Music Hall ist in den letzten Jahren zum festen Begriff geworden: Elektronikkomponenten und vor allem die Schallplattenspieler mit dem schönen Kürzel MMF (Make Money Fast) haben es etlichen HiFi-Fans angetan. HiFi-Urgestein Roy Hall verlässt sich dabei auf zwei bewährte Konstanten: die hohe Qualität seiner Zulieferer und seine eigenen Fähigkeiten als Entwickler
Mitspieler
Tonabnehmer:
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Goldring Eroica HÂ
Benz ACE LÂ
Denon 103RÂ
Ortofon 2M Red, Blue
Phonoverstärker:
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MalValve Preamp Three PhonoÂ
PS Audio GCPH modifiziertÂ
Quad Preamp Twentyfour P
Verstärker:
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Malvalve Preamp Three Lineund Power Amp ThreeÂ
Densen B-130Â
Magnat RV-1
Lautsprecher:
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Lumenwhite AquilaÂ
Chario Piccolo 2.1-SystemÂ
K+T Mini-Monitor TSGegenspieler
Plattenspieler:
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Music Hall MMF-5.1 und 9.1Â
Rega P9Â
ProJect RPM 1.3 GenieDer Amerikaner Roy Hall bewegt sich seit Jahrzehnten höchst erfolgreich durch die High-End-Gefilde - in Europa wie Amerika. Die Music-Hall-Plattenspieler mit dem Kürzel MMF waren für ihn, einst in den Diensten von Creek, der Anfang als eigene Marke.
Das mit dem „MMF“ stimmt übrigens wirklich, wobei Roy Hall selbst mit einem schmerzvollen Lächeln zugibt, dass Plattenspieler Mitte der 90er-Jahre alles andere als eine Lizenz zum Gelddrucken waren - wie gesagt damals. Inzwischen fertigt Music Hall vier verschiedene Plattenspielermodelle, die seit ein paar Jahren auch in Deutschland zu kaufen sind. Dazu sind seit einiger Zeit bei Phonar erhältliche Elektronikkomponenten gekommen, die unter der Aufsicht Music Halls bei Shanling in China produziert werden. Die Plattenspielermodelle MMF-5.1 (LPMagazin 05/2007) und vor allem der MMF-9.1 (LP-Magazin 04/2008) - um es einmal kurz zusammenzufassen - sind extrem clevere Konstruktionen, die sich günstiger Technik aus der Großserie ProJects bedienen, in ihrem Zargenaufbau einem ganz eigenen Konzept folgen, nämlich dem optimaler Entkopplung und Bedämpfung. Gerade das Flaggschiff MMF-9.1 ist einer der ruhigsten Plattenspieler, den ich überhaupt kenne. Zwischen den beiden bereits getesteten Modellen liegt der MMF-7.1 - vom Aufbau her eher an den kleinen MMF-5.1 angelehnt, aber mit Komponenten des MMF-9.1 veredelt. Die zweischichtige Zarge des MMF 7.1 ist wie beim kleineren Modell eine Sandwichkonstruktion aus zwei Platten, die voneinander entkoppelt sind. Dabei steht die untere der beiden auf drei in der Höhe verstellbaren Spikes, anders als beim 5.1, der Absorberfüße besitzt. Der MMF 7.1 koppelt seine Bodenplatte also an den Untergrund an, um Resonanzen aus dem Gerät möglichst schnell abzuleiten. Damit sollte allerdings auch die Stellfläche für den Plattenspieler gewisse Grundkriterien erfüllen - man geht wohl beim Hersteller zu Recht davon aus, dass ein Plattenspieler für 1.300 Euro nicht mehr unbedingt auf einem normalen Möbelstück steht, sondern entsprechend aufgestellt wird. Die Basisplatte mit den Spikes teilt sich der Music Hall mit einigen durchaus prominenten analogen Zeitgenossen wie dem Roksan Xerxes. Wenn man (erst einmal) nicht die Möglichkeit hat, den MMF-7.1 adäquat aufzustellen, erlauben die eingelassenen Gewindestangen des Music Hall die Montage der weicheren Dämpfungsfüße oder anderer passender Standhilfen. Rechts hinten an der unteren Platte des MMF ist das Anschlussterminal für Signal- und Masseleitung montiert - ein ordentliches Cinch-Cinch-Phonokabel mit Masseleitung gehört übrigens zum Lieferumfang. Der Motor sitzt im Gegensatz zum kleineren Schwestermodell nicht mehr mit im Plattenspieler, sondern besitzt eine eigene Motordose in einer mehr als soliden Metallausführung, die in einer Aussparung vorne links in der Zarge steht - von den auf den Teller wirkenden Kräften her also ideal, da der Zug des Riemens deutlich weniger seitliche Kipp- und Taumelbewegungen des Tellers gegenüber der Nadel verursachen kann als bei einem rückseitig untergebrachten Antrieb. Durch die komplette Trennung von Zarge und Antrieb kann der Motor natürlich kaum noch Vibrationen auf die Zarge übertragen. Etwas störend ist die Neigung des Vierkantriemens, nach einer längeren Laufzeit zu schwirren - das lässt sich aber mit einem leicht Stupser beheben. Außerdem droht beim Plattenwechsel Gefahr: Zu diesem Zweck muss man sich nämlich über den MMF-7.1 bewegen, wo einen dann die tief im Inneren der Motordose versteckte blaue LED mit aller Leuchtkraft anstrahlt - und die ist richtig, richtig HELL! Auf der Bodenplatte des Music Hall liegt die Deckplatte auf - die Entkopplung zwischen den beiden Ebenen erfolgt über Sorbothan-Halbkugeln - jenem wie für HiFi gemachten Material, das bei großer Verformbarkeit seine Elastizität behält und somit perfekt für den Aufbau eines Masse-Feder-Systems mit einer möglichst niedrigen Resonanzfrequenz ist. Faktisch ist nämlich auch der Music Hall MMF-7.1 ein Subchassis-Laufwerk - hoch bedämpft und mit einer sehr kleinen Schwingungsamplitude natürlich. Auf der oberen Platte sind Tellerlager und Tonarm montiert. Zusätzlich auf der gut verarbeiteten, schwarz glänzenden Lackoberfläche sitzt eine kleine Dosenlibelle zur Einstellung des perfekt waagerechten Stands; ein Ausstattungsmerkmal, das wir gerne öfter sehen würden. Das Tellerlager besteht aus einem gehärteten Edelstahldorn, der in einer Buchse mit Teflonüberzug läuft - eine der an Verschleiß ärmsten Materialkombinationen überhaupt. Der Subteller ist sauber aus Kunststoff gefertigt und hat außer dem Tragen des Haupttellers keine weitere Funktion, da die Antriebskraft über einen Vierkantriemen direkt auf den Außendurchmesser des großen Tellers wirkt. Die hochwertige schraubbare Plattenklemme aus Metall gehört wie immer bei Music Hall ebenfalls zum Lieferumfang - gut gegen stark verwellte Platten und vor allem mikroskopisch kleine Bewegungen der Platte gegen den Teller. Der Tonarm stammt ebenfalls von ProJect - der allseits beliebte 9c, der es ja inzwischen in der Vollkohlefaserversion bis auf den Linn LP12 Majik geschafft hat - hier allerdings in der Version 9c aus Karbon mit angesetztem Aluminium-Headshell. Ansonsten ist die Technik hier bekannt: kardanische Lagerung mit Einstellung der Auflagekraft am Gegengewicht und Antiskating via Faden und Gewicht. Als sehr komfortabel empfinde ich die Höhenverstellung und die (selten gesehene) Möglichkeit, den Azimuth über ein leichtes Verdrehen des Armrohrs einzustellen. Am angesetzten Aluminium-Headshell ist - man kann es nicht genug loben - auch im Fall des MMF-7.1 ein vorzüglicher Tonabnehmer montiert: Das Goldring Eroica H - ein zu Recht renommiertes High-Output-MC des erfolgreichen britischen Analogherstellers. Überflüssig zu erwähnen, dass das System einwandfrei justiert war. Der gesamte Aufbau des MMF-7.1 dauert inklusive Auspacken, Ein- und Aufstellen gerade einmal zehn Minuten, dann steht der Dreher spielfertig da. Die erste Platte, die wir auf dem Teller festklemmten, war unsere allseits geschätzte „Famous Blue Raincoat“ von Jennifer Warnes - ihre gut produziert und aufgenommen. Wie alle Modelle aus dem Hause Music Hall zeichnet sich auch der 7.1 durch die außergewöhnliche Ruhe in der Wiedergabe aus - was der Musik natürlich etwas mehr Reserven gegenüber „nervöseren“ Laufwerken gibt. In diesem Punkt muss er sich zwar gegenüber seinem großen Schwestermodell MMF-9.1 geschlagen geben - hier ist der große Dreidecker einfach in seinem Element - dafür kann der kleinere Spieler mit einer trockenen und ansatzlosen Spielweise überzeugen, die ihn wiederum deutlich vom kleineren MMF-5.1 abhebt - sein Fundament ist einfach weitaus dynamischer und deutlicher profiliert, was kurze, trockene Impulse im Tieftonbereich angeht. Ich denke, hier zahlt sich das Konzept mit dem außen angetriebenen Teller ganz klar aus. Erst deutlich schwerere Masselaufwerke zeigen dem Music Hall in diesem Gebiet seine Grenzen - allerdings kosten diese dann auch deutlich mehr Masse im Geldbeutel. Weiter hinauf im Frequenzspektrum spielt sich der MMF-7.1 frei von allen Kriterien wie Masse oder Material - es macht einfach Spaß mit diesem Laufwerk Musik zu hören, so neutral und unbestechlich auf der einen Seite, so spielfreudig und farbenfroh musiziert er auf der anderen Seite. Der respektable Dynamikumfang geht einher mit einer präzisen Darstellung des Raums, der sich zwischen, hinter und vor den Lautsprechern aufspannt - die genaue Zuordnung der Herkunft einzelner Klänge und Töne gelingt problemlos - wie so viele gute Plattenspieler stellt es der Music Hall dem Hörer völlig frei, ob er sich dem Genießen von Musik widmet oder lieber analytisch hört. Die Höhen - obwohl etwas prägnanter als bei den beiden Schwestermodellen - erzeugen niemals einen Eindruck von Aggressivität, sondern immer nur den großer Offenheit und Weite. Somit wird der Music Hall zum perfekten Allroundtalent - was Musikstile angeht. Bei Pop und Rock überzeugt er durch Dynamik und Spielfreude, bei Klassik mit hoher Auflösung und Übersicht. Über die Grenzen der Stilrichtungen hinweg hat er uns durch seine souveräne, in sich ruhende Musikalität restlos begeistert.
Fazit
Die Entscheidung, aus einem kompletten Sortiment fertiger Komponenten mit genügend Know-how ein eigenes Plattenspielerkonzept zu entwickeln, geht beim Music Hall voll auf. Bei dem gebotenen Preis-Leistungs-Verhältnis ist der MMF 7.1 ein echter Volltreffer.