Aller guten Dinge sind vier – in dieser Ausgabe setzen wir uns noch einmal mit der gelungenen 111-Serie aus dem Hause Acoustic Solid auseinander. Diesmal mit dem Vollausbau des 111 Metall, der auch optisch so richtig etwas hermacht
Mitspieler
Tonabnehmer:
Nagaoka MP100, MP110
Ortofon MC30 Supreme Classic
Phonoverstärker
Cary PH 302 MK II
Pure Sound P10 und T10
Luxman E-200
Verstärker
Luxman DA-200 und M-200
darTZeel CTH-8550
Lautsprecher
JMR
AudioSolutions
Gegenspieler
Plattenspieler
Scheu Premier III mit SME 309
Transrotor Fat Bob S mit SME IV
Im Prinzip handelt es sich um das Laufwerk, das wir bereits in Ausgabe 4/2013 getestet haben, mithin also die vom Material her höchste und schwerste Ausbaustufe der 111er-Reihe, die Laufwerke auf Kunststoff-, Holz- und Metallbasis beinhaltet. Ausgehend von den großen Laufwerks- Altaren, die vor allem für den östlichen und fernöstlichen Markt bestimmt sind, hat man dem 111 Metall eine Reihe von Säulen auf den Leib geschneidert, die das Laufwerk definitiv zum Zentrum jeder Anlage machen.
Da sich die Technik des Laufwerks nicht von der des „kleinen“ 111 Metall unterscheidet, zitiere ich mich in einigen Passagen der technischen Beschreibung selbst. Auf wegen der weit nach unten ragenden Tellerlagerbuchse drei recht hoch bauenden Füßen mit Spikes ruht die Basisplatte aus 20 Millimeter starkem Aluminium, in der auch die Tellerlagerbuchse aus Messing montiert ist. In der Mitte des Tellers sitzt der Dorn des Lagers aus gehärtetem Edelstahl mit eingepresster Keramikkugel als Spitze. Die Keramikkugel dreht sich auf einer Scheibe aus Teflon – eine Materialkombination, die auf beste Funktion bei extremer Langlebigkeit ausgelegt ist. Die Tonarmbasis wird am 111 Metall von unten gegen die Basisplatte geschraubt – dass hier grundsätzlich auch die Möglichkeit besteht, längere Arme anzubauen, versteht sich von selbst. Der 111 Metall erlaubt die problemlose Montage von insgesamt drei Armbasen. Die klassische Acoustic-Solid-Motordose steht entweder solo oder zur Entkopplung von problematischen Stellplätzen auf einer kleinen Acrylscheibe mit weichen Dämpfern. Angesteuert wird der Synchronmotor über einen Trafo und einen zwischengeschalteten Controller, der einen sauberen Sinus generiert und die komfortable Geschwindigkeitsumschaltung ermöglicht. Dieser Controller hat hier passend zu den kreisrunden Säulen ein rundes Metallgehäuse erhalten. Ein gegossener Silikonriemen überträgt die Antriebskraft auf den Teller. Während beim 111 Metall im kompletten Einsteigerset ein Rega-Tonarm und ein Nagaoka-System enthalten sind, gibt es in der Topversion einen hauseigenen Tonarm mit einem fertig vormontierten Ortofon MC30 Supreme. Die Kombination aus dem Tonarm WTB-213 und dem klassischen MC-System ist schon eine Macht. Anders als viele andere Werkstonarme ist der WTB-213 als klassischer kardanischer Arm konzipiert – die effektive Armlänge gibt dabei den Namen vor. Den Arm gibt es übrigens auch als 12-Zöller, der sich ebenfalls auf dem 111er-Laufwerk montieren lässt – natürlich mit einer anderen Armbasis. Der Tonarm sieht mit seinem Kohlefaserrohr und den auf Hochglanz polierten Metallteilen auf jeden Fall sehr gediegen aus – gerade in der Seitenansicht mit dem gestuft überdrehten Gegengewicht, das sich so für schwere und weniger schwere Tonabnehmer verwenden lässt. Durch die kardanische Lagerung mit zwei konzentrischen Ringen, die die Horizontal- und Vertikallager aufnehmen, ergibt sich so zusammen mit dem Gegengewicht eine hübsche Ansicht hintereinander angeordneter Kreise. Tonarmlift und -ablage bilden keine feste Einheit mehr, sondern wurden jetzt getrennt. Die Headshell-Konstruktion, die früher wegen des schmalen Steges zwischen Armrohr und System-Befestigungsplatte etwas filigran wirkte, hat man durch eine deutlich kompaktere und stabilere Ausführung ersetzt, die zudem den Vorteil der stufenlosen Verstellung des Überhangs und der Kröpfung erlaubt. Der Arm macht einen grundsoliden und präzise gefertigten Eindruck – lediglich die Cinch-Stecker sind nicht die besten. Hier lässt sich aber nach Rücksprache mit Acoustic Solid sicher ein Wunschkandidat konfektionieren. Ganz sicherlich für viele der Wunschkandidat ist vorne am runden Metall-Headshell montiert: Die aktuelle Version des legendären Ortofon MC30 Supreme – eines der ganz klassischen Low-Output-MC-Systeme, das auf eine lange Ahnenreihe zurückblicken darf, aber auch heute noch längst nicht zum alten Eisen zählt. Mit einer für ein MC eher weicheren Aufhängung und einer eigenen Masse von gut 10 Gramm eignet sich das MC30 hervorragend für die heutzutage üblichen mittelschweren Arme. Eine nominelle Ausgangsspannung von 0,5 Millivolt stellt keine MC-Stufe vor ernsthafte Probleme – der Super-Fineline- Schliff ist ordentlich scharf und lässt hohe Detailtreue bei der Wiedergabe erwarten. Wie immer gibt es eine absolut vorbildliche Verpackung und Ausstattung – alles an Ausstattung und Werkzeug Nötige ist in dem großen, transportsicheren Karton enthalten und zudem sinnvoll verteilt. Zum echten Hingucker wird der 111 aber erst durch die mitgelieferten Unterbauten – jede Funktionseinheit erhält dabei ihre eigene kleine Säule, die im Durchmesser angepasst ist. So haben wir es mit einem Tryptichon aus zwei schmaleren und einer dicken Säule in der Mitte zu tun – wenn Sie sich jetzt fragen, an was Sie das erinnert: Die beiden Booster-Raketen und der große Treibstofftank der Space-Shuttle-Start- Konfiguration. Nun kann man das Ganze technisch hinterfragen: Wozu ein gut funktionierendes Laufwerk auf einen resonanzanfälligen und extrem schwingfähigen Unterbau stellen? Gerade die große Säule ist im Auslieferungszustand die perfekte Glocke. Nun – hier muss die Antwort wie immer archaisch- männlich lauten: Weil es geht. Aber fangen wir doch einmal ohne die Dekoration an. Für den Hörtest standen uns alle anderen, früher getesteten 111er von Acoustic Solid zur Verfügung – diesmal also das große Familientreffen. Zunächst bestückt mit dem gleichen Tonabnehmer, konnten die vier Spieler unter absolut gleichen Bedingungen antreten. Der 111 Metall vermittelt von den drei Laufwerken mit dem Rega-Tonarm den erwachsensten Eindruck, bietet die stabilste und subjektiv tiefste Basswiedergabe und gleicht dies am anderen Ende des Spektrums mit der am besten definierten Hochtonwiedergabe aus. Schon mit dem kleinen Nagaoka-MM-System konnte der mit dem WTB 213 bestückte 111 klar an den anderen Plattenspielern vorbeiziehen – die Wiedergabe war sowohl im Bass als auch im Hochtonbereich noch genauer. Auf der einen Seite gibt sich der Carbonarm nüchterner, sortierter, auf der anderen Seite arbeitet er einen deutlichen Mehrwert in Sachen Detailfülle und damit auch Facettenreichtum aus der Rille heraus. Und auch in Sachen Dynamik, vor allem bei den feineren Abstufungen, kann der große 111 punkten. Die Aufstellung auf den Metallsäulen geht nicht ohne Weiteres. Die nackten Metalltonnen wirken sich natürlich verheerend auf die Wiedergabequalität aus: Die Wiedergabe verflacht tonal und dynamisch – so macht man zwei Schritte zurück. Klar: Der Luftschall schlägt voll auf das Laufwerk zurück, Resonanzen können sich ausbreiten, wie sie gerade lustig sind, und auch die Riemenspannung zwischen der schlanken „Motorsäule“ und dem Laufwerk ist nicht gerade wie in Stein gemeißelt. Eine Lösung ist die Füllung der Rohre mit leichtem Dämpfungsmaterial, was die Probleme schon deutlich reduziert. Das Allheilmittel aber ist wie in allen diesen Fällen: Masse, in Form von Sand. Um eine größere Sauerei zu vermeiden, haben wir den Sand in Beuteln in die Rohre gefüllt, die sich zu diesem Zweck einfach öffnen lassen. Wer dies bei sich zu Hause macht, sollte die große Säule auf oder zumindest in der Nähe des endgültigen Stellplatzes haben – sie wird nämlich mit Füllung schnell zur Immobilie! Ist das Laufwerk erst einmal in Position gebracht – wir empfehlen hier ausdrücklich die genaue Gegenüberpositionierung der Spikes von Motor- und Laufwerkssäule – zeigt der Plattenspieler seine ganze Klasse: Als Laufwerk mit einer gut dreistelligen Masse in Kilogramm kann er dynamisch aus dem Vollen schöpfen: Die Tieftondynamik liegt jetzt auf dem Niveau absoluter Top-Laufwerke – und die System-Tonarm-Kombination kann dies perfekt umsetzen. Es macht schon wirklich Spaß, wenn Massive Attacks abgrundtiefe Bässe tief und trocken und mit unglaublicher Direktheit aus den Boxen springen – vorausgesetzt natürlich, diese sind auch nur ansatzweise dazu in der Lage. Nach der Freude über das Offensichtliche kommt es aber noch besser: Das enorm stabile Fundament (physisch wie musikalisch gesehen) sorgt für einen ebenso großen Genuss der feineren Dinge des Lebens: Akustikgitarren, Stimmen, ach was, einfach jede Klangquelle wird mit ganz feinem Pinselstrich gezeichnet und in genau in dem Umfeld wiedergegeben, in dem sie sich bei der Aufnahme befand. Das mag zu Irritationen führen, wenn es der Produzent mit dem künstlichen Nachhall zu gut gemeint hat – bei einer guten Aufnahme mit natürlichem Raumklang finden alle Einzelteile zueinander und bilden ein überwältigendes und großes Schauspiel.
Fazit
Der 111 Metall bleibt das Spitzenmodell der Baureihe 111 von Acoustic Solid – richtig günstig ist er in der getesteten Vollversion zwar nicht mehr, holt aber alles, wirklich alles aus seinem riesigen Potenzial heraus.