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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Oracle Delphi VI Second Generation
Einfach nur schön
Ja, Plattenspieler hatte man damals als Hauptquelle, zu Anfang meiner Zeit als Musikhörer. Und ja, HiFi-Magazine hat man dann später auch mal gelesen. Fatalerweise habe ich dann irgendwann IHN gesehen – und ich wusste, dass ich IHN eines Tages besitzen musste
Wir reden natürlich vom Oracle Delphi, der damals in einem Vergleichstest eines Magazins (ich müsste das mal heraussuchen, ich bin sicher, ich habe die Ausgabe noch irgendwo) gegenüber einem Well Tempered Plattenspieler ganz knapp den Kürzeren gezogen hatte – aber er war einfach so wunderschön! Knapp 20 Jahre später war es dann so weit, ich hatte mir aus obskuren Quellen einen Oracle Delphi Mk. I mit dem SME 3009 III geholt, der damals fast immer montiert war. Den Arm habe ich heruntergerupft, weil er mir nicht gefallen hat, danach lief der Delphi ein Weile mit einem Breuer-Tonarm, der aber auch nur drauf improvisiert war.
Danach stand er lange bei mir herum, immer mal wieder widerwillig hervorgeholt, weil die angelaufenen Teile der seltsamen Legierung, aus dem fast alles Metallische bestand, wieder mal höchst unattraktiv oxidiert waren. Langer Rede kurzer Sinn: Jetzt hat er es besser und ist bei einem jungen Mann aufgehoben, der ihn hegt und pflegt. Angesichts des plötzlich in der Redaktion stehenden Testgeräts habe ich aber gemerkt, dass ich mit dem Thema noch nicht durch bin: DEN wollte ICH testen! Also habe ich mir den Oracle Delphi MK. VI Second Generation (was für ein Name!) unter den Nagel gerissen, bevor der werte Kollege überhaupt einen Pieps von sich geben konnte. Und – weil sich eben im langen Produktleben des Delphi so ziemlich alles geändert hat, was man an einem Dreher ändern kann – habe ich mich auch ein bisschen eingelesen. An einer Stelle eines Erfahrungsberichts musste ich dann doch etwas schmunzeln, als sich ein Kunde darüber freute, dass er für den gesamten Aufbau unter zwei Stunden gebraucht habe.... HA! Zwei Stunden – Anfänger! Das Lachen ist mir dann vergangen, als ich den Baukasten zum Zwecke des Fotografierens und Hörens dann zusammensetzen sollte. Zwei Dinge muss ich Ihnen dazu beichten: Zum einen ist das mit den zwei Stunden nicht soooo weit hergeholt – die Zeit sollte man sich tatsächlich nehmen. Zum anderen gestehe ich hiermit, dass ich das eine oder andere Mal ins Owner´s Manual gelinst habe, ach was: Ich habe manche Passagen mehrfach gelesen. So, jetzt ist es raus, jetzt kann ich mich entspannt dem Testgerät zuwenden, das heißt: Dem Aufbau des Testgeräts. Seit jeher ist der Oracle Delphi ein Plattenspieler mit einem hängen Subchassis. Es gibt einen Aufbau mit drei tragenden Säulen, die nach unten in den Füßen münden, die das ganze Konstrukt tragen. Darüber kommt eine Grundplatte, auf der der Motor und die Steuerung untergebracht sind. Die drei Säulen tragen oben je eine konisch zulaufende Stahlfeder, die recht aufwändig von der Unterkonstruktion entkoppelt ist, unter anderem mit einem weichen Kunststoffring und Gewebestreifen, die die Federn seitlich leicht führen. An ihrem unteren, breiteren Ende haben die Federn einrahmende Ringe, auf denen das Subchassis des Delphi aufsetzt. Diese Konstruktion hat eine ganz eigen Formgebung, die, man kann es sofort erkennen, keinerlei symmetrische Masseverteilung zeigt, schon durch den Tonarmausleger. Dies korrigiert man bei Oracle seit jeher durch unterschiedlich steife Federn, die farblich codiert sind – mit der mitgelieferten Schablone und den in der Höhe verstellbaren Trägern kann man die Federn recht einfach so einstellen, dass der Delphi ausbalanciert ist. Natürlich muss diese Prozedur bei einem eventuellen Tonarmwechsel neu durchgeführt werden. Solide Metallkappen, die auf die Federtürme aufgeschraubt werden, markieren das Ende der Einstellarbeiten. Dankenswerter Weise hat man dem Delphi bei der Mk. VI Second Generation einen Subteller spendiert – zusammen mit den enorm praktischen Subchassisklemmen wird so das Auflegen des Riemens zum Kinderspiel – ich erinnere mich noch lebhaft an Stunden, während derer ich versuchte, den Riemen über den innen liegenden Pulley und den innen ausgefrästen Teller zu legen, während die Federn fröhlich vor sich hin wackelten. Aber vielleicht hätte ich nur das richtige Zubehör gebraucht. Wie auch immer: Ein kurzer Flachriemen stellt die Verbindung zwischen Motor und dem Metallsubteller her. Das Tellerlager ist mit der Buchse im Subchassis eingelassen – diese muss genau nach Anweisung mit Öl befüllt werden – dafür sind die Wartungsintervalle recht lang. Wie schon jeher kann man nicht umhin, die Qualität und die genaue Fertigung und Oberflächenqualität der einzelnen Bestandteile zu bewundern – das hat den Oracle Delphi schon immer ausgemacht. Habe ich noch etwas vergessen? Ja: Das so genannte „MVSS“ oder „Micro Vibration Stabilizer System“. Grund für diesen Zusatz war die Analyse des in gut drei Jahrzehnten erreichten Status Quo: Man hat mit dem ausgeklügelten Federungssystem eines der ausgefeiltesten Subchassis der Plattenspielerwelt, aber: Jedes solcher Federsysteme hat einen Bereich in dem es besonders gut wirkt und Bereiche, wo die Wirkung nachlässt. Dessen war man sich bei Oracle bewusst und hat deswegen ein zweites Dämpfungssystem eingeführt, das sich höherfrequenter und kleinhubiger Vibrationen annimmt. Im Prinzip besteht dieses System aus drei kleinen Metallwannen, die unter dem Subchassis auf der Bodenplatte montiert werden und ihnen gegenüber liegenden Kunststoffkegeln, die unter dem Subchassis verschraubt sind. Die Spitzen dieser Kegel tauchen nun minimal in ein hochviskoses Silikonöl ein, mit dem die Wannen befüllt werden – wie gesagt,nur minimal, denn wenn die Kegel zu weit eintauchen, wird die Wirkung der primären Federsystems nach und nach aufgehoben. Das Handbuch gibt aber hier sehr genaue Anweisungen, wie weit die Kegel aus ihrer Führung herausgeschraubt werden dürfen. Schöner wird das Laufwerk dadurch nicht, man hat sich aber Mühe gegeben, das Design einheitlich zu halten. Beim Tonarm hat man sich beim neuen Oracle-Vertrieb IBEX-Audio gegen den quasi als Standard montierten SME entschieden und bietet den Delphi unter anderem mit dem für diese Zwecke extra in Silber gefertigten The Funk Firm FX-3 an. Das ist zumindest mal eine interessante Kombination – hier der kanadische Schönling, dort das britische Original. Dennoch: Mit seinem recht geringen Gesamtgewicht und der schlanken Formgebung mit dem extravaganten Gegengewicht passt der FX-3 ganz gut auf den Delphi, wenn er auch in Sachen Verarbeitungsqualität nicht ganz mithalten kann. Vorne am Arm hat man im Gesamtpaket ein Axia montiert, das „Einsteigersystem“ aus dem Hause Transfiguration. Das „Turbo Power Supply“ ersetzt das einfache externe Netzteil und sorgt für ein saubere Versorgung der Steuerung, die ja im Gerät selbst untergebracht ist. Unser Testpaket schlägt damit mit 15500 Euro zu Buche – auch daran kann man den Fortschritt der Jahre festmachen. Aber ist einmal die aufliegende Schallplatte mit der Spezialklemme fixiert, die mit ihrer Unterlegscheibe verwellten Platten den Garaus macht, dann vergisst man alles Technische und Finanzielle: Ist er nicht schön? Und: Spielt er nicht schön? Und das tut er wirklich. Schon ohne das MVSS zeigt der Oracle Delphi seinen Anspruch, nicht nur einer der Schönsten, sondern auch einer der Besten zu sein. Einmalige Eleganz in der Wiedergabe, jener spezielle Groove, den andere, ohne Namen zu nennen, auch „Swing“ nennen – und dabei gleichzeitig völlig unbestechlich und mit jener souveränen Übersicht, die nur wirklich ausgefeilte Plattenspieler besitzen. Musikrichtungen sind ihm dabei nicht so wichtig – er ist ein wahrhaftes Universaltalent, dem fette Beats genau so am Herzen liegen wie feine Streicher. Dreht man die MVSS-Dämpfer dann wie vom Hersteller vorgegeben in das Silikonöl, dann geht tatsächlich noch mal ein Ruck durch den Delphi, er drückt quasi das Kreuz nochmal durch und spielt einen Hauch geradliniger, präziser und mit noch mehr Antritt bei schnellen Impulsen. Davon profitiert die Basswiedergabe – subjektiv geht´s nochmal ein bisschen tiefer und die Genauigkeit der Rauminformationen – wir sprechen hier von kleinsten Veränderungen auf einem ohnehin schon sehr hohen Niveau, wohlgemerkt. Mit und ohne das MVSS ist der Oracle ein Meister des natürlichen Flusses in der Musik, die technischen Details treten völlig in den Hintergrund, so sehr kann man mit diesem Ausnahmelaufwerk Musik genießen. Wir zollen dem Hersteller größten Respekt, dass er nicht müde wird, einem Plattenspieler, der sich alleine aufgrund seines Aussehens von selbst verkaufen dürfte, immer wieder neue technische Verbesserungen angedeihen zu lassen – der beste Delphi aller Zeiten!Fazit
Ein schöner, ein exzellenter und ein einmaliger Plattenspieler: Der Delphi hat nach 35 Jahren nichts von seiner Faszination eingebüßt.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Oracle Delphi VI Second Generation
Preis: um 14670 Euro
Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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