In Ausgabe drei spielte sich der modulare Röhrenamp AM 6221 von Swissonor mit betörend schönem Mittenschmelz in die Herzen der Redaktion. Selbstverständlich haben die Schweizer auch die dazu passenden Lautsprecher im Programm
Mitspieler
Plattenspieler:
Acoustic Solid Machine mit SME M2-12 und Clearaudio Goldfinger
Phonovorverstärker:
Malvalve preamp three phono
Vollverstärker:
Quad II Classic Integrated
Zubehör:
Netzleiste: HMS
Stromkabel: Silent Wire
NF-Kabel: Silent Wire
Phonokabel: Van den Hul
Lautsprecherkabel: Intertechnik
Racks: Copulare
Plattenwaschmaschine: Clearaudio
Gegenspieler
K+T Cheap Trick 250
K+T Coco 15
Audio Physic Scorpio 25
Mit Lautsprechern für Röhrenamps habe ich mich als Entwickler zahlreicher Bausätze für die KLANG+TON inzwischen recht ausführlich auseinandergesetzt. Neben den bekannten Eigenschaften wie dem möglichst linearen Impedanzverlauf und einem hohen Wirkungsgrad gibt es noch ein paar weitere Eckdaten, die einer Röhre das Leben mit ihrem Spielpartner massiv erleichtern.
Dazu gehört zum Beispiel, jene Eigenschaften mit möglichst wenigen und einfach zu treibenden Chassis zu erreichen. Nicht umsonst schwören viele Röhrenliebhaber auf behörnte Breitbänder, welche die Last für den Amp auf ein absolutes Minimum reduzieren. Auch mit einem Zweiwegsystem kann der Glaskolben sehr glücklich werden, wenn man es denn richtig anpackt. Getan haben dies die Mannen von Swissonor gleich in drei Varianten, sprich Größen. Und Größe darf durchaus wörtlich verstanden werden, denn selbst die kleinste ist schon eine ausgewachsene Standbox. Der Grund dafür ist unter anderem, dass die Schweizer gar nicht erst probieren, antriebserstarkte Sonderversionen bekannter Chassis in Richtung Röhrenverträglichkeit zu biegen, sondern sich direkt in der Profiecke bedienen. Hochbelastbare PA-Tiefmitteltöner und pegelstarke Hochtonhörner sorgen für hohe Empfindlichkeit und übertragerfreundliche Impedanzen. Doch von nichts kommt bekanntermaßen nichts, also verlangen die bis zu 30 cm durchmessenden Woofer auch nach entsprechenden Volumina. Die hier getestete B.A.C.H. 12 kommt mit eben so einem PA-Tiefmitteltöner bester Qualität, dem wie allen Varianten ein kompaktes Hochtonhorn vor der Nase sitzt. Dieser koaxiale Aufbau sorgt nicht nur für ein harmonisches Zusammenspiel der Treiber, sondern optimiert auch die räumliche Wiedergabe, indem er die zwei Schallentstehungszentren pro Box so nah wie möglich zusammenbringt. Zudem ist er mitverantwortlich für den Namen der Box: B.A.C.H. steht für „Bass adjustable coaxial horn“, sprich im Bassbereich einstellbares Koaxialhorn. Jene Einstellmöglichkeit bezieht sich auf den justierbaren Kegel in der Reflexöffnung der Box. Schraubt man ihn weiter in das Gehäuse hinein, so vergrößert sich der Raum zwischen dem Kegel und dem umlaufenden Reflexkragen, und der Basspegel steigt. Schraubt man ihn heraus, so wird die Öffnung kleiner und der Tiefton wird leiser. Gut drei dB Spielraum sind drin, beeinflusst wird der gesamte Tiefton ab 200 Hz abwärts. Überraschend ist, dass der vorgelagerte Hochtöner den Frequenzgang des Woofers kaum negativ beeinflusst. Gleichermaßen profitiert der Tweeter von seiner Vorzugsposition, denn in das Tieftonchassis integrierte Hörner besitzen erfahrungsgemäß eher zerklüftete Messschriebe. Da hinterlässt die Swissonor ein ganz anderes Bild, glänzt gar mit einem sehr harmonischen Rundstrahlverhalten und gibt sich so im Wohnraum sehr pflegeleicht – für einen großen Lautsprecher mit großen Chassis keineswegs selbstverständlich. Das übrigens exzellent verarbeitete Gehäuse der Swissonor arbeitet abgesehen vom stattlichen Innenvolumen nach dem Minimalprinzip: geringe Bedämpfung und ein für die Eckaufstellung optimaler, Klipschorn-ähnlicher Grundriss. Tatsächlich empfehlen die Schweizer explizit die Aufstellung in der Ecke oder zumindest nahe einer Wand. Diese hebt die Effizienz im unteren Frequenzbereich weiter an, da die angrenzende Fläche die bereits verloren gewähnte Bassenergie reflektiert. Auch wenn diese Tatsache in die Gesamtabstimmung der B.A.C.H.-Serie eingeflossen ist, so kann sich die 12 in unserem Hörraum ab mittlerer Basskegel-Einstellung aufwärts auch durchaus im Freifeld behaupten. Zudem eröffnet Swissonor mit zwei Steckverbindern am Anschlussterminal weitere Möglichkeiten zum Eingriff in die Abstimmung der Box. Jeweils um 1,5 dB lassen sich die Frequenzbereiche um zwei und acht Kilohertz breitbandig anheben oder absenken. Ersterer beeinflusst die Direktheit des Klangs, der zweite kümmert sich vornehmlich um die Hochtonintensität. Auch wenn Sie schon zum Hörer greifen wollten: Ihre optimale Einstellung kann ich ihnen an dieser Stelle nicht geben. Zu unterschiedlich sind die Resultate je nach vorgeschalteter Kette, Raum und persönlichem Geschmack. Mitgeben kann ich Ihnen nur den Tipp: Vertrauen Sie ihren Ohren, hören Sie sich in Ruhe verschiedene Varianten an und bleiben Sie am Ende bei der, welche Ihnen Ihr Bauchgefühl nahelegt. Noch ein paar Worte zu den Laborbuchsen am Terminal: Über sie mögen schraubklemmenverwöhnte Highender die Nase rümpfen; wir können jedoch aus erster Hand bestätigen, dass sie hervorragenden Kontakt bieten und den goldglänzenden Terminals der bekannten Namen außer in der Anschlussvielfalt in nichts nachstehen. So weit wie möglich in die Ecken unseres Hörraums integriert, stellt die Siwssonor ein großformatiges, geradezu einhüllendes Klangbild in den Raum. Vom Zusammenbruch der Mitte ist trotz des großen Abstands der Schallwandler von mehreren Metern keine Rede, viel mehr beamt die B.A.C.H. 12 ihren Sound Richtung Hörplatz. Schnell deutlich werden zudem die Tugenden des eingesetzten Chassismaterials: Die hohe Präzision und die gnadenlose Pegelfestigkeit der PA-Treiber erzeugen auch mit wenig Leistung exzellente Dynamik. Auch die Skalierung der Lautstärke mit dem Rechtsdreh am Regler bleibt erschreckend linear – erschreckend insofern, dass ich zusammenzuckte, als die Swissonor beim Pegelbaden nach wie vor korrekte Dynamiksprünge ablieferte. Ihren idealen Spielpartner findet die 12 jedoch in einem Röhrenverstärker, an dem ein interessanter Effekt eintritt: Die Box wird für den Charakter der Röhre wie ein Verstärker, bringt deren Klang uneigennützig an die Oberfläche, statt ihn mit eigenen Ideen zu deckeln. Das, wovon die Röhrenverrückten immer schwärmen; dieser Gänsehaut-Sound, den nur die Glaskolben liefern: Die Swissonor fördert ihn zutage – deutlich. Läuft die B.A.C.H. 12 also nur an einer Röhre wirklich gut? Keineswegs. Aber an einem knüppelharten Transistor wird sie unter Wert geschlagen. Spezialisten sind nun mal keine, wenn sie außerhalb ihres Fachgebietes eingesetzt werden. Tonal lässt sich die Schweizerin zudem nichts vorwerfen, lässt sich höchstens sanft vom Ausgangsübertrager der Röhre beeinflussen – dies allerdings auch ausschließlich positiv. Damit erfüllt die B.A.C.H. 12 die an sie gestellte Aufgabe mit Bravour: Sie bietet einem Röhrenverstärker nicht nur eine einfach zu treibende Schallwandler- Plattform an, sondern ordnet sich auch noch dessen Charakter unter, um Letzteren in vollen Zügen genießbar zu machen.
Fazit
Die Swissonor B.A.C.H. 12 ist nicht nur für die Röhren aus eigenem Hause ein perfekter Spielpartner. Wer sich mit der technisch sinnvollen, eigenen Optik arrangieren kann, erhält einen an allen Röhren wie feinen Transistoren höchst präzise, dynamisch und räumlich aufspielenden Lautsprecher mit lebendig-direktem Gänsehautsound.