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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Sikora Standard Max Black
Sikora Standard Max Black: Eine andere Art von Standard
„Standard“ – so heißt bei Sikora die mittlere von drei Baureihen. Was hier Standard ist, dürfte anderorts mit „Griff nach den Sternen“ tituliert werden
Wenn man sich mit Plattenspielern in dieser Klasse auseinandersetzt, dann sind es für mich oft die kleinen Dinge, die die Unterschiede ausmachen. Da wären zum Beispiel die Füße, auf denen die gewaltige (62 x 35 x 4 Zentimeter) Basis aus massivem Aluminium ruht, die integraler Bestandteil des Sikora Standard Max Black ist. Bei den Füßen handelt es sich um Edelstahlkegel mit fünf seitlich am oberen Rand gebohrten Sacklöchern. Die sind wichtig, weil man sie darüber mittels eines eingesteckten Stiftes bequem und feinfühlig verdrehen kann. Die Verbindung zur Basis übernimmt dabei ein Messing-Gewindebolzen mit Feingewinde. Die Materialkombination ist optimal, weil sie sehr leicht läuft und man kaum ein Losbrechmoment zu überwinden hat.
Das sind einfach so zwei vollkommen richtige Ideen, auf die der größte Teil der Laufwerksmanufakturen, die im fünfstelligen Preissegment tätig sind, nicht gekommen sind.Bei der „Max Black“-Ausgabe des mittleren Modells des polnischen Herstellers für 15600 Euro ist die Motorsteuereinheit in eben jener Basis integriert. Will sagen: Auf der Unterseite hat ein Fräsautomat Platz für eine Elektronik geschaffen, die wir uns bei dieser Gelegenheit kurz mal ansehen: Unter dem Edelstahl-Deckblech findet sich unter anderem ein Modul mit einem DDS-Generator- Chip. Die Abkürzung steht für „digitale Direktsynthese“ und ist eine höchst elegante Möglichkeit, auf digitalem Wege extrem fein einstellbare und quarzstabile Sinussignale zu erzeugen – genau das, was die Antriebsmotoren des Sikora (es gibt derer zwei) brauchen. Auch diese Technik, obschon bestimmt 20 Jahre alt, hat erst bei extrem wenigen Plattenspielerherstellern Einzug gehalten. Nur mal so als kleiner Hinweis.
Nun sind das alles keine bahnbrechenden Neuerungen, wenn man sich die Produkthistorie des polnischen Herstellers ansieht. Janusz Sikora und sein Sohn Robert fertigen mittlerweile seit 15 Jahren Plattenspieler und haben definitiv im Laufe der Zeit eine Menge über die Materie gelernt und zahlreiche gute Ideen entwickelt. Der Standard Max Black ist denn auch die nunmehr vierte Inkarnation des Gedankenguts des Vater-Sohn-Teams, dass wir Ihnen hier vorstellen. Das Modell ist kurz unterhalb des gewaltigen Topmodells „Reference“ einzuordnen, das 2018 bei uns zu Gast war. Hüben wie drüben dominiert konsequentes Vertrauen ins Prinzip „Masse“ das Bild. Was in diesem Falle in 83 Kilogramm jenes Konstruktionsmittels mündet. Recht nah verwandt ist der Standard Max Black mit dem Initial Max, den wir vor drei Jahren an dieser Stelle präsentiert haben. Beim Standard Max Black geriet der Materialeinsatz noch um Einiges höher, was sich in einem mehr als doppelt so hohen Gewicht bemerkbar macht. Fangen wir in der Mitte an – beim Plattenteller. Wiederum setzt Sikora auf eine POM-Scheibe, der mit einem eingearbeiteten Gussring zusätzliche Masse verliehen wurde. Der imposante Zylinder kommt hier auf eine Bauhöhe von zehn Zentimetern, hinzu gesellt sich ein weiterer Zentimeter für die Glasauflage mit Aluminium-Mittelteil, die Sikora den größeren Modellen spendiert. Das invertierte Tellerlager besteht aus einem Stahlstift mit Keramikkugel, im Teller steckt eine Bronzehülse als Gegenstück. Neues gibt’s bei der Montage der Lagerachse: Die sonst üblichen Durchbrüche in der Basisplatte rund um das Lager gibt’s hier nicht mehr, dafür aber einen vierlagigen Aufbau aus Aluminium- und Edelstahlkomponenten, der hier für noch mehr Ruhe sorgen dürfte.Den Vortrieb besorgen zwei bewährte VarioDrive-Antriebe von Pabst, die von der eingangs erwähnten Steuerung bedient werden. Sehr laufruhig und extrem leise, diese Motoren. Jeder bedient den Teller über zwei Vierkant-Gummiriemen, die ohne größeren Verdrehungen zu montieren etwas Fingerspitzengefühl erfordert.
Der Standard Max Black trägt serienmäßig zwei Tonarmbasen. Diese sind über je zwei Stahlstangen verdreh- und verschiebbar über Metallzylinder mit der Lauffwerksbasis verbunden, was reichlich Freiheitsgrade bei der Positionierung der Arme einräumt. Auf unserem Testgeräte war der der hauseigene Zwölfzöller KV-12 montiert. Auf der zweiten Basis hat Vertriebsmann Björn Kraayvanger einen zwölfzölligen Holländer namens Groovemaster 3 installiert, der zweifellos mal eine nähere Betrachtung verdient hat, an dieser Stelle aber nur als schmückendes Beiwerk dient. Den einpunktgelagerten KV-12 gibt’s hier mal in seiner „nativen“ gelben Version, bei dem die natürliche Farbe seines aus Kevlargewebe bestehenden Armrohres voll zur Geltung kommen darf. Hier ebenfalls montiert: Die optionale VTA-Justagevorrichtung, die eine sehr komfortable Höhenverstellung des Arms durch Verdrehen des großformatigen Rings an der Armbasis ermöglicht. Allerdings klettert der Preis des Arms dadurch von 5000 auf 6500 Euro. Definitiv ein ausgezeichneter Arm und einer, bei dem ich die Silikondämpfung für ein sehr sinnvolles Feature erachte, ohne sie braucht der Arm nach manueller Betätigung ziemlich lange, um zur Ruhe zu kommen. An der Aufhängung für das hängende Gegengewicht hat Kollege Schmidt anno 2019 schon dezente Kritik geübt, an dieser Stelle hätte ich auch den einen oder anderen Verbesserungswunsch: Das Gegengewicht mit einer spitzen Madenschraube auf einem Gewindestift zu arretieren sorgt für ein unerwünschtes „Raster“ bei der Gewichtsverstellung. Das ließe sich mit einer unten flachen Schraube leicht korrigieren. Der Hersteller gibt eine effektive Masse von 13 Gramm für den Tonarm an, was ich in Anbetracht der massiven Konstruktion für erstaunlich wenig erachte. Damit allerdings verträgt sich der KV-12 mit so ziemlich allen Tonabnehmern der Kategorie „mittelschwer“, auch dem DS Audio DS003, mit dem ich den größten Teil des Hörtests bestritten habe. Was mir gut gefällt ist das von oben verschraubte Headshell. Damit lässt sich ein montierter Abtaster leicht wechseln, man muss nur Auflagekraft und VTA nachstellen.
Der Tonabnehmereinbau geht ansonsten mit den bei einem Einpunkttonarm üblichen Besonderheiten einher: Den Azimut stellt man über das Verdrehen des besagten hängenden Gegengewichtes ein, wobei man immer Gefahr läuft, die Auflagekraft gleich mit zu verändern. Das zweite, kleine zylindrische Gegengewicht hilft jedoch dabei, die Auflagekraft auf den Punkt zu bekommen, ohne die Azimutjustage gleich wieder zu torpedieren.
Und wie klingt er nun, der 83-Kilo-Bolide? Genau so, wie man es von einer Maschine in dieser Güteklasse erwarten darf: Er hat die Erhabenheit und Souveränität, die nur große Masselaufwerke mit dieser Überzeugungskraft zustandebringen. Ein extrem niedriges Laufgeräusch fällt auf, auch das trägt dazu bei, dass der Sikora Töne aus dem vollkommen schwarzen Nichts explodieren lassen kann. Niemand demonstriert so etwas überzeugender als Chick Corea. Sein 1972er Meisterwerk „Return To Forever“ ist im Großen und Ganzen eine Aneinanderreihung dieser kleinen Explosionen. Jeder Anschlag seines E-Pianos ist eine kleine Sensation, jeder Ton eine Adrenalinschub. Großartig, wie perfekt sich Flöte und Schlagzeg von Coreas Tastenarbeit absetzen, wie zart die Vokalbegleitung über der Szene flirrt. Das ist ein tolles Beispiel dafür, dass sich „Masse“ nicht zwangsläufig nach „Schwere“ und „Trägheit“ anhören muss, sondern nach Authentizität und Stabilität. Wie groß der Unterschied zum Air Force III hier noch ist? Minimal. Der Japaner verfügt über eine praktisch identische Diktion, die relevanten Unterschiede macht hier der eingesetzte Tonarm. Wir probieren mal betont Audiophiles und lassen die unverwüstliche Kari Bremnes zu Wort kommen. Da ist er, dieser Ton. Diese düstere, aber gleichzeitig faszinierende Diktion, die den Hörer in „Det Vi Har“ hineinzieht. Es ist quasi unmöglich, sich diese Darbietung über Sikora und DS Audio ohne eine Gänsehauattacke nach der anderen anzuhören. Auch das ist Masse: die Fähigkeit, einfach zu überzeugen und keine Fragen aufkommen zu lassen.
Fazit
Sikoras zweitgrößter Plattenspieler demonstriert einmal mehr, wie überzeugend große Masselaufwerke reproduzieren können: unerschütterlich, ergreifend, emotional.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Sikora Standard Max Black
Preis: um 15600 Euro
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Telefon | 02065 544139 |
Internet | www.enhifi.de |
Abmessungen | 620 x 350 x 410 mm (BxHxT) |
Gewicht (in Kg) | ca. 83 kg |
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