Kennen Sie noch Herrn Tur Tur aus Jim Knopf? Den Scheinriesen, der aus der Ferne so groß erscheint und bei naher Betrachtung immer kleiner wird? So ähnlich erging es mir mit dem Acoustic Signature Challenger, der aus der Nähe betrachtet ein recht kompaktes Laufwerk ist, aber klingt wie ein ganz Großer
Mitspieler
Tonabnehmer:
Rega Exact
Phase Tech P-3G
Benz ACE L
Goldring Eroica LX H
Phonoverstärker:
Octave Phono Module
Plinius Koru
Trigon Advance
Verstärker:
Adia Flight FL Three
Audiomat Aria
WLM Sonata
Lautsprecher:
Xavian XN 270
B&W 800 Diamond
Zubehör:
Netzleiste: PS-Audio
Phonokabel Furutech, Nordost, Horn Audiophiles
NF-Kabel: Van den Hul
Lautsprecherkabel: Silent Wire
Racks und Basen: SSC, Empire, Tabula Rasa
Gegenspieler
Plattenspieler:
Clearaudio Innovation
Transrotor Dark Star Reference
Ich muss mich an erster Stelle gleich mal ein bisschen beim Challenger, so der Name unseres Testlaufwerks, entschuldigen – und zwar dafür, dass ich ihn eine ganze Weile sträflich vernachlässigt habe. Das heißt jetzt nicht, dass er wochenlang als Staubfänger im Hörraum stand – oh nein, im Gegenteil: Ich habe sogar sehr viel Musik mit ihm gehört.
Allerdings habe ich ihm nach dem Einbau des zweiten oder dritten Tonabnehmers nicht mehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, weil ich gemerkt hatte, dass ich mich auf das mattsilberne Laufwerk technisch wie klanglich genauso verlassen konnte, wie auf meine altgedienten Testplattenspieler. Also habe ich ihn einfach laufen lassen, während andere Komponenten ins Zentrum des Interesses rückten. Rückblickend denke ich aber, dass das nur ein (unbewusstes) Zeichen der Anerkennung seiner Qualitäten war. Vielleicht ist es auch der unspektakuläre und solide erste Eindruck, der so viel Vertrauen einflößt: Gedrungen steht er da, mit deutlich mehr Plattenteller als Unterbau, einer separaten Motordose samt Netzteil und einem Ausleger mit Rega-Tonarm. So weit also nichts Besonderes, wenn da nicht eine gewisse Schlüssigkeit der Proportionen wäre, die so mancher der Mitbewerber nicht ohne Weiteres hinbekommt – tatsächlich habe ich zwischendurch zu Hause den ultimativen Härtetest gemacht und den Challenger kommentarlos ins Wohnzimmer gestellt. Von der versammelten Damenwelt hat es keinerlei Proteste gegeben, obwohl der heiß geliebte rosa Scheu Pink Diamond kurzfristig seinen Platz räumen musste. Überhaupt lässt sich der Acoustic Signature durch seine dezent mattsilbern eloxierte Oberfläche in viele Wohnumgebungen dezent einfügen – er strahlt stets eine gewisse zurückhaltende Eleganz aus. Einziger Makel dabei ist die wirklich hässliche Filzmatte, die dem Challenger serienmäßig beigelegt wird – sorry, bei allem Verständnis für den beabsichtigten akustischen Effekt: So etwas geht besser und hübscher. Aber zurück zur Technik: Herzstück des in der Nomenklatur des Schwarzwälder Herstellers in der unteren Mittelklasse angesiedelten Geräts ist das Tellerlager, auf das man selbstbewusst 10 Jahre Garantie gibt, und das ohne jegliche Schmierung! In der Buchse befinden sich hier zwei Ringe aus Sinterbronze, die für die seitliche Führung des sehr exakt eingepassten Edelstahldorns sorgen – der Lagerspiegel besteht aus einer speziell gefertigten Materialmischung, die den Markennamen Tidorfolon trägt. Die Sinterbronze in der Lagerbuchse ist selbstschmierend, so dass wirklich keine Zugabe weiterer Mittel nötig wird. Im Endeffekt funktioniert das bei unserem Testgerät einwand- und vor allem absolut nebengeräuschfrei – sogar mit dem Ohr direkt am Teller waren absolut keine Lagergeräusche auszumachen. Der recht dicke Teller selbst ist einteilig und besteht nach Werksangaben aus einer sehr weichen Aluminiummischung mit einer hohen inneren Dämpfung, einer der im Laufwerksbau anzustrebenden Eigenschaften. Die Basisplatte darunter hat denselben Durchmesser wie der Teller und besteht aus dem gleichen Material. Unterhalb sitzen die drei recht schicken Füße des Challenger, die auch an anderen Laufwerken von Acoustic Signature zu finden sind: Sich in drei Stufen verjüngende Kegel mit einer in der Höhe verstellbaren Spitze. In vier umlaufenden Nuten sind Gummiringe eingelassen – ob das an dieser Stelle eine akustische Auswirkung hat oder nur der optischen Auflockerung dient, lassen wir mal dahingestellt, der zweite Effekt wird jedenfalls erreicht. Die Höheneinstellung der Spikes ist ein bisschen hakelig, dafür muss man sie ja nur einmal durchführen. Der Tonarm sitzt auf einer Konstruktion, die seitlich an der Basis des Laufwerks montiert ist. Metallhülsen bringen die Montagefläche auf die korrekte Höhe über dem Teller. Montieren lassen sich durch auswechselbare Boards alle erdenklichen Standard-Tonarme, die längenmäßig bei etwa 9 Zoll liegen. Die korrekte Einstellung des Montageabstands lässt sich durch das drehbare runde Armboard problemlos realisieren. Bis zu drei Tonarme mit maximal 12 Zoll können am Challenger montiert werden. Der Antrieb erfolgt wie in dieser Laufwerksklasse üblich über einen Synchronmotor, der in einer komplett separat zu stellenden Motordose ruht. Bei der Ansteuerung des Antriebs hat man einen nicht gerade kleinen Aufwand getrieben: Auf das Netzkabel folgt zunächst das Netzteil, das irgendwo hinter dem Rack verschwindet. Das ist aber noch nicht alles: Das Netzteil versorgt nicht etwa den Motor selbst, sondern eine „Alpha“ genannte Steuerung, die ein komplett eigenes Sinussignal generiert, das dem Motor zur Verfügung gestellt wird. Auf diese Weise ist die Antriebseinheit komplett unabhängig von Schwankungen im Stromnetz. Der Teller wird außen über einen Vierkantriemen und einen recht großen Pulley angetrieben. Durch die extrem engen Toleranzen des Tellerlagers tut sich der Antrieb beim Start von 0 etwas schwer – ein kleiner Schubser, und er läuft recht zügig hoch. Mit dem Ohr direkt an der Motordose kann man bei absolut ruhiger Umgebung ein ganz leichtes Geräusch hören – in einem halben Meter Entfernung ist schon nichts mehr zu vernehmen. Im 3.150-Euro-Komplettset, das uns der TAD-Vertrieb zur Verfügung gestellt hat, tut ein Rega RB251 in Kombination mit dem Rega Exact seinen Dienst. Der Arm ist der Nachfolger des RB250, des wohl am weitesten verbreiteten Tonarms der Welt und damit eine weitgehend bekannte Größe. Die Justage des Exact-Systems, das Rega-üblich mit drei Schrauben befestigt ist, wurde bereits bei Auslieferung sauber erledigt – eine Überprüfung unsererseits hat keine Abweichungen ergeben. Das Exact ist in der Rega-Tonabnehmerpalette eines der höherwertigen Systeme und einzeln mit 399 Euro bepreist. Und mit dem System möchte ich auch in die Klangbeschreibung einsteigen: Das Exact spielt kraftvoll und erdig und brilliert bis in den Mitteltonbereich hinein mit einer enormen Lebendigkeit und Spielfreude, während die Hochtonwiedergabe demgegenüber ein bisschen zurückhaltender ist. Daher würde ich den Tonabnehmer nicht als Universalsystem propagieren, sondern eher den Hörern empfehlen, deren Anlage einen Schuss Dynamik und Farbigkeit vertragen kann. Über die Zwischenstufe Goldring Eroica H sind wir (wie fast immer) bei unserem Standard-System Benz ACE L gelandet, das auch preislich sehr gut ins Gesamtset passt. Als problematisch hat sich das Ausbalancieren der alternativen Tonabnehmer mit dem Original- Gegengewicht des RB251 herausgestellt. Mit dem Goldring ging es gerade noch so, das Benz Micro war schon zu schwer, so dass wir zum schwereren Gegengewicht greifen mussten, das glücklicherweise noch im Hause vorhanden war. Interessenten, die nicht auf das Rega-eigene System zurückgreifen wollen, müssten sich vor dem Kauf schlaumachen, welches Gewicht sie benötigen. Um zum Anfang dieses Berichts zurückzukommen: Die Laufwerk-Tonarm-Kombination nimmt sich weitestgehend aus der Klanggleichung heraus – so weit man das in diesem höchst subjektiven Bereich überhaupt sagen kann. Grandios finde ich dabei, dass sich das eben nicht auf die einfache Formel „Oben rund, unten rund und dazwischen gepflegte Langeweile“ reduziert. Im Gegenteil: In Sachen Breitbandigkeit stellt der Acoustic Signature alle Kollegen seiner Gewichtsklasse in den Schatten. Sei es der Antrieb, sei es das Material, sei es das Lager: Einen so profunden und pointierten Tiefbassbereich erwarte ich vielleicht von einem richtig großen Masselaufwerk, nicht aber von einem Plattenspieler, der zwar einigermaßen wuchtig, aber noch längst nicht riesig daherkommt. Gerade das Benz ACE L kann hier seine formidablen Bassqualitäten in die Waagschale werfen, schön knackig und dabei trotzdem satt und voluminös – anspruchsvoll Musik hören und Spaß haben müssen sich ja nicht ausschließen. Die Verteilung eines Ensembles zwischen den Lautsprechern gelingt dem Challenger nachvollziehbar und deutlich – dabei übertreibt er es aber nicht, sondern hält „seine“ Musiker mustergültig an der Leine. Weder in der räumlichen Abbildung noch in der Tonalität finden sich Haken, an denen man sich zwangsläufig festhört – alle Bereiche gehen organisch fließend ineinander über und konkurrieren nicht miteinander. Die Summe des Ganzen nennt man wohl landläufig Musik – der Grund, warum ich den Challenger zu Beginn des Hörtests gleich mal unter „spielt“ abgehakt hatte. In der Tat muss man sich ganz gewaltig konzentrieren, um einzelne Teilaspekte hervorzuheben, zu ausgewogen und hochklassig in allen Kategorien agiert das Laufwerk. Auch in Sachen Musikrichtung kann ich keine Empfehlung aussprechen: Der Rock- und Electronic-Fan lässt sich das Zwerchfell massieren, während sich der Klassikfreund vom Spielfluss und der detaillierten Auflösung gefangen nehmen lässt. Der Challenger ist für einen dreckigen Bluesrock genauso zu haben wie für das letzte Fitzelchen Rauminformation einer bewusst audiophilen Aufnahme. Im Endeffekt trägt dieser Plattenspieler seinen Namen eigentlich zu Unrecht: Mit dieser sauberen Leistung kann er sich ganz bequem zurücklehnen und auf Herausforderer warten, die ihm das Wasser reichen können.
Fazit
Der Acoustic Signature Challenger ist eine gelungene Kombination aus allen wichtigen Zutaten: Sauberes Handwerk, gepaart mit dezenter Eleganz, und eine Wiedergabequalität, die durch nichts auffällt, weil sie in allen Punkten gleichermaßen stark ist.