Kategorie: Schallplatte

Musikrezension: Walter Moers – Sprecher: Andreas Fröhlich (Der Hörbuchverlag)


Walter Moers – Sprecher: Andreas Fröhlich

Schallplatte Walter Moers – Sprecher: Andreas Fröhlich (Der Hörbuchverlag) im Test, Bild 1
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Dass ich das noch erleben darf: Einer meiner Lieblingsautoren auf einer Hörbuch-Schallplatte. „Walter Moers?“, werden Sie sich jetzt fragen – ist das nicht der mit dem ... Kleinen Arschloch? Richtig: Walter Moers begann seine literarische Karriere mit Comicbüchern, die absolut konsequent fernab jeglichen guten Geschmacks und Political Correctness wandelten – die dabei aber immer vor haarsträubender Fantasie und Absurdität nur so funkelten. Und Zweiteres konnte Moers auch in seine zweite literarische Karriere übertragen. Die Figur des Käpt‘n Blaubär kennen die meisten vielleicht aus dem Kinderfernsehen – aber genau dieser Blaubär ist auch Held des ersten Romans, der in Walter Moers fantastischer Welt mit dem Hauptkontinent Zamonien spielt. Die Lektüre dieses Romans kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen, der sich ein bisschen kindliche Fantasie und Humor bewahrt hat.
Schallplatte Walter Moers – Sprecher: Andreas Fröhlich (Der Hörbuchverlag) im Test, Bild 2Schallplatte Walter Moers – Sprecher: Andreas Fröhlich (Der Hörbuchverlag) im Test, Bild 3Schallplatte Walter Moers – Sprecher: Andreas Fröhlich (Der Hörbuchverlag) im Test, Bild 4
Die Zamonien-Bücher, vor allem die Hardcover, empfehlen sich auch wegen der opulenten Illustrationen, die Moers in seinem typischen Stil ausgeführt hat. Gleichzeitig kann ich auch die Hörbücher empfehlen, die der unvergessene Dirk Bach kongenial gelesen hat – mit Verve und Pathos hart an der Grenze zur Karikatur und damit genau richtig im Ton. Vor allem die drei großen Romane „Die 13 ½ Leben des Käpt‘n Blaubär“, der deutlich düsterere und manchmal recht blutrünstige „Rumo“, in dem ein Wolpertinger alles andere ist als das putzige Fantasiewesen in bayerischen Wohnstuben, und das sensationelle „Stadt der träumenden Bücher“, eine einzige Liebeserklärung an Literatur und Lesen, sollte man als Buch und Hörbuch besitzen. Was danach passiert ist, kann man nur vermuten, obwohl Walter Moers in seinem Klappentext zu „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ einen wenig verbrämten Hinweis darauf gibt, dass er sich zur Fertigstellung weniger motiviert denn vom Verlag gezwungen sah. Dementsprechend enttäuschend fällt die Fortsetzung aus: Ich kann mich noch erinnern, wie meine Illusion, es könnte in diesem Roman noch irgendetwas passieren, angesichts der schwindenden Zahl der noch kommenden Seiten mehr und mehr verflog. Stattdessen gab es über Hunderte von Seiten ermüdende Beschreibungen und einen Cliffhanger als Ende, der seit mittlerweile sieben Jahren im Raum steht. Statt die Trilogie zu Ende zu bringen, hat Moers andere Werke im zamonischen Raum angesetzt – so das ebenfalls etwas lahme „Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr“ und nun schließlich „Weihnachten auf der Lindwurmfeste“. Letzteres ist nur ein kurzes Essay aus der Feder des Protagonisten der „Stadt der träumenden Bücher“ Hildegunst von Mythenmetz, des größten lebenden Dichters Zamoniens. Nun muss man wissen, dass sämtliche großen Literaten Zamoniens nicht menschlich sind, sondern Lindwürmer – flugunfähige Saurier, die den „Lindwurmfeste“ genannten Felsen bewohnen, in dessen Inneren ein sagenumwobener Riesendiamant vermutet wird. Die Bewohner der Feste sind allesamt literarisch hoch begabt und haben eine gigantische Lebenserwartung von deutlich über 1000 Jahren, weswegen das Oeuvre eines Lindwurms schon einmal mehrere Hundert Bände umfassen kann. Mythenmetz lässt sich in dem kurzen Essay, das auf eine Schallplatte passt, über das Fest „Hamoulimepp“ aus, das verdächtige Parallelen zu unserem menschlichen Weihnachten aufweist, dann aber wieder in schrulligen bis absurden Bräuchen ausufert. Auch wenn es sich nur um ein kurzes Werk handelt: Ich freue mich, dass Moers hier wieder etwas zur alten Form und Fantasie findet und bin gespannt auf kommende Werke. Die Pressqualität des Albums ist einwandfrei – und wegen des hübsch gezeichneten Booklets ist die Schallplattenausgabe natürlich unbedingt zu empfehlen! Andreas Fröhlich als Sprecher reicht nicht an das Exaltierte eines Dirk Bach heran, macht seine Sache aber sehr gut.

Fazit

Schön gemachtes Hörbuch auf Schallplatte

Kategorie: Schallplatte

Produkt: Walter Moers – Sprecher: Andreas Fröhlich (Der Hörbuchverlag)

2/2019
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