Kategorie: Tonarme

Tonarm Korf Audio TA-AF9


Die Härte

Tonarme Korf Audio TA-AF9 im Test, Bild 1
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Tonarme zählen zu den Dingen bei der Plattenwiedergabe, wo hier und da noch ein paar echte Innovationen möglich sind. Was zum Beispiel dieses schöne Stück hier überzeugend beweist.

Wann ich zum ersten Mal im Netz über Alexey Korf gestolpert bin, kann ich gar nicht mehr so genau sagen – es ist eine ganze Weile her. Für Aufmerksamkeit sorgte der Blog, den er mit Akribie auf seiner Webseite betreibt und auf dem er immer wieder Dinge über die Schallplattenwiedergabe veröffentlicht, die es einfach sonst nirgends zu lesen gibt. Er steigt dort ganz tief in sehr spezielle Probleme ein und dokumentiert seine Forschungen mit beeindruckender Gründlichkeit, denn: Alexey Korf betreibt einen nicht unerheblichen messtechnischen Aufwand bei seinen Forschungen. So hat er sich zum Beispiel lange Gedanken darüber gemacht, wie man das Schwingungsverhalten von Headshells messtechnisch bestimmen kann.

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Ein Resultat dessen ist sein eigenes Keramik-Headshell mit SME-Anschluss, dass es für 200 Euro zu kaufen gibt. Alexey Korf ist russischstämmig und betreibt seine Firma im niederösterreichischen Klosterneuburg – was für sich betrachtet schon eine sehr exotische Konstellation darstellt. Das allerdings sorgt für eine gewisse geografische Nähe zu München und so bot sich die Gelegenheit, den Mann vor ein paar Jahren auf der High End persönlich kennenzulernen. Das Resultat dessen ist diese Geschichte über Alexeys neuen „großen“ Tonarm, auf den er verständlicherweise unglaublich stolz ist.  

Die Anfänge der Entwicklung gehen, wie man seinem Blog entnehmen kann, mindestens bis ins Jahr 2018 zurück. Jetzt ist er fertig und ich freue mich sehr, als einer der Ersten darüber berichten zu dürfen. Den TA-AF9/10 gibt’s, wie die Typenbezeichnung schon andeutet, in neun oder zehn Zoll effektiver Länge. Beide Varianten kosten dasselbe, nämlich 3200 Euro. Dass man sich hier die zum Teil dreisten Aufpreise für ein etwas längeres Armrohr spart, finde ich schon mal sehr sympathisch. Es gibt wahlweise einen Linn-kompatiblen Flansch oder eine SME-“Schiebebasis“. Ich hatte letzere, die kostet 200 Euro Aufpreis. Der Einbauabstand des Neunzöllers beträgt 214 Millimeter, seine effektive Masse 21 Gramm. Alexey Korf belegt in seinem Blog übrigens messtechnisch eindrucksvoll, dass man sich bei der effektiven Masse nicht zuviele Gedanken machen sollte, der Parameter ist in der Praxis weit weniger wichtig als angenommen.   

Lagertechnik


Bei der Frage nach dem Lager gibt’s die erste faustdicke Überraschung: der TAAF9 ist nämlich teilweise ein kardanisch gelagerter Tonarm. Für die vertikale Auslenkung kommen zwei Siliziumnitridlager zum Zuge, die mit die geringsten Losbrechmomente aller erhältlichen Wälzlager haben.

Tonarme Korf Audio TA-AF9 im Test, Bild 3
Im Lagerblock versteckt sich unter anderem das trickreiche Flexlager
Bei der Auslenkung in der Horizontalen kommt ein Lager nach dem „Flexure Pivot“-Prinzip zum Einsatz. Für den Begriff habe ich keine gute deutsche Übersetzung gefunden, weshalb ich mir erlaube, es einfach „Flexlager“ zu nennen. Dabei kommt die Funktion dadurch zustande, das Lagerelemente auf Biegung belastet werden. Das funktioniert im Bereich eher geringer Auslenkungen ausgezeichnet, hat keinerlei Losbrechmoment, kein Reibung, es muss nicht geschmiert werden und hat eine unbegrenzte Lebensdauer und ist auch noch elektrisch leitfähig. Das Prinzip ist über 60 Jahre alt und es darf als erstaunlich gelten, dass es bis heute gedauert hat, bis es Einzug in einen Tonarm gehalten hat. Bei Korf hat man es elegant verpackt, der Lagerblock des Arms sieht von außen vollkommen unschuldig aus und fühlt sich genau so an wie ein klassischer kardanisch gelagerter Tonarm. Eine Möglichkeit zur Azimutverstellung gibt’s auch, nach Lösen einer Schraube oben auf dem Lagergehäuse kann das Armrohr verdreht werden. Ein Indikator zeigt dabei die Nullstellung an.  


Das Armrohr


Das Tonarmrohr ist ein relativ dünnes Keramikrohr. Trotzdem verfügt es über die doppelte Festigkeit eines gleich schweren Stahlrohrs und gar die sechsfache Stabilität eines entsprechenden Aluminiumrohrs. Damit passt es perfekt zum Keramik- Headshell, das das vordere Ende des Arms ziert. Eine separate Leitung dient der Erdung des Abtastergehäuses, denn Headshell und Armrohr sind einsichtigerweise elektrisch nichtleitend. Als Innenverkabelung kommen Cardas-Litzen zum Einsatz, die in ein extrem filigranes Kupfergeflecht zur Abschirmung eingezogen werden. Zum Lieferumfang gehört ein zweiteiliges Gegengewicht. Der Zweite Teil kommt nur bei schweren Abtastern zum Einsatz. Natürlich ist der TA-AF9 in der Höhe verstellbar. Wenn er, wie hier, in der SME-Basis eingesetzt wird, klemmt diese den Armschaft in der gewünschten Höhe. Mittels einer Rändelschraube kann die gewünschte Höhe vorgegeben werden, so dass sich die Einstellung nicht ändert, wenn der Schlitten verschoben wird. Ähnliches gilt für den Linn-Flansch. Auch hier hat der Konstrukteur die geimeinhin übliche unsägliche Madenschraube vermieden, die auf den Armschaft drückt und ihn unweigerlich verkratzt.   

Einstellschablone


Korf legt dem Arm eine besondere Einstellschablone bei. Das sauber 3D-gedruckte Teil wird direkt vor dem Headshell aufs Armrohr geklipst und bietet vorne eine Rinne, in der idealerweise der Abtastdiamant zu liegen kommt. Klingt gut, funktioniert in der Praxis aber nur sehr bedingt. Einerseits klappt das nur mit Tonabnehmern einer bestimmten (relativ großen) Bauhöhe, bei flacheren Abtastern hat die Nadel zu viel Abstand von besagter Rille, um sie sinnvoll positionieren zu können. Natürlich lässt sich der Korf auch mit jeder Standard-Einstellschablone perfekt justieren, der Hersteller empfiehlt die von Dr. Feickert. Antiskating? Gibt’s auch. Es lässt sich in bewährter Manier mittels eines kleinen Rändelrades von der Armbasis aus einstellen. Alexey Korf argumentiert völlig zu Recht, dass er nicht die beste Lagertechnik des Planeten einsetzt, um sich dann über ein Antiskating mittels Ausleger, Faden und Gewicht neue Losbrechmomente ins Boot zu holen.   

Montage


Die Montage erweist sich als vollkommen unproblematisch.

Tonarme Korf Audio TA-AF9 im Test, Bild 6
Von unten wird ein Anschlusskabel nach SME-Norm eingesteckt
Ich habe dem Air Force III in diesem Zusammenhang noch eine neue möglichst kompakte SME-Basis spendiert, auf der sich der Korf ganz ausgezeichnet machte. Von der Bedienung her ist der Arm vollkommen unprobelematisch. Er fasst sich gut an, alles wirkt hochwertig, der Lift hat genau das richtige Maß an Dämpfung und offenbar verträgt er sich mit einer großen Zahl von Abatstern. Schon mit meinem neuen Lieblings-MM, dem Rega ND-3, lässt der Korf ein auffälliges Maß an Klarheit und Transparenz erkennen. Unter dem Keramikheadshell wird der 230-Euro-Tonabnehmer gleich ein paar Klassen teurer. Und so staune ich nicht schlecht, mit welcher Inbrunst die Kombination Nick Caves düsteres Statement „Ghosteen“ reproduziert, wie energisch, emotional und getrieben der Australier hier zur Sache geht. Tonal gibt sich der Korf komplett unauffällig. Er zeichnet einen schön farbigen, aber weitgehend unauffälligen Tieftonbereich, der weder schlank noch übertrieben wirkt. Das zeigt sich auch, wenn das DS Audio DS003 den Platz des MMs einnimmt. Klar ist das eine andere Welt im Tiefton, aber der Korf domestiziert die extremen tieftonalen Fähigkeiten des elektrooptischen Abtasters vorbildlich. Das 2013er Remaster des 1962er Peter, Paul und Mary-Albums reproduziert die Kombi mit einer Dynamik, die man von einer Aufnahme aus dem Jahre 1962 kaum fassen kann, aber nichts wirkt übertrieben. Die Gesangsstimmen stehen wie angenagelt, nichts zittert oder wackelt gar. Tatsächlich dürfte das eine der spektakulärsten Tonarm-/ Systemkombinationen sein, die mir über die Jahre untergekommen sind. Das spröde Organ der brasilianischen Sängerin Dillon klingt intensiv wie selten erlebt und wer danach noch behauptet, analog klänge weich und ein bisschen gemütlich, dem ist nicht mehr zu helfen.

Fazit

Alexey Korfs neuer Tonarm ist ein Feuerwerk an guten Ideen und ein klangliches Meisterwerk: So direkt, transparent und intensiv haben die eingesetzten Tonabnehmer kaum jemals geklungen.

Kategorie: Tonarme

Produkt: Korf Audio TA-AF9

Preis: um 3200 Euro

10/2024

Alexey Korfs neuer Tonarm ist ein Feuerwerk an guten Ideen und ein klangliches Meisterwerk

Korf Audio TA-AF9

Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Korf Audio, Klosterneuburg, Österreich 
Internet www.korfaudio.com 
Garantie (in Jahre) 1 Jahr 
Gewicht ca. 500 g 
Unterm Strich... Alexey Korfs neuer Tonarm ist ein Feuerwerk an guten Ideen und ein klangliches Meisterwerk: So direkt, transparent und intensiv haben die eingesetzten Tonabnehmer kaum jemals geklungen. 
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Autor Holger Barske
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Interessante Links:
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