Kategorie: Plattenspieler, Tonarme

Systemtest: Commonwealth Electronics 12D3, Schick Tonarm 9,6"


I Come from a Land Down Under

Plattenspieler Commonwealth Electronics 12D3, Schick Tonarm 9,6 im Test , Bild 1
9120

Eigentlich steht es bereits jetzt fest: Ich werde mich ärgern. Nämlich dann, wenn die nächsten interessanten Plattenspieler aus Australien bei Ebay Mondpreise erzielen und ich immer noch keinen haben werde 

Mitspieler


Phonovorstufen:

 MalValve preamp three phono

Vorstufen:

 D’Agostino Momentum Vorstufe

Endverstärker:

 D’Agostino Momentum Stereoendstufe

Vollverstärker:

 darTZeel CTH-8550

Lautsprecher

 Audio Physic Avantera
 Klang + Ton Nada

Zubehör:

 NF-Kabel von van den Hul und Transparent
 Phonokabel van den Hul
 Lautsprecherkabel von Transparent
 Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler


Plattenspieler:

 Transrotor Fat Bob / Reed 3p
 Clearaudio Master Innovation / Universal 


Und ich befürchte, dass das passieren wird. Also das mit den unerfreulichen Preisen für Altmetall aus „Down Under“.

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Schuld daran ist der in Berlin ansässige Tonarmfachmann Thomas Schick. Aber eigentlich liegt der Fehler doch eher bei mir: Auf die Bemerkung, dass an dem vor langer Zeit zum Test georderten Tonarm jetzt noch ein Plattenspieler dranhängen würde. Hätte ich vielleicht mit etwas weniger Schulterzucken reagieren sollen. Der Reihe nach: In Berlin sind zwei hochinteressante kleine, aber feine Manufakturen für Tonarme ansässig: Neben Thomas Schick gibt’s da noch Frank Schröder. Beide kennen sich gut und schätzen sich, deshalb darf man auch beide in einem Satz nennen, ohne dass es „diplomatische Verwicklungen“ gibt. Beide haben neben ihrer sehr verschiedenen Herangehensweise an ihre jeweiligen Tonarme ein Faible für Plattenspieler aus der großen Zeit des Analogen, vorzugsweise für alte Studiolaufwerke. Ein solches, auf das beide Herren große Stücke halten, ist in den Sechzigern für den australischen Rundfunk gebaut worden. Es stammt vom später von Philips übernommenen Hersteller „Commonwealth Electronics“ und hört auf die unspektakuläre Typenbezeichnung 12D3. Ersteres steht für den Durchmesser des Tellers, Zweites für die Anzahl der möglichen Geschwindigkeiten. Richtig, es gibt auch noch einen 12D4, der auch 16 Umdrehungen pro Minute beherrscht. Warum ich Ihnen das alles erzähle? Weil Thomas Schick ein solches Laufwerk betreibt und es auf Wunsch auch in eine solche Form bringt wie die, von der es hier zu berichten gilt. Ursprünglich nämlich ist ein 12D3 nur ein Block aus Plattenteller und Antrieb, das Komplettieren der Einheit zu einem funktionstüchtigen Gerät war schon immer die Sache des Anwenders. Auf Thomas Schicks 12D3 sitzt natürlich ein hauseigener Tonarm, und den gibt’s erst seit Kurzem in der hier gezeigten Version mit einer effektiven Länge von 9,6 Zoll; bislang gab’s „den Schick“ nur als Zwölfzöller. Bevor wir uns aber dem Arm zuwenden – auch wenn er eigentlich das ursprüngliche Objekt der Begierde war –, müssen wir uns noch ein wenig mit diesem großartigen Plattenspieler beschäftigen. Die Gelegenheiten, ein so schönes Stück Technik aus einer anderen Zeit in diesem Magazin vorstellen zu können, sind selten und deshalb möchte ich die Chance an dieser Stelle nutzen. Gerätschaften aus der Studiotechnik folgen anderen Gesetzmäßigkeiten als Hi- Fi-Geräte: Das Zeug muss funktionieren. Immer. Und dauerhaft. Ein Plattenspieler im Rundfunkbetrieb spielt nicht zwei Platten am Abend. Oder manchmal auch nur am Wochenende. Er muss sich drehen, ohne Rücksicht auf äußere Einflüsse wie Temperaturschwankungen, mechanische Einwirkungen oder unsachgemäße Bedienung. Er muss unter allen Umständen seine Drehzahl halten und darf einfach nicht ausfallen. Deshalb ist professionelle Studiotechnik anders dimensioniert als HiFi-Spielzeug. Es geht um Stabilität um jeden Preis, um Unerschütterlichkeit und im Zweifelsfalle auch darum, etwaige Instandsetzungsarbeiten möglichst einfach vornehmen zu können. Der 12D3 ist ein Musterbeispiel für einen solchen Aufbau. Ein überaus stabiles Metallgerüst trägt einen hünenhaften Motor, der für den Antrieb des ziemlich ernsten Metalltellers zuständig ist. Als „Bindeglied“ zwischen Motor und Teller dient ein großes Reibrad, das den Teller am Innenrand antreibt. Reibrad? Richtig, jenes Prinzip, das Garrards, 124er-„Thorense“ und in steigendem Maße auch diverse Lencos zu begehrten Sammlerstücken macht. Und noch ein paar mehr, aber die verrate ich Ihnen natürlich nicht, sonst kaufen Sie mir ja alle Schätzchen weg. Reibrad-Plattenspieler zeichnen sich durch eine besonders rhythmische und mitreißende Widergabe aus. Der Grund dafür ist ein simpler: Bei keiner anderen Technik wird die untersetzte Motordrehzahl so effektiv und „steif“ an den Teller transportiert wie hier. Riemen haben immer Längendehnungen oder Schlupf, Direktantriebe bei Weitem nicht das Drehmoment eines fetten, per „Getriebe“ untersetzten Wechselstrom- oder Drehstrommotors. Und nichts anders als ein Getriebe ist das Reibrad, das auf der einen Seite von einer dünnen Motorwelle angetriebene und auf der anderen Seite den großen Teller antreibende Reibrad. Da stecken zwei Untersetzungen drin, die in Kombination mit dem schnell drehenden Motor unvergleichlich viel Antriebsmoment generieren. Die Drehzahlumschaltung erfolgt mit dem einzigen Bedienelement: einem Drehschalter, der die gestufte Motorwelle verschiebt und damit die Übersetzung ändert. Drehzahlfeinabgleich? Quatsch. Im Serienzustand gibt’s noch eine Einrichtung, die das Reibrad bei Nichtbenutzung von der Motorwelle abhebt. Schick entfernt den Hubmagneten und seine Ansteuerung, der für den privaten Rahmen nicht erforderlich ist und merklich Komplexität spart. Der Antriebsmotor hängt mit lässiger Eleganz unten aus dem Chassis heraus, so dass man sich beim Einbau etwas einfallen lassen muss: flach und dezent geht nicht, dafür ist der Motor zu wuchtig. Thomas Schick fand eine sehr gelungene Lösung: Er baute das Laufwerk in eine „nur“ wenige Zentimeter starke Zarge aus einem Hightech- Material ein. Diese Platte setzte er auf drei pneumatische Dämpfungselemente, die wiederum mit einem Rahmen aus Vierkantrohr verbunden sind. Jener wiederum ruht auf einem dreibeinigen Gestell aus Stahlrohren. Das ist zwar absolut betrachtet immer noch kein kleines Laufwerk, aber bislang die dezenteste 12D3-Intsallation, die mir untergekommen ist. Will man den Motor komplett einbauen, ist eine voluminöse Zarge unvermeidlich. Schick verbaut das Laufwerk außerdem um 90 Grad gedreht, wodurch sich Platz in der Breite sparen lässt. Die Luftfederfüße isolieren das Gebilde ganz hervorragend vom Unterbau. Sie sind zwar eigentlich für noch höhere Lasten als die hier zur Debatte stehenden konzipiert, weshalb ihre entkoppelnde Wirkung nicht ganz so weit wie möglich in den Infraschallbereich reicht; effektiv sind die Füße aber noch immer. Die Dämpfer werden mit einer kleinen Kolbenpumpe mit Manometer befüllt. Idealerweise bekommen alle den gleichen Arbeitsdruck. Gewisse Abweichungen sind erlaubt, damit kann man dann nämlich in Grenzen eine Nivellierung des Gerätes herbeiführen. Die Füße halten den Druck sehr gut, innerhalb des Testzeitraumes war ein Nachpumpen nicht erforderlich. Die Schick-Zarge für den 12D3 besteht aus einem ganz besonderen Stoff: Er sieht ein wenig aus wie Stein, ist aber keiner. Man könnte auch auf ein grau gebeiztes Furnier auf einem Holzkern tippen, aber auch das stimmt nicht. Es handelt sich um einen Chemiewerkstoff mit einem sehr gleichmäßigen Resonanzspektrum, der keinesfalls akustisch beliebig tot ist. Schick hält eine definierte „Lebendigkeit“ an dieser Stelle für deutlich vorteilhafter als die üblichen Energie speichernden Lösungen. Das Material ist extrem formstabil auch bei unterschiedlichsten Temperaturen, was man beileibe nicht von allen gerne an dieser Stelle eingesetzten Werkstoffen behaupten kann. Es lässt sich gut maschinell bearbeiten; Schick fräste so wenig Material wie möglich weg, die Zarge sollte dem Laufwerk wie ein Handschuh passen. Der Haken ist, wie so oft, der Preis: Thomas Schick spricht vom siebenfachen Einstandspreis von massivem Mahagoni. Den Umbau eines Commonwealth- Plattenspielers so oder ähnlich können Sie in Berlin kaufen. Allerdings müssen Sie den Dreher selbst beibringen, was nicht zwangsläufig einfach sein muss: Wie Sand am Meer gibt’s die Schätzchen aus Australien nicht. Und da sie, wenn überhaupt, vom entgegengesetzten Ende der Welt kommen, ist der Versand entsprechend teuer. Und es dauert. Zeit, die sie bestens damit verbringen können, auf einen Schick-Tonarm zu warten. Dessen Lieferzeit beziffert der Hersteller nämlich auf vier Monate. Wer so etwas will, der muss sich also in Geduld üben. Der Schick-Tonarm gilt bereits als Design-Klassiker und steht in der Tradition der berühmten SME- und EMT-Arme. Viel reduzierter kann man einen Tonarm nicht bauen. Neuerdings verfügt er sogar über eine Antiskating-Vorrichtung, was die Komplexität zumindest in optischer Hinsicht deutlich steigert. Während es den Arm bis dato nur als Zwölfzöller gab, hat der Erbauer sich nunmehr auch eine kürzere Variante einfallen lassen: Mit 9,6 Zoll bietet er schon merklich weniger Abtastverzerrungen als ein Neunzöller, ist aber noch ziemlich kompakt. Ein kürzerer Arm ist außerdem schwingungstechnisch besser in den Griff zu bekommen. Das Rückgrat des Schick bildet ein dünnwandiges, J-förmig gebogenes Edelstahlrohr. Am vorderen Ende sitzt eine SME-Verschraubung, so dass eine Vielzahl marktüblicher Headshells eingesetzt werden kann. Natürlich gibt’s da auch was von Schick selbst: Der Hersteller lieferte zwei Modelle aus Grafit, bei denen eine zusätzliche Strebe auf der Oberseite für erfreulich viel Stabilität sorgt. So richtig kaufen kann man derzeit nur das Modell mit an Litzen angelöteten Tonabnehmersteckern, die Variante mit Solid-Core-Leitern ist noch ein Experiment. Mit einem dieser Headshells fällt der Arm in die Kategorie „mittelschwer“ und kommt mit so ziemlich allem klar, was der Tonabnehmermarkt heute so hergibt. Darüber hinaus gibt’s eine spezielle Variante für Tonabnehmer vom Typ SPU-A. Optional ist ein schwereres Gegengewicht erhältlich, wenn der Abtaster danach verlangen sollte. Der Arm wird in einem sehr reduzierten Lagerblock in Präzisionskugellagern geführt. Die für die Vertikalbewegung sind spielfrei einstellbar, die für die Drehbewegung sind im schlanken Tonarmschaft versteckt. Das Gegengewicht passt ob seines geringen Durchmessers optisch bestens zum reduzierten Gesamteindruck. In Sachen Bedienung gibt der Arm naturgemäß wenig Rätsel auf. Er ist in der Höhe verstellbar, auch das Headshell ist zur Azimuteinstellung verdrehbar. Das Antiskating funktioniert klassisch mit Faden und Gewicht: Bei geringeren Auflagekräften kommt der Faden weiter nach innen auf die tragende Gewindestange, bei größeren Gewichten weiter nach außen. Eine Mutter hilft bei Bedarf dabei, den Faden in Position zu halten. Der Arm ist in drei Oberflächenvarianten erhältlich: mattschwarz, silbermatt (wie unser Testmuster) und vergoldet. Ein besonders erfreulicher Umstand in Zeiten, in denen ein angesagter Tonarm gerne mal 5.000 Euro und mehr kostet, ist der Preis: Schick verlangt 1.160 Euro ohne Headshell. Alles weglassen, was man nicht braucht, überlegte Materialwahl, beste Lager – das Rezept funktioniert. Zumal dann, wenn der Arm auf einem so außergewöhnlichen Plattenspieler montiert ist wie dem Schick-modifizierten Commonwealth. Das Lyra Atlas läuft in dieser Kombi zu absoluter Hochform auf und ich bin mir ziemlich sicher, den japanischen Ausnahmeabtaster noch nie mit so viel Drive und Wucht erlebt zu haben. Das geht dermaßen zur Sache, dass es einen sprichwörtlich vom Sofa boxt. Erfreulicherweise werden dafür aber nicht Charme und Schmelz geopfert. Nach langer Zeit hab ich mal wieder Chuck Mangiones „Children of Sanchez“ aufgelegt. Klar, die hochdynamischen Bläsersätze sind eine wahre Wonne mit diesem Setup, viel auffälliger aber ist die Stahlkraft des Blechs, die sich hier zeigt. Wunderbar, bestens im Raum positioniert, genau so muss das. Auch durch Rickie Lee Jones‘ „Coolsville“ kurvt die Kombi ohne Abkippen ins Schmerzhafte und hämmert gleichzeitig die Klavieranschläge brachial trocken und schnell in den Raum. Sanft geht auch, wie Sades „Diamond Life“ beweist, allerdings setzt sich auch hier stets das herausragende rhythmische Talent der Anordnung durch. Das ist das Reibrad, das steht mal fest. Eine genauere Differenzierung von Laufwerks- und Armeinflüssen ist schwierig, da ich beides nur in Kombination hören konnte. Den Arm, den empfehle ich Ihnen unbedingt. Der ist absolut betrachtet ein Großer und zu diesem Preis schlicht konkurrenzlos. Und so ein Laufwerk wollen Sie ganz bestimmt nicht, das nächste dieser Art das irgendwo auftaucht, ist bei mir ganz bestimmt viel besser aufgehoben.

Fazit

Die Kombi aus umgebautem Rundfunk- Dreher und Schick-Tonarm ist rhythmisch und dynamisch so ziemlich das Beeindruckendste, was man in Sachen Plattenwiedergabe tun kann. Der Tonarm verträgt auch Abtaster vom Schlage eines Lyra Atlas souverän und bewegt sich preislich erfreulich im Rahmen.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Commonwealth Electronics 12D3

3/2014

Kategorie: Tonarme

Produkt: Schick Tonarm 9,6"

Preis: um 1160 Euro

3/2014
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Schick analog, Berlin 
Telefon Nein 
Internet www.thomas-schick.com 
E-Mail mail@thomas-schick.com 
Garantie (in Jahre) lange 
Effektive Länge 9,6 Zoll 
Ausführungen: Schwarz verchromt (matt), Silber (Nickel Palladium, matt), Gold (vergoldet) 
Unterm Strich... Die Kombi aus umgebautem Rundfunk- Dreher und Schick-Tonarm ist rhythmisch und dynamisch so ziemlich das Beeindruckendste, was man in Sachen Plattenwiedergabe tun kann. Der Tonarm verträgt auch Abtaster vom Schlage eines Lyra Atlas souverän und bewegt sich preislich erfreulich im Rahmen. 
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Autor Holger Barske
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Datum 06.03.2014, 14:15 Uhr
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