Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Xavian Orfeo


Mythologisches

Lautsprecher Stereo Xavian Orfeo im Test, Bild 1
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Kein geringerer als Orpheus, der beste Sänger der griechischen Mythologie, muss als Namenspatron der Orfeo von Xavian Electronics herhalten. Da die Orfeo auch der Auftakt der Epica genannten Spitzenserie des tschechischen Lautsprecherherstellers ist, darf man auf deren Qualitäten mehr als gespannt sein

Der Firmengründer der in der Nähe von Prag ansässigen Firma Xavian, Roberto Barletta, ist Italiener, der seine ersten Schritte auf dem HiFi-Sektor bei einem italienischen Hersteller gemacht hat. Er beruft sich gerne auf seine griechischen Vorfahren. Das erklärt seinen Hang zur griechischen Mythologie bei der Namensgebung seiner 2015 vorgestellten kompakten Spitzenlautsprecher Orfeo. Seine italienischen Wurzeln machen sich dagegen bei der Technik der Orfeo bemerkbar. Das Gehäuse besteht aus ausgewähltem, massivem italienischen Nussbaum, das nach dem Verleimen erst Wochen lagern muss, bevor es in die endgültige Form gebracht wird.

Lautsprecher Stereo Xavian Orfeo im Test, Bild 2Lautsprecher Stereo Xavian Orfeo im Test, Bild 3Lautsprecher Stereo Xavian Orfeo im Test, Bild 4Lautsprecher Stereo Xavian Orfeo im Test, Bild 5Lautsprecher Stereo Xavian Orfeo im Test, Bild 6
Außerdem hat sich Xavian bei den Orfeo von seinen skandinavischen Chassis-Lieferanten verabschiedet und setzt nun auf eigene Chassis, die man nach dem Firmengründer „AudioBarletta“ genannt hat. Die Einzelteile der Chassis kauft AudioBarlettea bei den besten Zulieferern des Weltmarktes ein – die Membran der in der Orfeo verbauten Kalotte kommt z.B. vom deutschen Hersteller Müller. Die Montage der Chassis erfolgt bei einem italienischen Spezialisten in der Nähe von Rom, der über 40 Jahre Erfahrung im Bau von Treibern hat. Griechische Namen, italienische Treiber – back to the roots, könnte man im Fall der Orfeo also sagen.

Beste Bauteile

Die Orfeo sind Kompaktlautsprecher mit den handlichen Abmessungen von 38 x 23,6 x 28,2 cm (HxBxT). Trotz ihrer überschaubaren Größe bringen sie ein Gewicht von 17 kg pro Stück auf die Waage. Das ist für die Größe recht ordentlich. Schuld daran ist unter anderem das solide Nussbaum- Gehäuse, das innen zusätzlich mit einem Sandwich bitumierter Dämmplatten beruhigt ist. In den wunderschönen Massivholz-Gehäusen sitzen Zwei-Wege- Systeme, die aus einem 175-mm-Tiefmitteltöner und einer 29-mm-Gewebekalotte bestehen. Der Tiefmitteltöner hat eine beschichtete Papiermembran, in deren Mitte ein massiver Aluminium-Phaseplug sitzt. Da der Phaseplug einen Rückschluss auf die Größe der Schwingspule zulässt, scheint die Membran gut „motorisiert“ zu sein, was der Blick auf den Magneten des Chassis bestätigt. Die Gewebekalotte verfügt über ein eigenes, an ihren Magneten angekoppeltes Gehäuse. Die Trennung zwischen den beiden Chassis erfolgt bei 2250 Hz. In der Frequenzweiche kommen Bauteile vornehmlich vom deutschen Spezialisten Mundorf zum Einsatz. Auf die Frequenzweiche ist Roberto Barletta besonders stolz. Die Chassis sind hier nicht parallel, sondern in Serie geschaltet, was einer besseren Phasenlage beim Zusammenspiel beider Chassis zugute kommen soll. „Zero Phase“ nennt man bei Xavian diese Art der Schaltung. Eine weitere Besonderheit der Weiche ist, dass man über verschiedene Anschlussmöglichkeiten an den Lautsprecherklemmen Einfluss auf den Klang nehmen kann. Bei den vier Anschlussklemmen des Terminals handelt sich nämlich nicht, wie man auf den ersten Blick annehmen möchte, um ein Bi-Wiring-Terminal. Das würde bei der Reihenschaltung der Chassis auch keinen Sinn machen. Vielmehr kann man über die Auswahl der jeweiligen Anschlüsse bzw. auch das Brücken derselben die klangliche Abstimmung in gewissen Grenzen verändern. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine dezente Anhebung oder Absenkung im Frequenzbereich um 3 kHz. Ansonsten findet sich auf der Rückseite noch die Bassreflex-Öffnung. Das Rohr ist aus Aluminium gefräst und an beiden Enden abgerundet, um Strömungsgeräusche zu vermeiden. Die Verarbeitungsqualität der Orfeo überzeugt auf der ganzen Linie. Das massive Nussbaumholz ist sehr sauber verarbeitet, die Oberfläche sorgfältig matt lackiert. Lediglich das goldglänzende Anschlussterminal wirkt etwas protzig, aber das ist Geschmackssache und ändert nichts am insgesamt enorm hochwertigen Eindruck, den die Lautsprecher hinterlassen. Klar, dass so hochwertige Kompaktlautsprecher wie die Orfeo nicht ins Regal oder aufs Sideboard gehören. Sowohl aus akustischen wie aus ästhetischen Gründen sollte man die passenden Lautsprecherständer, die Xavian für die Orfeo anbietet, gleich mitbestellen. Akustisch heben sie die Orfeo auf eine Höhe, bei der die Kalotten ungefähr auf Ohrhöhe eines sitzenden Hörers kommen; ästhetisch passen sie perfekt zu den Lautsprechern, da sie aus dem gleichen Nussbaumholz gefertigt sind. Allerdings zahlt man für ein Pärchen Orfeo samt Ständern dann 8.000 Euro. Dafür bekommt man auch ein Paar ansehnlicher Standboxen. Doch die hat Xavian schon lange im Programm, sogar für weniger Geld. Wenn Roberto Barletta also seine Spitzenlautsprecher im Kompaktformat baut, wird das klanglichen Gründe haben. Das macht neugierig auf den Hörtest.

Bester Klang?

In unserem großen Hörraum legen die Xavian Orfeo auf jeden Fall einen souveränen Auftritt hin. Mehr Gehäusevolumen vermisse ich nicht, denn im Bass klingen die Kompaktlautsprecher überzeugend komplett. Sie gehen tief hinunter, haben Substanz und spielen bei allem gut kontrolliert. Einem Kontrabass folgen die Orfeo auf jeden Fall beachtlich weit hinunter und bilden auch die tiefsten Schwingungen, zu denen sie fähig sind, noch präzise ab. Das geht vielleicht nicht ganz so substanziell in den Magen, wie das bei richtig großen Lautsprechern der Fall sein kann. Authentisch klingt es aber auch so. Die Bassreflex-Abstimmung ist definitiv gelungen. Klar haben die Orfeo im Bass Grenzen. Subsonische Synthie-Orgien von Silicon Soul bringen sie bei Party- Pegeln schon an den Rand ihrer grobdynamischen Fähigkeiten. Das ist völlig in Ordnung. Kurz bevor sie mit hörbaren Verzerrungen aussteigen, vollführen die Tieftöner beeindruckende Auslenkungen. In weniger großen Hörräumen als unserem Redaktionshörraum ist sie halt besser aufgehoben – hier im Verlag kann man einfach Pegel fahren, die definitiv nicht mehr wohnraumgerecht sind. Bei diesem Bass mache ich mir eher Sorgen, dass das Ganze bei nicht so freier Aufstellung wie in unserem Hörraum schon zu viel werden könnte. Eine wandnahe oder gar eine Aufstellung in den Raumecken würde ich nicht ausschließen, aber auf jeden Fall erst mal ausprobieren. Eine vergleichsweise freie Aufstellung kommt allerdings auf jeden Fall auch der Mittenwiedergabe zugute. Hier klingen die Orfeo wunderbar frei und offen und bieten darüber hinaus eine recht unmittelbare Ansprache. Das ist richtig gut und spricht dafür, dass die Sache mit der Phase-Zero-Weiche ihre Berechtigung hat. Denn meiner Erfahrung nach zeichnen sich besonders Lautsprecher mit einer kohärenten Phasenlage durch eine solche Unmittelbarkeit bei der Wiedergabe aus. Und diesen Eindruck sollte man nicht zu sehr durch zu frühe erste Reflexionen, wie sie nahe Begrenzungsflächen wie Zimmerwände nun mal mit sich bringen, verwässern. Je später die erste Reflexion, die sich unter realen Hörbedingungen nicht vermeiden lässt, am Ohr des Hörers ankommt, desto besser kann das Gehör sie als solche einordnen und vom eigentlichen „Haupt“-Schall unterscheiden. Die wunderbare Direktheit der Orfeo kommt besonders der Stimmenwiedergabe zugute. Sänger und Sängerinnen bilden die tschechischen Preziosen sehr detailliert und authentisch ab. Egal ob eine tiefe Männerstimme wie Gregory Porter oder eine zarte Frauenstimme wie Feist – das geht ins Ohr, klingt echt und reißt mit. Schön! Auch Details der Artikulation stellen die Lautsprecher klar und minutiös dar. Wobei sie trotz aller analytischen Fähigkeiten musikalisch bleiben und nicht ins Kühl-Artifizielle abdriften. Der Hochton ist frisch und gut aufgelöst, die Kalotte macht ihre Sache gut, klingt strahlend und vermeidet dabei Härten. Hier erlauben die verschiedenen Verkabelungsvarianten zudem eine Einflussnahme. Mir gefiel die neutrale „Referenz“-Einstellung gut; aber auch mit der etwas brillanteren Einstellung bzw. Verkabelung, bei der der Hochton ab 3 kHz leicht angehoben ist, konnte ich in unserem stark bedämpften Hörraum gut leben. Extrem gut ist auch die räumliche Abbildung der Orfeo. Besonders Live Jazz wie Bill Evans „At the Montreaux Jazz Festival“ beeindruckt mich hier. Der Flügel steht leicht links vom Zentrum der Bühne, die Begleitmusiker sind messerscharf auf der Bühne zu orten, das Publikum bzw. die Publikumsgeräusche sind dreidimensional im Raum verteilt. Genauso hört sich das an, wenn man live dabei ist.

Fazit

Mit den Xavian Orfeo hat Roberto Barletta sein Meisterwerk geschaffen. Die Lautsprecher haben eine praxisgerechte Größe und bilden Musik unvergleichlich klar, unmittelbar und authentisch ab. Das Ganze geht einher mit mustergültiger tonaler Neutralität, toller Detailwiedergabe und einer wunderbar präzisen räumlichen Abbildung.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Xavian Orfeo

Preis: um 8000 Euro

8/2017
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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 6.500 Euro, Ständer 1.500 Euro 
Vertrieb IAD Audio, Korschenbroich 
Telefon 02161 61783-0 
Internet www.audiolust.de 
Garantie (in Jahre) k.A. 
Ausführungen Nussbaum (massiv) 
B x H x T (in mm) 380/236/282 
Gewicht (in Kg) 17 kg 
Unterm Strich... Der Frequenzgang überzeugt durch hohe Linearität und gutes Rundstrahlverhalten. Die leichte Betonung des Grund- und Mitteltonbereichs sorgt für einen satten Klangeindruck. Für eine Box dieser Größe ist der Tieftonbereich recht ausgedehnt – unter 50 Hertz geht’s allemal. Resonanzen gibt es ebenso wenig wie Klirrspitzen – und selbst bei 95 Dezibel ist dynamisch noch nicht Schluss. 
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Autor Dr. Martin Mertens
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Datum 08.08.2017, 15:02 Uhr
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