So einige haben wir ja kommen und gehen sehen, kleine Ein-Mann- Unternehmen, die ihre 15 Minuten Ruhm hatten und dann wieder aufgegeben haben. Umso mehr freut es uns, wenn sich einer von ihnen als zäher Brocken erweist und sich etablieren kann
Mitspieler
Tonarme:
SME 309, 3009-R
Rega RB301
Tonabnehmer:
Charisma Audio MC-1
Shelter 501 MK II
Phonoverstärker:
Trigon Advance
MalValve Preamp Three Phono
Reußenzehn Tube Phono Preamp
Verstärker:
Accuphase E-600
Acoustic Masterpiece AM-201
Lautsprecher:
Audio Physic Avantera
K+T Ophelia
Zubehör:
Stromversorgung: Accuphase, PS Audio
Kabel: Van den Hul, Transparent, Silent Wire
Aufstellung: Thixar, Audio Exklusiv, Bfly
Gegenspieler
Plattenspieler:
Music Hall MMF 9.1
Transrotor Fat Bob S mit SME IV
Von Marc Grebe und seiner kleinen Manufaktur MG-Hifi ist die Rede. Einen außergewöhnlichen Plattenspieler hat er uns seinerzeit zum Test mitgebracht – gerne erinnere ich mich daran, wie man den Optimal MG4 wirklich Schraube für Schraube, Strebe für Strebe selbst aufbauen konnte, denkt man sich den nun wirklich nicht zerlegbaren Teller weg, dann passt das ganze Laufwerk zerlegt in einen Schuhkarton.
Außerdem hat das Ganze was von Thriller-Romantik – Sie wissen, das voll zerlegte Präzisionsgewehr im handlichen Köfferchen. Nun ist uns das friedliche Schrauben zum Zwecke des Musikhörens natürlich lieber – der Aufbau aus Einzelteilen zeigt beim neuen Laufwerk aber, an welchen Stellen leichte oder gar deutliche Verbesserungen zur Anwendung kommen. Auf jeden Fall basiert das neue Laufwerk auf dem „alten“ Optimal, dessen Grundkomponenten wie Lager und Motor weiterhin zum Einsatz kommen. Wobei: Beim Lager kann man sich jetzt entscheiden, ob man einen Lagerspiegel aus POM oder Saphir möchte – durch die aufschraubbare Lagerbuchse ist das fragliche Teil in nicht einmal einer Minute getauscht. Sorgen wegen eventueller Undichtigkeiten muss man sich übrigens nicht machen – Grebe beherrscht sein Handwerk und hat die Konstruktion sauber aufgebaut. Das invertierte Tellerlager steht mit seinem geschliffenen und polierten Edelstahldorn auf der Basis – die Spitze bildet eine Keramikkugel. Träger des Lagerdorns ist ein Edelstahlzylinder mit sechs radialen Bohrungen, aus dem die drei Ausleger für die Füße ragen. In die Ausleger werden seitlich höhenverstellbare Spikes geschraubt, deren Spitzen auf inzwischen leicht modifizierten Spezialfüßen stehen. Wo bisher mehrere Lagen Kork- und Aluminiumringe das Laufwerk trugen, sind die Aluminiumringe jetzt mit gegeneinander versetzten Korkpads entkoppelt. An einem weiteren Tragarm ist eine Spezialkonstruktion montiert, in der die Motordose mit Gummiringen zwischen zwei Pfosten aufgehängt ist – der Motor selbst ist noch einmal resonanzbedämpft in der Dose gelagert. Der Gleichstrommotor bringt ordentlich Drehmoment an den präzise gedrehten Edelstahlpulley, der im Vergleich zum ursprünglichen MG4 gewachsen ist – so muss der Motor nicht mehr mit einer ganz so hohen Drehzahl gefahren werden. Angesteuert wird er über eine separate Motorsteuerung in einem schicken Metallgehäuse, wo auch beide Geschwindigkeiten feinreguliert werden können. Die Kraftübertragung erfolgt nach wie vor über einen dünnen String, der zwar eine etwas längere Hochlaufzeit des Tellers mit sich bringt, aber eben auch so gut wie keine Vibrationen vom Motor auf den Teller übertragen kann. Auf Wunsch ist – der Vorteil der Kleinmanufaktur – jederzeit auch ein Motorpulley für den Betrieb mit einem Gummiriemen zu bekommen. Man sieht an allen Ecken und Enden auch, wie Marc Grebe kleine optische Details nach und nach verfeinert hat – das Laufwerk ist bei allem herben Charme des Maschinenbaus auch ein liebevoll gefertigtes Kleinstserien-Kunstwerk. Die Armbasis sitzt ebenfalls an einem Ausleger und ist damit im Abstand vom Tellerlager, in der Höhe und sogar im Azimut frei einstellbar. Das ist einerseits erfreulich, will aber auch bei der sauberen Justage des Tonarms berücksichtigt werden. Bewährt hat sich auf dem Optimal MG4 der klassische Rega-Tonarm, der in diesem Test neben Armen von SME auch hauptsächlich zum Einsatz gekommen ist. Optisches Hauptunterscheidungsmerkmal zum einfachen MG4 ist bei unserem aktuellen Testmodell der aufgedoppelte Teller und dabei vor allem die Art und Weise, wie diese zweite Ebene realisiert wurde. Man kennt da ja doch so einige Möglichkeiten: Schlichtes Sandwich aus zwei oder mehr Materialien oder mit Distanzhülsen verschraubte Doppelteller. Marc Grebe hat auf dem unteren Teller, der dem normalen MG4 entspricht, am Außenradius acht Zylinder befestigt, die mittig ein Loch haben. In jedes dieser Löcher wird nun ein Swarovski-Kristall eingesetzt und darauf ein zweiter aufgesetzt, der durch acht exakt passende Bohrungen genau sitzt. Man mag jetzt über diesen Aufbau etwas schmunzeln, Sinn macht er allemal: Neben der größeren bewegten Masse hat man den schönen Effekt, dass die Verbindung zwischen Sub- und Hauptteller sehr weit vom Tellerlager entfernt ist, so dass keine Vibrationen vom unteren angetriebenen Teller bis zur oben aufgelegten Platte durchdringen können. Die verwendeten Kristalle müssen übrigens nicht rot sein. Ein MG-Hifi wäre nicht komplett ohne eine der hauseigenen Tellermatten – das Spezialgebiet von Marc Grebe schlechthin. Die erhabenen außen liegenden Streifen erlauben in Zusammenarbeit mit dem Tellergewicht, jede verwellte Platte plan zu drücken und gegen mikroskopisch kleine Bewegungen zu sichern. Kernig und mit kraftvollen Pinselstrichen zeichnet auch die Doppelteller-Variante des MG4 die Musik aus der schwarzen Rille. Das hat allemal Wucht und Schnelligkeit, die einhergeht mit guter Kantenschärfe und einer ziemlich unerschütterlichen Ruhe und Unaufgeregtheit bei der räumlichen Abbildung, auch wenn es einmal etwas dynamischer zugeht. Wenn ich einen Unterschied zum Laufwerk mit einfachem Teller festmachen müsste, würde ich sagen, dass der doppelte Aufbau sich einen etwas größeren dynamischen Spielraum gönnt, einfach eine noch größere Bandbreite zwischen ganz leise und ganz laut. Das Ganze geht einher mit einer noch größeren subjektiven Ruhe und Übersicht bei der Wiedergabe auch komplexer musikalischer Gebilde, so dass ich mit dem MG4 Doppelteller auch gerne und viel klassische Musik gehört habe. Kontrabässe erhalten hier neben ihrer Fülle und Energie in den ganz tiefen Lagen auch genügend Kontur, um eben nicht nur als tieffrequentes Gebrabbel wahrgenommen zu werden, sondern als einzelne Instrumente im Orchesterkontext. Und ganz nach oben hinaus gilt für die Geigen das Gleiche: kein Einheits-Sound, sondern der Zusammenklang vieler Individuen, die perfekt zusammenspielen. Diese Genauigkeit und Ruhe machen den MG4 „Doppeldecker“auch bei Pop- und Rockmusik zum Mittel der Wahl, wenn es vor allem darum geht, eine unbestechliche Basis zu schaffen, auf der sich Musik von Platte möglichst frei entfalten kann.
Fazit
Ein nicht alltägliches Konzept mit einem weiteren Schuss Exotik bringt uns einen absolut langzeittauglichen Plattenspieler, der sich in seiner Preisklasse mehr als wacker schlägt und zudem ein echter Hingucker ist.