Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Spendor D9


Noch einen draufgesetzt

Lautsprecher Stereo Spendor D9 im Test, Bild 1
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Spendor ist einer der großen alten Namen, die die Zeiten überstanden haben. Angefangen hat es – natürlich – mit dem legendären BBC Monitor, aber die Zeiten sind nicht stehengeblieben, wie die neue D9 zeigt

Die größte Leistung von Spendor ist es vielleicht, dass die Firma seit Jahren zweigleisig fährt: Auf der einen Seite gibt es die im Geiste ihrer Urahnen immer noch eckig-kantig-sperrig designten Monitorlautsprecher, die optisch natürlich immer etwas britisch-schrullig wirken, aber technisch stets auf dem neuesten Stand gehalten werden. Das ist übrigens ein großes Wort gelassen ausgesprochen – ich habe mir erst vor kurzer Zeit DEN klassischen Spendor-Lautsprecher schlechthin gekauft, eine BC-1. Was soll ich sagen? Mit Ausnahme der möglichen Tieftondynamik spielt die alte Spendor-Kiste in Sachen Abstimmung, Abstrahlverhalten und damit auch Klangqualität immer noch ziemlich weit vorne mit – eine Weiterentwicklung von diesem Niveau aus ist also gar nicht mal so trivial. Auf der anderen Seite gibt es die „zivilen“ Spendor-Lautsprecher, die sich an den Heimanwender richten und deutlich mehr in Richtung gefälliges Äußeres getrimmt werden, um sich ohne Wenn und Aber in eine Wohnumgebung zu integrieren.

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Das Knowhow und die Technik ihrer Geschwister für den professionellen Bereich haben sie aber geerbt. Der neueste Spross der Spendor-Familie hört auf den Namen D9, ist eine gut meterhohe Standbox und außerdem das aktuelle Spitzenmodell der Briten. Das geht erfreulicherweise nicht einher mit einem exorbitanten Preis: In der normalen Ausführung kostet ein Paar D9 7.990 Euro, für die Varianten mit einem edleren Finish sind 9.290 Euro fällig. Angesichts der sonstigen Preisentwicklung ist das nicht genug zu loben – hier merkt man aber auch, dass ein erfahrener Produzent eben nicht alle Komponenten seines Produkts von null an neu entwickeln muss, sondern dank einer zuverlässigen Infrastruktur von Lieferanten und eigener Fertigung sogar über den Fachhandel Preise anbieten kann, die ein Newcomer nicht einmal im Direktvertrieb realisieren kann. Die Spendor D9 ist eine Dreiwege-Standbox mit vier Chassis: Zwei Tieftonspezialisten mit verstärkter Kevlar-Membran, kräftigem Antrieb und stabilem Korb, die den Großteil des Gehäusevolumens für die Basswiedergabe in Anspruch nehmen. Unterstützt werden sie am unteren Ende ihres Übertragungsbereichs durch den speziellen „Spendor Low Flow Port“, einen aerodynamisch optimierten Reflexkanal, der keine Strömungsgeräusche entstehen lässt und eine optimale Energieausbeute im Tiefsttonbereich ermöglicht. Beim Mitteltöner entsinnt man sich der eigenen Tradition: Die Membran ist aus einem Polymer-Material wie schon bei den BBC-Monitoren und allen ihren Nachfolgern. Ansonsten ist das Chassis, das ab etwa 500 Hertz eingesetzt wird, seinen Tieftonkollegen sehr ähnlich: stabiler, strömungsgünstig geformter Gusskorb, kräftiges Magnetsystem und ein recht großer linearer Hub lassen einen dynamischen und verzerrungsarmen Auftritt erwarten. Der Hochtöner übernimmt erst ab 4,2 Kilohertz – in dieser Kombination ein ungewöhnlich hoher Wert. Sieht man sich aber die Messungen unter Winkel einmal an, dann sieht man ein nahezu perfektes Rundstrahlverhalten, das vor allem auch zu hohen Frequenzen hin schön gleichmäßig aufgefächert ist. Zu verdanken ist dies dem selbst entwickelten LPZ-Hochtöner. LPZ steht für „linear pressure zone“ und bezeichnet ein in einem weiten Bereich sehr gleichmäßiges Abstrahlverhalten. Die Spendor-Ingenieure erreichen das durch eine dem eigentlichen Chassis vorgelagerte Schalllinse, die eben für eine sehr gute Dispersion sorgt – und hier schließt sich wieder der Kreis zur BC-1 und ihrem legendären Hochtöner HF-1300 mit seinem ebenfalls ganz außergewöhnlichen Abstrahlverhalten. Die Abstimmung der D9 ist so ausgewogen, dass das Gehör sich spontan „zu Hause“ fühlt. Das ist angenehm und hochklassig. Im Bass tut die D9 genau das, was die Herstellerangaben versprechen: Die beiden Achtzehner gehen schon ziemlich weit hinunter und erledigen ihre Aufgabe mit großer Genauigkeit und hohen dynamischen Reserven. Durch die clevere Ankopplung des Reflexkanals an den Boden hat man immer genügend Tiefbass, der sich durch die Aufstellung noch etwas regeln lässt – durch seine Verzerrungsarmut und Präzision wirkt der Bass noch deutlich tiefer und souveräner, als es die reinen Messwerte vermuten lassen. Der Mitteltöner schließt übergangslos an seine Tieftonkollegen an und findet einen idealen Kompromiss zwischen satten Klangfarben und einer präzisen Informationsdichte – typisch britisch eben. Der LPZ-Hochtöner sorgt für feinste Akzente und die letzten Feininformationen der räumlichen Abbildung, die aufgrund der perfekten Integration in den Raum ausgezeichnet funktioniert: Die Tiefe wie die Breite der Bühne wirkt fast komplett unabhängig von den Lautsprecherboxen. Einzelmusiker lassen sich genau verfolgen und verteilen sich gut nachvollziehbar in der Bühne, die wie selbstverständlich zwischen den Boxen und über sie hinaus aufgebaut wird. Tonal ist das Ganze sehr lebensecht, wie dem einen oder anderen leicht schrägen Tonansatz oder Husten im Publikum anzuhören ist. Mit ihren dynamischen Reserven begegnet die D9 auch großorchestraler Klassik mit einem entspannten Lächeln, genauso wie den Anforderungen komplexer und tieftonlastiger elektronischer Musik – und legt man eine Rockplatte aus den Zeiten ihrer Urahnen auf, ist sie erst recht in ihrem Element. Ob eine sanfte Violine oder eine verzerrte Gitarre den Ton angibt – der D9 ist jede Musik recht.

Fazit

Die Spendor D9 ist ein Allrounder auf höchstem Niveau, dem man die Tradition des Herstellers in jeder Sekunde anhören kann. Angesichts des Gebotenen ist sie fast schon ein Sonderangebot.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Spendor D9

8/2017
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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis ab 7.990 Euro 
Vertrieb BT Hifi -Vertrieb 
Telefon 02104 175560 
Internet www.bt-vertrieb.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Ausführungen Eiche hell, Walnuss, Kirsche Spendor Dark, Satinweiß, Ebenholz, Rosewood 
B x H x T (in mm) 222/1125/409 
Gewicht (in Kg) 35 kg 
Unterm Strich... Die Spendor D9 ist ein Allrounder auf höchstem Niveau, dem man die Tradition des Herstellers in jeder Sekunde anhören kann. Angesichts des Gebotenen ist sie fast schon ein Sonderangebot. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 12.08.2017, 15:01 Uhr
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