Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: MoFi UltraDeck Plus


Auf dem Weg zur Quelle

Plattenspieler MoFi UltraDeck Plus im Test, Bild 1
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Mobile Fidelity Sound Labs, kurz MFSL oder MoFi, hat bei audiophil veranlagten Musiksammlern einen beachtlichen Ruf. Können sie daran mit ihrem aktuell besten Plattenspieler anknüpfen?

Beim Namen MFSL bekommen viele Musikhörer feuchte Augen, denn das Label steht seit Jahrzehnten für sehr gut klingende Analogpressungen und CDs. Mit der Produktion von Plattenspielern, Tonabnehmern und Phonostufen haben sie sich allerdings in unbekanntes Terrain vorgewagt. Bevor ich jedoch auf das Ultra- Deck, den größeren ihrer beiden Plattenspieler eingehe, möchte ich kurz die Geschichte der Firma beleuchten. Gegründet wurde MFSL 1977 von Brad Miller. Nach dessen Tod 1998 übernahm Jim Davis, Chef von Music Direct, einem höchst erfolgreichen Anbieter von Audio-Soft- und -Hardware, die Firma.

Die Idee, MoFi Electronics zu starten, entwickelte Josh Bizar, Vizepräsident von Music Direct.

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Nach dem zwischenzeitlichen Aus von MFSL hatte Music Direct sämtliche verbliebenen Tonträger aufgekauft und während nun Josh mit Musikfreaks aus aller Herren Länder telefonierte, wurde er immer wieder gefragt, welches Equipment er denn zum Abspielen der MFSL-Platten empfehlen würde. So begann er, darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn MoFi die komplette Kette vom Mastertape bis zur Abspielelektronik in eigenen Händen hielte. Dieser Samen ging dann aber erst 15 Jahre später auf – vielleicht hat Bizar schon geahnt, was da auf sie zukommt. Denn die Firma hat zwar sehr viel Ahnung von Tonträgerproduktion – und -Vertrieb sowie vom Verkauf von Equipment im Budget-Bereich, mit der Produktion von gehobener Elektronik allerdings null. Somit war klar, dass es ein kompetentes Team brauchte. Zuerst kam Tim de Paravicini an Bord. Er hatte schon 2002 für MoFi das „Gain 2 Ultra Analog LP“-Schneidesystem entwickelt und konstruierte nun die beiden neuen Phonostufen. Nummer zwei im Team war Allen Perkins, legendärer Entwickler der Immedia- und Spiral-Groove-Plattenspieler und -Tonarme. Allen kannte Josh, hörte von seinen Plänen und bot seine Hilfe an. Das überraschte die MoFi-Leute, denn Perkins stand ja nun für viel teurere Produkte und ich hätte anhand des gehobenen Preises der MFSL-Tonträger auch mit deutlich teureren Plattenspielern gerechnet.

Doch da kommt der Background der MoFi-Leute im Vertrieb von günstiger Elektronik ins Spiel: Man wollte bezahlbare Lösungen anbieten, die über ihre Preisklasse hinaus spielten und dennoch, wie bereits erwähnt, die Kette von den Mastertapes hin zur Abtastung vervollständigen sollten. Das ist, bei allem Respekt für das wirklich gute UltraDeck, bei einem Verkaufspreis von etwas mehr als 2.000 Euro natürlich vermessen. Doch sie sind auf dem richtigen Weg und haben mit Perkins dafür den optimalen Designer gewählt. Für den wiederum war es eine spannende Herausforderung, wie er mir in einem langen Gespräch erläutert hat, seine Grundprinzipien für eine saubere Abtastung einmal für deutliche günstigere Plattenspieler als seine eigenen umzusetzen. Er legt, wenig überraschend, besonderen Wert auf absolute Geschwindigkeitsstabilität, Vibrationskontrolle und Feinabstimmung sämtlicher Teile des Systems für einen maximal störungsarmen Betrieb. Perkins meinte, als Kleinhersteller könne er Geräte zu diesem Preis nicht kostendeckend produzieren, das überließe er lieber Firmen wie Rega oder eben MoFi. Er gab MoFi eine To-do- Liste und ließ sie den Prototypen herstellen. Danach optimierte er als Chefdesigner und Problemlöser im Produktionsprozess das Ergebnis Stück für Stück. Es ist kein Geheimnis mehr, dass Perkins an mindestens einem weiteren „Deck“ arbeitet, das mehr von seinen Genen in sich tragen wird. Noch trifft ein MoFieigener Industriedesigner viele Entscheidungen und Perkins greift nur dann ein, wenn sie den Klang betreffen, wie z.B. beim Riemen, den er als Rundriemen haben wollte, weil die Form des Pulleys bei Flachriemen für ständige Mikroschwankungen sorge.

Technisch ist der Dreher überschaubar, dabei gut gemacht und abgestimmt: ein Wechselstrommotor (ein weiteres Perkins- Muss) sitzt gut abgeschirmt in einer CLD-Sandwich-Zarge aus Aluminium und MDF. Ein invertiertes Lager aus gehärtetem Stahl läuft sehr ruhig in einer Bronzebuchse mit einer Präzisionsstahlkugel auf einem Saphirlager. Dazu kommt der kardanisch gelagerte Tonarm in 10 inch Länge (254 mm), die Perkins für ziemlich ideal hält. Der Arm ist ebenfalls aus Aluminium gefertigt, Teller und Pulley aus Delrin, ein dem Vinyl verwandter Kunststoff. Dazu kommen besagter Rundriemen und gefederte, sehr effektive Isolationsfüße von HRS. Der im „Plus-Paket“ für freundliche 200 Euro Mehrpreis eingebaute MM-Tonabnehmer names UltraTracker ist ein mit knapp 10 Gramm recht schwerer Brocken im kantigen Alumantel mit nacktem, elliptischem Diamanten. Perkins hatte schon früher mit Audio-Technica zusammengearbeitet und so war es nur folgerichtig, mit ihnen die Systeme zu entwickeln. Einzeln kostet der UltraTracker 599 Euro – wer also nichts deutlich Besseres zur Hand hat, sollte diese Option unbedingt ziehen. Der Plattenspieler lässt sich wunderbar einfach aufstellen: auspacken, mithilfe der gefederten HRS-Füße ins Wasser stellen (ja, die kann man herausdrehen), Teller auf das Inverslager setzen, den gelborangenen Riemen drum, Gegengewicht drauf, Auflagegewicht einstellen, Antiskating-Gewicht einfädeln und justieren, Nadelschutz ab, auf die ebenfalls gelborange Taste drücken, das Quietschen beim Anlaufen überhören und den Arm absenken. Im Zweifel hilft dabei das extrem gut gemachte, übersichtliche kleine Anleitungsbüchlein, das alle wichtigen Aufbau- und Einstellschritte auch für weniger erfahrene Hörer einfach und transparent darstellt. So sollten alle Bedienungsanleitungen sein – man merkt einfach, dass man es mit Profi s zu tun hat. Was gibt´s sonst noch zu beachten? Will man 45er spielen, muss man den Riemen von Hand umlegen – auch das geht (sic!) im Handumdrehen.

Holger Barske hat bereits 2017 freundlich über das einfachere StudioDeck Plus geschrieben. Was kann das UltraDeck Plus besser? Einiges, denn hier sind schlicht mehr von Allen Perkins´ Prinzipien verwirklicht. Er beschreibt sein Klangideal wie ich finde sehr treffend mit „My kinda neutral“, also seine Art von Neutralität. Das lässt sich auf dem Opener von Niels- Hennig Orsted Pederson und Sam Jones’ Album „Double Bass“ wunderbar hören, wenn vor allem Philippe Catherines Griffgeräusche auf der Gitarre überdeutlich und tief im Raum erklingen. Dabei tönt es eher hell als dunkel, sehr neutral und sauber –Abhöre, ik hör dir trapsen. Auf „Lean on Me“, dem Tributealbum von José James an Bill Withers, begeistert mich eine enorme Entspanntheit und Präsenz. James’ druckvolle Stimme steht mitten im Raum, als sich plötzlich eine Hammondorgel darüber aufbaut und nach und nach die anderen Instrumente einsteigen. Das beleuchtet eine weitere Stärke des MoFi-UtraDecks, nämlich musikalische Strukturen extrem gut nebeneinanderzustellen, was bei den komplexen Arrangements von Abbey Road noch deutlicher zutage tritt. Und man kann es auch krachen lassen. Auf der Live-Kollaboration von Gov´t Mule und John Scofield begeistern mich die enorme Durchhörbarkeit, die lässige und erstaunlich tief gehende Basswiedergabe und eine packende Griffigkeit. Das MoFi UltraDeck ist ein Klassedreher, der cool aussieht und bemerkenswert unaufgeregt und neutral seinem Job nachkommt: jedweder Musik zu ihrem Recht zu verhelfen. Mit seinem perfekt auf den Arm abgestimmten Tonabnehmer spielt er ausgewogen und extrem langzeittauglich.

Fazit

Nach dem Einstieg mit dem StudioDeck zeigen die MoFi-Macher, dass ihre Lernkurve steil nach oben zeigt. So viel unkomplizierten, top klingenden Plattenspieler wie das UltraDeck fi ndet man in dieser Preisklasse selten.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: MoFi UltraDeck Plus

Preis: um 2299 Euro

9/2019
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb High-Fidelity Studio, Augsburg 
Telefon 0821 37250 
Internet www.high-fidelity-studio.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 500 x 150 x 360 mm 
Gewicht (in Kg) 12 kg 
Unterm Strich ... » Nach dem Einstieg mit dem StudioDeck zeigen die MoFi-Macher, dass ihre Lernkurve steil nach oben zeigt. So viel unkomplizierten, top klingenden Plattenspieler wie das UltraDeck fi ndet man in dieser Preisklasse selten. 
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Autor Christian Bayer
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Datum 24.09.2019, 14:56 Uhr
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