Kategorie: Schallplatte

Musikrezension: Emil Berliner Studios – Direktschnitt (Berliner Meister Schallplatten)


Emil Berliner Studios – Direktschnitt

Schallplatte Emil Berliner Studios – Direktschnitt (Berliner Meister Schallplatten) im Test, Bild 1
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Aus den Emil Berliner Studios erreichen uns die ersten Exemplare einer vielversprechenden Serie von Aufnahmen, wie sie schon einmal in den späten 70er-Jahren populär waren, zumindest in eingeweihten Kreisen. „Direct to Disc“ lautet die Zauberformel – die nach dem Live- Konzert wohl unmittelbarste Variante des Musikhörens. Diverse Stufen zwischen dem musizierenden Künstler und dem Hörer fallen dabei einfach weg: Es gibt keine Zwischenaufzeichnung mehr, kein Überspielen, kein nachträgliches Mastern. Der Musiker spielt, daneben läuft die Schneidemaschine und kratzt alles genau so in die Lackfolie, wie es Künstler, Raumakustik und Tontechniker vorgeben. Das ist natürlich eine nervenaufreibende Angelegenheit für alle Beteiligten – in glücklichen Momenten dieser Art aufzunehmen, führt das extra ausgeschüttete Adrenalin zu einer besonders konzentrierten und hellwachen Interpretation.

Schallplatte Emil Berliner Studios – Direktschnitt (Berliner Meister Schallplatten) im Test, Bild 2Schallplatte Emil Berliner Studios – Direktschnitt (Berliner Meister Schallplatten) im Test, Bild 3Schallplatte Emil Berliner Studios – Direktschnitt (Berliner Meister Schallplatten) im Test, Bild 4
Und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass es sich bei den hier vorliegenden Rezensionsexemplaren um Mitschnitte dreier großartiger Aufnahmesessions handelt. Paavali Jumppanen kennt man vor allem durch seine Aufführungen der kompletten Beethoven-Klaviersonaten – an der Zahl vielleicht nicht so beeindruckend wie das Gesamtwerk anderer Komponisten, aber ungemein fordernd, was die Kraft angeht, und vor allem eine Frage der musikalischen Intelligenz, hat sich doch kaum ein anderer Künstler in seiner Schaffenszeit so dramatisch weiterentwickelt wie Beethoven. Dass Jumppanen interpretatorisch vielseitig ist, demonstriert er hier auf eindrucksvolle Weise: Ein Heimspiel hat er natürlich beim lyrischen Impromptu b-moll seines Landsmanns Sibelius. Und irgendwie logisch schließt sich daran Isoldes Liebestod in der höchst schwierigen Transkription Franz Liszts – der Pianist findet hier genau die heikle Balance zwischen Empfindung und Virtuosität. Beethovens 30. Klaviersonate in E-Dur schließt das Album würdig ab – auch hier stellt Jumppanen seine technischer Brillanz in den Dienst des Werks, das kaum einmal so leichtfüßig wirkte wie in dieser Einspielung. Ein ganz anderes Album ist die zweite Einspielung gewesen: Werke von Astor Piazzola standen auf dem Programm, als die Bolívar Soloists sich nach intensiver Probenarbeit zu den Aufnahmesessions einfanden, zu denen sogar Publikum geladen war, um das Live-Gefühl zu perfektionieren. Nun, die Musiker waren danach zufrieden – und der Hörer kann es auch sein. Die Musik des großen Grenzgängers zwischen klassischer Tradition und argentinischem Tango wurde selten einmal so intensiv und herausragend virtuos interpretiert wie auf diesem Ausnahmealbum. Die dritte Scheibe unseres kleinen Zyklus nennt sich „Occident & Orient“ – eine spannende Zusammenstellung, stellt sie doch originär orientalische Kompositionen Werken gegenüber, die durch und durch mitteleuropäische Komponisten aus morgenländischen Einflüssen heraus komponiert haben. Nun, zweitere Werke fallen von der Faszination her etwas ab gegenüber den wundervollen Klängen des Klarinettisten Kinan Azmeh, der als Solist zwei seiner eigenen Werke interpretiert. Auch hier ist man spiel- und aufnahmetechnisch absolut auf der Spitze. 

Fazit

Besser können Schallplatten nicht klingen – zum Glück des Hörers handelt es sich zudem bei den Alben nicht um reine Klang- Kabinettstückchen, sondern auch um musikalisch bedeutende Interpretationen.

Kategorie: Schallplatte

Produkt: Emil Berliner Studios – Direktschnitt (Berliner Meister Schallplatten)

11/2013
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