Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: TechDas Air Force III


Runde drei

Plattenspieler TechDas Air Force III im Test, Bild 1
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Es ist ja nun nicht so, dass der japanische Hersteller TechDAS mit seinen beiden ersten luftgelagerten Plattenspielern der Air Force-Baureihe die Szene nicht schon gründlich auf den Kopf gestellt hätte. Aus meiner jetzigen Perspektive sage ich Ihnen: Alles Quatsch

Nachgefragt habe ich nicht, zugegeben. Aber wenn die herumgeisternden Zahlen korrekt sind, dann kostet das TechDAS-Spitzenmodell Air Force One mittlerweile sechsstellig. Was zwar abstrus ist, von dem Gerät aber auch mit einer atemberaubenden Performance belohnt wird: Ich erinnere mich gerne an das Gastpiel des japanischen Wahnwitz-Drehers, der die Maßstäbe in Sachen Plattenspieler gründlich ins Wanken gebracht hat. Letztes Jahr dann hatte ich das keinesfalls kleinere Vergnügen, mich einige Zeit mit dem ähnlich aufgebauten, in erster Linie beim Chassis abgespeckten Air Force Two auseinandersetzen zu dürfen.

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Der für – ich weiß nicht mehr genau – knapp 40000 Euro oder so nicht wirklich schlechter spielte als der große Bruder. Der mag wegen seines immens aufwändigen Entkopplungssystems Vorteile haben, wenn man seinen Plattenspieler auf einer im Wind schwankenden Gerüstbohle betreiben muss. Wieso das alles Quatsch sein soll? Weil es jetzt den einzig wahren, den richtigen, den echten und allein seligmachenden Air Force gibt, den mit der Typennummer römisch drei. Den, auf den die Welt gewartet hat. Zumindest der Teil davon, der willens und in der Lage ist, 25000 Euro für ein nacktes Schallplattenlaufwerk auszugebe. Und wieso den und keine anderen? Weil er der einzig legitime Nachfolger seiner berühmten Ahnen aus den späten Siebziger und frühen Achtziger Jahren mit dem Namen ist, der bei Fans der Materie auch heute noch einen Ruf hat wie Donnerhall: Micro Seiki. Einen der großen Micros zu ergattern ist heutzutage nur noch zu Preisen möglich, hinter denen sich ein nagelneuer Air Force III gar nicht mehr schamhaft verstecken braucht – mit dem kleinen Unterschied, dass es hier ein nagelneues Gerät mit bestem Support gibt und kein 35 Jahre altes Risiko mit zumindest nicht ganz einfacher Ersatzteilversorgung. Der „Dreier“ sieht endlich so aus wie die alten Micros: eine minimalistische quadratische Zarge mit vier Lagertürmchen an den Ecken, an denen man bis zu vier Tonarmen befestigen kann. Mit links an der Seite stehendem Antriebsmotor. Welchem Fan des japanischen Ausnahme-Engineerings wird da nicht warm ums Herz? Und wenn jemand eine solche Maschine in der heutigen Zeit bauen darf, dann ist es Hideaki Nishikawa, der hat das nämlich auch schon damals getan. Man kann am Air Force III viel über das berühmte japanische Engineering lernen. Und wenn man das Gefühl dafür bislang nicht hatte, dann stellt es sich im Umgang mit dieser Maschine ein, verbunden mit der etwas bitteren Erkenntnis, dass es das in dieser Konsequenz heutzutage noch bei Accuphase gibt, aber danach wird´s schon dünn. Beim Air Force III, und das sage ich nicht oft, habe ich keine Verbesserungsvorschläge mehr. Die Maschine ist der perfekte Plattenspieler. Einer, der jederzeit auf den Punkt funktioniert (Notitz an mich selbst: den inflationären Gebrauch des Begriffs „perfekt“vermeiden), mit so zemlich jedem Tonarm des Weltmarktes kombinierbar ist und ob seiner Vielfältigkeit die optimale Basis für den engagierten Vinylfan ist. Oder für den Chefredakteur eines Analog-HiFi-Magazins, der andauernd Arme und Systeme wechselt. Ich wage zu behaupten: Auch Nishikawa-San hat über die Evolution seiner aktuellen Modelle hin zur Nummer drei noch ein paar Dinge gelernt. Das Gerät bedient sich genau so selbstverständlich und rund wie beiden großen, das Setup allerdings geht noch einfacher und intuitiver. Ich hab das jetzt dreimal gemacht und schaff´s in unter einer halben Stunde. Mit zwei Tonarmen. Als Laufwerksbasis dient, wie beim großen Einser, ein solider Block aus Aluminium. Das vorne angeflanschte Bedienteil ist übrigens gar nicht angeflanscht, sondern selbstredend mit aus dem großen Block gefräst. Nur mal so, im wahrsten Sinne des Wortes, am Rande. Vier von oben feinfühlig in der Höhe verstellbare Füße erlauben ein penibles Justieren in der Waagerechten. Das funktioniert per Inbusschlüssel durch die Armaufnahmen – natürlich auch mit montierten Armen. Oben auf der Zarge liegt eine Glasplatte, in der Mitte ist der Lagerblock eingesetzt. Der Plattenteller ruht auf einem konischen Zapfen, die Tellerachse wird von oben in den Teller geschraubt. Das Lager ist ein ziemlich komplexes Gebilde, weil hier ja die Luft hindurch transportiert werden muss, die das 30 Mikrometer dünne Polster zwischen Glasplatte und Tellerunterseite bildet, auf dem der neuen Kilogramm schwere Teller schwebt. Zusätzlich muss Luft von der Telleroberseite weg transportiert werden, weil hier die Platte per Unterdruck angesaugt wird. Dieses Lager ist eine ingeniöse Meisterleistung und einfach nicht mehr zu verbessern. Punkt. Durch die Glasplatte lugt außerdem ein Sensor, der die tatsächliche Drehzahl des Tellers misst und an die Motorsteuerung weiterleitet: Jawohl, hier wird mit langen Zeitkonstanten auf Nenndrehzahl geregelt. Beim Hochlaufen dauert´s auch immer einen Moment, bis das Display „Lock“ vermeldet und die Drehzahl auf den Punkt stimmt. Die Regelung will übrigens nach dem Aufbau einmal „angelernt“ werden, das geht über eine bestimmte Tastenkombination. Der Sinn der Sache besteht darin, die eingestellte Riemenspannung mit ins Kalkül zu nehmen. Der Riemen ist übrigens ein sehr dünner Flachriemen mit Gewebeeinlage, der so gut wie nicht dehnbar ist. Er stellt das Bindeglied zwischen Telleraußenrand und Motorpulley dar. Der gewichtige Antrieb wohnt links in einer runden Behausung und ist mit drei Füßen ebenfalls in der Höhe verstellbar. Er sollte mit einer Dosenlibelle auf dem Pulley waagerecht ausgerichtet werden. Innerhalb der „Dose“ ist der Motor nach rechts verschieb- und per Klemmschraube arretierbar, was der Einstellung der Riemenspannung dient. Diese sollte nicht so hoch sein, der Hersteller hält den Parameter aber nicht für kritisch. Kunststück, er hat ja auch eine Motorregelung, die das mit einbezieht. Telleroberseite. Sie ist mit einem weichen schaumstoffähnlichen Material beschichtet, innen am Label und außen am Rand gibt´s zwei Silikonlippen, die bei der Plattenansaugung für Dichtigkeit sorgen. Diese Ansaugung ist übrigens eine feine Sache. Ein simpler Druck auf den „Suction“-Taster und die Platte wird unverrückbar auf den Teller gepinnt. Das ist der einzige Vorgang, bei dem das Luftsystems des Air Force II ganz leise hörbar ist, ansonsten verrichtet es seine Dienst in perfekter Stille. Ich kann das beurteilen, ich wohne neuerdings nachts extrem ruhig und bin für Störgeräusche von der Anlage sehr sensibel. Hier gibt´s keine. Die Ansaugung schafft es auch, unspielbar verwellte Platten perfekt gerade zu bekommen, man muss ihr dann nur durch Herunterdrücken der Platte an der richtigen Stelle helfen, das Vakuum aufzubauen. Allein das macht diesen Plattenspieler schon zu einer absoluten Ausnahmeerscheinung. Luftversorgung und Motorsteuerung übernimmt ein unauffälliger schwarzer Kasten, der über zwei Schläuche (Überdruck, Unterdruck) und ein vielpoliges Steuerkabel mit dem Laufwerk verbunden wird. Er sieht nicht ganz so mondän aus wie beim Air Force Two, tut aber dasselbe.Zu bedienen gibt´s da gar nichts, das Ding darf also im Verborgenen werkeln. Sie wollen Tonarm montieren? Dafür braucht´s Armbasen. Der Hersteller liefert Montageplatten in zwei verschiedenen Längen. Die kurze sollte für die meisten Tonarm bis mindestens zehn Zoll Länge reichen, für Zwölfzöller gibt´s eine entsprechend längere Version, Die Armbasen sind gegossene und überfräste Aluminiumteile, die ja nach Tonarm passend bearbeitet werden müssen. Für Standardaufnahmen gibt´s natürlich vorgefertigte Modelle. Ihre Befestigung am Laufwerk zaubert ein weiteres Lächeln ins Gesicht von Leuten mit Spaß an gutem Engineering: Die Basen werden auf einen der Lagertürme geschoben und ruhen unten auf einer Kunststoffscheibe. Die Durchgangsbohrung ist oben konisch aufgeweitet, ein entsprechend geformter Edelstahlkonus wird mit einer Verschraubung gegen die Vertiefung in der Basis gepresst. Das sorgt für bombenfesten Halt und perfekt waagerechte Ausrichtung: Das ist aufwändig, dafür kann man´s aber auch nicht besser machen. Großartig. So nebenbei: Die lange Tonarmbasis trägt übrigens an der Oberseite einen zusätzlichen Steg zur Stabilisierung. Details, die aus einem guten Produkt ein herausragendes machen. In Sachen Geometrie haben sich Nishikawa-San und seine Mannen wirklich Gedanken gemacht: Die vier Ecken des Laufwerks können nicht nur theoretisch Arme aufnehmen, sondern auch in der Praxis. Die Abmessungen von Laufwerk und Motor sind so konzipiert, dass das auch wirklich passt ohne anzuecken. Der Air Force III ist immer noch kein kleiner Plattenspieler, begnügt sich mit einem rechts hinten angeschlagenen Arm aber mit einer Gesamtbreite von 55 Zentimetern, in der Tiefe braucht´s unter 40. Je nach Art und Anzahl und Art der montierten Arme kann´s natürlich ein bisschen mehr werden. Ich hab´s bei zweien bewenden lassen. Den Platz an der Sonne rechts hinten bekam ein SME3500 zugewiesen, in dem das Lyra Etna seine Bahnen ziehen durfte. Parallel zur Hinterkante des Laufwerks zog der Reed 3p mit dem Atlas ein. Gewiss, die Bestückung entbehrt nicht eines gewissen Luxus, aber wir wollen doch wissen, was das Ding kann, oder? Dabei wäre das auch, wie sich später herausstellte, mit einem Audio Technica-MM für 20 Euro machbar gewesen: Die ersten Töne von einem Air Force sind einfach immer wieder erschütternd und ein schlagender Beweis dafür, wie lohnend der hier getriebene Aufwand ist. Die ersten Minuten gehören Lisa Gerrard und Brendan Perry: Das 1996er Dead Can Dance-Album „Spiritchaser“ sorgt für erstes staunendes Kopfschütteln. Etna, SME und Air Force spielen baie aller Komplexität extrem reduziert und disziplinert. Die tieferen Lagen der Percussion tönen ungemein straff und leicht, obenherum schwirren alle möglichen Klangfragmente durch den Raum. Es entsteht eine fantastische Dreidimensionalität, die durch rein gar nichts verschleiert wird. Die ungeheure Transparenz, die der Air Force zu liefern ist, kommt von seiner Störgeräuscharmut: Es gibt einfach merklich weniger Rillengeräusche als anderswo. Außeden gibt´s da so einen schwer zu definierenden tieffrequenten Nebel, der nur dann auffällt, wenn er nicht mehr da ist: Beim Air Force III ist das ganz eindeutig der Fall. Und so sehr ich ihn auch schätze: Mein guter alter Fat Bob muss angesichts dieser Demonstration von Präzison einfach passen: Er tönt zwar schön kernig und geradeaus, schafft aber die Variabilität und Leichtigkeit der japanischen Maschine nicht. Bei Dead Can Dance nicht, bei Joni Mitchells „California“ und „This Flight Tonight“ auch nicht. Hier zieht der Air Force mit merklich mehr Luft und Ausdruck in der Stimme davon. Aus der Distanz ermittelbare Unterschiede zu den beiden großen TechDAS-Laufwerken kann ich nicht ferststellen. Selbst wenn die da sein sollten, ficht das die Qualitäten des kleinen Air Force nicht an: Der spielt so deutlich jenseits meines gewohnten Standards, dass mich die Begegnung damit mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurücklässt.

Fazit

Die TechDAS-Plattenspieler definieren  das  derzeit Machbare, das gilt auch für den Air  Force III. Er klingt beispiellos durchsichtig,  leichtfüßig und weiträumig und  kann mit seiner Vakuumansaugung  auch Platten perfekt spielen, die  sonst verloren wären.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: TechDas Air Force III

Preis: um 25000 Euro

10/2016
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Einstein Audio, Bochum 
Telefon 0234 9731512 
Internet www.einstein-audio.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Ausführungen k.A. 
B x H x T (in mm)
Laufwerk: 550/400/200 
Speiseteil Steuereinheit 350/160/270 
Gewicht (in Kg) ca. 35 kg (Laufwerk) / ca 9 Kg (Steuereinheit) 
Unterm Strich... » Die TechDAS-Plattenspieler definieren das derzeit Machbare, das gilt auch für den Air Force III. Er klingt beispiellos durchsichtig, leichtfüßig und weiträumig und kann mit seiner Vakuumansaugung auch Platten perfekt spielen, die sonst verloren wären. 
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Autor Holger Barske
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Datum 25.10.2016, 14:56 Uhr
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