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>> jetzt bis 31.01.2025>> Alle anzeigenEinzeltest: Avid Volvere
Passionierter Dreher
Ein seltsamer Titel? Nun, ich habe mir einfach in Internet- Vokabel-Datenbanken alle möglichen Übersetzungen des englischen „Avid“ und des spanischen „Volvere“anzeigen lassen. Irgendwie haben die beiden Begriffe in dieser Kombination aber etwas für sich …
Viel Passion muss wohl dabei gewesen sein, als Conrad Mas 1996 seine Firma Avid gründete, in einer Zeit, als der Markt für höchstwertige Analogtechnik doch recht überschauber war. Zwei Jahrzehnte Forschung und Experimentieren haben ihn aber zu der Überzeugung gebracht, genau das Richtige zu tun, die Zeit gibt ihm ein Jahrzehnt später Recht: Avid hat sich für seine konsequent mit Subchassis konstruierten Laufwerke einen hervorragenden Ruf erworben, der kommerzielle Erfolg ist darüber nicht ausgeblieben. Im Moment sieht man daher verständlicherweise nicht die Notwendigkeit dramatisch geänderter Neukonstruktionen, sondern widmet sich intensiver Modellpflege - der Volvere der vierten Generation für 4.300 Euro ist die momentan letzte Evolutionsstufe der Dreher aus Huntingdon, England.
Warum aber ein Subchassis-Dreher? Es handelt sich dabei immerhin um ein Konzept, das sich seit seiner Blütezeit in den 60er- und 70er-Jahren etwas überlebt zu haben scheint. Ok, zwei Legenden, der schottische Dauerläufer und der Schönling aus Kanada haben in der Xten Generation überlebt - in letzter Zeit gibt es sogar einige Neuentwicklungen mit Feder zu bewundern. So konsequent wie Avid hat aber kein anderer Hersteller ausschließlich auf die althergebrachte Technik gesetzt - Conrad Mas hat dafür seine Gründe. Er argumentiert, wo keine Resonanzen sind, da müssen sie auch erst gar nicht durch große Massen in thermische Energie umgewandelt werden. Nicht ganz zu Unrecht: So lange ein Subchassis perfekt funktioniert, erreichen schädliche Schwingungen die relevanten Teile eines Plattenspielers gar nicht. Ebenfalls etwas unkritischer ist bei der gefederten Konstruktion die Beschaffenheit des Untergrunds. Ok, einigermaßen gerade und wackelfrei sollte er schon sein - bleischwere Basen auf speziell entkoppelnden Unterbauten sind dagegen nicht unbedingt erforderlich. In Gegensatz zu den Klassikern, deren Gros in Holzzargen eingebaut ist, zeigen die Avids selbstbewusst ihre Technik. Ihr Subchassis ruht nicht auf den Federn, das tragende Element der Dreher ist vielmehr an den Federn aufgehängt. Nun macht es physikalisch erst einmal keinen Unterschied, ob eine Feder durch Zug oder Druck belastet wird, die so genannte Federkonstante, die zusammen mit der aufgehängten Masse die Resonanzfrequenz bestimmt, bleibt in beiden Richtungen gleich. Konstruktiv macht die Avid-Variante der Aufhängung durchaus einen Unterschied, ermöglicht sie doch die einfache Umsetzung eines genialen Prinzips zur Justage des Subchassis für jeden erdenklichen Tonarm. Allen Avid-Spielern gemein ist eine Art Schraube, die in den Windungen der Subchassisfeder sitzt. Durch Verdrehen dieser Schraube kann man nun die effektive Federlänge einstellen, an der das Subchassis aufgehängt ist. Beispiel: Bei Montage eines sehr schweren Arms würde das Subchassis in Schieflage geraten. Dies könnte man nun durch eine einfache Höhenverstellung zwar beheben, aber eben nur für den Ruhezustand. Bei der kleinsten Erschütterung würde das Subchassis durch die drei unterschiedlich belasteten Federn und die dadurch bedingten Resonanzfrequenzen heftig ins Taumeln geraten - ein Umstand, dem wohl die Subchassisspieler ihren abschätzigen Beinamen „Schwabbler“ zu verdanken haben. Beim Avid geht man nun anders vor: Durch die in der neuesten Generation mit einem langen Schlüssel von oben verstellbaren Schrauben verkürzt man die Länge der stärker belasteten Federn so weit, bis das Subchassis wieder kolbenförmig ausschwingt. Achtung! Man sollte nicht in die Versuchung geraten, durch das Verdrehen der Federschrauben einfach den Plattenteller wieder in die Waagrechte zu bringen und glauben, dies sei die korrekte Einstellung! Die Federjustage lässt sich NUR über das Ausschwingverhalten des Subchassis überprüfen, die Feineinstellung der Höhe erfolgt anschließend über die Füße an der Gerätebasis. Apropos Basis. Die 40 Prozent Gewichtszunahme gegenüber dem Vorgängermodell gehen zum größten Teil auf das Konto der „Bodenplatte“, die oberhalb der verstellbaren Füße die Türme trägt, in denen die Federn hängen. Das Gussmaterial wurde weiter auf Resonanzarmut optimiert, wichtig für die Gesamtkonstruktion, weil in der Basis auch der Wechselspannungs- Synchronmotor untergebracht ist. Dieser überzeugt durch sein hohes Drehmomemt, nach dem Einschalten ist der nicht ganz leichte Teller innerhalb einer Sekunde auf Nenndrehzahl. Übrigens kann der Volvere recht einfach zum Volvere Sequel aufgerüstet werden, bei dem eine aufwändige externe Steuereinheit den Motor mit einer sauber generierten Spannung versorgt. Das Subchassis wird in spezielle Aussparungen in den Federtürmen eingesteckt, es sitzt dann in drei sicheren Führungen direkt auf den verstellbaren Kunststoffschrauben zur Federverstellung. Die Konstruktion mit dem markanten konischen Lagerdorn in der Mitte besteht aus resonanzoptimiertem Aluminiumguss. Viel wichtiger für die innere Stabilität ist jedoch die einzigartige Geometrie des aus lauter Dreiecken zusammengesetzten Subchassis - stabiler kann man ein tragendes Teil bei geringem Eigengewicht nicht bauen. Ein kleiner Kritikpunkt ist die Verarbeitungsqualität des Gussteils: Hier hätte man vor der endgültigen Lackierung noch eine etwas glattere Oberfläche herstellen können. Der Ausleger mündet in eine für Linn- und SME-Arme gefräste Tonarmbasis, mit der beiliegenden Adapterplatte können auch Rega-Arme montiert werden. Inmitten des Subchassis ragt der abgeflachte Dorn des invertierten Tellerlagers empor. Die konische Form sorgt dafür, dass die Bronze-Lagerbuchse horizontal nur auf einer Ebene geführt wird. Lagergeräusche und Resonanzen können dadurch natürlich in sehr engen Grenzen gehalten werden. Vertikal wird das Lager durch eine Wolframkarbidkugel getragen, auf der sich ein Saphirlagerspiegel dreht. Durch diese beiden extrem harten Materialien ist ein Einlaufen des Lagers nahezu unmöglich - die sehr kleinen Kontaktflächen erlauben eine autarke Schmierung aus einem kleinen Reservoir oberhalb des Lagerspiegels, zusätzliche Maßnahmen sind nicht erforderlich. Der eigentliche Plattenteller besteht aus einem einteiligen Stück Aluminium, wiegt über 5 Kilogramm und wird mit einem umlaufenden Gummiring bedämpft. Aufgesetzt ist eine Tellermatte aus dickem Kork, ein Material, auf das Conrad Mas so sehr schwört, dass er die Auflage mit dem Teller verklebt hat. Über ein Gewinde auf dem Tellerdorn lässt sich die Plattenklemme aufschrauben, die die aufgelegt Platte bombenfest fixiert und auch plan drückt. In Erinnerung an den zwar nicht unendlich komplizierten, aber doch teilweise etwas frickeligen Aufbau des kleinen Schwestermodells Diva, war ich dann doch recht überrascht, wie simpel sich der Volvere in kürzester Zeit zusammensetzen lässt. Nach dem Anschrauben unseres SME 309 (der übrigens auch ab Werk für den Volvere vorgesehen ist), setzt man das Subchassis in die Aussparungen der Federtürme, darauf das Tellerlager und schließlich den Teller - fertig. Nein, doch nicht, ich habe natürlich die ominösen O-Ringe vergessen, deren Sinn sich mir auf den ersten Blick nicht erschließen wollte - ein Blick in die Bedienungsanleitung ist dann doch ab und zu schon hilfreich. Die kurzen Gummiringe werden über die Federgehäuse gelegt und dann über Schrauben gespannt, die an den drei Aufnahempunkten von unten in das Subchassis geschraubt sind. Eine weitere einfache und geniale Konstruktion: Auf diese Art unterdrückt der Avid wirkungsvoll laterales (seitliches) Schwingen, ohne dass die Gummizüge einen nennenswerten Einfluss auf die vertikale Bewegung des Chassis nehmen - letztlich haben wir es also mit zwei voneinander komplett unabhängigen Federsystemen für horizontale und vertikale Federung des Subchassis zu tun. Die oben beschriebene Justage des Subchassis ist durch die komfortable Verstellmöglichkeit innerhalb weniger Minuten erledigt. Zusammengebaut sieht der Avid durch die dezent schwarze Farbgebung mit den matt silber abgesetzten Metallteilen sehr edel und wertig aus. Der SME 309 wirkt durch die gleiche Materialkombination wie für den Avid gemacht - wenn die akustische Zusammenarbeit genauso gut läuft, sind wir hoch zufrieden. Tatsächlich mussten wir dem Avid zunächst ein bisschen Laufzeit gönnen - die vom Hersteller empfohlenen ein bis zwei ganzen Tage müssen es nicht sein, aber der nagelneue Volvere startete im Verlauf der Hörsession so richtig durch, die Steigerung war von Platte zu Platte spürbar. Wenn er sich einmal warmgespielt hat, überzeugt der Avid durch hochmusikalische Qualitäten, wie sie wohl nur ein Subchassisspieler in dieser Form zeigen kann. Ein gut justierter Subchassis-Spieler, wohlgemerkt, das Laufwerk dankte uns jede noch so kleine nachträgliche Feinkorrektur mit einem merklichen Schritt nach vorne. Vom Charakter her würde ich den Avid seiner Herkunft angemessen als echten britischen Gentleman bezeichnen, einer der trotz vielfältiger Fähigkeiten nicht damit hausiert, sondern sie im Stillen einsetzt. Okay, eine Audiokomponente kann ihre Fähigkeiten schlecht im Stillen einsetzen, ich versuche es anders zu formulieren. Nehmen wir den Bass: Im Vergleich zu einem Masselaufwerk „tritt“ der Volvere nicht so erbarmungslos in die Bassdrum, stellt sie nicht so plakativ in den Vordergrund, er scheint auch die tiefsten Töne nicht mit letzter Konsequenz durchzuziehen. Hört man ihn dagegen eine Weile alleine, so merkt man, dass der Bass einfach da ist, wuchtig, tief und schwarz, ohne sich aufzudrängen. Das Gleiche gilt für die Mitten, die durch ihre perfekte Ausgewogenheit keinen Bereich herausheben und dadurch im gesamten Spektrum über ein riesiges Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten, Stimmungen und Klangfarben verfügen. Durch den wohldosierten Präsenzbereich kommen die feinen Höhen besonders gut zur Geltung - strahlend oder nur feine Tupfer setzend ergänzen sie das äußerst gediegene Klangbild, das der Volvere in den Hörraum zaubert. Wie so oft zeigt sich hier, dass wirklich gute Audiokomponenten nicht im ersten Augenblick mit irgendwelchen besonderen Fähigkeiten beeindrucken, sondern durch ihre Ausgewogenheit erst bei längerem Hinhören ihre breit gefächerte Palette von Qualitäten zeigen. Der Avid Volvere tut dies so nachhaltig, dass man ihn nach einer Zeit nicht mehr missen möchte - „avid“ bedeuet übrigens auch „gierig“ oder „süchtig“ - wie wahr! Bei unserer musikalischen Reise, die sich von Katie Melua über AC/DC bis hin zu Queen, Beethoven und Rachmaninoff erstreckte, zeigte der Avid eine große Vielfältigkeit und Souveränität beim Umgang mit allen Musikrichtungen. Wo es erforderlich ist, da packt er herzhaft zu, ohne jedoch jemals die Contenance zu verlieren. Es gibt musikalische Stilrichtungen, akustische Besetzungen, subtilere Popmusik und ganz allgemein klassische Musik, in denen kann er seine feineren Qualitäten demonstrieren: Sänger wie Instrumente atmen tief durch, man spürt förmlich den Korpus einer Gitarre oder das Knarzen der Saiten beim Griffwechsel. Der eindrucksvollen Atmosphäre, die der Avid so in den Hörraum zaubert, kommt seine Fähigkeit zugute, Instrumente sehr tief zu staffeln und so die täuschend echte Illusion eines großen Konzerterlebnisses oder die intime Atmosphäre einer gut eingefangenen Akustik- Session in den heimischen Hörraum zu holen. Jeder ambitionierte Hörer, der auf der Suche nach dem Plattenspieler ist, mit dem er alt werden möchte, sollte sich dieses Ausnahmelaufwerk einmal intensiv anhören, der Volvere wird ihn immer wieder aufs Neue mit Momenten erhabener musikalischer Schönheit in seinen Bann ziehen.Fazit
Das Subchassis lebt. Der Avid Volvere überzeugt durch Musikalität, Feingeist und vor allem durch uneingeschränkte Langzeitqualität. Optisch wie akustisch einer der elegantesten Plattenspieler unserer Zeit.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Avid Volvere
Preis: um 4300 Euro
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