Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Spatial Audio M2


Into the great white open

Lautsprecher Stereo Spatial Audio M2 im Test, Bild 1
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Der Lautsprecher als solcher wird immer das unvollkommenste Glied  einer Wiedergabekette sein. Im Folgenden wollen wir zeigen, dass  sich aber mit eine paar klugen Überlegungen aus besonders widrigen  Voraussetzungen etwas wirklich Gutes erschaffen lässt – man muss  nur den Mut zum Besonderen haben

Der ideale Lautsprecher ist einfach ein  Brett mit einem Chassis darin. Punkt.  Jetzt werden Sie mit Recht einwenden, dass  ja die meisten Lautsprecher, die Sie so kennen, durchaus ganz anders aussehen – haben die Hersteller da etwa geschlampt? Natürlich nicht: Das Brett und der Lautsprecher müssen noch ein paar weitere  Qualitäten mitbringen, um dem Ideal nahezukommen. So sollte das Chassis alle  Frequenzen vom tiefsten Bass bis zum  höchsten Hochton übertragen können. Das  gibt es als Breitbandlautsprecher durchaus,  allerdings macht uns da das Bündelungsverhalten einen Strich durch die Rechnung  – der ideale Lautsprecher sollte bei allen  Frequenzen in alle Richtungen gleichermaßen abstrahlen.

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Das tut kein Breitbänder,  auch wenn es da trotzdem faszinierende  Exemplare gibt.  Also muss man mehrere  Chassis  je  nach Aufgabengebiet  einsetzen,  was wiederum dem Ideal der Punktschallquelle widerspricht.  Und  auch  das  Brett  muss  eine  wichtige  Eigenschaft aufweisen: Es muss eine sogenannte  unendliche  Schallwand  sein,  um  den Schall, den der Lautsprecher rückseitig  abstrahlt, nicht zum Hörer gelangen zu lassen. Jetzt ist das mit dem unendlich großen Brett so eine Sache angesichts unserer  Wohnverhältnisse – da baut man doch  lieber mehr oder weniger geschlossene Gehäuse.  Aber es geht eben auch anders: Angetreten  ist jetzt die junge US-amerikanische Firma Spatial Audio mit ihren beiden Schallwandmodellen M1 und M2, deren kleinere  Variante  M2  wir  von  Robert Andorf  und  seinem MachOne-Vertrieb zur Verfügung  gestellt  bekommen  haben.  Beim  Auspacken kam mir als Erstes der Gedanke „Das  kann nicht gehen“ – die Schallwand, in der die Chassis montiert sind, ist zwar wertig und stabil gemacht – ein Aluminium- Holzlaminat  mit  satten  75  Millimetern  Dicke –, aber kaum größer als die beiden  Chassis übereinander.  Also gibt es kaum  Trennung zwischen dem vorder- und dem  rückseitigen Schall, die sich desto mehr  gegenseitig auslöschen, je tiefer die wiederzugebende Frequenz ist. Zu den Treibern:  Es handelt sich um zwei Zwölfzöller von  einem renommierten amerikanischen PA- Hersteller – keine Treiber für den ganz rauen Konzertalltag, aber gute Qualität fürs  Geld – sicher einer der Gründe, warum ein  Pärchen der Spatial Hologram M2 Turbo (so der ganze Name) den Kunden nur  3.700 Euro kostet. Das untere der beiden  Chassis ist ein reiner Basstreiber, das obere  ein Koaxialtreiber mit einem weiteren Basschassis, in dessen Mitte ein Hochtontreiber angebracht ist, der durch eine schmale  Hornführung durch den Magneten des  großen Chassis nach vorne abstrahlt. Das  ist die Königsdisziplin in Sachen punktförmige  Schallquelle  –  die Vorzüge  eines  Mehrwegesystems, was das Abstrahlverhalten und die Breitbandigkeit angeht, gepaart  mit der perfekten Illusion, eine einzige  Schallquelle vor sich zu haben. Da das Differenzierungsvermögen des menschlichen  Gehörs zu tiefen Frequenzen hin abnimmt,  tut es der Sache keinen Abbruch, dass noch  ein zweiter Tieftöner mitspielt.  Bleibt die Sache mit dem rückseitigen  Schall. Und da muss ich leider einige unserer Leser (und mich selbst) als potenzielle Kunden ausschließen: Damit ein  solches Konzept funktioniert, benötigt  man Platz. Eineinhalb Meter Hörabstand  mit den Spatial M2 50 Zentimeter vor der  Rückwand funktioniert definitiv  nicht  –  hier löschen sich direkter und indirekter  Schall  so  weit  aus,  dass  keine  sinnvolle  Tieftonwiedergabe entsteht. In unserem  großen  Messraum  zeigte  die  Schallwand  auch ein typisches Dipolverhalten: Unterhalb von 500 Hertz fällt der Pegel im Tiefton stetig ab, darüber ist der Schalldruck  konstant bei einem Wirkungsgrad von 95  dB an 2,83 Volt. Gut eineinhalb Meter vor der Rückwand  und neben den Seitenwänden, dazu nach Herstellerempfehlung recht kräftig eingewinkelt  habe  ich  die  Spatial  Schallwände  dann im Hörraum aufgestellt – Basisbreite  etwa zweieinhalb Meter, Hörabstand dito.  Ganz bewusst ignoriert habe ich dagegen  zunächst einmal die Empfehlung Robert  Andorfs, die Schallwände mit einem Single-Ended- oder OTL-Röhrenverstärker  zu  betreiben.  Ein  einfacher  NAD-Vollverstärker, der eben zur Verfügung stand,  musste ran. Und dann, ich kann es nicht  anders ausdrücken, flog  die  Kuh: Was  da  aus dem Stand an Energie in den Hörraum  gewuchtet wurde, sorgte gelinde gesagt,  für einen offenen Mund beim Tester. Es ist  nicht die kompromisslose Wucht eines riesigen Subwoofers, die da im Bass entsteht,  aber genug, um erst einmal, keine Wünsche aufkommen zu lassen. Dazu kommt  die einmalige BassQUALITÄT, die nur ein  Dipol erzeugen kann, weil  ja  schlicht und  ergreifend kein Gehäuse da ist, in dem  nachschwingende Resonanzen entstehen  können. Mann muss es sich nur zunutze machen, dass ein solches Konzept eine  Haupt-Abstrahlkeule hat, in der die Schallenergie am größten ist. Durch das kräftige  Einwinkeln sitzt man vor der Box sozusagen gerade noch so am Rand der vorderen  Abstrahlkeule, was am Hörplatz zu einem  ausgewogenen Frequenzgang führt. Die  Rückseite der Keule wird dagegen nicht direkt von der Rückwand reflektiert, sondern  sozusagen  „über Bande“ zurückgestrahlt  und kommt so weit verzögert am Hörplatz  an, dass die Auslöschung bei Weitem nicht  mehr so stark ist, wie sie das bei einem kürzeren Weg  wäre. Mann  könnte  jetzt  noch  seitenweise weitermachen, aber das soll es  zur Physik gewesen sein.  Die Spatial M2 macht nämlich auch noch  richtig Spaß beim Hören. Auf dem ansatzlos ein- und wieder ausschwingenden Bass,  der eben nicht durch Fülle, sondern mit extremer Trockenheit und Punch überzeugt,  baut sich ein tatsächlich sehr neutraler  Mitteltonbereich auf. Der direkt strahlende  Hochtöner lässt sich dann ohnehin nichts  zuschulden kommen, sondern baut sehr  neutral, dynamisch und detailliert eine  messerscharf geschnittene Kontur der abgebildeten Musiker auf. Einen kleinen Kritikpunkt hatte ich am  Anfang meiner Hörtests dann doch: Bei  komplexerer und laut abgespielter Musik  hatte ich den Eindruck, dass die Bühne ein  bisschen in sich zusammenfällt - das stellte  sich aber als etwas heraus, das man nicht  dem Lautsprecher anlasten konnte. Nach einer leichten Korrektur der  Aufstellung  und des Abstrahlwinkels ließ sich das Phänomen, das auf einer unglücklichen Addition von Direkt- und Diffusschall basierte,  völlig aus dem Klangbild entfernen – das  Experimentieren lohnt sich! Zu guter Letzt habe ich dann doch noch  meine 2A3-Endstufe mit satten 2,8 Watt  pro Kanal aus dem Schrank geholt – was soll  ich sagen: Die Spatial packte in der Kombination ihren ganzen Charme aus – im Bass  natürlich nicht mehr ganz so angriffslustig,  entwickelte sie mit der Single-Ended-Röhre jetzt dieses einmalige Timbre, das nur  eine solche Kombination entfalten kann –  sicher nicht die volle klangliche Wahrheit,  aber einfach nur schön!.

Fazit

Wer hätte das gedacht, dass eine  offene Schallwand mit so kleinen  Abmessungen ein derartiges Klangfeuerwerk inklusive Bass abfeuern  kann?

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Spatial Audio M2

Preis: um 3700 Euro

11/2016
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Datum 07.11.2016, 14:57 Uhr
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