Kategorie: Tonarme

Einzeltest: StuDo Tonarm


Aus dem richtigen Holz

Tonarme StuDo Tonarm im Test, Bild 1
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Kennt man schon, hat man schon gesehen: Holztonarme sind weder eine neue Erfindung noch müsste man allzu lange nach ihnen suchen. Aber wenn jemand ein paar Sachen zusätzlich noch ziemlich richtig macht, dann werden wir doch neugierig

Ich meine, es war auf dem Analogforum 2016, als ich zum ersten Mal an einem „Stand“, der nicht mehr als ein Stehtisch im Raum mit den Schallplattenhändlern war, ein paar bemerkenswerte Tonarmkonstruktionen bewundern konnte. Ein Gespräch mit dem Erbauer war dagegen nicht möglich, zu heftig war der Tisch von interessierten Messebesuchern belagert. Nun, das Gepsräch haben wir inzwischen im kleineren Kreise nachgeholt mit dem Resultat, dass wir hier nun einen der in Handarbeit hergestellten Arme präsentieren können. StuDo leitet sich ab von Udo Steinbüchel, seines Zeichens Inhaber, Entwickler und Mechaniker in Personalunion.

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An seinen Tonarmen hat er eine ganze Weile getüftelt und dabei durchaus Lehrgeld in Form vieler Fehlversuche und Ausschuss bezahlt. Das mit dem Geld ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen: Massivholz, wenn es nicht gerade Kiefer oder Fichte ist, geht heutzutage richtig ins Geld, vor allem, wenn man mindestens 10 Jahre lang abgelagertes Holz benötigt. Und damit sind wir schon bei einem der neuralgischen Punkte bei der Arbeit Steinbüchels: Das Armrohr aus Holz. Klar: Das Lagern das Materials ist enorm wichtig; gerade bei einem in der Geometrie und Maßhaltigkeit so kritischen Thema wie Tonarmbau. Hier darf einfach nichts mehr arbeiten und sich verziehen. Da Steinbüchel Tonarme bis zu einer Länge von 16 Zoll anbietet (theoretisch ist sogar noch mehr möglich), muss er sich beim Bohren des Armrohrs einem erhöhten Risiko aussetzen. Selbst bei noch so penibler Einstellung der Maschinen: Hier gilt das Sprichwort, dass man nicht drinsteckt, wortwörtlich. Will heißen: In der Struktur des schönsten Stücks Holz, das man sich vorstellen kann, steckt eventuell eine kleine Unregelmäßigkeit, die den langen Bohrer auf die schiefe Bahn führt, und schon fängt der Spieler von vorne an. Zumeist geht es aber gut, und der schwierigste Part ist geschafft. Die vergleichsweise simplen Metallarbeiten führt der Konstrukteur ebenfalls weitgehend selbst aus. Und hier muss ich einmal anmerken, dass er das wirklich auf einem sehr hohen Niveau tut. Es gibt auf dem Markt ein paar kleine Manufakturen, die Holztonarme anbieten, aber mir ist keine bekannt, die auf einem so hohen Verarbeitungsniveau eingestiegen ist wie Studo. Da wackelt nichts, da gibt es kein Spiel, die Passform ist hervorragend. Der Übergang zwischen dem hölzernen Teil des Tonarms und dem metallenen ist perfekt gelungen. Und wer, wie ich, mit Erschrecken feststellt, dass der Tonarm sich in sich ein paar Millimeter verdrehen lässt, der darf erleichtert feststellen, dass es sich nur um die nicht arretierte Azimuteinstellung handelt. Standesgemäß handelt es sich beim Studo um einen Einpunkt-Tonarm. Und hier wird es interessant: Wo die meisten anderen Hersteller mit Auslegern und Lateralgewichten um die Lagereinheit herum hantieren, sieht man hier nichts davon. Das Einpunktlager selbst besteht aus einer winzigen Rubin-Lagerpfanne an der Spitze der Armbasis und dem Gegenstück dazu, einer Edelstahlkugel in einer Aussparung des Armrohrs. Darunter verbirgt sich eine weitere Lagerpfanne aus Rubin – die Kugel ist lediglich mit etwas Fett „eingeklebt“. Was man nicht sehen kann: Beide Rubinlagerschalen sind auf kleinen Neodym-Magneten montiert, die sich im Betriebszustand gegenseitig abstoßen, was die ohnehin schon sehr geringe Lagerreibung noch reduziert. Die Armbalance kann grob über das Gegengewicht eingestellt werden, das Feintuning erfolgt über das Verdrehen des Armrohrs. Zum Thema Gegengewicht: Betrachtet man den Studo-Arm, dann fällt auf den ersten Blick das gegenüber anderen Tonarmen merkwürdig verschobene Verhältnis zwischen Armrohr (sehr lang) und Gegengewichtseinheit (sehr kurz) auf. Das bedeutet: Das Gegengewicht ist schwer, sehr schwer. Trotz der silbernen Oberfläche: Es handelt sich hier nicht um ein Stück Aluminium, sondern um Elektrolytkupfer, das lediglich eine Aluminium-Ummantelung trägt. Somit sind zwei Forderungen an einen Tonarm mit einen simplen Konstruktion erfüllt: Erstens der tiefe Schwerpunkt und zweitens das Gegengewicht nahe am Lager. Ansonsten gibt es noch die üblichen Komfortmerkmale: Das Antiskating wird klassisch über ein am Faden hängendes Gewicht eingestellt. Eigene Wege ist Steinbüchel beim Armlift gegangen: Statt mit einem Hebel wird dieser über ein Rändelrad betätigt – sieht witzig aus und funktioniert. Vorne am Arm gibt es ein Headshell in Form eines Vierkants, in dem das Armrohr ausläuft. Dort wird eine mit entsprechenden Bohrungen versehene Metallplatte angeschraubt, an der vorher das System montiert wurde. Hier ist zu beachten, dass nur Schrauben mit dem üblichen Schlitzkopf verwendet werden können – die meisten Inbusschrauben lassen sich nicht voll in der Montageplatte versenken und würden die Montage am Arm vereiteln. Auf Nachfrage teilte uns der Hersteller mit, dass inzwischen zum Lieferumfang ein zweites, etwas dickeres Plättchen gehört. Hochwertige Steckerchen sorgen für den sicheren Kontakt mit dem System – auf der Gegenseite gibt’s bei unserem Test-Tonarm nur ein kurzes Kabelstück mit Cinch-Buchsen. Auf Wunsch kann hier natürlich bis zur Phonostufe durchverkabelt werden. Die effektive Masse unseres Palisander-Tonarms wird mit exakt 14,63 Gramm angegeben, also habe ich ihm erst einmal ein Phasemation PP-300 verpasst, das ich inzwischen in- und auswendig kenne. Im Spielbetrieb zeichnet sich der Zwölfzöller durch die Souveränität aus, die jeden guten Tonarm ausmacht. Die Sichtkontrolle, die ich bei Einpunktern immer wieder gerne durchführe, zeigt keinerlei Zittern oder Wackeln. Selbst bei verwellten Platten führt der Studo das montierte System souverän durch die Rille. Und akustisch? Nun, erst einmal das, was man von einem langen Tonarm erwarten darf: Hörbar souveränerer Umgang mit problematischen Dynamikspitzen nahe der Innenrille. Vor allem ältere Vertreter der Kategorie 12-Zoll-Tonarm erkaufen sich ihren geringeren Spurfehlwinkel mit einer gestiegenen Neigung zu Resonanzen im Armrohr. Das ist hier nicht der Fall – Holz verhält sich eben doch etwas anders als ein dünnwandiges Metallrohr. Auf jeden Fall gibt es keine parasitären Schwingungen, die irgendwo aus der Wiedergabe Energie herausnehmen und an der falschen Stelle wieder addieren würden. Was die tonale Balance angeht, ist der Studo perfekt ausgewogen und neigt keinesfalls zum Schönfärben und „Verrunden“, wie ich das bei Holztonarmen auch schon gehört habe. Der Studo lässt allen Systemen im Mitten- und Hochtonbereich freien Lauf und sorgt gleichzeitig für eine absolut kontrollierte und dabei dynamische Tieftonwiedergabe. Mit einem wirklich hochwertigen System spielt er durch seine Länge und die an allen Stellen durchdachte Konstruktion mit einer Souveränität, die aller Ehren wert ist.

Fazit

Ein Einstieg nach Maß in die Analogwelt: Der Studo ist ein optisch absolut schlichter und eleganter Einpunktarm, mit vielen richtigen Ideen konstruiert und damit absolut auf Augenhöhe mit den Großen der Zunft.

Kategorie: Tonarme

Produkt: StuDo Tonarm

Preis: um 2700 Euro

12/2017
Ausstattung & technische Daten 
Kontakt Studo Hifi , Niederkassel 
Telefon 02208 5615 
Internet www.studo-hifi .de 
Garantie (in Jahre) 5 Jahre 
Unterm Strich... Ein Einstieg nach Maß in die Analogwelt: Der Studo ist ein optisch absolut schlichter und eleganter Einpunktarm, mit vielen richtigen Ideen konstruiert und damit absolut auf Augenhöhe mit den Großen der Zunft. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 16.12.2017, 14:56 Uhr
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