Machen wir uns nichts vor: Plattenspieler-Boliden gibt’s wie Sand am Meer. Hersteller, die qualitativ Hochwertiges für erträgliches Geld bieten, sind die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Eine der rühmlichen Ausnahmen: Rega
Mitspieler
Phonovorstufen:
MalValve preamp three phono
Burmester 100
Vorverstärker:
MalValve preamp three line
Accustic Arts Tube Preamp II
Endverstärker:
Accustic Arts Amp II
SymAsym
Lautsprecher:
Audio Physic Scorpio 25
Zubehör:
Netzversorung von PS Audio und HMS
NF-Kabel von Transparent und Silent Wire
Phonokabel von Straight Wire und van den Hul
Lautsprecherkabel von Transparent
Plattenwaschmaschine von Clearaudio
Gegenspieler
Plattenspieler:
Cargo 33punkt3
Music MMF 2.2
350 Euro für einen Plattenspieler sind in der heutigen Zeit ein mehr als fairer Preis. Und genau das ist die Summe, mit der der britische Hersteller Rega für sein aktuelles Einsteigermodell RP1 entlohnt werden will.
Dabei handelt es sich um eine rundum blitzblanke Maschine nach bester minimalistischer Rega-Manier, und genau die ist nur zum Teil Gegenstand dieser Abhandlung. Seit Kurzem nämlich gibt es eine „aufgebrezelte“ Variante des Juniors, und die bekam ein „Performance Pack“ spendiert. Solchermaßen beschleunigt kostet der „RP1 Performance“ 480 Euro, soll dafür aber klanglich merklich vor der Basisversion liegen. Wer schon stolzer Besitzer eines RP1 ist, kann das Paket nachrüsten; in diesem Falle ist das Update mit 180 Euro zu bezahlen. Der RP1 – ob mit oder ohne Performance Kit – ist ein geradliniger und ob seiner schnörkellosen Linienführung optisch sehr gefälliger No-Nonsense-Spieler. Die Basis des Ganzen ist eine 20 Millimeter starke Grobspanplatte, die für diese Art von Laufwerk das richtige Verhältnis von Masse und innerer Dämpfung mitbringt. Dieses Bauteil ist übrigens das, was die drei unterschiedlichen Farbvarianten bestimmt, in denen der Plattenspieler lieferbar ist. Wobei „Farbe“ in diesem Zusammenhang ein relativer Begriff ist, denn neben dem heutzutage obligatorischen Weiß gibt’s ein „Fast-Schwarz“ namens „Titanium“ und ein hübsches Lichtgrau („Cool Grey“). Ein meiner Meinung nach gerade bei Plattenspielern wie diesem elementares Feature bringt der kleine Rega serienmäßig mit: eine klappbare Abdeckhaube. „Plattenspieler wie diese“ sind solche für ganz normale Leute, die einfach nur Musik hören wollen. Dass der engagierte Highender seine Platten abspielende Trutzburg mit Elektrozäunen oder simpler Abschottung per nicht zugänglicher Räumlichkeit vor Attacken von Haustieren, Kindern oder Reinigungsfachkräften schützt, ist klar – aber diese Zeitgenossen sind auch nicht die Zielgruppe für diesen Dreher. Was es braucht, ist eine ebene, waagerechte Fläche. Letzteres muss sein, weil die entkoppelnden Gummifüße des Rega keine Möglichkeit zur Höhenverstellung bieten. Das war’s dann aber eigentlich auch schon mit den Anforderungen, die das Gerät an seine potenziellen Benutzer stellt. Ein Verstärker mit MM-tauglichem Phonoeingang sollte vorhanden sein, damit der vorinstallierte Tonabnehmer seine Signale artgerecht weiterverarbeitet bekommt. Selbiger Abtaster ist übrigens einer der Unterschiede – wenn nicht der entscheidende – zum Basismodell. Während dort ein keinesfalls schlechtes, aber ab einem gewissen Punkt limitierendes OM5e von Ortofon zum Zuge kommt, ist die Performance-Variante mit einem Rega-eigenen Abtaster namens „Bias 2“ ausgestattet. Er arbeitet ebenfalls nach dem MM-Prinzip, verfügt über einen elliptischen Nadelschliff, wird per Hand zusammengebaut und soll ein kleines Preis-Leistungs-Wunder sein. Dieser Abtaster kommt in der jüngsten Inkarnation des Rega-Einsteigertonarms namens RB 101 zum Einsatz. Der ist ein Nachfahre des Klassikers RB 250 und geht sicherlich in Ordnung, verfügt aber nicht über das Rega-Glanzstück: Das konische einteilige Guss-Armrohr vergangener Tage musste einem simplen geraden Alurohr mit „angestricktem“ Headshell weichen. Wurden Rega-Arme ehemals mit einer großen Mutter über ein Gewinde auf dem metallenen Armschaft verschraubt, übernimmt in diesem Falle ein deutlich weniger solider Kunstoffflansch die Befestigung auf dem Laufwerk. Höhenverstellbarkeit? Eher nicht, aber die gab’s bei den kleinen Rega-Modellen noch nie. Automatikfunktionen wie eine Endabschaltung? Aber nicht doch. Der RP1 ist eine puristische Maschine, und der Bediener darf sich über einen gut funktionierenden Lifthebel freuen. Tatsächlich sogar kann er die Tellerdrehzahl von 33,3 auf 45 Umdrehungen ändern; dazu muss man den Plattenteller abheben und den Antriebsriemen auf die größere Riemenscheibe auf der Motorachse legen. Der fleischfarbene Rundriemen ist übrigens die zweite Komponente des Performance Packs; er soll deutlich präziser gefertigt sein und für mehr Drehzahlstabilität sorgen. Das Tellerlager besteht aus einer in der Basis montierten Messingbüchse und einer aus dem Kunststoff-Subteller herausragenden Achse, die vertikalen Kräfte fängt eine Stahlkugel auf. Nichts Sensationelles, aber solide. Der eigentliche Teller besteht aus dem guten alten Bakelit und ist beim „Klopftest“ erstaunlich resonanzarm; den Kontakt zur Platte stellt eine – Performance-Pack-Bestandteil Nummer drei – Tellermatte aus echtem Wollfilz dar. Ihre recht steifen Fasern sollen für eine verbesserte Ankopplung der Platte an den Teller sorgen. Was mir nicht ganz so gefällt, ist der Umstand, dass der Plattenteller nicht exakt auf dem Subteller zentriert wird; mit etwa einem Millimeter Spiel muss man leben. Andererseits steckt auch an dieser Stelle eine gute Idee: Die Tellerachse steckt in einem Konus, der Teller selbst berührt die Führung nur minimal. Die Vermeidung eines Schwingungsübergangs an dieser Stelle ist eine Maßnahme, die sich auch andernorts sehr bewährt hat. Für die Rotation sorgt ein netzbetriebener Synchronmotor von Premotec, der hart an die Laufwerksbasis gespaxt wurde. Demzufolge braucht’s beim RP1 kein Steckernetzteil, das fest montierte Netzkabel darf unmittelbar ans Lichtnetz andocken. Der Synchronmotor hat den Vorteil, in seiner Drehzahl nur von der Frequenz seiner speisenden Wechselspannung abhängig zu sein; Spannungsschwankungen im Netz beeinträchtigen die Drehzahlstabilität praktisch nicht. Das in Sachen Antrieb entscheidende Bedienelement sitzt vorne links auf der Basisplatte: ein Wippschalter für die Netzspannung. Das war’s. Der kleine Rega ist somit rudimentär ausgestattet, aber intuitiv zu bedienen. Er kommt vormontiert aus der Verpackung, lediglich die Auflagekraft gilt es noch einzustellen. Das geht in der Performance-Version denkbar simpel: Die beiliegende Einstellhilfe hat eine genau definierte Dicke und wird zwischen Gegengewicht und einem Wulst auf dem Ende des Armrohrs geklemmt. Dann schiebt man das Gegengewicht dagegen – fertig. Ab dann muss man nur noch Platten auflegen und Musik hören. Und ich muss gestehen – ich war erstaunt, was der RP1 Performance so zu Gehör bringt. Schön dynamisch, locker und leicht konnten die kleinen Regas seit jeher, aber hier kommen noch ein paar zusätzliche Aspekte zum Tragen. Der RP1 Performance klingt merklich erdiger uns substanzieller, als ich es erwartet hätte. Bassdrums haben erstaunlich viel Kraft und Farbe, schwingen aber trotzdem mit sehr gut dosiertem Timing aus. Der Bass ist weit davon entfernt fett zu klingen – aber Eier hat es allemal, das Ding. Auch die nächste Hürde nahm der Rega mit erstaunlicher Gelassenheit: den Klavieranschlag an sich. Immer wieder gerne mit dem unsterblichen „Köln Concert“ von Keith Jarret überprüft, und hier geht’s ziemlich gut. Die Aufnahme macht jedes Zittern, jede Instabilität gnadenlos hörbar, und hier geht’s praktisch schmerzfrei – was beileibe nicht selbstverständlich ist. Nimmt man jetzt die nicht überbordend riesige, im Detail aber sehr schön differenzierte Raumabbildung dazu, darf man dem RP1 Performacne einen überaus stimmigen Gesamtauftritt attestieren, der mit dem Klischee „quirlig, aber ohne Substanz“ rein gar nichts zu tun hat.
Fazit
Möglicherweise ist die teurere Variante das eigentlich Sonderangebot: Der RP1 Performance stellt jede Art von Musik ausgewogen und komplett dar; für ein so leichtes Gerät klingt er sehr erwachsen und gediegen.