Einzeltest: Blue Horizon Spike Shoe extreme

Sie haben noch nie von Blue Horizon gehört? Da sind wir schon zwei. Aber Martin Klaassen, Chef von IDC Klassen, machte mir auf den Norddeutschen HiFi Tagen 2023 in Hamburg klar, dass das ein Versäumnis ist. Und er hat so was von recht.

Neue Marke, alter Hase

 
Auch wenn ich noch nie von der Marke gehört hatte, ist Blue Horizon weder brandneu noch vom Himmel gefallen sondern wurde 2008 von Keith Martin, dem Gründer und Geschäftsführer von IsoTek gegründet. Dort versammelt er alles, was nicht ins Portfolio von Isotek passt und ihm sinnvoll erscheint. Also praktisches, professionelles Audiozubehör, das aus den feinen Anlagen das Optimum heraus kitzeln soll.   

Spike oder nicht Spike

 
Nun oute ich mich mal, ich hab’s nicht so mit Spikes. Ich finde sie nervig, sie machen den Boden kaputt und ich zweifle ihre Wirkung an.

Wer sollte also besser geeignet sein, die Wirksamkeit eines Produkts, das als „Spike Shoe extreme“ bezeichnet wird, zu überprüfen. Was ist denn überhaupt ein Spike Shoe? Nun, das ein freundliches Zuhause für die bösen Spikes. Ich will das mal mit „Spikeschuh“ übersetzen, denn Spiketeller, die üblicherweise den unerwünschten Bodenkontakt von Spikes auffangen sollen, sind im Vergleich zu diesem Produkt nachgerade mittelalterliche Utensilien. Denn dort ruht der Spike einfach in einer Vertiefung und das war es mehr oder weniger. Das ist nicht übel, aber Lichtjahre davon entfernt, was dies Blue Horizon Spikeschuhe können.   

Extrem aufwändige Entkopplung

Es handelt sich hier ja sogar um einen „Spike Shoe extreme“, mit dem die Engländer den abgeleiteten Resonanzen vom Lautsprecher effektiv begegnen wollen. Extrem ist tatsächlich der Aufbau, denn Blue Horizon betreibt für die weiterführende Ableitung und Vernichtung der vom Lautsprecher kommenden Resonanzen einen enormen Aufwand. Der „extreme“ wird vom Hersteller als Multi-Resonanz-Diffusor bezeichnet, der über eine hohe Eigenmasse verfügt. Dafür arbeitet man zweigleisig.

Zuerst einmal werden die Resonanzen, die von Lautsprecherchassis- und Gehäusen kommen, durch ein sogenanntes „3-Simplex-Konzept“ schnellstmöglich abgeleitet. Diese Vibrationen werden dann im Spike Shoe selbst durch eine „chaotische Verbindung“ neutralisiert, sprich in Wärme umgewandelt. Die dafür eingesetzten, komplett unterschiedlichen Materialien befinden sich laut Hersteller an entgegengesetzten Enden des Elastizitätsspektrums. Durch diese Technik sollen sich die Vibrationen über ein großes Frequenzspektrum neutralisieren. Das klingt sinnvoll, denn ein Material alleine kann keine breitbandige Resonanzabsorption leisten. Ein weiterer Effekt oder besser das Ergebnis ihres aufwändigen Materialmixes soll der Umstand sein, dass die Blue Horizon Spikeschuhe keinen Eigenklang besitzen, was ja mehr als sinnvoll ist. Von ihrem Einsatz soll die Mikro dynamik profitieren, sich der Bass präzisieren und die Bühne deutlich erweitern.  

Aufbau, Funktion und Klang  

Wie genau die Blue Horizon Spikeschuhe das nun machen, bleibt letztlich Firmengeheimnis. Im Prinzip besteht ein solcher Schuh aus einer massiven Edelstahlhülle, die wie eine invertierte Glocke arbeitet. Das Grundmaterial ist massiver Edelstahl, der eine sehr kurze Resonanzzeit aufweist. Auf der Standfläche unten befindet sich eine Kork-Gummi-Mischung. Innen sind die Schuhe mit einem RDC-Gemisch ausgestattet, die eigentliche, Spikeaufnahme mit minimalem Kontakt leisten gehärtete Präzisonskugeln. Jeder Blue Horizon Spike Shoe Extreme verträgt punktuell 100 Kilogramm Gewicht, das bedeutet, so ein Viererset könnte einen Lautsprecher von bis zu 400 kg Lebendgewicht aufnehmen. Sie unterstützen aber auch andere mit Spikes ausgestattete Komponenten, deren Vibrationen mindestens so effektiv von ihrer Wirkung profitieren sollen: Laufwerke, Verstärker oder CD-Player. Nur tun sie das wirklich? Und ob. Ich finde, man sieht den Teilen schon an, dass sie funktionieren. Ich habe einen Verstärker und meine Lautsprecher, deren1 Ständer nun mal Spikes haben, damit ausprobiert. Und was soll ich sagen? Mein Eindruck ist richtig. Sowohl beim Verstärker als auch bei den Lautsprechern muss man nicht lange überlegen, ob eine etwaige Verbesserung eintritt. Denn es stellt sich ad hoc ein deutlich offenerer, entschlackterer, durchgezeichneter und besser feindynamisch strukturierter Klang ein. Die Musikwiedergabe ist ernsthaft entstresst, Langzeithören wird zum Standard: großartig. 

Fazit

Zubehör wie die Blue Horizon Spike Shoe extreme sind so etwas wie das Salz im audiophilen Klangmix. In Wirklichkeit erreichen sie Komponentenstatus. Unbedingt ausprobieren.