine optimale Komponente für betont emotionales Musikhören. 
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