Ja – dieser Plattenspieler kommt aus Japan, das ist sonnenklar. Form, Fertigungsqualität und vor allem Farbgebung des Tellers sprechen da eine ganz eindeutige Sprache – es gibt Champagner
Mitspieler
Tonarme:
SME 3500
Tonabnehmer:
Phase Tech P-3G
Clearaudio Mastro V2
Phonoverstärker:
Quad Twentyfour P
Canor TP 306+
Verstärker:
Malvalve Preamp Four Line und Accustic Arts AMPII MK2
Symphonic Line RG14
Lautsprecher:
K+T Minimonitor TS
Progressive Audio Elise II
Gegenspieler
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob mit SME 3500
Denon DP-6000 mit Stax-ua7
Luxman PD-444 mit Micro Seiki MA-707 und MA-505L
Japan ist ja doch irgendwie das Paradies auf Erden für die Liebhaber ganz klassischer HiFi-Komponenten. Nirgendwo sonst werden noch Vollverstärker gebaut, die so aussehen, als wären sie in den 80er- Jahren des vergangenen Jahrhunderts entworfen worden.
Nirgendwo sonst bieten auch moderne Großserienhersteller noch so viele analoge Nischenprodukte an. Und nirgendwo sonst wird so viel mit Hörnern, Röhrenverstärkern und Plattenspielern Musik gehört wie in Japan. Und dennoch: Aktuell gibt es dort zwar eine nennenswerte Anzahl von Elektronik- und Tonabnehmerherstellern, aber gar nicht mal so viele Erbauer von Plattenspielern. Was uns zu unserem Testgerät bringt, dem Acoustic Masterpiece T-01. Wenn Ihnen dieser Name nichts sagt, grämen Sie sich nicht. Bei Acoustic Masterpiece oder A+M Limited handelt es sich um nichts weniger als eine Nebenfirma von Airtight, die unter dieser Marke „Einsteigermodelle“ fertigen. Es gab und gibt da eine Handvoll hübscher Röhrenverstärker, die natürlich weder preislich noch qualitativ irgendetwas mit Einstiegsmodellen zu tun haben, aber auf der anderen Seite noch weit diesseits der großen Elektronik von Air Tight liegen. Und jetzt also auch der T-01, ein Laufwerk für 5.500 Euro, ein geduckt auf dem Rack kauernder schwarzer Schönling, flach, breit, zweiteilig und mit Platz für zwei Tonarme, wie es sich gehört. Trotz der geringen Bauhöhe, für die zu einem nicht unbedeutenden Teil die Füße verantwortlich zeichnen, bringt der Masterpiece ordentlich Masse mit – die Zarge besteht nämlich einfach aus einem massiven Stück Aluminium. Die eben erwähnten Füße sind für die Entkopplung des Laufwerks von der Basis verantwortlich. Diesen Job erledigen sie auf zweierlei Art: Gut zu sehen – wenn man sich die Mühe macht, den T-01 anzuheben, um einen Blick unter die Zarge zu werfen – sind die weichen Kugeln, auf denen der Acoustic Masterpiece steht. Damit jedoch nicht genug: Innerhalb der Füße gibt es noch eine zweite, magnetische Entkoppelung. Das bedeutet, dass der Plattenspieler quasi schwebt – die Füße bieten nur noch seitliche Führung. Die gleiche Konstruktion trägt auch die Motoreinheit auf der Unterseite, nur verwendet der Hersteller hier ein anderes Material für die Dämpfungskugeln und keine Magnetlager – klar, beim Motor ist die Masse für dieselbe Anzahl von Füßen ja deutlich kleiner, und außerdem ist es sinnvoll, dem Masse-Feder-System dieser Komponente eine andere Resonanzfrequenz zu geben als dem Laufwerk. Ansonsten ist die „Motordose“ genau so flach wie der Rest des T-01 – in einem eckigen Erker, der in eine entsprechende Aussparung in der Plattenspielerzarge rückt, sitzt der Synchronmotor. Gespeist wird der Antrieb aus einem ganz gewöhnlichen Steckernetzteil, das ohnehin ganz weit hinten unter dem Rack verschwindet. Die Steuerungselektronik sitzt in der Motordose – hier wird auch die Geschwindigkeit umgeschaltet und über zwei Potentiometer feinreguliert. Dabei liest man die Geschwindigkeit nicht etwas über eine aufgelegte Stroboskopscheibe ab, nein, für den edlen T-01 hat man sich etwas Besonderes ausgedacht: In der Zarge sitzt eine Fotodiode, die einmal pro Undrehung durch einen simplen Streifen Klebeband unter dem Teller angetriggert wird und über eine kleine Platine die digitale Anzeige ansteuert, die die durchschnittliche Geschwindigkeit anzeigt. Das funkioniert recht gut für die manuelle Einstellung der Drehzahl, erlaubt aber bei einem Abtastvorgang alle zwei Sekunden keine Regelung des Antriebs. Eine Feedbackschleife zum Motor ist auch gar nicht vorgesehen. In der Praxis hält der Antrieb, einmal eingestellt, ohne Abweichung auch über einen langen Hörabend seine Geschwindigkeit. Wie gesagt – auf dem T-01 lassen sich zwei Tonarme montieren. Kleiner Wermutstropfen: Zwölfzöller passen nicht, zehn Zoll ist das höchste der Gefühle. Dafür kann jede nur erdenkliche Form von Tonarmbasis montiert werden, und das relativ simpel: Der Tonarm sitzt auf einer kreisrunden Scheibe, die von oben einfach in die entsprechende Aussparung in der Zarge gesetzt wird. Dann wird über fünf Maschinenschrauben ein Metallring mit einer Aussparung für das Tonarmkabel, also quasi ein Hufeisen, von unten dagegengeschraubt, der die Basis über die gesamte Dicke der Zarge kontert. Solange die Schrauben noch nicht ganz angezogen sind, kann die Basis gedreht werden, um den genauen Montageabstand des Tonarms einzustellen – nach dem Festziehen der Schrauben sitzt die Konstruktion bombenfest. Das ist jetzt nicht so komfortabel wie eine Basis, die komplett von oben oder der Seite fixiert wird, erfüllt aber seinen Zweck mindestens ebenso gut. Die vielleicht speziellste Funktionseinheit des Acoustic Masterpiece ist sein Tellerlager. Es handelt sich hierbei um ein Magnetlager mit zwei sich abstoßenden Neodymringen – einer ist in der Zarge rund um die Lagerbuchse eingelassen, einer in der Aluminiumplatte, auf der der Hauptteller sitzt. Ein Keramik-Lagerdorn taucht in die Bronzehülse, um eine möglichst reibungsarme seitliche Führung zu gewährleisten. An dieser Stelle gibt es eine absolute Besonderheit – die ich, ich muss es gestehen, eine ganze Weile übersehen habe, versuche ich doch immer, mich erst einmal intensiv ohne externe Informationen mit einem Gerät auseinanderzusetzen. Unter der Lagerbuchse gibt es nämlich eine aufschraubbare Hülse mit einem Zylinder in der Mitte, der von unten ins Lager gesteckt wird. Es handelt sich hierbei um nichts weniger als einen in der Höhe verstellbaren Lagerboden, auf dem noch eine Stahlkugel liegt. Nun kann man über die Höhenverstellung regulieren, ob der Teller rein schwebend gelagert wird, oder welcher Anteil des Gewichts auch vertikal über den Lagerboden getragen wird – eine stufenlose Ankopplung des Tellers an die Zarge sozusagen. Die Überprüfung dieses Effekts wird natürlich ein zentraler Bestandteil des Hörtests sein. Im wahrsten Sinne krönender Abschluss ist der wunderschöne Teller, der tatsächlich aus Aluminium ist, aber entweder durch Beimengung oder ein spezielles Finish diesen wundervollen, leicht dekadenten Champagnerton hat, der japanische Spitzengeräte schon seit Menschengedenken begleitet hat. Man liebt es oder hasst es – ich finde es gut. Nachdem unser SME 3500 ordnungsgemäß montiert und mit meinem geliebten Phase Tech alias Phasemation P-3G ausgerüstet war, harrte ich gespannt der Dinge, die da kommen sollten. In der ersten Runde mit abgesenktem Lagerboden, und damit vertikal nur auf dem Magnetfeld gelagert, spielte der T-01 kontrolliert, sauber, souverän. Nebengeräusche sind absolut kein Thema – die Musik spielt sich vor einem perfekt schwarzen Hintergrund ab. Freude bereitet vor allem die Eleganz, mit der der flache Schöne aufspielt – die Musik perlt geradezu aus den Lautsprechern, eine wunderschönes Legato- Spielweise. Basskontrolle und -dynamik gibt es wie bei den großen Massetürmen – kein Wunder bei über 20 Kilogramm Gesamtgewicht. Nach oben hinaus gibt es eine ausgewogene Mischung aus Hochtonenergie und sauberer, runder Spielweise. Dazwischen spannt sich ein weit reichender und bei aller Neutralität spannender und in seinen Ausdrucksmöglichkeiten vielfältiger Mitteltonbereich. Dreht man nun vorsichtig den Lagerboden mit der Edelstahlkugel nach oben, dann kann man recht deutlich den Punkt ausmachen, wo die Achse Kontakt zur Kugel aufnimmt. Wohlgemerkt: Kontakt aufnimmt – nennenswerte Gewichtskräfte kommen hier noch nicht zum Tragen, es handelt sich lediglich um eine weitere Berührungsstelle im Lager. Die akustischen Folgen sind nicht dramatisch, aber einwandfrei nachvollziehbar: Der T-01 spielt noch einen Hauch direkter, schnörkelloser und – wenn man so will – etwas härter als vorher. Die elegant geschwungene Linie von vorher ist quasi der direkten Geraden durch Start und Ziel gewichen, das Laufwerk „marschiert“. Diese Art der Wiedergabe ist vorzüglich geeignet für Musik härterer Gangart, wo es weniger um eine entspannte Spielweise geht, als um Zupacken und Gas geben. Die vorher sehr tiefe und breite räumliche Wiedergabe wird etwas kompakter – gerade perkussive Instrumente erhalten mehr Punch aus der Mitte heraus. Die Klangunterschiede, die sich bei weiterem Hochdrehen und damit Belasten des Lagers ergeben, sind nicht mehr allzu dramatisch – vor allem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man auch durch die Höhenverstellung den VTA des Tonarms verändert, was für eine objektive Vergleichbarkeit unbedingt ausgeglichen werden muss. Ein Wort noch zur Tellermatte: Der Hersteller selbst empfiehlt eine Ledermatte – ein Tipp, dem ich mich anschließen möchte, erzielt man damit doch die oben genannten Ergebnisse. Experimente mit unterschiedlichen Lagereinstellungen und Matten sollte man jedoch unbedingt durchführen, kann man so den vorzüglichen T-01 noch möglichst nah ans eigene Klangideal heranführen.
Fazit
Wunderschöner und technisch ausgefuchster Plattenspieler, der sich durch zwei Tonarmbasen und das verstellbare Lager noch fein tunen lässt. Klanglich in jeder Einstellung ein Genuss!