Der Titel trügt – Aluminium ist das Material der Wahl, wenn es im Hause Acoustic Solid darum geht, Vollmetall-Laufwerke zu fertigen. Und so wird aus dem schlanken 111 ganz schnell ein richtig ernst zu nehmendes Masselaufwerk
Mitspieler
Tonabnehmer:
Nagaoka MP100, MP110
Grado Prestige Black, Blue
Phonoverstärker:
Trigon Advance
PS Audio GCPH modifiziert
Pure Sound P10 und T10
Verstärker:
Krell S-550i
ASR Emitter 1
Lautsprecher:
Totem
Progressive Audio Elise II
K+T TriStar
Gegenspieler
Plattenspieler:
Clearaudio Emotion II
Transrotor Rossini
Sauberer Maschinenbau mit hervorragenden Anfass- und Oberflächenqualität, dazu ein breites Sortiment an möglichen Größen und Designs der Laufwerke ist das, was die Manufaktur vor den Toren Stuttgarts schon immer ausgemacht hat und was die Analogfreunde an ihr so schätzen: Nicht nötig zu erwähnen, dass der Firmenchef Karl Wirth selbst stets dabei ist, die Technik seiner Schöpfungen immer weiter zu entwickeln und so dem Kunden das Beste aus beiden Welten zu bieten. Im besten Sinne des Wortes konservative Werthaltigkeit und innovative Technik.
Die „111“ genannten Laufwerke stehen für die Einstiegsklasse bei Acoustic Solid – wobei man das ziemlich weit relativieren muss. Auch wenn die schlanke Bauweise beim ursprünglichen Acryl-111 und dem Schwestermodell 111 Wood eine gewisse optische Verwandtschaft signalisiert: In Sachen Klangqualität sind diese beiden Plattenspieler schon in der Basisversion den üblichen Einsteiger-Brettspielern haushoch überlegen; mit dem entsprechenden Tonarm und -abnehmer räubern sie sogar in weit höher liegenden Preisregionen. Basierend auf dieser grundsätzlichen Qualität der Laufwerke gibt es jetzt einen dritten Streich in Sachen 111: die Vollmetallversion des Laufwerks, ebenfalls komplett ausgestattet mit Tonarm und Tonabnehmer. Betrachtet man den Preisunterschied zum 111 Wood (1.750 gegenüber 1.050 Euro), dann ist dieser in etwa proportional zum Masseunterschied (17 kg gegenüber 13 kg). Das Mehrgewicht wird umgesetzt in eine hübsche Konstruktion, die optisch an die klassischen Acoustic Solid Machines erinnert – nur eben etwas kleiner ausfällt. Auf drei recht hoch bauenden Füßen mit Spikes ruht die Basisplatte aus 20 Millimeter starkem Aluminium, in der auch die Tellerlagerbuchse aus Messing montiert ist. In der Mitte des Tellers sitzt der Dorn des Lagers aus gehärtetem Edelstahl mit eingepresster Keramikkugel als Spitze. Die Keramikkugel dreht sich auf einer Scheibe aus Teflon – eine Materialkombination, die auf beste Funktion bei extremer Langlebigkeit ausgelegt ist. Die Tonarmbasis, die beim 111 Wood noch in die Zarge eingelassen ist, wird am 111 Metall von unten gegen die Basisplatte geschraubt – dass hier grundsätzlich auch die Möglichkeit besteht, längere Arme anzubauen, versteht sich von selbst. In unserem Set für 1.750 Euro ist ein vom Rega RB100 abgeleiteter Acoustic Solid WTB100 montiert – in Sachen Preis- Klang-Verhältnis im anspruchsvollen Einsteigersegment nach wie vor das Mittel der Wahl. Der Arm wurde am Gegengewicht und am Headshell noch überarbeitet – gerade vorne ist eine höhere Stabilität sicher kein Fehler. Wie beim vor einiger Zeit getesteten Modell findet sich unter dem Arm ein Nagaoka MP-100, das wir schon getestet und für gut befunden haben. Sein sphärischer Nadeleinschub kann problemlos gegen den elliptischen des MP-110 getauscht werden – außerdem gibt es noch eine Spezialnadel für alte Monoscheiben. Als guter Allrounder zeigt es in jeder Richtung eine solide Performance – man sollte sich aber auch im Klaren darüber sein, dass ein Laufwerk wie der 111 Metall in Sachen Tonarm/ Tonabnehmer noch ein gutes Pfund mehr vertragen kann – sprich: Das Laufwerk steht einem weiteren hochwertigen Ausbau nicht im Wege. Das kann durch Ersetzen des ursprünglich montierten Arms erfolgen oder durch Ergänzen. Der 111 Metall erlaubt die problemlose Montage von insgesamt drei Armbasen. Die klassische Acoustic-Solid-Motordose steht entweder einzeln oder zur Entkopplung von problematischen Stellplätzen auf einer kleinen Acrylscheibe mit weichen Dämpfern. Angesteuert wird der Synchronmotor über einen Trafo und einen zwischengeschalteten Controller, der einen sauberen Sinus generiert und die komfortable Geschwindigkeitsumschaltung ermöglicht. Ein gegossener Silikonriemen überträgt die Antriebskraft auf den Teller. Das Laufwerk des 111 Metall steht auf recht hohen Füßen, ebenfalls aus gedrehtem Alu, mit eingeschraubten Spikes zur Höhenverstellung, die entweder direkt an die Stellfläche ankoppeln (gut bei beruhigten, massereichen Untergründen) oder auf Metallscheiben stehen, die auf ihrer Unterseite mit Filz bedämpft sind. Wie immer gibt es eine absolut vorbildliche Verpackung und Ausstattung – alles an Ausstattung und Werkzeug Nötige ist in dem großen, transportsicheren Karton enthalten und zudem sinnvoll verteilt. Eine kleine Verneigung in Richtung Kunde, an der sich viele Hersteller auch sehr teurer Geräte mal ein Beispiel nehmen sollten. Zum Hörtest standen uns zum Quervergleich auch die beiden anderen, früher getesteten 111er von Acoustic Solid zur Verfügung – sozusagen ein kleines Familientreffen. Bestückt mit dem gleichen Tonabnehmer konnten die drei Spieler unter absolut gleichen Voraussetzungen zu Werke gehen. Alle drei Laufwerke machten ohne jede Diskussionsfähigkeit klar, dass sie höhere Ansprüche haben, als den handelsüblichen Einsteiger-Brettspielern nur einen Hauch überlegen zu sein. Während aber die Unterschiede zwischen dem 111 mit der Acryl und dem mit der Holzzarge noch im Bereich „Geschmackssache“ liegen – mit in meinen Ohren leichten Vorteilen bei der Holzvariante –, so zeigt der 111 Metall den beiden Kollegen recht deutlich, wo es langgeht. Er vermittelt von allen drei Laufwerken den erwachsensten Eindruck, bietet die stabilste und subjektiv tiefste Basswiedergabe und gleicht dies am anderen Ende des Spektrums mit der am besten definierten Hochtonwiedergabe aus. So weit zum „quantitativen“ Aspekt der Wiedergabe. Subjektiv bewegt sich der 111 Metall interessanterweise zwischen dem verbindlicheren Acrylmodell und dem kantiger aufspielenden 111 Wood – allerdings betrifft dies nur die tonale Balance. Ich möchte es in erster Linie der höheren Masse des Laufwerks zuschreiben und erst dann dem modifizierten Tonarm, dass der 111 Metall die Musik noch einmal deutlich schärfer fokussiert als seine beiden Artverwandten. Das macht sich vor allem durch eine bessere Tiefenstaffelung bemerkbar – Bühne und Konzertsaal erscheinen noch plastischer als bei den beiden leichteren Kollegen. Die größere Masse macht sich auch in Sachen Timbre bemerkbar – Sängern haucht das 17-Kilogramm-Laufwerk noch mehr Sonorität aus der Brust heraus ein als die beiden „schlankeren“ Kollegen. Akustischer Musik verleiht das Set damit jede Menge Druck und Wärme, ohne jedoch klare Strukturen zu unterschlagen – dass die Saiten von Akustikgitarren noch oben hinaus schön mit Schmelz flirren, versteht sich von selbst. Ausgerüstet mit einem höherwertigen Rega-Tonarm oder dem wundervollen WTB211 aus eigenem Hause gelingt dem 111 Metall das Kunststück, deutlich größer zu klingen als er letztlich ist. Selbst gegen unseren großen Transrotor Fat Bob oder den Acoustic Solid Machine kann er seinen Stand behaupten. Klar, dass er in Teilbereichen den „dicken Kloppern“ unterlegen ist, und dennoch bleibe ich dabei: Der neue Ganzmetall-111 klingt nach richtig großem Laufwerk.
Fazit
» Der 111 Metall ist die Krönung der Baureihe 111 von Acoustic Solid – er verbindet einen günstigen Setpreis mit einer extrem einfachen Installation und dem Klang eines richtig großen Masselaufwerks. Da auch einem weiteren Ausbau nichts im Wege steht, lege ich diesen Plattenspieler jedem ambitionierten Analoghörer mit überschaubarem Budget dringend ans Herz.