Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Holbo Air Bearing Turntable System


Geradlinig

Plattenspieler Holbo Air Bearing Turntable System im Test, Bild 1
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Sie kommen wieder: Tangentialarme erleben zur Zeit gerade so etwas wie eine Renaissance. Dabei sind die Varianten mit Luftlager die edelsten Exemplare. Die Königsdisziplin ist dann das Laufwerk unter dem Arm, dessen Teller ebenfalls auf einem Luftlager läuft

Holbo lautet der Name des hierzulande weitgehend unbekannten Herstellers aus Slowenien, dessen Sortiment im Moment tatsächlich auch nur den Plattenspieler umfasst, den wir ihnen auf den nächsten Seiten vorstellen werden. Beim Namen dachte ich – und dem einen oder anderen Leser wird es wohl genau so gehen – zuerst an eine Namensänderung des Schweizer Herstellers Holborne, aber tatsächlich haben die beiden Firmen gar nichts miteinander zu tun.

Das „Holbo Airbearing Turntable System“ nimmt für sich in Anspruch, trotz der fortgeschrittenen Lagertechnik eine extrem einfach aufzubauende und einzustellende Konstruktion zu sein.

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Und ja, wenn man einmal die geistige Schwelle des Respekts vor der „exotischen“ Tangentialtechnik überwunden hat, dann leuchtet das sofort ein: Sämtliche hoch komplizierten Berechnungen zur Optimierung eines konventionellen Drehtonarms fallen hier ja einfach weg. Spurfehlwinkel, Tonarmgeometrie, Überhang, Kröpfung, Skatingkraft: All diese Parameter, die zur Berechnung eines gangbaren Kompromisses – und nichts anderes ist ein Drehtonarm – herangezogen werden, spielen bei einem Tangential-Tonarm keine Rolle. Ein solcher ermöglicht eine gerade Bewegung der Nadel über eine Plattenseite genau im rechten Winkel zur gedachten Tangente an die abzutastende Rille. Zu beachten ist hierbei nur die exakte Positionierung der Nadel an der Position, an der der Spurfehlwinkel wirklich Null ist. Dabei hilft die mitgelieferte Schablone, mit der die Länge des Armstummels einmal eingestellt wird. Die spiegelnde Oberfläche dieser Vorrichtung ermöglicht auch gleich den Abgleich des Azimuths. Das Ganze wird etwas hemdsärmelig mit einer einfachen Klemmung an der Aufhängung des Arms arretiert – einfach, aber funktional. Im Zuge dieser Einstellung muss natürlich auch der VTA, sprich die Höhe des Arms, eingestellt werden. Auch das ist so einfach beim Arm des Holbo, dass sich der VTA sogar im laufenden Betrieb justieren lässt. Das ist eine sehr feine Sache, denn hier gibt es sehr oft eine Einstellung, bei der man tatsächlich ein „Einrasten“ der Klangbalance vernimmt. Und rein theoretisch sollte man diesen Parameter ja auch beim Einsatz unterschiedlich dicker Schallplatten verstellen, was wohl kaum jemand so akribisch machen wird. Immerhin: Die Möglichkeit besteht. Der Armlift ist der bei Tangentialarmen übliche Hebel, der über eine Stange den Arm einfach hinten nach unten drückt – immer etwas rustikal, aber es funktioniert. Das Gegengewicht hängt hinten am Armstumpf und wird durch Verdrehen des eigentlichen Gewichtes fixiert. Das muss man ein- oder zweimal üben, bis man es hinbekommt, ohne das Gewicht wieder zu verschieben. Die Luftzuleitung wird in die Hülse geführt, die auf der polierten Edelstahlstange schwebt. Der entsprechende Schlauch ist sehr weich und dünn, ebenso wie die Tonarmkabel, die in einer sehr weiten Schlaufe durch ein Langloch in der Zarge geführt werden. Dass das Laufwerk perfekt waagerecht stehen muss, versteht sich von selbst. Das lässt sich mit den höhenverstellbaren Füßen schnell bewerkstelligen. Diese sorgen für zusätzliche Dämpfung und sind über kurze Spikes an der Unterseite selbst hart an die Standfläche angekoppelt.

Der Preis von 6500 Euro für das Air Bearing Turntable System verrät es schon: Mit dem luftgelagerten Tonarm alleine ist es noch nicht getan. In der Praxis müsste man nur einmal probieren, den aufgesetzten Teller in ausgeschaltetem Zustand zu bewegen: Geht nicht. Messerscharf folgern wir, dass auch der Teller luftgelagert ist. Nimmt man den Aluminiumteller ab, kann man es auch sofort sehen: Eine richtige Tellerachse gibt es nämlich nicht, lediglich einen kurzen Stummel, der den Teller bei der Rotation zentriert. Der für das Anheben des Tellers nötige Luftstrom wird durch ein kleines Loch inmitten einer kreisrunden Vertiefung in der Metallscheibe unter dem Teller aufgebaut. Also: Immer vor dem Aktivieren des Antriebs den Kompressor einschalten und diesen auch anlassen, bis der Teller steht! Dass diese Regel bei unserem Testgerät nicht immer eingehalten wurde, kann man an ein paar Kratzspuren an der Unterseite des Tellers sehen. Eventuell kann der Hersteller da mit einer automatisierten Einschaltreihenfolge abhelfen. Oder man denkt eben selbst dran, so schwer ist es dann auch nicht. Der Antrieb selbst erfolgt über einen in der Zarge integrierten Gleichstrommotor, der über ein separates Netzteil gespeist wird. Die Regelung selbst sitzt in der Zarge, gut zu erkennen, an den beiden über einen Schraubendreher zu bedienenden Trimmpotis an der Rückseite des Holbo, die neben dem Kippschalter für die Geschwindigkeitsanwahl sitzen.

Umschaltung an der Rückseite? Ja, etwas ungewöhnlich, aber mal ehrlich: Ein Plattenspieler steht doch immer so, dass man an den Schalter leicht herankommt. Nun aber mal zum Kern des Tests: Wie funktioniert das Ganze und wie klingt es? Nun, ich bin erfreut, wie einfach sich der Holbo in Gang setzen lässt. Das Komplizierteste war wirklich das Justieren des Tonabnehmers am Arm. Die komplette Luftlagerthematik ist mit dem Verlegen des Schlauchs zwischen Laufwerk und Kompressor erledigt. Dieser arbeitet bis auf ein kurzes Anlaufgeräusch lautlos, was den kurzen Schlauch erklärt: Hier muss nichts in ein Nebenzimmer ausgelagert werden. Man braucht einfach zwei statt einer Steckdose. Nach Aufbau des Luftdrucks kann der Motor eingeschaltet und die Nadel in der Rille abgesenkt werden – spielt. Und das auf einem erfreulich hohen Niveau: Ich maße mir jetzt nicht an, sofort herauszuhören: „Ah, tangential“, aber die Wiedergabe macht auf mich schon einen extrem sauberen Eindruck. Das hat Übersicht, eine ungemein hohe Detailtreue und Neutralität. Klingt ein bisschen langweilig? Wenn man so will: ja, aber meine Erfahrung nach 30 Jahren intensiver Beschäftigung mit Hifi -Komponenten, privat wie beruflich, hat mir eines vermittelt: Die Geräte, die erst einmal beim Hören nicht auffallen, sind die, die bleiben. Denn nur auf diese Art und Weise kann man sich dauerhaft auf die Musik einlassen und eben nicht mit Geräten, die sich durch irgendeine Art von Betonung andauernd zwischen den Hörer und die Musik drängeln. Und eben diese Neutralität zelebriert der Holbo auf höchstem Niveau. Die Basstiefe und -festigkeit ist für ein Laufwerk dieser Klasse erstaunlich autoritär. Ebenso fest zementiert im Raum ist die Staffelung der Instrumente, die der Holbo aufbaut – noch die feinsten Hallanteile eines Raums werden exakt reproduziert. Dazu kommt eine sehr feinfühlige Wiedergabe der ganz hohen Töne und hohe Natürlichkeit des Grund- und Mitteltonbereichs – so werden sogar anspruchsvolle Klassikaufnahmen zu einem mitreißenden Ereignis, das den Interpreten so nah an den Hörer heranholt, wie man sich das nur wünschen kann.

Fazit

Er sieht harmlos aus, aber der luftgelagerte Holbo-Plattenspieler ist ein hoch funktionales und dabei einfach zu bedienendes Gerät, das dem Ideal der pefekten Neutralität sehr nahe kommt

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Holbo Air Bearing Turntable System

Preis: um 6500 Euro

9/2020
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Internet www.ichos.at 
E-Mail: info@ichos.at 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 430/150/400 
Gewicht (in Kg) 12 kg 
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