Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: VPI Traveler


Leichtes Gepäck

Plattenspieler VPI Traveler im Test, Bild 1
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VPI hat ganz klar ein Herz für den Normalsterblichen. Nach dem Classic mit seinem hinreißenden Retro-Charme steht nun sogar ein Gerät in der gehobenen Einsteigerklasse auf dem Programm. Für den guten Preis wurde allerdings eine scheinbar unverrückbare VPI-Konstante geopfert

Mitspieler


Tonabnehmer:

 VdH DDT-II Special
 Nagaoka MP-500
 Zyx R100 Yatra
 Benz ACE L

Phonoverstärker:

 Quad Twentyfour Phono
 ASR Mini Basis

Verstärker:

 WLM Sonata
 DIY 2A3 SE

Lautsprecher:

 Cessaro Chopin
 K+T MiniMonitor TS
 K+T Nexus

Zubehör:

 Netzleisten von PS Audio, Silent Wire
 Kabel von van den Hul, Horn Audiophiles
 Basen von Liedtke Metalldesign, Thixar und Accurion 


Gegenspieler


Plattenspieler:

 Luxman PD-171
 Acoustic Solid WTB-111

Der Einpunkt-Arm ists, der dran glauben musste: Zum kundenfreundlichen Endpreis von 1.750 Euro für den kompletten Plattenspieler gibt es keinen JMW-Arm – das wäre einfach nicht mehr kalkulierbar gewesen. Wer jetzt befürchtet, dass man bei VPI schnell mal einen Arm zusammengeschustert oder gar einen der geläufigen OEM-Arme montiert hat, der sieht sich aufs Angenehmste enttäuscht.

Plattenspieler VPI Traveler im Test, Bild 2Plattenspieler VPI Traveler im Test, Bild 3Plattenspieler VPI Traveler im Test, Bild 4Plattenspieler VPI Traveler im Test, Bild 5Plattenspieler VPI Traveler im Test, Bild 6Plattenspieler VPI Traveler im Test, Bild 7Plattenspieler VPI Traveler im Test, Bild 8
Wenn ich mal etwas kalauern darf: Dieser Arm hat Hand und Fuß. Im wahrsten Sinne des Wortes der Dreh und Angelpunkt ist die Lagereinheit, in der verstellbare Edelstahlspitzen in Lagerpfannen aus Saphir eintauchen und durch eine ausgeklügelte gefederte Lagerung spielfrei arbeiten. Die vertikale und die horizontale Lagerung verteilen sich auf zwei konzentrisch angeordnete Ringe, durch die der Armschaft geführt wird. Das funktioniert nicht nur astrein, das sieht auch noch gut aus. Äußerst gediegen ist die Führung des Gegengewichts, das man nicht einfach per Hand auf dem Schaft hin und her schiebt oder schraubt – nein, man reguliert die Balance und die Auflagekraft mit einer feinfühlig dosierbaren Rändelschraube. Am anderen Ende des zehn Zoll langen Tonarms sitzt das Headshell in der Form, die man auch von den JMW-Einpunktern kennt. Und auch bei der Verkabelung hat man sich gar nicht erst bemüht, sie irgendwie im Schaft verschwinden zu lassen - wie gehabt werden die vier verzwirbelten Drähtchen oben herausgeführt und in einem eleganten Bogen zu ihrer verriegelbaren DIN-Steckverbindung auf der Zarge geführt. Und hier ist Harry Weisfeld von VPI zu seiner ursprünglichen Einstellung bezüglich Antiskating zurückgekehrt: Wer will, stellt die Kraft Pi mal Daumen über die Kabel durch weiteres Verdrehen des Steckers ein, wer nicht will, der lässt es eben und bekommt einen virtuellen Schulterklopfer vom Firmengründer, der mir seine Abneigung gegen Antiskating schon bei unserem ersten Telefonat vor Jahren verdeutlicht hat. Anschluss findet der Traveler über zwei Cinch-Buchsen am Terminal an der Rückseite der Zarge. Für ein Erstlingswerk ist der Tonarm jedenfalls extrem gut gelungen – hier erkennt man die große Erfahrung des Herstellers, der sich offensichtlich seinem guten Namen verpflichtet sieht, ganz anders als so mancher Mitbewerber aus amerikanischen Landen. Den Tonarm wird es übrigens im Laufe des Jahres auch einzeln zu kaufen geben – in der Preisklasse unter 1.000 Euro ein echt ernst zu nehmender Konkurrent für einen Markt, der seit Jahren quasi kampflos zwei oder drei Platzhirschen überlassen wurde. Der flach bauende Traveler hat die bekannte VPI-Form: Ein an den Ecken großzügig verrundetes Rechteck, das in diesem Fall aus zwei Schichten aufgebaut ist. Auf einer Trägerplatte aus recht massivem POM sitzt ein etwas überstehendes Rechteck aus lackiertem Aluminium, so gibt man Resonanzen trotz der „Leichtbauweise“ keine Chance. Um ein jüngeres Publikum anzusprechen, bietet man gegen einen kleinen Aufpreis die Topplatte auch in diversen Modefarben an. Das ganze Konstrukt steht auf den bekannten VPI-Spikes, die unten allerdings nicht in Stahl-Halbkugeln auslaufen, sondern ebenfalls in einem dämpfenden Material. Das hat auch alles seine Richtigkeit – meine Erfahrungen mit Laufwerken unterhalb einer bestimmten Gewichtsklasse bestätigen, dass die leichten „Brettspieler“ eher vom Untergrund entkoppelt werden sollten. Für den Antrieb setzt man auf einen kräftigen Synchronmotor, der wie beim VPI Classic mit in der Zarge sitzt. Sieht man genauer hin, kann man erkennen, dass es sich von der Größenordnung her durchaus um eine normale VPI-Motordose handelt, die fast die gesamte Höhe der Zarge inklusive der Spikes einnimmt und einfach in die Zarge eingesetzt wurde. Seine konstant 600 Umdrehungen pro Minute bringt der Motor über ein zweistufiges Pulley für die 33er- und 45er-Geschwindigkeit und einen Rundriemen auf den Teller. Dieser ist für einen Großteil des nicht unerheblichen Gewichts des Travelers verantwortlich und besteht immerhin aus auch Aluminium – das ist in dieser Preisklasse durchaus ein Unterscheidungsmerkmal zu diversen günstigeren Lösungen. Der Teller besitzt zur Bedämpfung innerer Resonanzen eine festgeklebte Auflage und wird mit einem aufschraubbaren Mitteldorn auf dem in der Zarge montierten Tellerlager fixiert. Dieses weicht ebenfalls von dem üblicherweise invertierten VPI-Lager ab und hat eine klassische versenkte Lagerbuchse mit Edelstahldorn und eingepresster Keramikkugel. Das Lager macht wie der restliche Plattenspieler einen sehr guten Eindruck – Laufgeräusche sind jedenfalls kein Thema. Der Traveler ist der vor etwas mehr als einem Jahr verstorbenen Sheila Weisfeld gewidmet, die mehr als 35 Jahre lang die gute Seele von VPI gewesen ist und für alle Kunden und Geschäftspartner stets ein offenes Ohr hatte. Ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf des Travelers kommt wohltätigen Zwecken zugute. Und das sollte bei dem Auftritt, den der kleine VPI hinlegt, ein voller Erfolg werden: Selten habe ich einen so erwachsen klingenden Nachwuchsplattenspieler gehört: Stabil und wuchtig macht sich der doch recht schmächtige Traveler akustisch doch deutlich größer und schwerer, als er tatsächlich ist. Hier kann man erkennen, dass die Bauweise eines Laufwerks durchaus nicht immer gleich V8-Motorblock-Ausmaße annehmen muss – es reicht, wenn man an den richtigen Stellen Masse zugibt und solide baut, um gefährlich nah an die ganz großen Vorbilder heranzurücken. Der Traveler zumindest macht dies sehr gut – er baut ein sehr „großes“ Klangbild auf, das über einen gefühlt sehr weiten Frequenzgangbereich reicht und an den Extremen im Bass und in den Höhen auch nicht verwischt oder aufweicht, wie das bei so manch anderem „schmalen Hemd“ der Fall ist. Erst im Vergleich zu einem richtig schweren Dreher wie unserem Luxman PD-171 zeigt dann doch, dass Masse durch nichts zu ersetzen ist, außer durch noch mehr Masse – die Unterschiede sind aber kleiner, als man meinen möchte. In Sachen dynamischer Bandbreite macht dem Traveler auch so schnell keiner was vor. Alle unsere kleinen „Brettspieler“ kamen mit schnellen Einsätzen nicht so gut klar wie der VPI – erst der Acoustic Solid WTB-111, der ja mit seinem Metallteller ähnlich aufgebaut ist wie unser Proband, kann hier mithalten. Allerdings merkt man dem deutlich günstigeren deutschen Laufwerk an, dass es durch seinen Tonarm doch etwas limitiert ist. Denn hier zahlt sich die neue VPI-Eigenentwicklung aus: In Sachen Feindynamik und Kontrolle macht der Traveler-Tonarm einen ausgezeichneten Eindruck und arbeitet die Eigenschaften selbst von Systemen heraus, die genau so viel oder noch mehr wie der gesamte Plattenspieler kosten – Hut ab! Natürlich fehlt ihm die ganz große Eleganz, mit der die wunderbaren VPI-Einpunktarme glänzen – dies macht er aber durch seine Stabilität, Ruhe und Übersicht mehr als wett. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er in der Summe sogar den einen oder anderen Tonarm im eigenen Hause ein paar Kunden kostet, die lieber auf einen klassischen kardanischen Arm setzen als auf einen Einpunkter, der zumindest einmal etwas aufwendiger justiert werden möchte. Die Qualitäten dazu jedenfalls hat er. Mit dem vdH DDT-II Special, das ja nicht allzu hart aufgehängt ist, spielt der Traveler jedenfalls ganz wunderbar – und das zu einem Gesamtbudget, für das man anderweitig vielleicht ein äußerlich dickeres Laufwerk bekommt, dann aber noch keinen guten Abtaster besitzt. Diese Kombination jedenfalls macht unglaublich großen Spaß – der Traveler rockt und groovt, dass kein Auge trocken bleibt, und macht im nächsten Moment nach einem Musikstilwechsel den ganz großen Konzertsaal auf, in dem ein Symphonieorchester in allen Lagen brilliert. Und diese Universalität ist die ganz große Stärke des neuen, nur optisch und auf der Waage kleinen VPI.

Fazit

Das unternehmerische Risiko einer kompletten Neuentwicklung hat sich gelohnt. Der VPI Traveler ist mit seinem sehr soliden Laufwerk und dem wunderbaren neuen Tonarm in seiner spärlich besetzten Preisklasse der Plattenspieler, an dem sich alle anderen messen müssen

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: VPI Traveler

Preis: um 1750 Euro

3/2013
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 21.03.2013, 09:14 Uhr
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