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Klotz und Dose
Was tun, wenn man einen tollen Tonabnehmer mit extrem geringer Ausgangsspannung gebaut hat? Natürlich jemanden fragen, ob er nicht einen perfekt passenden Übertrager wickeln will!
Das hier ist die Geschichte einer sehr fruchtbaren europäischen Kooperation. Dabei herausgekommen ist die bemerkenswerte Kombination aus einem zum großen Teil in Frankreich gefertigten Tonabnehmer und einem ganz speziellen MC-Übertrager aus Berlin.
Die treibende Kraft zumindest hinter der Tonabnehmerseite der Geschichte ist ein Franzose namens François Saint-Gérand, der seit ein paar Jahren wie ein Wirbelwind die ziemlich erstarrte französische HiFi-Szene aufmischt. Eigentlich ist er, wenn ich mich recht erinnere, von Hause aus Sprachwissenschaftler, seine Passion aber gehört der Musikwiedergabe, vorzugsweise mit analogen Mitteln. Vor ein paar Jahren hat er mit zwei Kollegen zusammen angefangen, in Paris ein Unternehmen der besonderen Art ins Leben zu rufen.
Und hier kommt Michael Ulbrich ins Spiel. Der Berliner Ingenieur ist im richtigen Leben als „ITler“ tätig, auch er ist jedoch seit Jahrzehnten vom HiFi-Virus befallen. Sein technisches Rüstzeug lernte er nicht zuletzt in der Werkstatt seines Vaters, eines selbstständigen Rundfunk- und Fernsehtechnikers. Röhren hatte er also gewissermaßen in der Wiege liegen, da ist die Ausprägung eines entsprechenden Interesses nur folgerichtig.
Ich kenne Micha Ulbrich seit vielen Jahren als engagierten Teilnehmer zum Beispiel am European Triode Festival und habe diverse seiner Töne reproduzierenden Kreationen gehört. Die Verarbeitung von Tonabnehmersignalen beschäftigt ihn schon sehr lange, das Wickeln von Übertragern ist eines seiner diversen Steckenpferde. Dass er das irgendwann zur Profession macht, ist nur folgerichtig. Deshalb gibt es nunmehr sein kleines, aber feines Unternehmen namens „Consolidated Audio“, dessen zurzeit einzige Produkte MC-Übertrager sind. Außerdem war es unvermeidlich, dass François und Micha sich kennenlernen und dabei eine Art von Kooperation herauskommt. Und da ist er nun: Der Consolidated-Audio-Übertrager mit einem Übersetzungsverhältnis von 1:30 eigens fürs Sculpture A.4. Was natürlich nicht heißen soll, dass der Übertrager nicht mit anderen extrem leisen Abtastern funktionieren sollte.
Alle Consolidated-Übertrager stecken in großen runden Aluminiumzylindern, man sieht die „Monster Cans“ seit einiger Zeit auf vielen Messen im Einsatz. Fürs adäquate Verstärken der Signale des A.4 hat Micha Ulbrich alles verwendet, was gut und teuer ist: Die beiden Trafos sind auf Kerne aus nanokristallinem Kernmaterial gewickelt, das ist der feinste Stoff, der derzeit für Geld und gute Worte zu bekommen ist. Selbstverständlich wird mit Silberdraht gewickelt, auch die Spulen der Topversion des Abtasters bestehen aus diesem Material. Das hat seinen Preis: Der Übertrager kostet in dieser Version rund 4.000 Euro.
Bei einem Übersetzungsverhältnis von 1:30 „sieht“ der Tonabnehmer die Eingangsimpedanz der folgenden Verstärkerstufe um den Faktor 900 reduziert. Bei den üblichen 47 Kiloohm eines MM-Eingangs bedeutet das: Der Abtaster wird mit gut 50 Ohm abgeschlossen. Das Sculpture A.4 kann mit diesem Wert bestens umgehen, es ist ein sehr niederohmiger Abtaster mit wenigen Windungen – daher auch die geringe Ausgangsspannung. Der Übertrager hat noch ein paar Extrabuchsen, um auf der Sekundärseite weitere Widerstände parallelschalten zu können und somit die Abschlussimpedanz weiter zu senken. Ich hab‘s probiert und bin davon abgekommen, zumal die Maßnahme Pegel kostet.
Das Sculpture A.4 basiert von seiner Grundkonzeption her auf einem Denon DL-103. Was aber nicht heißt, dass es sich lediglich um eine der vielen Tuningvarianten des japanischen Klassikers handelt. Vielmehr haben sich die Konstrukteure einige Teile das Klassikers „ausgeliehen“ und ihren eigenen Abtaster dort herumgebaut. Man kann die Gene noch bei der vorderen Polplatte erkennen, ganz besonders bei der Anschlussplatte. Das ist nämlich genau die ohne farblich codierte Pins, bei deren Anschluss man immer nach der richtigen Zuordnung googeln muss.
Im Inneren ist das Alnico-Magnetsystem übrig geblieben, das war‘s im Wesentlichen. Das A.4 steckt in einem hübschen quaderförmigen Echtholzgehäuse und ist ob der geraden Kanten einfach zu montieren. Mit einer Nadelnachgiebigkeit von 12 µm/mN passt es bestens in mittelschwere Tonarme. Der Nadelträger ist ein Borstäbchen, an seinem Ende sitzt ein sehr kleiner Micro-Ridge-Diamant. All das ist Teil der konsequenten „Low-Mass“-Strategie des Herstellers. Die handgewickelten Spulen haben nur ein Zehntel der Impedanz derjenigen des DL-103 (sprich: vier Ohm) und wiegen entsprechend wenig – der geringe Drahteinsatz ist der Hauptgrund für die geringe Ausgangsspannung des Abtasters. Das A.4 will mit 20 mN Auflagekraft betrieben werden und ließ sich ohne Probleme im Headshell meines Reed 3P montieren. Zum Spielen habe ich mir die schön universelle AVM Ovation PH 8.3 ausgeliehen, die problemlos auch ohne Übertrager mit dem A.4 fertig wird. Davon allerdings rate ich ab, denn was A.4 und der Consolidated- Übertrager im Team zu vermitteln in der Lage sind, das ist wirklich etwas Besonderes. Es läuft eine der Soloplatten des nigerianischen Ausnahmemusikers Bibi Ahmed und ich bin spontan überwältigt: Sculpture und Consolidated agieren so flüssig, gelenkig und geschmeidig, dass der Begriff „analog“ förmlich plastisch greifbar wird. Die extrem gefühlvoll eingestreuten elektrischen Gitarrenparts drängen mit Feuer und Inbrunst in die erste Reihe, die Stimme hat Tiefe und Reife. Die Darbietung wirkt hoch emotional und der inhaltlich brisanten Thematik völlig angemessen. Beauftragt man den AVM mit der direkten Verstärkung des Tonabnehmersignals, fällt ein Teil der Magie in sich zusammen. Es fehlt Farbe, das Klangbild wirkt körniger. Vordergründige Dynamik ist da, aber das Feeling bleibt auf der Strecke. Ähnliches passierte mir mit Nina Simone: Ihr legendäres Konzert in der Carnegie Hall strotzt mit Übertrager nur so vor Geschmeidigkeit und Vitalität, ohne „die Dose“ wirkt der Sound zwar korrekt, aber auch technisch und uninspiriert. Um nichts in der Welt würde ich diese großartige Kombination trennen wollen, das ist ganz große Schallplattenwiedergabe!
Fazit
Da haben sich zwei gefunden: Das Sculpture A.4 läuft an dem Berliner Extremübertrager zu großer Form auf. So detailliert, plastisch und flüssig war Schallplattenwiedergabe selten.Kategorie: Tonabnehmer
Produkt: Sculpture A.4 MC 5,3 Ohms SHP
Preis: um 4900 Euro
Kategorie: Zubehör HiFi
Produkt: Consolidated Audio „Monster Can“
Preis: um 4000 Euro
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Internet | anamightysound.com |
Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
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Preis: | ca. 4.000 Euro |
Vertrieb: | Consolidated Audio, Berlin |
Telefon: | 030 49771162 |
Internet: | consolidated-audio.de |
Garantie: | 2 Jahre |
Unterm Strich … | Da haben sich zwei gefunden: Das Sculpture A.4 läuft an dem Berliner Extremübertrager zu großer Form auf. So detailliert, plastisch und flüssig war Schallplattenwiedergabe selten. |