Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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Der Feingeist
Der britische Plattenspieler- und Tonarmhersteller SME hat es uns in der jüngeren Vergangenheit nicht ganz einfach gemacht. Nachdem nunmehr die Rückkehr in ruhigeres Fahrwasser geschafft zu sein scheint, befassen wir uns mit Freuden wieder einmal mit einem Plattenspieler aus dem altehrwürdigen Hause.
Historisches
Die Geschichte ist zwar Legende, ein kurzer Anriss kann hier jedoch nicht schaden: SME wurde 1946 als „Scale Model Equipment“ von Alastair Robertson-Aikman im südenglischen Steyning gegründet. Zu Beginn fertigte man Präzisionsmodelle und Modellbauzubehör. Im Laufe der Jahre kamen diverse Geschäftsfelder hinzu, das Rückgrat bildeten bald Zulieferteile für die Luftfahrtindustrie. Ein erster Tonarm (3009 S1) entstand 1959 aus persönlichem Interesse des Chefs heraus, entwickelte sich jedoch schnell zum Verkaufsschlager. Das HiFi-Standbein des Unternehmens war geboren und existiert bis zum heutigen Tage neben dem Zuliefergeschäft.
Äußerlichkeiten
Als an die Laufwerksklassiker Model 10, 20 und 30 gewöhnter Mensch musste ich mich an das Model 6 (in der Classic-Ausführung 9000 Euro teuer) erst einmal gewöhnen, hier wird nämlich eine für SME gänzlich neue Designlinie etabliert. Das mit 42 Zentimetern Breite recht kompakte Grundgerät baut auf einer an den Ecken gerundeten Platte in schwarzer Strukturoptik auf. In Sachen Formgebung wirkt das deutlich „normaler“ als das, was wir bislang aus Steyning gewohnt waren. Hinzu gesellt sich das separate, im Verhältnis recht große Speiseteil in gleicher Optik, dass ob des großen zentralen Drehknopfes unweigerlich Assoziationen an einen Modellbahntrafo weckt. Auf dem Plattenspieler ist ein Tonarm vom Typ M2-9R montiert. Die Montage längerer Arme als neun Zoll ist nicht möglich.
Das Laufwerk
Die Laufwerksgrundplatte ist eine offenbar gegossene Platte aus einem nicht näher spezifizierten Kunststoff. Die strukturierte Oberfläche entsteht beim Gussprozess. Die Unterseite ist plangefräst, Öffnungen zur Aufnahme von Antriebsmotor und Tonarm werden ebenfalls eingefräst. SME setzt beim Material auf maximale Dämpfung und die ist zweifellos vorhanden: Die Platte wirkt beim „Klopftest“ tatsächlich vollkommen mausetot. Sie ruht auf vier Aluminium-Standfüßen, die mit einem sehr weichen Elastomer gefüllt sind, das sich ein bisschen wie Sorbothan anfühlt und für maximale Entkopplung vom Untergrund sorgt. Leider sind die Füße nicht höhenverstellbar, man braucht also einen von vornherein perfekt geraden Unterbau für das Gerät. Als Plattenteller fungiert eine ziemlich unspektakuläre Scheibe aus dem an dieser Stelle gerne verwendeten Kunststoff POM (Polyoxymethylen). Auf der Oberseite sind eine Reihe von kreisförmigen Linien eingearbeitet, die in erster Linie eine optische Funktion haben dürften. Die Verwendung einer Plattentellermatte ist möglich, vom Hersteller aber nicht vorgesehen. Der Teller ruht auf einem ziemlich kleinen Subteller, der per Gummiflachriemen vom verdeckt eingebauten Motor angetrieben wird. Der Subteller ist über die Tellerachse fest mit dem geschlossenen Lagerblock verbunden, über dessen Aufbau es keine weiteren Informationen gibt. Bis hier hin ist das eine pragmatische, vollkommen unaufgeregte Konstruktion, die vielleicht ein bisschen Originalität vermissen lässt, aber sicherlich gut funktionieren wird.
Motor und Antrieb
Den Antrieb legt SME in die Hände eines neu entwickelten Synchronmotors. Was de facto jahrzehntelang der Standardantrieb für riemengetriebene Plattenspieler landauf, landab war und in gemäßigten Preisklassen immer noch ist. SME spendiert seinem Motor eine per Mikrocontroller agierende Steuereinheit, bei der sich beide Drehzahlen mittels des großen Drehknopfes feinfühlig einstellen lassen. Was sich mir nicht so ganz erschließt ist der Umstand, das man zum Drehzahlwechsel den Antrieb grundsätzlich anhalten muss. Während der Motor selbst recht ruhig läuft, produziert das Steuerteil im Betrieb durchaus wahrnehmbare Geräusche. Das Gehäuse des Speiseteils besteht übrigens aus dem gleichen Material wie das des Laufwerks.
Tonarm
Der Tonarm vom Typ M2-9R ist in einer Vertiefung montiert. Die musste wohl wegen des dünnen Tellers sein, sonst würde der Tonarm trotz Höhenverstellbarkeit schlicht zu hoch stehen. In jener Vertiefung findet sich ein optisch wenig schmeichelhafter Aufkleber mit der Gerätebezeichnung, der wirklich nicht hätte sein müssen.
Der M2-9R verfügt über eine effektive Masse von 9,5 Gramm und zählt damit zu den leichteren Tonarmen am Markt. Die beiden vom Vertrieb mitgelieferten Ortofon-SPU-Modelle sind damit eigentlich nicht die geeigneten Spielpartner für den Arm, in der Praxis funktionierte das aber doch ziemlich gut. Die hoch dämpfende Konstruktion des Laufwerks sorgt dafür, dass die deutlich zu hoch liegende Arm-/Systemresonanz schlicht nicht angeregt wird. Insbesondere das SPU Synergy G wusste am SME zu gefallen. Tatsächlich habe ich es danach nicht geschafft, eine vergleichbar kräftige und sonore Basswiedergabe wie mit diesem Abtaster hinzubekomen. Weshalb die düsteren Zukunftsvisionen auf dem 2020er Album der Münsteraner Rocker von Long Distance Calling auch schön nachdrücklich und grollend tönten. Sogar mit solchem Material machte der SME klar, dass er ein Faible fürs Feine hat. Zwischenzeitlich habe ich das auf dem Papier deutlich besser zu dem Plattenspieler passende Skyanalog G-1 montiert und ECM-Jazz aufgelegt. Das klingt konzentriert, großräumig und sehr detailliert. Joe Lovanos Saxofon tönt gerade beim Anblasen sehr überzeugend, die getupften Schlagzeugbecken haben Farbe und Vielfalt – sehr gut. Der SME wirkt getragen und ernst, wie ein langjähriger Profi , der weiß, worauf es ankommt. „Cigarettes After Sex“ bestätigen sein Talent fürs Atmosphärische, Greg Gonzalez‘s einzigartige Stimme tönt hier betont geschmeidig und ausdrucksstark.
Fazit
Wer‘s besonders atmosphärisch mag, für den ist der SME ein exzellenter Plattenspieler. Freilich hat das Gerät ein paar konstruktive Eigenarten und ist nicht ganz preiswert.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: SME Model 6 Classic
Preis: um 9000 Euro
Der SME ist ein exzellenter Plattenspieler. Freilich hat das Gerät ein paar konstruktive Eigenarten und ist nicht ganz preiswert
SME Model 6 Classic
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenVertrieb | SME Deutschland, Münster |
Telefon | 0251 3270313 |
Internet | www.smeaudio.de |
Abmessungen | 420 x 128 x 320, 220 x 85 x 200 mm (Laufwerk / Steuergerät) |
Gewicht (in Kg) | ca. 9,1 / 2,05 kg |
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