Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Acoustic Solid 110


Ein Schritt weiter

Plattenspieler Acoustic Solid 110 im Test, Bild 1
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Moment – ist von der 111 auf die 110 nicht ein Schritt zurück? Nun, je nachdem, wie man es sehen mag: In Sachen schierer Masse kann das gut sein, aber was das Erscheinungsbild ausmacht, haben wir es mit einem gewaltigen Schritt, ja sogar einem Sprung zu tun

Warum ich das so betone? Nun, die handwerklich schon immer sehr soliden (der Firmenname wird da wirklich groß geschrieben) Plattenspieler aus dem Hause Acoustic Solid zeigten zwar schon immer eine große Bandbreite in Sachen Materialauswahl und Gewicht, waren in Sachen Aufbau aber fast immer Variationen eines Themas: Laufwerk samt Tonarmbasis auf einer rechteckigen oder runden Zarge, dazu ein separat stehender Motor und eine ebenfalls frei stehende Motorsteuerung mit den entsprechenden Bedientasten.

Dagegen ist absolut nichts einzuwenden, folgt diese Form wie im alten amerikanischen Lehrsatz der Funktion eines Plattenspielers in ebenso schlichter wie pragmatischer Weise.

Plattenspieler Acoustic Solid 110 im Test, Bild 2Plattenspieler Acoustic Solid 110 im Test, Bild 3Plattenspieler Acoustic Solid 110 im Test, Bild 4Plattenspieler Acoustic Solid 110 im Test, Bild 5Plattenspieler Acoustic Solid 110 im Test, Bild 6Plattenspieler Acoustic Solid 110 im Test, Bild 7Plattenspieler Acoustic Solid 110 im Test, Bild 8Plattenspieler Acoustic Solid 110 im Test, Bild 9
Anders dagegen der 110, der mit einem einfachen Kniff genau die gleichen Komponenten genau so funktionell in einem Paket verbindet, das im Sortiment zumindest optisch deutlich herausragt. Karl Wirth und seine Leute haben hier einfach die ansonsten frei stehenden Bestandteile Motordose und Steuereinheit in die Zarge integriert, oder besser gesagt: in feste Ausleger integriert. Somit bilden die drei Komponenten Motor, Steuerung und Tonarmbasis die Ecken eines gleichseitigen Dreiecks, das um den Teller herum gelegt wird.

Und so einfach geht Design: Statt des soliden und konservativen Rechtecks hat man plötzlich einen ausgesprochen hübschen und modernen Plattenspieler, der sich wirklich hinter keinem Laufwerk seiner Preis klasse mehr verstecken muss. Technisch ist er dabei auf Augenhöhe mit den bewährten Modellen der Baureihe 111, was ja nun für sich genommen schon ein echtes Wort ist. Einen kleinen Lapsus hat man sich in der Ausführung des Modells dann doch geleistet: Die Leitungen zwischen Netzteil, Steuerung und Motor sind nach wie vor wie die von externen Komponenten ausgeführt – mein Wunsch wäre hier noch eine interne Lösung, bei der die schwarzen Kabel zumindest optisch komplett verschwinden. Aber das soll uns nicht von unserer angemessenen Begeisterung über den ausgesprochen hübschen 110 abhalten. Der Aufbau des neuen Modells ist einfach gehalten: Im Zentrum des 110 steht ein runder Block aus Aluminium mit drei verstellbaren Spike-Füßen an der Unterseite, zu denen es wie immer bei Acoustic Solid passende Unterlegscheiben gibt, die Schäden an Möbeloberflächen verhindern. Man mag hier ein bisschen stutzen, weil die drei Füße sehr eng beieinander montiert sind, aber die Standfestigkeit ist absolut gegeben: Erst, wenn man sich mutwillig seitlich auf dem Laufwerk abstützen würde, würde der schwere 110 kippeln. Außerdem sind die Füße so recht nah am Schwerkpunkt des Laufwerks und koppeln es so gut an den Untergrund an.
Unter dem zentralen Block sind drei Ausleger befestigt, die wie gesagt die Anbauteile tragen. Die Buchse des Tellerlagers wird ins Aluminium eingelassen und schließt oben bündig ab. Der Teller besteht ebenfalls aus Aluminium und in der Mitte des Tellers sitzt der Dorn des Lagers aus gehärtetem Edelstahl mit eingepresster Keramikkugel als Spitze. Das Gegenstück – die Lagerbuchse aus Messing – ist in der Basis eingelassen. Die Keramikkugel dreht sich auf einer Scheibe aus Teflon – solide Technik also, die auf beste Funktion bei extremer Langlebigkeit ausgelegt ist. Auf dem Aluminiumteller, der mit 30 Millimetern Stärke und 6 Kilogramm Masse recht wuchtig ausgefallen ist, liegt wie bei Acoustic Solid üblich, eine Mattenkombination aus dünnem Filz und 3 Millimeter Acryl. Eigene Experimente in Sachen Tellerauflage sind hier natürlich willkommen, man darf bei Weglassen der Acryl-Scheibe nur nicht vergessen, die Tonarmhöhe neu einzustellen. Der hier WTB 370 genannte Tonarm kann seine Herkunft aus dem Rega-Lager nicht verleugnen. Es handelt sich hierbei um eines der einfacheren OEM-Modelle der Briten, das wohl bei Acoustic Solid selbst ein Upgrade in Form eines schickeren (und etwas schwereren) Gegengewichts erhalten hat. Vormontiert ist ein Ortofon-Tonabnehmer – ein 2M Red, um genau zu sein. Das System kenne ich schon seit langer Zeit recht gut – ein solider Vertreter der Einsteigerklasse bei MM-Tonabnehmern.

Durch die passenden Nadeleinschübe kann das System innerhalb seiner Familie aufgewertet werden – den Umstieg auf den „Blue“- Nadeleinschub empfehle ich aus eigener Erfahrung schon fast instinktiv, dazu aber später mehr. Den Plattenspieler komplettiert der Antrieb – weiterhin in der hinteren linken Ecke des Plattenspielers positioniert, aber eben auf einem Aufleger statt separat stehend. Die Motordose beherbergt einen klassischen Wechselstrom-Synchronmotor, der mit einer zwischengeschalteten Motorsteuerung mit einem Sinus-Signal versorgt wird. Sowohl die Anwahl für 33 und 45 Umdrehungen pro Minute als auch die Feineinstellung der Geschwindigkeit kann bequem per Taster erledigt werden. Eine Stroboskopscheibe liegt dem wie immer bei Acoustic Solid vorbildlichen Zubehörpaket bei. Die Antriebskraft wird vom Pulley per Silikon-Nylon-Riemen auf den Teller übertragen. Der Aufbau des 110 gestaltet sich als äußerst einfach – näher kann man bei einem Plattenspieler an „Plug&Play“ nicht herankommen.

Zur Sicherheit habe ich bei der Aufstellung mit der Wasserwaage den waagerechten Stand kontrolliert und am Tonarm Auflagekraft und Antiskating nochmal nachgestellt – das war es dann auch schon. Im Hörtest hat der mit einem Preis von rund 1.400 Euro ziemlich günstige 110 auch keine Mühe, den Tester für sich einzunehmen. Um ganz ehrlich zu sein: Ich war überrascht, wie gut das Laufwerk schon mit dem einfachen Rega-Arm und dem Ortofon-System für 100 Euro aufspielte: Offen und präzise, mit klar definierten Bässen, die auch tief reichen. Sogar audiophile Qualitäten in Form einer wirklich opulent großen räumlichen Illusion kann der Acoustic Solid bieten, wenn man eine in dieser Hinsicht gelungene Platte auflegt. Okay, ganz nach oben hinaus sollte es mit einem schärferen Nadelschliff noch etwas mehr Feinauflösung geben, aber das war beim Hören dieser durch und durch ausgewogenen und vor allem angenehmen Kombination nicht wichtig: So stelle ich mir analoges Hören im Idealzustand vor – nicht die Jagd nach Superlativen, sondern total selbstverständliches und entspanntes Musizieren auf einem sehr hohen Niveau. Und das kann man durch Upgrade und Tausch des Tonabnehmers in erster Linie, später einmal mit einem besseren Tonarm durchaus auf ein sehr beachtliches Niveau bringen, wenn man den Ehrgeiz entwickeln möchte. Ich finde den Acoustic Solid 110 so gut, wie er ist.

Fazit

Acoustic Solid hat es mit dem 110 geschafft, die unbestreitbaren technischen Qualitäten ihrer Laufwerke in einen ausgesprochen hübschen Plattenspieler zu packen, der auch noch vorzüglich spielt.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Acoustic Solid 110

Preis: um 1400 Euro

10/2020
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Ausstattung & technische Daten 
Garantie 3 Jahre 
Vertrieb Acoustic Solid, Altdorf 
Telefon 07127 32718 
Internet www.acoustic-solid.de 
unterm Strich... » Acoustic Solid hat es mit dem 110 geschafft, die unbestreitbaren technischen Qualitäten ihrer Laufwerke in einen ausgesprochen hübschen Plattenspieler zu packen, der auch noch vorzüglich spielt. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 07.10.2020, 14:54 Uhr
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