Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Reed Muse 1C


Durchzug

Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 1
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Erst überzeugten sie mit innovativen Tonarmen, mittlerweile auch mit Plattenspielern der feineren Art: Reed aus Litauen ist zu einer festen Größe auf der analogen Spielwiese geworden

Der Muse 3C, der erste Plattenspieler von Reed, war das erste Laufwerk, das zwischen Reibrad- und Riemenantrieb umschaltbar ist und dem Anwender die Qual der Wahl zwischen beiden Optionen lässt. Großartiges Gerät, mit knapp 16.000 Euro aber nicht ganz billig. Nur fürs Laufwerk, ohne Tonarm, versteht sich. Der brandneue Muse 1C kostet 9.100 Euro, das ist zwar auch nichts fürs Wechselgeld nach dem Wochenendeinkauf, aber doch um einiges diesseitiger. In Sachen Formensprache wirkt er deutlich klassischer als der extrem reduzierte Muse 3C, die Basis des Muse 1C bildet ein Rechteck mit großzügig gerundeten Ecken. Mit einer Breite von 555 Millimetern ist das kein kleiner Plattenspieler; der Grund dafür ist in den hauseigenen Tonarmen zu suchen: Es handelt sich um „Off-Center“- Designs, die breiter bauen als klassische Konstruktionen und reichlich Platz benötigen, wenn man einen Zwölfzöller montieren will.

Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 2Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 3Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 4Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 5Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 6Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 7Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 8Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 9Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 10Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 11Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 12Plattenspieler Reed Muse 1C im Test, Bild 13
Das geht hier, deshalb die ausladende Zarge. Der Muse 1C ist ein riemengetriebener Plattenspieler, allerdings keiner nach dem üblichen Strickmuster. Links hinten auf der Zarge lässt eine Wölbung einen Hohlraum vermuten, unter dem sich der Antriebsmotor verbergen könnte – dem ist aber nicht so. Tatsächlich hat dieses Element keinerlei Funktion und hat nur eine rein optische Bedeutung, möglicherweise möchte man den klassischen Look eines Riementrieblers erhalten. Sein Geheimnis gibt der Muse 1C beim Blick unter den Teller frei: Ein großer Subteller wird von zwei gegenüber angeordneten Motoren über einen Flachriemen angetrieben. Das Layout erinnert an das des Muse 3C, allerdings fehlt hier die Möglichkeit zur Umrüstung auf Reibradantrieb. Die beiden Motoren sind in Ringen gelagert, die abermals an eine Zentrierspinne aus dem Lautsprecherbau erinnern: Damit ist eine Bewegung in der Vertikalen möglich, ein bisschen Kippen geht auch, aber in radialer Hinsicht herrscht absolute Steifigkeit: So will man das maximal mögliche Drehmoment zum Teller transportiert bekommen, gleichzeitig aber eine definierte Entkopplung schaffen. Tatsächlich sehen wir diese Konstruktion gleich bei drei Plattenspielern in dieser Ausgabe. In Litauen tat man aber noch mehr, um den Antrieb sowohl kräftig als auch ruhig zu bekommen: Die Motoren sind mit unterschiedlich großen Pulleys bestückt und müssen entsprechend unterschiedlich schnell drehen, um gleichmäßig Zug auf dem Riemen zu entwickeln. Das bedarf zweier äußerst präziser und aufwendiger Motorregelungen, streut die Störeinflüsse des Antriebs aber über einen weiten Freuenzbereich. Außerdem ist der Antrieb von der echt geregelten Sorte: Unter dem Subteller gibt‘s einen feinen „Zahnkranz“, der den Strahlengang zweier Gabellichtschranken unterbricht und damit präzise Auskunft über die Tellerdrehzahl gibt. Und warum zwei Lichtschranken? Weil hier nicht nur die Frequenz der Lichtimpulse gemessen wird, sondern auch die Phasenlage der Impulse zueinander, was noch deutlich feinere Aussagen über die momentane Drehzahl erlaubt. Über dieser Anordnung residiert ein auf den ersten Blick mäßig spektakulärer Plattenteller: Er ragt nur rund einen Zentimeter aus der Zarge heraus, der Löwenanteil steckt aber darin verborgen. Mit rund drei Zentimetern Dicke gehört das Drehtaeil aus – ich vermute – POM (oder Delrin, dem Lieblingskunststoff der Plattenspieler bauenden Zunft) aber trotzdem zu den zivilisierteren Vertretern seiner Zunft. Ein massiver Edelstahleinsatz zentriert das gute Stück auf dem Subteller. In Anbetracht des Antriebskonzeptes macht der recht leichte Teller durchaus Sinn, beim Muse 1C obliegt die Drehzahlstabilität eindeutig dem aufwendigen Antrieb und nicht einfach dem Trägheitsmoment des Tellers. Das Lager selbst ist ein invertiertes Modell mit sehr geringen Toleranzen: Trotz Belüftungsschraube ist es nach dem Aufsetzen des Subtellers mit der Lagerhülse so dicht, dass es mitunter schwer fällt, das Luftpolster im Lager loszuwerden. Das liegt daran, dass die Lagerkugel die Belüftungsbohrung gerne mal verschließt, weil sie im Lagerfett feststeckt. Das muss Sie nicht stören, Sie brauchen den Subteller nicht abzunehmen, das ist nur bei neugierigen Testredakteuren ein Thema. Die Zarge des Muse 1C besteht aus einem großen MDF-Block, der entsprechend CNC-bearbeitet wurde. Davon sieht man nichts, die sehr stabile leicht metallisch schimmernde anthrazitfarbene Oberflächenbeschichtung bestimmt die Optik. Vorne rechts auf der Zarge gibt‘s fünf schmale Taster für die Geschwindigkeitswahl: Neben den üblichen 33 1/3 und 45 Umdrehungen erlaubt der Reed auch 16 und 78 Umdrehungen, was Freunde etwas exotischerer Software freuen dürfte. Die beiden Standardgeschwindigkeiten sind justierbar; in der Praxis dürfte das ob der ausgefeilten Antriebsregelung aber vollkommen unnötig sein. Versorgt wird der 1C aus einem recht voluminösen Netzteil; es stammt aus dem Computer-Audio-Zubehör und liefert eine mit drei Ampere belastbare Gleichspannung von zwölf Volt. Die Tonarmmontage – mehr als einer geht nicht – erfolgt auf einer großen runden Platte. Sie ist verdrehbar und mit einem exzentrisch angeordneten Montagering (ebenfalls verdrehbar) versehen, auf den die eigentliche Tonarmbasis geschraubt wird. Mit dieser Anordnung ist der Abstand des Tonarmdrehpunktes zum Tellermittelpunkt in weiten Grenzen einstellbar, so ziemlich jeder Arm zwischen neun und zwölf Zoll Länge sollte sich montieren lassen. An den jeweiligen Tonarm anpassen muss man nur die Montageplatte, die auf den „inneren Ring“ geschraubt wird. Bei uns war das neueste Tonarmmodell aus dem Hause Reed montiert, das Modell 2G. Obschon mit dem 3P verwandt, ist er eine komplette Neukonstruktion. Die kardanische Aufhängung arbeitet mit einem Spitzenlager für die horizontale Drehbewegung und einem Zweipunkt-Spitzenlager für die vertikale Achse. Die einzigartige Azimutverstellung des 3P gibt‘s hier nicht, eine Einstellung ist aber gleichwohl möglich. Der 2G ist rund 1.000 Euro günstiger als der 3P und hat defi nitiv eine eigene Geschichte verdient – wird kommen, versprochen. Für eine erste klangliche Einschätzung des Paketes habe ich einfach mal einen günstigen, aber überaus fähigen MM-Abtaster in Gestalt des Audio-Technica VM 530 EN montiert. Noch vor dem ersten Ton fällt das rasante Startvermögen des Plattenspielers auf, der Teller braucht gerade mal eine halbe Umdrehung, um auf Nenndrehzahl zu kommen; bremsen tut er ähnlich rasant. Das sind Beschleunigungswerte, wie man sie sonst nur von DJ-Direkttrieblern kennt und beweist eindeutig, dass maximales Drehmoment bei der Entwicklung des Muse 1C Priorität hatte. Die koreanische Sängerin Youn Soun Nah beweist das mit der Antriebspräzision denn auch nachhaltig: Die Kombination glänzt mit präziser und weiträumiger Raumdarstellung, exzellenter Durchzeichnung der Basslinien und bester Integration des gesamten Geschehens. Wenn ich einfach nur Musik hören wollte und keine Grenzen ausloten, wäre ich mit diesem Setup glücklich. Drei Schrauben später ist der Reed 3P mit dem seit langer Zeit penibel justierten Lyra Atlas montiert und zeigt, was jenseits dessen noch möglich ist: Die Wiedergabe glänzt mit schon fast unheimlicher Basspräzision, zeichnet obenherum superfein und lässt das neue Roger-Waters-Album „Is this the Life We Really Want“ zu einem Erlebnis werden, dem man schon fast Surround-Qualitäten attestieren kann. Tonal hat der Reed praktisch keine eigene Meinung. Der Bass fällt auf, weil er diese wunderbare Synthese aus Zeichnung, Attacke und Wucht liefert. Lässt sich auch bestens mit dem neuen London-Grammar-Album nachvollziehen, bei dem der Reed die engelsgleiche Gesangsstimme völlig schwerelos in den Raum stellt und gleichzeitig, ein kerniges, fast bedrohliches Fundament liefert. Gerade eben vermisse ich die Reibradoption des Muse 3C jedenfalls nicht; der Muse 1C befriedigt defi nitiv auch höchste klangliche Ansprüche.

Fazit

Auch der zweite Plattenspieler von Reed beweist eindrucksvoll die konstruktiven Fähigkeiten des noch jungen Unternehmens. Präzision bestimmt das Klangbild in jeder Hinsicht, in Sachen Handling und Verarbeitung ist das Gerät eine Klasse für sich.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Reed Muse 1C

Preis: um 9100 Euro

11/2017
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Ultraudio, Münster 
Telefon 0177 3506640 
Internet www.ultraudio.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 555/200/395 
Gewicht (in Kg) ca. 15 kg 
Unterm Strich... Auch der zweite Plattenspieler von Reed beweist eindrucksvoll die konstruktiven Fähigkeiten des noch jungen Unternehmens. Präzision bestimmt das Klangbild in jeder Hinsicht, in Sachen Handling und Verarbeitung ist das Gerät eine Klasse für sich. 
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