Bei allen Esoterikgerüchten, die rund um das Thema Phonosophie wabern, haben viele Leute aus den Augen verloren, dass man in diesem Unternehmen schon seit langen Jahren hervorragende Geräte baut und bewährte Technik hegt und pflegt
Mitspieler
Tonabnehmer:
Zyx Yatra
Nagaoka MP500
Denon DL-103R
Van den Hul The Condor
Phonovorverstärker:
Audio Exklusiv 0.2
Vitus Audio
Audio Research
Verstärker:
Lindemann 830s und 858
DIY 2A3
Tsakiridis Alexander und Apollon
Lautsprecher:
Audio Physic Avantera
K+T Deltahorn
K+T Nada
Zubehör:
Phonokabel von Silent Wire
NF-Kabel von Transparent
Lautsprecherkabel von Transparent
Netzkabel und -filterung von PS Audio
Basen von Copulare, Tabula Rasa, Audio Exklusiv, Thixar, SSC
Füße von SSC, Audio Exklusiv
Gegenspieler
Plattenspieler:
Clearaudio Performance DC
Palmer 2.5
Transrotor Zet 1 mit SME 5012 und Transrotor Merlo Reference
Den No. 3 haben Phonosophie einige Leute mit dem Satz „Naja, ein teurer Thorens halt“ abgetan.
Nun, das ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Zum einen wurde der Plattenspieler von Anfang an schon gemeinsam mit Thorens entwickelt und nicht einfach vom TD2001 übernommen – manche sprechen sogar von einem Konzept, das komplett aus Hamburg stammt und lediglich bei Thorens gefertigt wurde. Zum anderen ist man inzwischen in der Evolution des No. 3 so weit, dass nur noch recht wenige Teile des Laufwerks aus der Thorens- Fertigung stammen. Im Wesentlichen sind dies Subteller, Hauptteller und Haube. Das Tellerlager ist dagegen schon eine Eigenentwicklung, bei der man Wert darauf legt, dass das Widia-Plättchen als Lagerspiegel direkt in der Buchse liegt und nicht gedämpft wie beim Thorens. Ansonsten gibt es den üblichen Edelstahldorn in einer eng tolerierten Ausführung in einer Messingbuchse. In den Zwischenraum zwischen Dorn und Buchse passen gerade einmal acht Tropfen des Phonosophie-eigenen Spezialöls, auf das man besonders stolz ist. Wie gesagt: Subteller und Hauptteller kennt man auch von Thorens – es handelt sich um die recht schweren Teile, die unter dem Materialbegriff „Zamak“ laufen. Der 24-polige Synchronmotor wird mit einer 25-Hertz-Wechselspannung angesteuert, also nicht direkt aus dem Stromnetz. Das bedeutet, dass das 50-Hz-Signal aus dem Steckernetzteil auf der eingebauten Steuerplatine zunächst gleichgerichtet wird, um dann den entsprechenden Sinus für den Motor zu erzeugen. Die Geschwindigkeitsumschaltung erfolgt über eine geänderte Ansteuerungsfrequenz am Motor. Die Steuerung kann auf eine externe Gleichstromversorgung umgebaut werden, um einen noch präziseren Gleichlauf zu generieren. Über einen hochglanzpolierten großen Pulley überträgt ein Gummiriemen die Kraft auf den Innenteller – hier also ganz traditionell. Auch die Zarge ist bei aller Ähnlichkeit ein kompletter Phonosophie-Eigenbau. Am Subchassisprinzip hat man per se nichts geändert – man verwendet die seit dem legendären TD320 bekannten Blattfedern, allerdings dann doch wieder in einer heftig veränderten Version, der man einen Gutteil der Klangeigenschaften des Laufwerks zuschreibt. Der recht neue Thorens-Tonarm TP92 wird in dieser Version ausschließlich für Phonosophie gebaut – es handelt sich im Wesentlichen um eine geänderte Kabelführung und eine paar kleine mechanische Änderungen der klassischen kardanischen Konstruktion. Die Drehachse des Arms läuft dabei in klassischen Kugellagern, während die vertikalen Lager eine Mischung aus Spitzen- und Kugellagern darstellt. Die in die Kugellager eintauchenden Edelstahlspitzen erleichtern die Einstellung des Lagerspiels und vermindern die Belastung des Lagerrings für minimale Reibung. Das durch ein spezielles Wälzverfahren nahtlos gefertigte Alurohr wird innen bedämpft. Der TP92 ist der einzige uns bekannte Tonarm, der im Laufe seiner Entwicklung mittels Laser-Vibrometer vermessen wurde und dann mit einem aufgeschobenen Ring gezielt bedämpft wurde, der also auf keinen Fall verschoben werden sollte. Das Gegengewicht wird von seiner Achse mit zwei Gummiringen effektiv entkoppelt und liegt deutlich unter dem Armrohr, das heißt der Schwerpunkt des Arms liegt exakt auf Nadelhöhe – so soll es sein. Das Headshell ist verdreh- und verschiebbar eingebaut, das magnetische Antiskating über eine Skala einstellbar. Im Tonarm sind dann doch ein paar Phonosophie-Spezialitäten in Form der Aktivatorplättchen eingebaut worden, die – ich formuliere das mal bewusst allgemein – das Resonanzverhalten verbessern sollen. Ich werde mich nicht weiter darüber auslassen – muss ich ja mangels Alternative auch nicht: Der Phonosophie-Plattenspieler wird so ausgeliefert, wenn man ihn mit diesem Tonarm bestellt und ich kann mir nur das Gesamtpaket anhören, also ist das in Ordnung für mich. Den Hörtest auf dem Klassiker beginnen wir mit einem anderen Dauerbrenner: Johnny Cash und die kurz vor seinem Tod aufgenommene American-Recordings- Serie demonstrieren eine mächtige und sonore Stimme, durchbrochen durch die Spuren eines heftig gelebten Lebens. Der Phonosophie gibt diese Gratwanderung zwischen Autorität und Brüchigkeit hervorragend wieder – man verspürt eine Gänsehaut angesichts des spürbar herannahenden Todes. Anderseits wird die schwungvolle und dynamische Akustikgitarrenbegleitung bei „The Man Comes Around“ oder „Personal Jesus“ sehr prägnant und schwungvoll herausgearbeitet. Hoch elegant geht der Phonosophie bei sparsam arrangierter Musik zu Werke – Singer/Songwriter sind genauso sein Element wie kleine Besetzungen in der klassischen Musik. Bei der hoch interessanten Doppel-LP des Belenus-Quartetts positioniert er die vier Musikerinnen nicht nur perfekt im Raum, nein, man hat sogar das Gefühl, noch die Hände auf den Griffbrettern und die Schallöffnungen der Instrumente auseinanderhalten zu können, so präzise und scharf umrissen wirken die Konturen. Diese genau abgebildeten Feinheiten beschränken sich nicht auf den Hochtonbereich – hier hört man es nur immer am ehesten. Die saubere tonale Struktur zieht sich durch bis in den Tieftonbereich, wo auch noch eine sehr genaue „Informationspolitik“ betrieben wird. An dieser Stelle muss ich auch dem von Ortofon für Phonosophie gefertigten Tonabnehmer „Flair“ ein Kompliment aussprechen – er hat ein glückliches Händchen dafür, Spielfreude zu transportieren und dabei gleichzeitig mit äußerster Neutralität zu agieren. Mit einem Preis von gut 2.000 Euro ist er zwar nicht gerade ein Sonderangebot, überzeugt aber auf dem No. 3 durch echte Allroundqualitäten und zwar an allen Stellen auf höchstem Niveau. In Sachen klassischer Subchassis-Spieler fällt mir da nur noch der Linn LP12 ein, der in seiner ebenfalls jahrelangen Evolution Ähnliches zu leisten imstande ist. Die größte Überraschung war aber zu späterer Stunde, dass das Phonosophie- Ensemble bei allem Spaß am Filigranen und Feinen auch in der Lage ist, den ganz großen Knüppel auszupacken und damit auch beherzt zuzuschlagen. Will heißen: Auch vor einem großen Orchester geht der Subchassis- Dreher beileibe nicht in die Knie, sondern feuert aus allen Rohren, wenn es mit 100 Mann-Tutti richtig zur Sache geht. Und – zum runden Ausklang – legt der No. 3 auch bei den harten Jungs von AC/DC und Deep Purple noch mal nach – da gibt es kein Komprimieren, kein Verzögern: Der unscheinbare Dreher marschiert, dass es eine wahre Freude ist. Schließt man die Augen, wähnt man sich einer viel größeren bewegten Masse gegenüber, als dies tatsächlich der Fall ist. Schön, dass der No. 3 bei allem Augenmerk auf diese stabile dynamische Basis immer die Eleganz und Vielfalt im Mitteltonbereich beibehält, die ihn ursprünglich so berühmt gemacht haben.
Fazit
Das Phonosophie-Setup ist nicht billig – man merkt der gebotenen Klangqualität die jahrelange Verfeinerung des No. 3 an und kann sich sicher sein, dass man durch die problemlosen Umrüstmöglichkeiten ein absolut zukunftssicheres Gerät besitzt.