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Von wegen Mittelfeld
Der hat uns in der Tat noch gefehlt: Regas in der Mitte der Produkthierarchie angesiedeltes Plattenspielermodell Planar 6. Dazu passend: Das neue Excalibur-Spitzen-MC Platinum
Schuld ist der Planar 10. Ganz klar. Wäre dieses nahezu unverschämt kurz und kleinreduzierte Plattenspielerchen nicht gewesen, dann hätte ich vermutlich so schnell nicht schon wieder um die Zusendung eines Rega-Drehers gebeten. Zudem um einen, den es schon seit rund drei Jahren gibt. Doch er ist nun mal nicht wegzudiskutieren, der RP10, der zu Beginn des Jahres ein paar Wochen bei mir zu Gast war und der sich so unverschämt nahe an die echten Großkaliber in Sachen Plattenwiedergabe gespielt hatte. Ob das nicht auch ein paar Nummern günstiger geht als für die 5000 Euro, mit denen das Spitzenmodell aus dem englischen Südosten zu Buche schlägt? Zumal relativ schnell klar wurde, dass man beim RP6 für 1300 Euro – um den geht’s hier – in vielen Fällen die gleichen oder zumindest sehr ähnliche Materialien bekommt, tatsächlich sogar sehr viel mehr davon als beim RP10. Holz und Holzwerkstoffe? Das war einmal beim Plattenspielerbau à la Rega.
Heutzutage verlässt man sich auf hochmoderne „Funktionswerkstoffe“ in verschiedenen Darreichungsformen.
Er war der erste Plattenspieler, bei dem Rega dieses Material einsetzte. Über dieser Platte dreht ein Plattenteller aus Glas. Ein Material, bei dem sich zahlreiche „Experten“ ob seiner Klingelneigung mit Grausen abwenden, hier allerdings zu unrecht: Der RP6-Teller nämlich ist aus zwei – sogar verschiedenfarbigen – Schichten Glas zusammengeklebt und benimmt sich diesbezüglich deutlich friedlicher. Ein Übriges tut die unverzichtbare Filzmatte, die den Kontakt zwischen Platte und Teller herstellt. Das Tellerlager des Planar 6 ist Regatypisch kompakt und schlicht gehalten: Unten aus dem Metall-Subteller ragt eine eher dünne Stahlachse, die in einer Büchse aus Messing steckt, eine Kugel nimmt die Kräfte in der Vertikalen auf. Der Teller liegt nicht flächig auf dem Innenteller auf, sondern nur auf sechs kleinen Stegen an dessen Außenrand – das ist schon lange Standard bei Rega. Angetrieben wird über den Außenrand des Innentellers, die Kräfte überträgt ein weicher und sehr lose sitzender Rundriemen aus einem „EBLT“ getauften Material. Der Motor ist ein 24-Volt-Modell, bei dessen Ansteuerung Rega nichts dem Zufall überlässt: Den Job macht eine externe Steuereinheit namens „Neo“. Darin steckt erstaunlich viel Elektronik; die Steuerung wird individuell auf jeden Motor abgeglichen, was minimale Motorgeräusche und Vibrationen garantiert. Ein Geschwindigkeitsumschaltung ist so auch elektronisch möglich – manuelles Riemenumlegen ist also nicht erforderlich. Zwischen Tellerlager und Tonarmbasis spannt Rega auch beim Planar 6 zwei gelochte „Brücken“: eine aus Metall auf der Oberseite, eine aus Kunststoff unten. Diese leichte und steife Verbindung kennen wir schon von anderen Modellen. Der Tonarm hört auf den Namen RB330 und dürfte die aktuelle Inkarnation dessen sein, was einmal der berühmte RB300 war. Das bekannte konische einteilige Metallguss- Tonarmrohr wird wie gehabt in Kugellagern geführt, am Ende sitzt sein kompaktes Gegengewicht aus Edelstahl. Die Auflagekraft wir teils per Gewichts-, teils per Federkraft eingestellt.
Das Antiskating besorgt ein federbelasteter Mechanismus, er wird mit einem verschiebbaren Knopf vorne an der Armbasis justiert. Das ist alles sehr typisch Rega, es wirkt modern und ausgeschlafen, fasst sich gut an und ist zweifellos ein gelungenes Destillat aus vielen Jahren Plattenspielerentwicklung. Bei der Tonabnehmerwahl gibt’s eine Vielzahl von Möglichkeiten, der Vertrieb hat uns eine besonders kompromisslose mitgeliefert: das neue Topmodell der hauseigenen Marke Excalibur namens Platinum. Mit 1300 Euro kostet es genau so viel wie der Plattenspieler, was eine eher unübliche Relation ist, aber ich kann Ihnen versichern: Der Planar 6 verträgt dieses Kaliber. Wie alle Excalibur-Tonabnehmer arbeitet auch das Platinum nach dem MC-Prinzip. Es steckt wie seine Kollegen auch in einem von Designer Helmut Thiele erdachten Kunststoff-Body, der in diesem Falle in ein Chrom-Outfit gesteckt wurde. Die eingesetzten Komponenten unterscheiden sich deutlich von denen in den kleineren Modellen. So hat das Platinum mit einem Innenwiderstand von 7,5 Ohm die niederohmigsten Spulen der Baureihe, hier wurde auf wenig Draht und damit eine geringe bewegte Masse gesetzt. Dass dabei trotzdem hoch anständige 0,45 Millivolt herauskommen, dürfte einem besonders effektiven Magnetsystem geschuldet sein. Das Platinum darf sich als einziger Abtaster der Reihe über einen massives Borstäbchen als Nadelträger freuen. An seinem Ende sitzt ein ziemlich kleiner Diamant mit Microridge-Schliff, auch den gibt’s nur beim Topmodell. Das sind alles sehr hochwertige Zutaten, die sonst nur bei deutlich teureren Abtastern zu finden sind. Das Resultat ist eine mit 6 µm/mN am härteren Ende von mittelhart angesiedelte Nadelnachgiebigkeit, wie bei allen anderen Excalibur-Abtastern auch. Sie laufen erfahrungsgemäß bestens in Rega-Tonarmen. Das Platinum fühlt sich bei einer Auflagekraft von 20 Millinewton am Wohlsten.
Bei der Abschlussimpedanz muss man wie immer experimentieren und seine Lieblingseinstellung herausfinden: Bei Montage auf dem Planar 6 bin ich bei 100 Ohm gelandet, in anderen Konstellationen habe ich mich mit 300 Ohm wohler gefühlt. Die Kombination beider Komponenten jedenfalls darf man ruhigen Gewissens als absoluten Volltreffer bezeichnen. Ich hatte eigentlich ein betont quirliges, leichtes Klangbild erwartet, aber das ist nur zum Teil korrekt: Tatsächlich nämlich finde ich die schiere Substanz, die P6 und Platinum liefern, besonders auffällig. Wir legen „Recollection Of What Never Was“ von der Frankfurter Post-Rock-Band „The Clouds Will Clear“ auf und ich staune nicht schlecht: richtig satt, warm und fett, was Rega und Excalibur da von der genreuntypisch ausgezeichnet produzierten Scheibe holen. Fein ausdifferenziert, breitbandig, komplett – so wollen wir das. Das mit der Breitbandingkeit, das ist etwas, was das Platinum besonders auszeichnet, wie es später auch in anderen Kombinationen beweist. Bis dahin freuen wir uns an der strammen, disziplinierten Art, mit der Rega und Excalibur mit Henry Mancinis Filmmusikklassikern umgehen. Die Bläser sitzen auf den Punkt, der Kontrabass swingt – da ist er wieder, dieser schön tiefe, konturenscharfe Tiefton. Das ist wieder einer dieser gefährlichen Momente in denen ich mich Frage, ob man eigentlich wirklich noch deutlich mehr Plattenspieler braucht als so etwas. Zahlreiche Platten später ist klar: Der Planar 6 ist die „friedlichere“ beider Komponenten. Er ist an den Stellen freundlich, an denen das Platinum noch geradliniger, höher, schneller und weiter will. Der Excalibur- Abtaster ist ein würdiges Topmodell: Es klingt extrem ausgewogen, dynamisch und detailliert und qualifiziert sich auch für die Unterbringung in noch potenteren Laufwerkskalibern.
Fazit
Regas mittlerer Plattenspieler und der Top- Abtaster von Excalibur musizieren ausgezeichnet miteinander. Die Kombi klingt geschlossen, mit viel Ausdehnung an beiden Enden des Frequenzbandes, kräftig und satt. Das Platinum ist zweifellos das Highlight hier und bietet Top-High- End-Klang zum moderaten Preis.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Rega Planar 6
Preis: um 1300 Euro
Kategorie: Tonabnehmer
Produkt: Excalibur Platinum
Preis: um 1300 Euro
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Gewicht (in Kg) | ca. 5,2 kg |
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