Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Trenner & Friedl Isis


Von Format

Lautsprecher Stereo Trenner & Friedl Isis im Test, Bild 1
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Ach ja … wenn man nur könnte wie man wollte.  Bei der Lautsprecheraufstellung. Und den dazugehörigen räumlichen Gegebenheiten

Ja wenn, dann wäre so etwas wie die Trenner  &  Friedl  Isis  eine  Option. Vorausgesetzt,  21.900  Euro Verkaufspreis  stellen  kein unüberwindliches Hindernis dar und  die Faszination für „richtige“ Lautsprecher  ist vorhanden. Gerade Letzteres zu argumentieren  bedarf  im  vorliegenden  Falle  einer etwas speziellen Herangehensweise,  denn meine persönliche Bekanntschaft mit  Produkten des kleinen österreichischen  Lautsprecherspezialisten  begann  vor  ein  paar Jahren mit einer Kleinbox: Das Modell „Art“ ist ein fantastischer kompakter  Zweiwegerich, den ich bis zum heutigen  Tage für eine der besten Realisationen des  Themas  „Dreizehner plus Kalotte“ halte,  die je in Umlauf gekommen sind.

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Und  jetzt  das:  zwei  ausgewachsene  Schränke, die ziemlich das exakte Gegenteil der  Lautsprecherskala repräsentierten.  Aber  glauben Sie mir: Ich konfrontiere Sie nicht  grundlos  mit  diesen  Wandlern.  Vor  ein  paar Jahren hatte ich eine sehr lebhafte Begegnung damit auf einer der mittlerweile  ziemlich zahlreichen Messen zum Thema  und versuche seitdem, Entwickler Andreas Friedl ein Pärchen seiner zweitgrößten Modelle zu entlocken. Unser sehr feurig und handwerklich exzellent furniertes Paar wechselt für knapp 22.000 Euro pro Paar den Besitzer und glauben Sie mir: Es lohnt, die im Zusammenhang damit stehenden Diskussionen mit dem Haushaltsvorstand in Kauf zu nehmen. Wie jeder Lautsprecher aus der österreichischen Manufaktur hat man auch bei der Isis großen Wert auf den Einsatz möglichst naturnaher Materialien gelegt. Sprich: Was hier wie Holz aussieht, ist auch welches, Kunststoff in jeder Form muss weitgehend draußen bleiben. Wenn man die bündig in die dicke Multiplexfront eingelassene Bespannung entfernt – das kann man lautdem Hersteller übrigens nur tun, weil wir Pressefuzzis immer alles ganz genau wissen wollen – kommt ein illustres Treiberensemble zum Vorschein: Den Bass besorgt ein Fünfzehnzöller aus Italien mit Beschallungstechnikgenen, der eine spezielle Membranbeschichtung spendiert bekommt. Er arbeitet auf ein Bassreflexgehäuse, das durch zwei Rohre im Boden des Lautsprechers beatmet wird. In der Sockelplatte gibt’s eine rückwärtige Öffnung für den Luftaustausch mit dem Rest der Welt. Im Mitteltonbereich geht’s kaum weniger potent weiter: 20 Zentimeter Membrandurchmesser mussten‘s für einen dynamisch passenden Anschluss an den dicken Bass schon sein. Der gewählte Kandidat stammt aus Norwegen und bekam eine nicht ganz alltägliche Arbeitsumgebung auf den Leib geschneidert: Er arbeitet auf ein Gehäuse mit fünfeckigem Querschnitt, das über eine Vielzahl von rückseitigen Bohrungen ventiliert wird. Davor gibt’s ein wenig Dämmmaterial (ökologisch unbedenkliche österreichische Schafwolle), zusammen bildet die Anordnung einen sogenannten akustischen Fließwiederstand. Wo wir gerade bei Dämmmaterial sind: Im Bassgehäuse gibt’s derartiges nicht. Andreas Friedl versucht, den Einsatz solcher  Energiespeicher wo immer möglich zu  vermeiden. Wenn man seine Boxen geometrisch clever auslegt, dann kann das ganz  ausgezeichnet funktionieren. Hochtonbereich. Hier gibt’s tatsächlich  ein Horn. Ein kleines rundes, es folgt einer  Traktrixfunktion, landläufig „Kugelwellenhorn“ genannt. Der  Aluminiumtrichter  kommt nicht von der Stange, sondern ist  eine Eigenkreation der Österreicher. Dahinter steckt ein Einzoll-Druckkammertreiber mit beschichteter Titanmembran,  der sich ausnehmend  „friedlich“ verhält  und nicht so konsequent auf Wirkungsgrad gezüchtet ist, wie es Hochtöner dieser  Bauart normalerweise sind – die müssen  nämlich ein großes Live-Publikum beschallen. Auch wenn die Anordnung optisch ihren Reiz hat: Lassen Sie die Schallwandabdeckung drauf. Die Abstimmung der Box ist mit der schwarzen Stoffbespannung gemacht und ich konnte keinerlei Vorteile ohne sie ausmachen. Die ausladende Frequenzweiche ist im Wesentlichen mit Mundorf-Komponenten der oberen Preisklasse realisiert. Der Aufbau erfolgt natürlich frei verdrahtet, wie sich das gehört. Dem Signalanschluss dienen zwei nebeneinander angeordnete Cardas-Terminals. So gut ich diese „Schraubstöcke“ auch finde, der Anschluss eines Lautsprecherkabels an dem bereits mit der Brücke zum zweiten Terminal belegten Anschluss ist ein ziemliches Gefummel. Die Terminals stecken in einer von hinten herausschraubbaren Platte, auf deren Rückseite die Frequenzweiche montiert ist. Übergangsfrequenzen? Filtersteilheiten? Ich kann‘s Ihnen nicht genau sagen, es ist an dieser Stelle auch nicht  entscheidend. Auf alle Fälle gehört Andreas Friedl zu den Entwicklern, die bei ihren  Konstruktionen das Hauptaugenmerk auf  den Zeitbereich legen, will sagen: Ein kontrolliertes Rundstrahlverhalten und eine  saubere akustische Phase sind ihm wichtiger als die ach so schön anzuschauende  Linearität auf Achse. Aufstellung?  Wir  landeten  bei  einer  etwas untypischen  Anordnung für so eine  große Box: Relativ weit zusammen und die Fronten in einer Linie, so ging‘s bei uns am besten. Der Hersteller hält den Betrieb direkt an einer rückwärtigen Wand oder gar in der Raumecke für möglich; das scheint in Anbetracht der Abstimmung der Box durchaus denkbar. Wir spielen Ryan Adams‘ herausragendes Carnegie-Hall-Conzert vom 15. November 2014. Diesmal übrigens die volle Ausgabe auf sechs LPs, das Exzerpt mit nur zehn Titeln habe ich Ihnen in der letzten Ausgabe ans Herz gelegt. Der Reigen startet mit „Gimme Something Good“. Nichts leichter als das, die Isis braucht nur Sekunden, um mich komplett in ihren Bann zu ziehen. Ja, das ist ein großer Lautsprecher, aber er kann Intimität. Mr. Adams und seine akustische Gitarre stehen kompakt auf der Bühne, wirken irgendwie ein bisschen verloren – genau so muss das wohl sein im großen Rund der Carnegie Hall. Die magisch dichte Atmosphäre des Augenblicks transportiert das zum Heulen schön. Das Klangbild vibriert, es lebt, es atmet und fährt direkt in die Knochen. Es klingt ungefiltert, unverstellt, geradeaus und ehrlich. Hier ist ganz ohne Zweifel reichlich Membranfläche im Spiel. Diese „Es macht einfach Musik“-Attitüde geht nur so. Und doch herrscht Disziplin: Die Isis ist ganz klar ein Lautsprecher für die feinen Seiten des Hörens, bei aller Souveränität hat er eine sanfte Seite. Hier gilt es ganz besonders den Hornhochtöner  zu erwähnen, der weder Herkunft noch  Bauart irgendwie spüren lässt. Er zeichnet  wunderbar bis in die höchsten Regionen,  hat Schmelz, Anmut und Klasse. Dann sind  da noch die „Erzählpausen“ zwischen den  Titeln, die die Isis mit schlicht atemberaubender  Verständlichkeit und Klarheit in  den Raum stellt. Die Abbildung der Stimmen erfolgt recht weit oben, was ich bei anderen Aufnahmen nicht feststellen konnte.  Womit klar wäre, dass die Isis auch die dritte Dimension souverän beherrscht. Zweifellos ist das ein großer Lautsprecher. Aber keiner der sagt: „Ich bin ein großer Lautsprecher.“ Sondern einer, der seine Potenz in den Dienst der Sache stellt. Die Box ist ein effektiver Kostverwerter und mir gefällt zum Beispiel die Kombination mit dem an anderer Stelle in dieser Ausgabe getesteten Heed-Vollverstärker „Elixir“ ganz ausgezeichnet. Niemals hat man das Gefühl, dass hier irgendwas an seine Grenzen stößt. Druck? Geht natürlich trotzdem. „The Sword“ können solchen aufbauen. Dass die beiden Fünfzehnzöller sich von den schön siebzigerlastigen Schagzeugund Bassattacken der vier Herren nicht irritieren lassen ist doch klar. Merke: Bass wird dann richtig gut, wenn die die reproduzierende Membranfläche in der Gegend der schallerzeugenden (hier: Schlagzeug) liegt. Die Isis kann das bieten und – macht‘s einfach. So einfach kann Musikwiedergabe sein.

Fazit

Für mich ist die Isis eine der Lautsprecherentdeckungen der letzten Jahre und definitiv  ein Kandidat für die einsame Insel. Bei aller Größe spielt sie unaufdringlich und protzt nicht mit ihrer unzweifelhaft vorhandenen Potenz: klangliches  Understatement der allerfeinsten Sorte!

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Trenner & Friedl Isis

Preis: um 21900 Euro

2/2016

Klangliches Understatement der allerfeinsten Sorte

Trenner & Friedl Isis

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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 21.900 Euro 
Vertrieb RB Audio Vertrieb, Innsbruck, Österreich 
Telefon 0043 6765906026 
Internet www.trenner-friedl.com 
Garantie (in Jahre)
B x H x T (in mm) 1200/500/350 
Unterm Strich Für mich ist die Isis eine der Lautsprecherentdeckungen der letzten Jahre und definitiv ein Kandidat für die einsame Insel. Bei aller Größe spielt sie unaufdringlich und protzt nicht mit ihrer unzweifelhaft vorhandenen Potenz: klangliches Understatement der allerfeinsten Sorte! 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 07.02.2016, 14:56 Uhr
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