Kategorie: Schallplatte

Musikrezension: Charles Mingus - Mingus Ah Um (Jazz Images)


Charles Mingus - Mingus Ah Um

Schallplatte Charles Mingus - Mingus Ah Um (Jazz Images) im Test, Bild 1
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Wow, das swingt und jazzt! Charles Mingus’ Debüt für Columbia Records ist eine beeindruckende Schau der Talente des Bassisten und vielleicht der beste Einstieg für Mingus-Neulinge. Denn wenn Charles Mingus einen eigenen Ton hatte, dann ist es der des Openers von „Mingus Ah Um“, „Better Git It In Your Soul“: Warm, fließend-schreitend, perfekt für einen nicht ganz so ruhigen Sonntagmorgen, getragen von seufzenden Hörnern. Eine gesellige Atmosphäre, die nicht von gelegentlichen Zwischenrufen der Musiker im Studio gestört wird – im Gegenteil. Mingus, Sohn eines schwarzen Vaters und einer chinesisch-amerikanischen Mutter, die nur Kirchenmusik im Haus zuließ, umarmte den Blues und den Gospel seiner Wurzeln in der etwas linkischen, vorsichtigen Art und Weise, in der man einen guten alten Freund umarmt, den man schon lange nicht mehr gesehen hat. Oder vielleicht wie man seine vor Langem verlassene Heimatstadt vorsichtig umarmt, mit einer schwer beladenen und vielleicht schon tief vergrabenen Liebe. Der Kontrabassist spielt sich dennoch auch in diesem definierenden Track nie in den Vordergrund, sondern dient immer dem Wohl der Band. Das Album rollt von dort an so richtig rund und schön weiter. Und wenn „Better Git It in Your Soul“ eine Definition DES Mingus ist, so ist das Album insgesamt doch bemerkenswert vielfältig: Es gibt Stücke wie „Fables of Faubus“ oder „Jelly Roll“, die wie eine Analogie zu den frühen Beatles-Variationen des britischen Pop wirken, und die gleichberechtigt neben anspruchsvollen Pop- und Swing-Songs wie „Boogie Stop Shuffle“ und „Bird Calls“ (tolles Drum-Solo!) sowie der traurigen, geradezu ehrfürchtig intonierten Ballade „Goodbye Pork Pie Hat“ stehen. Die Harmonien erinnern fast ebenso oft an moderne klassische Musik wie an Blues, und die erstklassigen Instrumentalisten (Altsaxofon, Klarinette: John Handy; Altsaxofon, Tenorsaxofon: Shafi Hadi, Drums: Dannie Richmond; Piano: Horace Parlan; Tenorsaxofon: Booker Ervin; Posaune: Jimmy Knepper (A1, B1 bis B4), Willie Dennis (A2 bis A5)) geben sich ebenso viel Mühe, dem Ensemble Farbigkeit zu verleihen, wie dabei, ihre eigene Persönlichkeit in den meist kurzen Solos durchscheinen zu lassen. Ich bin sicherlich in Sachen Jazz nicht versiert genug, um zu beurteilen, was Mingus letztendlich zu Mingus macht, aber wenn ich „Ah Um“ höre, fällt mir wie mit kaum einer anderen Einspielung auf, dass Jazz durchaus auch ein wenig ... nun ja, lustig sein kann. Charles Mingus ist eben nicht elegant und poetisch, sondern kann grob, (fahr-)lässig, mit großem Gestus und geradezu schlüpfrig spielen. Seine Kompositionen klingen, wenn sie live gespielt werden, teilweise ungeschliffen und wie von der Leine gelassene wilde Hunde. Diese Musik hat Charakter – sie strahlt. Immer noch.

Charles Mingus

Mingus Ah Um


A1 Better Git It in Your SoulA2 Goodbye Pork Pie HatA3 Boogie Stop Shuffl eA4 Self-Portrait in Three ColorsA5 Open Letter to Duke
B1 Bird CallsB2 Fables of FaubusB3 Pussy Cat DuesB4 Jelly Roll

Label: Jazz ImagesBestellnummer: 37013

Fazit

Eine Platte wie eine Achterbahn – von ruhigen Strecken zu rasenden Abfahrten, immer mit Spaß, nie langweilig. Die tolle Optik der Jean-Pierre-Leloir-Version macht das Album endgültig zum Pflichtkauf für Jazzer.

Kategorie: Schallplatte

Produkt: Charles Mingus - Mingus Ah Um (Jazz Images)

10/2018
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