An den ersten Test des Woodpecker von Feickert Analogue vor vier Jahren erinnere ich mich gerne, zeigte er doch damals eindrucksvoll, welches klangliche Ergebnis aus einem klassischen Plattenspielerdesign herauszuholen ist
Mitspieler
Tonarme:
DCF 12-Zoll-Tonarm
Tonabnehmer:
Phase Tech P-3G
Nagaoka MP-500
vdH Mc One, Crimson
Phonoverstärker:
Quad 24P Phono
MalValve Preamp Three Phono
Trigon Advance
Verstärker:
Malvalve Preamp Three Line und Power Amp Three
SAC Mediatore + Igel
Lautsprecher:
K+T Legiera
Audio Physic Avantera
Gegenspieler
Plattenspieler:
Scheu Premier III mit SME 309
Transrotor Fat Bob Reference mit SME 3500
Danach kamen mit Blackbird und Firebird zwei größere Laufwerke, die das Design aufnahmen und technisch immer weiterführten, bis jetzt – vier Jahre später – die weiterentwickelte Technik in der zweiten Generation des Woodpeckers Einzug halten darf. Äußerlich hat sich gar nicht so viel geändert – die Bedientasten sind etwas anders angeordnet und natürlich haben wir bei unserem Testmodell ein Spezialdesign mit Kohlefasermatten im Zargenrand statt der sonst gängigen Holzoptik.
Den Teller hat man bei unserem Testgerät auch von den größeren Brüdern übernommen – der sogenannte „Inertia“-Teller mit im POM eingearbeiteten Messinggewichten hat mehr bewegte Masse und sorgt damit für noch bessere Gleichlaufeigenschaften, die wir Hörer als hohe Laufruhe und Souveränität wahrnehmen. Montieren lassen sich alle Tonarme zwischen 9 und 12 Zoll – die Basen werden mit zwei Maschinenschrauben auf der Deckplatte des Drehers über zwei Langlöcher in Kontermuttern befestigt, die beim Verschieben der Basis mitlaufen. Die neue Basis ist zweiteilig, wobei die obere Hälfte neben der reinen Verschiebemöglichkeit auch noch drehbar ist – je nach Montage des Tonarms eine nicht ganz unwichtige Möglichkeit, man denke da nur an die Justage der SME-Tonarme über den Schlitten an der Armbasis. Christian Feickert hat die gängigsten Tonarmbasen bereits vorrätig, alle anderen werden nach Kundenangaben gerne angefertigt. Der neue Woodpecker steht auf höhenverstellbaren Alufüßen. Sogar hier hat sich etwas getan: Eingearbeitete ölbedämpfte Feingewinde sorgen für eine hochpräzise Einstellung und einen nochmals solideren Stand als die alte Fußkonstruktion, die mir in dieser Hinsicht schon nicht unangenehm aufgefallen war. Die Zarge besitzt eine aufwendige Schichtbauweise aus einer Aluminium- und einer getemperten MDF-Platte, die mit Maschinenschrauben bombenfest miteinander verbunden sind. Die Verschraubung kann man übrigens im Vergleich zu den älteren Versionen nicht mehr von außen sehen – blickt man unter den Woodpecker, erkennt man nur noch ein paar Löcher, die den Zugang für den Service erlauben. Insgesamt wurde in der Zarge der Materialeinsatz optimiert – der Materialabtrag wurde so weit reduziert, dass das Laufwerk sogar ein paar hundert Gramm mehr Masse hat. Das invertierte Lager sitzt wie gehabt auf einer eigenen Platte aus solidem Stahl – diese findet man nicht mehr in der großen Aussparung in der Deckplatte, sondern direkt in der inneren MDF-Platte, mit der sie verschraubt ist. Der gegenüber dem Vorgängerlager noch weiter gehärtete Edelstahldorn durchmisst 16 Millimeter und läuft nach oben ziemlich flach aus. Die Lagerbuchse – ebenfalls aus noch härterem Edelstahl – hat einen Lagerspiegel aus Teflon. Das gegenüber dem ersten Woodpecker noch einmal enger tolerierte Lager wird statt mit einem Spezialfett jetzt mit Öl geschmiert. Geblieben ist der Pabst-Gleichstrommotor, der gut bedämpft im Zargeninneren sitzt. Das Pulley ist statt aus Messing jetzt aus Aluminium gefertigt. Drei Geschwindigkeiten – 33, 45 und 78 Umdrehungen pro Minute – lassen sich per Taster umschalten. Das heißt im Umkehrschluss, dass auch der „kleine“ Woodpecker inzwischen die neue Motorsteuerungsplatine eingebaut hat, auf der natürlich auch die komplett neue Steuersoftware läuft. Bei so vielen Änderungen kommt natürlich die Frage auf, die sich vor allem Besitzer eines Woodpeckers der älteren Generation stellen: Wie komme ich in den Genuss dieser Weiterentwicklung? Kein Problem: Es gibt zwei verschiedene Aufrüstkits, die für einen fairen Preis den ersten Woodpecker auf den technischen Stand des neuen Geräts bringen. Und das lohnt sich. Mit einem mitgelieferten van den Hul MC One am hauseigenen 12-Zoll-Tonarm haben wir dann gehört, später auch mit dem neuen vdH Crimson. Auch, wenn der ältere Woodpecker im direkten Vergleich nicht zur Verfügung stand, möchte ich – rein gefühlsmäßig – behaupten, dass der Woodpecker 2 erwachsener und gewachsener klingt. Er hat ganz klar die Eigenschaften seiner größeren Geschwister übernommen, denen er nur noch in Sachen Antrieb und absoluter Masse unterlegen ist. Gerade mit dem langen Tonarm und dem neutralen und fein auflösenden van-den- Hul-System macht der Woodpecker eines sonnenklar: „Ich bin ein ausgereiftes Laufwerk!“, sagt er uns. Die Neutralität der Wiedergabe kennen wir ja schon von den anderen Laufwerken aus dem Hause DCF, alt wie neu, aber dass ein so kompaktes Laufwerk von ganz unten bis ganz oben hinaus einen so grundstabilen und in sich ruhenden Eindruck macht – das hat man dann doch eher selten, sogar wenn man wie wir in der Redaktion pro Jahr auf einen zweistelligen Betrag von gehörten Plattenspielern kommt. Und – man kann es mantra-artig immer wieder herunterbeten – mit dieser Laufruhe und Neutralität ist es dem Woodpecker 2 natürlich ein Leichtes, eine souveräne, weite und tiefe räumliche Abbildung zu generieren – mit so gutem Material wir Ansermets „Symphonie Classique“ aus dem Jahre 1961 ist das schon ein Erlebnis, mit einer einigermaßen funktionierenden Anlage dahinter wird so eine Aufnahme zum echten Erlebnis – vor allem die Entdeckungsreise durch die weniger bekannten Werke Glinkas und Borodins auf der zweiten Seite des Albums wird zum Hörvergnügen par excellence, wenn das Orchester zwischen wuchtigen Tutti und atemberaubenden Läufen hin und her wechselt. Der Woodpecker behält dabei die Übersicht, dröselt die einzelnen Stimmen fein auf und steht Orchester und Dirigent nicht im Wege, wenn die aufs Gaspedal treten. Der Wechsel auf das große, neue Crimson von van den Hul brachte dann auch keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse, was die Eigenschaften des Laufwerks angeht, beziehungsweise eher deren Abwesenheit. Daher nur so viel: Der Woodpecker ist ein würdiger Spielpartner auch für absolute Top-Tonabnehmer.
Fazit
Einmal komplett durchrenoviert bleibt der Woodpecker in seiner Größenklasse eines der neutralsten und souveränsten Laufwerke überhaupt.