Was vielleicht auf den ersten Blick wie eine unfreundliche Anweisung gegenüber den Besitzern neugierig tastender Fingerchen wirken mag, ist nichts weniger als ein gut gemeinter Ratschlag. Die kollektive schmerzliche Erfahrung ist ein guter Lehrmeister
Mitspieler
Tonabnehmer:
Audio Technica AT33EV
Phase Tech P-3G
Benz ACE L
Phonoverstärker:
Audio Exklusiv P2
Trigon Advance
Verstärker:
Heed Obelisk Si und X2
MalValve Preamp Four und Accustic Arts AMPII MK2
Lautsprecher:
Nubert NuVero 10
Lansche Cubus
Zubehör:
Netzleiste & -filter: PS-Audio
Phonokabel: Furutech, Nordost,Horn Audiophiles
NF-Kabel: Van den Hul, Musical Wire
Lautsprecherkabel:
Silent Wire, Musical Wire
Racks und Basen:
SSC, Empire, Tabula Rasa
Gegenspieler
Plattenspieler:
Rossner & Sohn Chameleon
Transrotor Fat Bob
Schwer ist das Ding, verdammt schwer. Angeliefert wurde er in einem Riesenkarton mit dem Format einer schlanken Kühltruhe – zwei ausgewachsene Männer hatten Mühe, das Ding zu manövrieren.
Ausgepackt liegen dann vor dem staunenden Auge die einzelnen Ebenen eines 80 Kilo schweren Aluminium-Gebirges, das einmal ein Plattenspieler werden soll. Erstes Opfer des Acoustic Signature wurde der zuständige Fotograf, dessen Finger sich beim Absenken des Tellers zwischen demselben und dem restlichen Dreher befanden. Das die Schmerzenslaute begleitende Gelächter ist mir dann spätestens beim erneuten Aufbau im Hörraum im Halse steckengeblieben, als ich meine Finger zwischen Bodenplatte und Spieler vergessen hatte: Autsch, so wird einem das Konzept Masselaufwerk anschaulich vor Augen geführt. In Deutschland erweckt der Name Ascona natürlich Assoziationen zum gleichnamigen Opel-Modell aus den 70er-Jahren – nicht gerade das spannendste Auto der Welt, also gehe ich mal eher davon aus, dass Opel nichts damit zu tun hat. Im Einzelnen: Der Riesen-Brocken ist der neueste Wurf von Acoustic Signature, quasi eine Machbarkeitsstudie in Sachen Maschinenbau und Stabilität. Für etwa 20.000 Euro bekommt man immerhin einen für Plattenspieler recht günstigen Kilopreis. Aber im Ernst: Das Laufwerk ist natürlich nicht nur einfach schwer – es stecken auch ein paar nette Ideen darin. Der Aufbau ist grundsätzlich dreiteilig: Es gibt eine große Basisplatte in Form eines Parallelogramms mit konvexen Seiten, eine dreieckige Zargenplatte mit den Tonarmbasen und Tellerlager sowie den Plattenteller selbst. Fangen wir unten an: Die Bodenplatte selbst besitzt keine Füße oder Spikes oder Ähnliches – hier ist beim Hersteller das Vertrauen ins Massekonzept groß genug – zu Recht, wie sich später zeigen wird. In der massiven Platte ist auch die Motorsteuerung untergebracht, die den drei Synchronmotoren ein eigens generiertes Sinussignal zur Verfügung stellt. Das mitgelieferte schmucklose Schaltnetzteil lässt man einfach irgendwo hinter dem Rack verschwinden. Neben den drei Bedientastern erhebt sich das Monument der Antriebseinheit. Zu den Tasten möchte ich gerne an dieser Stelle einen Wunsch äußern: Das eine oder andere Lämpchen zur Feststellung des Betriebszustands wäre schon komfortabel. Das aber nur am Rande – viel wichtiger und meines Wissens in dieser Form auch einmalig ist der Drei-Motoren-Antrieb, der über Riemenscheiben die Pulley-Achse antreibt, Die drei Motoren werden komplett verdeckt von einer auf die Pulley- Achse aufgesetzten Schwungscheibe, die alleine schon ordentlich Gewicht auf die Waage bringt – daraus bauen andere ganze Plattenspieler. Auch hier sind – wie beim Teller – zusätzliche Messinggewichte eingelassen, um das Trägheitsmoment zu erhöhen und so die Drehzahl möglichst stabil zu halten. Der Plattenteller selbst, der über einen Vierkantriemen angetrieben wird, besteht aus einer sehr weichen Aluminiummischung mit einer hohen inneren Dämpfung. In ihn sind über 40 Messingzylinder eingelassen, die die Masse deutlich erhöhen und gleichzeitig den Teller von innen gegen Resonanzen schützen. Die Messingteile sind zu diesem Zweck mit O-Ringen in den Teller gepresst worden. Trotz des recht hohen Tellergewichts setzt der Konstrukteur auf das Lager, das er bei fast allen seiner Modelle einsetzt: In der Lagerbuchse befinden sich zwei Ringe aus Sinterbronze, die für die seitliche Führung des sehr exakt eingepassten Edelstahldorns sorgen – der Lagerspiegel besteht aus einer speziell gefertigten Materialmischung, die den Markennamen Tidorfolon trägt. Die Sinterbronze in der Lagerbuchse ist selbstschmierend, so dass weitere Schmierungsmaßnahmen komplett unnötig werden. Das Lager sitzt in der Mitte der dreieckigen Laufwerkseinheit, die über drei höhenverstellbare Füße von der Basisplatte entkoppelt sind. Diese Fußkonstruktion ist eine komplette Neuentwicklung, der man den ausgeklügelten Aufbau im montierten Zustand nicht ansieht – wie das ja bei vielen ausgeklügelten Dingen idealerweise der Fall ist: Ein quer liegender Stahlstift an der Unterseite des Fußes wird in zwei Nuten in der Basis eingepasst – das ist auch die Stelle, wo man am meisten auf die eigenen Finger aufpassen sollte. Dadurch reduziert sich die Kontaktfläche zwischen Laufwerk und Basis auf ein absolutes Minimum. Der Fuß wird im weiteren Verlauf durch die Laufwerksebene geführt, wo er über einen mächtigen Drehknopf bequem und feinfühlig in der Höhe verstellt werden kann. Die Durchführung ist noch einmal durch Manschetten aus einer speziellen Kunststoffmischung in allen Richtungen vom Laufwerk isoliert. Die Armbasen sitzen nicht wie bei allen anderen Laufwerken in den Ecken, sondern in der Mitte der Dreiecks-Seiten. Da eine Seite von der Antriebseinheit in Beschlag genommen wird, bleibt summa summarum Platz für zwei Tonarme – wir haben und für zweimal SME entschieden. Die hoch aufragenden Basen werden von unten gegen das Laufwerk geschraubt, mit gerade einmal einer Maschinenschraube. Da diese aber recht groß dimensioniert ist und die aufeinander gepressten Aluminium-Teile durch ihre Oberflächenrauigkeit bombenfest sitzen, muss man nur einmal darauf achten, dass die Basis richtig ausgerichtet ist und den korrekten Abstand zum Tellerdorn besitzt. Nicht ganz so glücklich war ich mit der eigentlichen Montage des Tonarms, beziehungsweise der Verkabelung. Das mag in zusammengebautem Zustand funktionieren, wenn der Arm einen Anschluss nach unten besitzt – seitliche Buchsen wie beim SME führen unweigerlich zum Zwang, die Basis selbst zu demontieren – wuchtigere Kabel passen ohne Winkelstecker überhaupt nicht. Und – wo ich gerade bei den Kabeln bin: Eminent wichtig ist ein sauberer Massekontakt des Tonarmkabels, sonst machen sich die Motoren im Nutzsignal bemerkbar. Und das wäre schade, denn so ruhig, überlegen und in sich ruhend hat in unserem Hörraum kaum jemals ein Laufwerk aufgespielt. Das möchte ich jetzt nicht einmal so sehr nur an der Bassqualität und -quantität festmachen, obwohl natürlich reichlich vorhanden. Ein Kriterium funktioniert aber immer zur Abgrenzung: Wenn tieffrequente Töne auch in einem komplexen Signal genau ortbar werden, dann habe ich es mit einer hervorragenden Komponente zu tun. Natürlich macht der wuchtige Ascona mit jeglicher Art von dynamischer Musik eine Menge Spaß – man höre sich nur einmal die analog vorzüglich gemasterte „Minimum- Maximum“ von Kraftwerk an oder den Soundtrack von „Tron Legacy“ – dann weiß man ein für alle Mal, was Tieftondynamik am absolut unteren Rand des menschlichen Hörvermögens bedeutet – natürlich immer vorausgesetzt, man besitzt überhaupt Lautsprecher, die so etwas auch hörbar machen. Der Acoustic Signature legt durch seine Fähigkeiten in dieser Richtung dringend die Anschaffung eines guten Subwoofers nahe. Und doch hat mich eine andere Qualität tatsächlich noch mehr beeindruckt: Mit meinen heiß geliebten Jennifer-Warnes- Platten habe ich mit dem vermeintlich so wuchtigen Laufwerk sehr intime und subtile Momente erlebt – kaum einmal vorher habe ich das feindynamische Wechselspiel zwischen Solostimme und Chor so intensiv erlebt wie mit „A Singer Must Die“ auf „Famous Blue Raincoat“: Die ineinander kunstvoll verschachtelten Stimmen changieren immer wieder vom Hinter- in den Vordergrund und umgekehrt. Wer hätte gedacht, dass eine Acapella-Nummer so spannend sein kann? Auch von Jennifer Warnes ist das meisterhafte Album „The Well“ – inmitten der gängigen Popmusik eine wertvolle Oase der Ruhe und inneren Einkehr, meisterhaft gesungen und wie gewohnt auch hervorragend produziert. Mit dem absolut souverän in sich ruhenden Ascona wird dieses Album mit seinen dezent britischen Anklängen zur perfekten musikalischen Erholung. Schön dass sich Kraft und Gewicht zu einer so fein dosierten Mischung haben überreden lassen!
Fazit
Mut zur Masse: Das Konzept des Ascona zahlt sich aus: Neben der zu erwartenden schieren Durchschlagskraft überrascht das mächtige Laufwerk mit einem immensen Feingefühl für die ganz ruhigen Momente