Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Music Hall MMF 3.3


Doppelt: Gut!

Plattenspieler Music Hall MMF 3.3 im Test, Bild 1
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Man nehme: Bewährte Komponenten, ein paar eigene gute Ideen, ein attraktives Design und eine zuverlässige Serienfertigung. So kann eigentlich nichts schiefgehen und so ähnlich funktionieren die Plattenspieler aus dem Hause Music Hall seit etlichen Jahren

Vorbehaltlich einer finalen Prüfung müsste es sich bei unserem hier vorgestellten Plattenspieler Music Hall MMF 3.3 um eines der günstigsten Gerätein dieser Ausgabe der LP handeln. Und das hat auch mit der Herangehensweise zu tun, mit der Roy Hall seit Anbeginn der Marke „Music Hall“ seine Plattenspieler konzipiert. Das hohe Lied der zahlreichen innovativen konstruktiven Details in einem sündhaft teuren Gerät singen wir an anderer Stelle, obwohl auch der MMF 3.3 ein paar pfiffige Feinheiten parat hält. Roy Hall geht es aber um etwas anderes: Er möchte bezahlbare Produkte anbieten, die mit den Möglichkeiten einer fl otten Serienfertigung klanglich das Optimum herausholen.

Plattenspieler Music Hall MMF 3.3 im Test, Bild 2Plattenspieler Music Hall MMF 3.3 im Test, Bild 3Plattenspieler Music Hall MMF 3.3 im Test, Bild 4Plattenspieler Music Hall MMF 3.3 im Test, Bild 5Plattenspieler Music Hall MMF 3.3 im Test, Bild 6Plattenspieler Music Hall MMF 3.3 im Test, Bild 7Plattenspieler Music Hall MMF 3.3 im Test, Bild 8Plattenspieler Music Hall MMF 3.3 im Test, Bild 9
Ach ja, und im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern, gibt Hall auch recht offen zu, dass er mit seinen Produkten auch Geld verdienen will: „MMF“ steht für nichts anderes als ein augenzwinkerndes „Make Money Fast“. Warum auch nicht?

Roy Hall, einst angestellt beim renommierten Verstärkerbauer Creek, hat vor über zwanzig Jahren mit den MMF-Plattenspielern begonnen. Dazu sind nach einer Weile die ebenfalls bei erfahrenen Firmen produzierten Elektronik-Komponenten gekommen.

Sieht man sich das Plattenspieler-Portfolio Music Halls heute einmal an, dann muss man neidlos anerkennen, dass sich einiges getan hat in den letzten Jahren. Hatte man vor einem Jahrzehnt gerade mal drei verschiedene Modelle zur Auswahl, so gibt es jetzt auf dem deutschen Markt immerhin ein halbes Dutzend Dreher, die die Preisklassen von rund 400 bis etwa 3000 Euro abdecken. Sieht man sich die Webseite von Music Hall USA an, kann man noch eine Menge Modelle mehr bewundern. Dieses sind aber zumeist im Low-Budget-Bereich zu finden, entstammen keiner europäischen Fertigung und werden über den deutschen Vertrieb Reichmann Audio Systeme nicht angeboten.

Der Nomenklatur nach ist also der Music Hall MMF 3.3 der zweitkleinste der hierzulande angebotenen Music-Hall-Plattenspieler, nur der MMF 2.3 mit einteiliger Zarge ist noch etwas günstiger. Das „Punkt Drei“ sagt, dass es sich um die inzwischen dritte Generation der „3er-Reihe“ handelt und dieser Generationswechsel bringt auch eine merkliche Aufwertung der Serie mit sich: Zum ersten Mal ist auch bei dieser Reihe eine Doppeldecker-Zarge zu sehen, eine Sandwich-Konstruktion aus zwei Platten, die voneinander entkoppelt sind. Dabei steht die untere der beiden auf drei in der Höhe verstellbaren Absorberfüßen, die den MMF 3.3 von der Unterlage entkoppeln. Die ein bisschen an umgedrehte Pilze erinnernden Füße unter der unteren Zargenplatte wehren vor allem Trittschall ab, also sehr niederfrequente Schwingungen, die sich über den Boden und die Stellfläche von unten auf das Gerät übertragen können. Entsprechend weich ist das dämpfende Material in den recht hohen Stellfüßen.

Rechnung getragen wird damit der Tatsache, dass ein Kunde, der sich einen Plattenspieler in der Preisklasse um 800 Euro kauft, noch nicht unendlich tief ins Thema „Aufstellung“ einsteigen möchte: Ein solches Gerät soll auf einem normalen Möbelstück gut spielen – und das tut der MMF 3.3.

Die Bodenplatte trägt alle elektrischen Funktionseinheiten: Hinten sitzt das Anschlussterminal für die Audio- und Masseleitung. Das passende ordentliches Phonokabel gehört übrigens zum Lieferumfang. Der Motor sitzt in einer in die Zarge gefrästen Aussparung links hinten – zur Unterdrückung kleinster Vibrationen selbst noch einmal vom Rest des umgebenden Materials isoliert. Auch die Zuleitungen für den Geschwindigkeitswahlschalter auf der oberen Zargenplatte sind sauber in einer entsprechenden Nut verlegt. Kommen wir nun zur Music-Hall-Spezialität: Die Entkopplung der Zargen-Ebenen gegeneinander:

Die obere Platte der Zarge ist etwas dünner als die untere. Die Dämpfungselement zwischen den beiden Ebenen sind aus einem härterem Material als die Füße. Insgesamt sechs kleine Kegel aus Gummi sind auf der unteren Platte verteilt. Deren Spitzen sitzen gegen Verrutschen gesichert in kleinen Vertiefungen oben.

Tellerlager und Tonarm sind in der oberen Platte verankert. Das Tellerlager besteht aus einem gehärteten und polierten Edelstahldorn, der in einer Bronzebuchse läuft – Verschleiß ist damit kein Thema. Auf dem Kunststoff-Subteller liegt der eigentliche Plattenteller, ein nicht allzu schweres Exemplar aus Aluminium, das durch eine Filzmatte bedämpft wird. Der Tonarm stammt auch aus tschechischer Fertigung: Ein Neunzoll-Exemplar mit angesetzter Headshell aus Aluminium. Azimuth und Tonarmhöhe können verstellt werden. Die Auflagekraft wird wie meistens über ein verstellbares Gegengewicht mit Skala justiert – eine Überprüfung mittels Tonarmwaage ist für bestmögliche Genauigkeit zu empfehlen. Die Antiskatingkraft wird über ein Gewicht an einem Faden über einen Ausleger auf den Tonarm übertragen.

Für den sofortigen Einsatz ist ein Tonabnehmer des Typs 2M Red von der Firma Ortofon montiert – das Einsteigermodell aus der Serie, das aber ganz einfach mit einem anderen Nadeleinschub aufgewertet werden kann, ohne das System neu justieren zu müssen.

Den Test mit diesem Einfach-Upgrade haben wir gemacht, aber uns auch die Mühe, andere, teurere Tonabnehmer zu montieren, die im Anschaffungspreis auf Augenhöhe mit dem gesamten Plattenspieler sind. Und ja: Diesen Aufwand kann man mit dem Music Hall auf jeden Fall nachvollziehen; für einen klanglichen Fortschritt kann man also beim MMF 3.3 bleiben und erst einmal in den Tonabnehmer investieren. Oder man bleibt in der Serienausstattung und genießt erst einmal Musik von Schallplatte. Das geht nämlich auch mit dem 2M Red ganz hervorragend. Die Justage ab Werk gibt keinerlei Anlass zu Beanstandung und man kann sofort loslegen. Ich habe nun schon ein paar Music-Hall-Plattenspieler getestet und war nicht weiter überrascht, dass auch der MMF 3.3 einen recht souveränen, aufgeräumten und tendenziell warmen Klangcharakter zeigt. Gerade im Vergleich zu einem einfach Brettspieler wirkt er vollmundig in den Mitten und eher defensiv in den Höhen, nicht, weil er hier etwas wegnimmt, sondern, weil ein Laufwerk ohne die ganzen oben erwähnten Maßnahmen einfach mehr Resonanzen hinzufügt. Insofern kann man den Music Hall wie seine ganzen Markenkollegen als ehrliche Haut einsortieren.

Klassische Musik geht gut, weil sich gerade Streichinstrumente durch den warmen Grundtonbereich sehr angenehm ins Ohr schmeicheln, während die erstaunliche Dynamik vieler Klassikaufnahmen hervorragend umgesetzt wird. Durch die saubere und von extrem wenig Nebengeräuschen gestörte Wiedergabe, ist auch die räumliche Abbildung diszipliniert und akkurat. Das Obertonspektrum wirkt sehr natürlich und lässt alle Instrumente in lebensechten Klangfarben erklingen. Das Ganze funktioniert so natürlich erst recht bei Musikrichtungen, die mehr mit elektronischen Klangerzeugern arbeiten – frühe Jean-Michel-Jarre-Aufnahmen offenbaren ihre ganze analoge Pracht und Durchschlagskraft. Und problematische, weil zu anämisch klingende Rockscheiben aus den 70er und 80er Jahren, werden zumindest nicht noch schlimmer gemacht. Gut klingende Rockscheiben, wie einige der ganz alten Rolling-Stones-Alben lassen den Music Hall über sich selbst hinauswachsen: Der kleine Doppeldecker ist im Herzen ein echter Rocker!

Fazit

Der MMF 3.3 ist der kleinste Music Hall, der in der neuen Version durch eine doppelte Zarge aufgewertet wurde. Das macht ihn zu einem der interessantesten Gesamtpakete in der Preisklasse bis 1.000 Euro.

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Produkt: Music Hall MMF 3.3

Preis: um 799 Euro

7/2020
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Reichmann Audiosysteme 
Telefon 07728 1064 
Internet www.reichmann-audiosysteme.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 415 x 132 x 330 mm 
Gewicht (in Kg) 6,8 kg 
Unterm Strich ... Der MMF 3.3 ist der kleinste Music Hall, der in der neuen Version durch eine doppelte Zarge aufgewertet wurde. Das macht ihn zu einem der interessantesten Gesamtpakete in der Preisklasse bis 1.000 Euro. 
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Datum 20.07.2020, 09:56 Uhr
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