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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Spendor Classic 2/3
Die goldene Mitte
„Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück, ich brauche weiter nichts als nur Musik, Musik, Musik“ – und eine Spendor Classic 2/3
Anders als die britische Audioindustrie hat die englische HiFi-Branche zumindest in Teilen überlebt, und Spendor gehört seit beinahe 50 Jahren zur Crème de la Crème dieser Industrie. 1969 hatte Spencer Hughes, damals noch im BBC-Entwicklungslabor für Lautsprecherentwicklung tätig, einen Tiefmitteltöner aus einem Material namens Bextren entwickelt. Hughes hatte Spaß an Akronymen und bildete den Firmennamen Spendor aus seinem Vornamen und dem seiner Frau Dorothy sowie die Bezeichnung seines berühmten ersten Lautsprechers nach dessen Chassismaterial BC1 (Bextren Cone). Hughes’ Job hatte mehrere Vorteile: Er gab ihm die finanzielle Freiheit, seine Lautsprecher hauptsächlich nach klanglichen Gesichtspunkten zu gestalten und er konnte mit der BBC Deals aushandeln, die ihm die Abnahme seiner Designs vergüteten, da sie selbst keine Lautsprecher herstellten.
Seit 1983 lenkt Philip Swift, Mitbegründer von Audiolab, die Geschicke von Spendor. Swift nahm das Erbe in die Hand und holte sich Feedback der treuen Spendor-Kunden. So behielt er nicht nur die klassische Linie bei, die er immer wieder feinst evolutionierte, sondern er entwickelte auch analog typischer Spendor-Tugenden wie Verfärbungsfreiheit und Langzeithörtauglichkeit die neuen Aund D-Linien, welche alle Ansprüche an „moderne“ Lautsprecher erfüllen. Wobei wir uns da bitte nicht missverstehen wollen: Genau diese Synthese von Tradition und Moderne gelingt ihm mit der Classic 2/3 geradezu exemplarisch gut. Mit ihren klassischen Proportionen erinnert sie mich an meine 1969er Alfa Romeo Giulia 1300ti, die ihrer Zeit weit voraus war und Auto- Agnostikern eher altmodisch erschien. Die 2/3 hingegen sieht mit ihrer neuen Abdeckung einfach nur zeitlos gut aus. Ihre Ahnenreihe geht auf die SA2 von 1980 zurück, die ihrerseits der BC2 folgte, einer höher belastbaren BC1. Die Wände der 2/3 sind traditionell dünn gehalten, konkret bedeutet das 18 mm für Front- und Rückwand sowie 9 mm für Seitenwände, Boden und Deckel. Diese Designphilosophie ist vielen britischen Lautsprechern eigen, sie stammt aus den BBC-Forschungslabors, wo man herausfand, dass dickere Wände Vibrationsenergie speichern und irgendwann dem Signal wieder beimischen, was zu unharmonischen Verzerrungen und dynamischer Verlangsamung führen kann. Bei Spendor will man diese Vibrationen schnellstmöglich loswerden – durch Ableitung und Umwandlung in Wärme, wozu eine spezielle, sogenannte viskoelastische Dämpfung dient. Das ist ein Hartschaum, der an strategischen Punkten der Wände aufgebracht wird. Diese Dämpfung wurde laut Swift nun noch effektiver gestaltet, so dass die 2/3 noch verzerrungsärmer bei höchster Musikalität spielt. Die Front ist außerdem an zwei Stellen zusätzlich versteift, was Materialbeugungen effektiv unterbinden soll. MDF wird dabei seit einiger Zeit dem traditionellen Multiplex vorgezogen, weil es homogener aufgebaut ist und daher viel kontrollierter schwingt. Da Spendor für diverse Konkurrenten aus Großbritannien die Gehäuse baut, ist ihre Expertise auf diesem Gebiet sozusagen gesetzt. Das Herz der 2/3 bleibt der hauseigene Tiefmitteltöner, der allerdings für das aktuelle Modelljahr komplett neu ent wickelt wurde. Sein steifes, selbstdämpfendes Membranmaterial und ein Gusskorb aus Magnesium standen dabei im Zentrum. Der Treiber hat fast Breitbänderqualitäten, läuft bis etwa 10 kHz schön linear und wird bei etwa 3,6 kHz aus dem Spiel genommen – die Weiche arbeitet klassisch mit Autotrafos. Da das komplette Chassis bei Spendor in Sussex produziert wird, kann man eine optimale Serienkonstanz sichern. Integraler Bestandteil dieses Treibers ist der Phase-Plug, der vor allem der besseren Schallverteilung dient und die Wiedergabe homogenisiert. Swift legt größten Wert auf möglichst homogene Treiber, die er nicht mit einer steilen Weiche zwangsverheiraten muss, was ich gut nachvollziehen kann. Wie beim Kochen kann man in der Lautsprecherentwicklung aus schlechten Zutaten nur schwer ein tolles Ergebnis zaubern. Der Hochtöner ist schon aus anderen Modellen bekannt und wird bei Seas für Spendor gefertigt. Zur Abstimmung dienen neben intensiver Messtechnik vor allem sehr lange Hör- und Tuningsessions. Am Ende entscheiden sich Swift und seine Mitarbeiter immer für die klanglich bessere Lösung, denn entscheidende Unterschiede im Klang spiegelten sich nicht zwingend in Messwerten wider. Und genau das kann man sofort hören. „Bandes originales du journal de SPIROU“ ist eine höchst spannende Vertonung verschiedener Comicabenteuer mit sehr unterschiedlichen Musikstilen. „Chaminou et la Krompire“ von Tony Coe ist eine wunderbar arrangierte „Filmmusik“ mit freieren Phasen. Hier kommt es darauf an, was eine Box kann: Strengt mich die Musik an oder höre ich ihr gespannt zu? Kann der Lautsprecher die komplexen Strukturen aufl ösen, ohne dabei den Zusammenhang aus dem Fokus zu verlieren? Die Spendor kann, und wie. Auf „Nuit blanches pour les gorilles“ donnert mir John Zorns böse, noiseartige Musik entgegen, eine Art speedmetalliger Free Jazz, gleich wieder abgelöst von einem „harmlosen“ kammermusikalischen Stück mit Klarinetten und Streichern, garniert mit Männer- und Frauenstimmen. Dann bellt mit einem Mal ein Hund, es wird eine Mandoline zu Vogelgezwitscher gezupft, bevor die Seite mit elektronischem Gefrickel, einer Babystimme und Marimbaklängen endet, final mit bösem Drum und Bassfeuer angereichert: mehr Testplatte geht eigentlich nicht. Die Spendor surft mit einer Coolness durch diese Klangwelten, als hätte sie nie etwas anderes getan. Vorbeischauende Kollegen sind ebenso beeindruckt, sogar im Zusammenspiel mit unserer 3-Watt-Triode! Wirklich laut kann man damit nicht spielen, doch tonal ist das einfach nur wunderbar. Für den großartigen Blaxploitation-Sampler „Can You Get It Volume One“ steige ich wieder auf den Musical Fidelity um, denn die Scheibe ist mit harten Schweinegrooves nur so gespickt. Und gerade weil man solche Genres der Spendor vielleicht nicht zutraut, ist es mir so wichtig, ihre diesbezüglichen Fähigkeiten deutlich herauszustellen. Bei Don Costas „Charley“ schnippe ich sofort mit, weil mich die Spendor rattencool und schnörkellos mitten in die 70er-Jahre beamt. Endgültig ist es um mich geschehen, als Bobby Womacks kratziger Falsett auf „Across 110th Street“ einsetzt. Dieser wunderbare 70er-Jahre-Klangteppich, den der E-Bass zusammenhält, bevor mit dem Refrain die unverzichtbaren Streicher das Stück garnieren. Ganz großes Klangkino, bei dem die Spendor wieder lässig die Übersicht behält, und zwar auch bei höheren Lautstärken. Ich gebe zu, ich habe die Spendor 2/3 Classic spontan derart ins Herz geschlossen, dass ich mir eine kaufen muss. So muss ein moderner Lautsprecher mit klassischen Genen klingen: locker, einnehmend, langzeittauglich, genrefrei. Ein hochwertiger Transistor oder eine gute Röhre dran und dann nur noch Musik, Musik, Musik.Fazit
Sie hören gerne Musik? Sie haben keinerlei Interesse daran, sich ständig neue Lautsprecher zu kaufen? Die Spendor 2/3 könnte genau Ihr Lautsprecher sein.Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: Spendor Classic 2/3
Preis: um 3990 Euro
301-2009
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Vertrieb | BT Vertriebs GmbH |
Telefon | 02104 175560 |
Internet | www.bt-vertrieb.de |
Garantie | 5 Jahre |
Abmessungen (D x H) | 273 x 543 x 338 mm |
Gewicht: | 14,3 kg |
Fazit | Sie hören gerne Musik? Sie haben keinerlei Interesse daran, sich ständig neue Lautsprecher zu kaufen? Die Spendor 2/3 könnte genau Ihr Lautsprecher sein. |