Kategorie: Plattenspieler

Plattenspieler Rega Naia


Ein Hauch von Nichts

Plattenspieler Rega Naia im Test, Bild 1
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Eigentlich war ich der Meinung, das Regas Plattenspieler-Leichtbaukonzept spätestens mit dem Planar 10 ausgereizt war. Weit gefehlt.

Das ist er nun also, der Neue. Auf den ersten Blick erscheint das „Naia“ getaufte Modell gar nicht so anders als Regas bisheriger Top-Plattenspieler Planar 10, doch das gilt nur für die Formensprache. Im Detail ist so ziemlich alles neu an dem Neuen. Bevor wir uns der etwa 12500 Euro teuren Preziose im Detail nähern, sollten wir der Typenbezeichnung jedoch zunächst ein „d“ anhängen. Dabei kommt dann „Naiad“ heraus, was die Bezeichnung für eine ultrascheue Sagengestalt aus dem Hause Rega ist: Dabei handelt es sich nämlich um das geheimnisvolle Über-Modell, dass kaum je einer gesehen oder gar gehört hat.

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Gerüchten zufolge soll es 50 Stück davon geben, die an betuchte Liebhaber für robuste 30000 Euro abgegeben werden. Der Naiad jedenfalls ist Regas Versuchsplattform, mit deren Hilfe die Technologien entwickelt wurden, die dem etwas greifbareren Naia nunmehr Flügel verleihen sollen.   

Die Zarge


Seit Jahrzehnten hat sich Rega auf die Fahne geschrieben, dem Plattenspieler alle unnötigen Energiespeichereffekte abzugewöhnen und für einen möglichst effektiven Energietransfer zu sorgen, dort wo es segensreich ist. Das führte zur Entwicklung der minimalistischen Skelettzarge, auf denen Planar 10 und Planar 8 aufbauen. Ich muss jedesmal grinsen, wenn ich dieses nur ein paar hundert Gramm schwere Kernstück eines solchen Gerätes in der Hand halte – man traut der Konstruktion ihre Effektivität kaum zu. Auch beim Naia bildet eine solche Konstruktion das Herzstück. Die Deckplatten bestehen hier allerdings nicht mehr aus Pertinax, sondern aus einem noch merklich steiferen Material: Mit Graphen stabiliserte Kohlefaser ist das Mittel der Wahl. Mehr Stabilität bei geringstem Gewicht dürfte heutzutage schlicht nicht möglich sein. Der Kern zwischen den beiden edlen Außenlagen bildet wiederum ein „Tancast 8“ getaufter Kunststoffschaum mit ganz genau definierten Dämpfungseigenschaften bei abermals geringstmöglichem Gewicht. Bei einer weiteren Rega-Spezialität, der kraftschlüssigen Verbindung zwischen Tellerlager und Tonarmschaft, ging man ebenfalls noch einen Schritt weiter: Die mit großen Öffnungen zur Gewichtsreduktion versehenen Brücken bestehen nunmehr aus extrem harter Aluminiumoxidkeramik. Als nächstes fallen die drei Unterstellfüße auf. Die Aluminiumteile sind soweit in Sachen Materialeinsatz reduziert, dass sie nur noch ansatzweise als Konus zu erkennen sind. Höhenverstellung? Gibt’s nicht, ist dem Materialspardiktat zum Opfer gefallen.  

Teller und Lager


Auch beim Tellerlager gibt’s Neues zu vermelden. Jenes arbeitet neuerdings nämlich mit einer extrem harten und glatten Keramikachse. Das gibt’s andernorts schon länger, für Rega ist das jedoch Neuland. Auch beim Subteller gibt’s Neues zu vermelden. Jener besteht zwar nach wie vor aus Aluminium, wurde aber ebenfalls einer radikalen Abspeckkur unterzogen. Jetzt besteht er nur noch aus einer minimalistischen Speichenstruktur, der Plattenteller liegt außen auf sechs definierten Kontaktpunkten.

Plattenspieler Rega Naia im Test, Bild 4
Der weiße Keramikteller wurde gegenüber dem des Planar 10 neu profiliert
  Der Antrieb erfolgt noch etwas weiter innen am Subteller mit gleich drei Antriebsriemen. In diese „EBLT“-Riemen hat Rega viel Aufwand gesteckt und eine besonders langzeit- und dimensionsstabile Lösung geschaffen, die für dauerhafte und hohe Drehzahlkonstanz sorgt. Auf dem Subteller liegt abermals ein Keramikteller, aber ein neuer: Mittels eines neuen Profils wurde die Masseverteilung geändert, was ebenfalls der Drehzahlkonstanz hilft. Zwischen Platte und Plattenteller kommt eine weiße Filzmatte zu liegen. Ob das Laufwerk im Kohlefaser-High-Tech-Look und der weiße Teller eine optisch gelungene Kombination darstellen, bleibt eine Entscheidung Ihres persönlichen Geschmacks, ich persönlich würde mit eine ausgemusterte Schallplatte suchen, die den Teller bei Nichtbenutzung zudeckt.  

Antrieb


Angetrieben wird der Naia abermals von einem erst jüngst neu konzipierten Synchronmotor. Er bildet mit der dazugehörigen Motorsteuerung eine genau aufeinander abgeglichene Einheit, aber das kennen wir ja schon von den kleineren Modellen. Selbstverständlich sind die beiden Nenndrehzahlen fein einstellbar. Und es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass diese Kombination vorbildlich leise läuft.   

Tonarm


Selbstverständlich hat Rega dem Naia einen ganz besonderen Tonarm spendiert.

Plattenspieler Rega Naia im Test, Bild 8
Der neue Arm für den Naia setzt auf Titan als Material der Wahl
Dieser erinnert vom Aufbau her zwar stark an seine zahlreichen Vorgänger und Schwestermodelle, der Trick bei ihm jedoch scheint das „Baumaterial“ zu sein: Der „RB Titanium“ besteht nämlich – Sie ahnen es – im Wesentlichen aus Titan. Das schließt die Vertikallagerung und den Armschaft mit ein. Der Grund dafür erschließt sich mir nicht: Titan ist zwar wunderbar korrosionsfest, aber doppelt so dicht wie das sonst an dieser Stelle verwendete Aluminium. Allerdings liegt seine Festigkeit im Bereich derer von Stahl, was hier der entscheidende Faktor sein mag. Der rückwärtige Armstummel und das Gegengewicht bestehen aus Wolfram, das kennen wir schon von anderen Rega-Armen. Auflagekraft- und Antiskatingeinstellung erfolgen wie immer, weshalb ich Ihnen das wohl nicht noch einmal im Detail auseinanderklamüsern brauche.  

Klang


Es gibt den Naia wahlweise ohne Abtaster oder mit dem vormontierten hauseigenen Top-Abtaster Aphelion 2, einem sehr feinen MC mit Bornadelträger, Fine Line-Diamant und einer ganzen Reihe von Features, die sicherlich mal eine gesonderte Betrachtung verdient hätten. Erfreulicherweise lieferte uns der Vertrieb nicht nur diese (16.000 Euro teure) Variante, sondern auch gleich einen mit dem gleichen Tonabnehmer bestückten Planar 10 zum Vergleich. Und, um den Reigen komplett zu machen, gab’s auch noch eine Phonovorstufe Aura Reference MC, von deren Qualitäten wir uns hier schon vor längerer Zeit überzeugen konnten. In der festen Überzeugung, ob der zu erwartenden marginalen Unterschiede einen sehr konzentrierten Hördurchgang vor mir zu haben, wanderte zunächst das traumhafte Debutalbum der US-Ambient-Band „Cigarettes After Sex“ auf den Teller des Planar 10. Und? Alles da: Ganz viel Ausdruck, Sänger Greg Gonzales’ einmaliges Organ hatte so ein einmaliges Timbre, die Gänsehaut folgte auf dem Fuße. Und was soll da jetzt noch kommen? Der Naia beweist seine Existenzberechtigung tatsächlich bereits nach wenigen Sekunden, nämlich mit dem Einsatz der Bassbegleitung auf dem Opener „Each Time You Fall In Love“: Druck, Kontur, Durchsicht – das macht der Neue tatsächlich merklich besser. Und dann diese Stimme: Sie hat zweifellos ein gehöriges Maß an Effekten bei der Produktion spendiert bekommen, was der Naia definitiv transparenter macht: Der Nachhall wirkt viel dominanter und deutlicher, die Zischlaute wirken prägnanter, aber dabei nicht künstlich. Er lässt die wabernden Gitarren merklich besser ortbar durch den Raum schweben und stellt die Stimme hörbar besser frei. Ganz erstaunlich. Wir wechseln das Metier und bemühen „The Soul Of Ben Webster“. Erster auffälliger Unterschied zwischen Planar 10 und Naia: Mundell Lowes Gitarre. Beim Naia klingt sie merklich druckvoller und prägnanter. Auch die beiden Tenorsaxophone haben mit dem Naia mehr Energie und Ausdruck. Über den Planar 10 tönen sie etwas kuscheliger und dezenter, was man durchaus mögen kann. Das Erstaunlichste hier ist allerdings die Aufgeräumtheit, mit der der Naia den Job meistert. Die mit reichlich Pingpong- Stereofonie eingespielte Platte wirkt hier einfach besser sortiert und geradliniger. Damit qualifiziert sich der Naia vor Allem in „technischen“ Disziplinen als das eindeutig überlegene Gerät. In Sachen Ausdrucksstärke und „Flüssigkeit“ bei der Wiedergabe steht ihm der Planar 10 kaum nach – er ist nach wie vor eine höchst erstaunliche Konstruktion und ein Dreher, der auf meiner Favoritenliste sehr weit oben steht. Der Naia allerdings ist ein schlagendes Argument dafür, dass bei dem Konzept an ganz vielen Stellen noch Luft ist, wenn man nur konsequent genug danach sucht.

Fazit

Der Naia beweist eindrucksvoll, wie weit sich das bewährte Rega-Konzept mit Kompromisslosigkeit treiben lässt. Er klingt überragend stabil, weiträumig und rhythmisch perfekt auf den Punkt.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Rega Naia

Preis: um 12500 Euro

3/2024

Er klingt überragend stabil, weiträumig und rhythmisch perfekt auf den Punkt.

Rega Naia

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb TAD Audiovertrieb, Aschau 
Internet www.tad-audiovertrieb.de 
Garantie (in Jahre) lebenslang 
B x H x T: 420 x 125 x 350 mm (inkl. Staubschutz) 
Gewicht (in Kg) ca. 4,65 kg 
Unterm Strich ... Der Naia beweist eindrucksvoll, wie weit sich das bewährte Rega-Konzept mit Kompromisslosigkeit treiben lässt. Er klingt überragend stabil, weiträumig und rhythmisch perfekt auf den Punkt. 
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