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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Acoustic Solid 111
Naturbelassen
Jetzt muss ich doch mal wieder einen schlimmen Wortwitz machen – er passt aber gerade so gut: Wer heutzutage bei der Plattenspielersuche in der 1.000-Euro-Klasse nur bei den üblichen Verdächtigen guckt, der hat die Rechnung ohne den Wirth gemacht
Mitspieler
Tonabnehmer:
Nagaoka MP100, MP110
Ortofon Rondo Red
Grado Prestige Black, Blue
Phonoverstärker:
Trigon Advance
PS Audio GCPH modifiziert
Pure Sound P10
Verstärker:
Harmony Design Pre) und A90
Malvalve Preamp Four und Poweramp Three
Lautsprecher:
Audio Physic Avantera
Pio Sound Falcon
Gegenspieler
Plattenspieler:
Goldenote Valore
Clearaudio Concept
So, nach dem kleinen Schmunzler oder einem gequält verzogenen Gesicht wenden wir uns dem eigentlichen Thema des Artikels zu: Ich spreche natürlich von Karl Wirth, seines Zeichens Inhaber und Leiter der renommierten Analogfirma Acoustic Solid vor den Toren Stuttgarts. Bei Nennung des Namens fallen einem Kenner spontan Begriffe ein wie „Masselaufwerk“, „Vollmetall“ – und das zu Recht auch im Markennamen getragene Wort „Solid“.
Vor drei Jahren zeigte uns Acoustic Solid, dass sie ein Herz für den Analogfreund haben, der nicht gleich mehrere Tausend Euro in ein Laufwerk mit Arm und System investieren, sondern noch knapp unter der magischen Grenze mit den drei Nullen bleiben möchte. Geboren war der 111, der zum Preis von 895 Euro in der Basisversion einer richtige Ansage war: Dafür gabs ein komplettes Laufwerk mit vielen Kunststoffteilen, einen einfachen Rega-Tonarm und ein recht brauchbares Tonabnehmersystem. Die transparente Acrylzarge und der schwarze Teller aus POM sind beim heute zu testenden Laufwerk einer furnierten Platte und einem gedrehtem Aluminiumteller gewichen. Bei aller damaliger Freude über das modernistische Kunststoff-Design: Das hier sieht besser aus – bodenständiger und „erdiger“ einfach und vor allem viel näher dran am klassischen Plattenspieler, mit dem meine Generation noch aufgewachsen ist. Bemerkenswert an diesem durch und durch klassischen Plattenspieler sind nur die recht hohen Füße. In der Mitte des Tellers sitzt der Dorn des Lagers aus gehärtetem Edelstahl mit eingepresster Keramikkugel als Spitze. Das Gegenstück – die Lagerbuchse aus Messing – ist in der Zarge eingelassen. Die Keramikkugel dreht sich auf einer Scheibe aus Teflon – eine Materialkombination, die auf beste Funktion bei extremer Langlebigkeit ausgelegt ist. Der Tonarm hat eine aufwendigere Basis erhalten als beim Kunststoff-Pendant des 111. Sein Schaft wird nicht mehr von einer langen, seitlichen Klemmschraube in der Zarge gehalten, sondern sitzt in einer aufgesetzten Metall-Tonarmbasis, die problemlos getauscht werden kann. Damit kann auch beispielsweise der hauseigene Tonarm WTB211 montiert werden – eine Überlegung, die man übrigens auch durchaus vor dem Kauf des Sets anstellen könnte: Im Paket ist der WTB211 noch einmal günstiger als sein ohnehin schon verdammt guter Einzelpreis. Den im Basis-Set montierten WTB 100 genannten RB100 kennen wir inzwischen auch recht gut. Auf den ersten Blick unterscheidet er sich gar nicht mal so sehr vom Über-Klassiker RB250. Das Armrohr ist aus einem einfachen Stück Aluminiumrohr mit angesetztem Headshell, der Träger des Gegengewichts aus Kunststoff. Für die von Rega fest montierte dreizackige Basis, mit der der Arm von oben mit einer Plattenspielerzarge verschraubt werden kann, hat sich Karl Wirth ein eigenes Stanzwerkzeug angefertigt – wenn der Tonarm am Schaft geklemmt wird wie beim Acoustic Solid 111, ist der unattraktive Dreizack überflüssig, also ab damit. Das beim vor drei Jahren getesteten Modell noch montierte Grado-System ist ganz aktuell einem Nagaoka MP-100 gewichen, das wir ja in der letzten Ausgabe schon getestet und für gut befunden haben. Sein sphärischer Nadeleinschub kann problemlos gegen den elliptischen des MP-110 getauscht werden – außerdem gibt es noch eine Spezialnadel für alte Monoscheiben. Den Plattenspieler komplettiert die Motordose, in guter alter Acoustic Solid Tradition in der hinteren linken ausgesparten Ecke des Plattenspielers positioniert. Den Vortrieb besorgt ein Wechselstrom-Synchronmotor, der entweder direkt aus dem Netzteil gespeist werden kann oder (wie in unserem 995-Euro-Set schon inklusive) über eine zwischengeschaltete Motorsteuerung. Die Antriebskraft wird vom recht großen Pulley per gegossenem Silikon-Nylon-Riemen auf den Teller übertragen. Der 111 steht auf recht hohen Füßen, ebenfalls aus gedrehtem Alu, mit eingeschraubten Spikes zur Höhenverstellung, die entweder direkt an die Stellfläche ankoppeln (gut bei beruhigten, massereichen Untergründen) oder auf Metallscheiben stehen, die auf ihrer Unterseite mit Filz bedämpft sind. Mit dieser Minimal-Entkoppelung kann der Acoustic Solid auch auf ganz normalen Möbeln stehen – vorausgesetzt, diese stehen einigermaßen waagerecht und ruhig. Ein ganz dickes Extralob an Karl Wirth und Familie gibt es für die absolut vorbildliche Verpackung und Ausstattung: In einer Zeit, die von Sparzwängen und einer gewissen Wurschtigkeit auch dem zahlenden Kunden gegenüber geprägt wird, ist es mir eine absolute Freude gewesen, den 111 auszupacken: Es gibt eine solide Verpackung für den Plattenspieler und eine Etage höher eine Formteil mit zahlreichen Fächern, die das komplette Zubehör beinhalten, samt allem benötigten Werkzeug, Baumwollhandschuhen, Schmiermitteln, und noch vieles mehr. Das ist schon etwas ganz anderes als die übliche, lieblos in die Schachtel geworfene Beipackstrippe! Im Hörtest vermittelt der 111 einen erwachsenen Eindruck. Kurz zum Vergleich herangezogene „Brettspieler“ der Einsteigerklasse verweist er unmissverständlich in ihre Schranken – hier zahlen sich nicht nur der schon recht schwere Teller und der solide Antrieb aus, sondern auch die überlegene Lagertechnik, die ja von den großen Acoustic Solid Laufwerken übernommen wird. Der im Test des POM-Acryl-111 schon festgestellte erweiterte Bassbereich stellt sich auch in der Holz-Metall-Variante ein, allerdings hat das 2012er-Testgerät hier noch einmal die Nase vorn, weil es neben dem absoluten Tiefgang auch Wert auf eine deutlich schärfere Kontur im Bassbereich legt. Bei einem Kontrabass sucht unser aktuelles Testgerät einen Weg zwischen Korpus und knarzenden Saiten, während der 111er mit dem POM-Teller eine etwas rundere, schwärzere Gangart vorzieht. Bei Gesangsstimmen ergibt sich ein ähnliches Bild: Etwas mehr Brust beim Kunststoff- Teller, mehr Kehle und Luft bei der Metallversion. Wer jetzt befürchtet, der Metallteller könnte zu dem berüchtigten „Klingeln“ neigen, der sieht sich angenehm enttäuscht: Die offenere Spielweise kippt nicht um in Aggressivität, sondern hält bis ganz oben hinaus die Balance zwischen Grund- und Obertönen, sogar, wenn man dem Tonabnehmer die elliptische Nadel des Nagaoka MP-110 spendiert. Die (neue) Wahl des Tonabnehmers erweist sich als ohnehin als goldrichtig. Der offenen Spielweise des 111 Wood addiert das kleine Nagaoka seine eigenen Qualitäten hinzu. Der Gesamtauftritt wird auf diese Art und Weise absolut souverän – mit viel Luft und einem wirklich beeindruckenden Raumeindruck. Mit dem erwähnten Nadeleinschub lässt sich das kleine Nagaoka bei gleich bleibend ausgeglichener Spielweise in Sachen Präzision und Detailgenauigkeit noch einmal aufwerten. Das Laufwerk hat noch ein paar Reserven mehr. Spaßeshalber habe ich ihm einmal einen der größeren Rega-Tonarme spendiert und – um markentreu zu bleiben – das Nagaoka MP-500. Was nun an Musikalität, Subtilität und Präzision passierte, machte auch den dicken Platzhirschen in deutlich höheren Preisklassen eine blasse Nasenspitze.Fazit
Der Acoustic Solid 111 Wood ist mit seiner ganz anderen Spielweise eine spannende Alternative zur POM-Acryl-Variante – als Komplettpaket momentan mit Sicherheit einer der attraktivsten Plattenspieler seiner Preisklasse, als Basislaufwerk für einen weiteren Ausbau sogar unschlagbar billig.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Acoustic Solid 111
Preis: um 995 Euro
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Vertrieb | Acoustic Solid, Altdorf |
Telefon | 07127 32718 |
Internet | www.acoustic-solid.de |