Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Sonus Faber Olympica 1


Italienische Momente

Lautsprecher Stereo Sonus Faber Olympica 1 im Test, Bild 1
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Eine neue Lautsprecherserie von Sonus Faber? Machen wir uns auf gediegenes Design, beste Verarbeitung und überbordenden Einsatz von Massivholz und Leder gefasst.

Ja, gibt’s alles. In Hülle und Fülle. Und das muss auch so sein, denn die „Olympica“- Baureihe, deren (bis dato) kleinster Spross hier zur Debatte steht, soll nicht weniger tun als die bekannten Serien „Cremona“ und „Liuto“ ablösen. Das sind große Schuhe, die es da zu füllen gilt, denn da gibt’s zwei widersprüchliche Dinge unter einen Hut zu bekommen: Die „Cremona“-Modelle waren von jeher so richtig Sonus Faber, technisch und ästhetisch weit vorne, ein Fest für alle Sinne. Die Liutos hingegen waren auf preislich sensiblem Terrain unterwegs. Nicht ganz so italienisch, nicht ganz so lecker, aber dafür einigermaßen bezahlbar. Ob der Spagat zwischen beiden Welten gelungen ist? Meiner Meinung nach nicht: Die Olympicas sind teuer. Aber sie sind verdammt noch mal auch ein Traum.

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Der Reigen beginnt mit dem kompakten Zweiwegerich Olympica 1, und der kostet 5.000 Euro pro Paar. Das ist viel Geld für eine Box dieser Größe, aber spätestens, wenn man sie mal in der Hand gehabt hat, dann weiß man, wie gediegene Verarbeitung funktioniert. Namensgebend war bei den Olympicas übrigens keineswegs, wie man vermuten könnte, der griechische Göttersitz, sondern das „Teatro Olimpico“ in Vicenca, ein antikes Meisterstück des Architekten Andrea Palladio. Die Olympicas – es gibt noch die Modelle 2 und 3, Dreiwege-Standboxen mit zwei respektive drei 18-Zentimeter-Bässen – sind im hier zu bestaunenden Walnuss-Finish oder grau gebeizt erhältlich. Beides hat seinen Reiz. Das Gehäuse auch des kleinen Modells besticht mit einem unregelmäßigen, aber sehr organisch wirkenden Querschnitt. Die Box verjüngt sich nach hinten leicht asymmetrisch, im „Stoß“ zwischen den beiden Seiten steckt die über die gesamte Höhe verlaufende Reflexöffnung, die dem Tieftöner etwas auf die Sprünge hilft. Ein gelochter Deckel verschließt die Öffnung, die andernorts postulierte akustische Bedeutung des Gitters gehört ins Reich der Fabel. Sowas hat optische Gründe und sorgt dafür, dass sich in der Box keine ungebetenen Gäste einnisten. Was in Anbetracht des reichlichen Einsatzes von Naturmaterialien bei der Konstruktion nämlich gar nicht so abwegig wäre. Betrachten wir zum Beispiel die Membran des 15-Zentimeter-Tiefmitteltöners: Sie besteht aus diversen verschiedenen Naturfasern wie Papier, Kapok und Kenaf, was für ein niedriges Gewicht bei guter Dämpfung und Steifigkeit sorgt. Die mit 29 Millimetern ziemlich große Kalotte besteht aus Seidengewebe und wird mittig von einem per Bügel gefassten Dämpfungselement ein wenig in Richtung Ringstrahler gezwungen. Alle Treiber sind übrigens Eigenkonstruktionen der Italiener und brauchen sich eindeutig nicht hinter den Modellen der bekannten Zulieferer zu verstecken. Bleiben wir noch ein bisschen beim Gehäuse: Leder gibt’s auch. Einerseits auf der Front, schön formschlüssig auf die sich verjüngende Form der Schallwand gespannt, andererseits hinten beim Anschlussterminal und oben auf dem Deckel, eingelassen in die massive Walnussdeckelplatte und von silbernen Aluminiumprofilen an Ort und Stelle gehalten – das erinnert sicher nicht zufällig an die Chromleisten im Interieur vergangener Sportwagengenerationen. Metall gibt’s noch bei den Anschlussterminals. Gediegen in mattem Silber gehalten, nehmen vier Klemmen in Bi-Wiring-Konfiguration Lautsprecherkabel in ihren diversen Anschlussvarianten auf. Stellt sich noch eine nicht zwangsläufig trivial zu beantwortende Frage: Wohin mit den beiden Schönheiten? Sicher gehören sie nicht ins Regal gepfercht, obschon das mit einer Höhe von gut 35 und einer Breite von 22 Zentimetern machbar erschiene. Aber natürlich gehören diese Skulpturen auf entsprechendes Ständerwerk, da fühlen sie sich auch akustisch zweifellos am wohlsten. Eine mögliche Offerte wäre die von Sonus Faber selbst, da gibt’s zwei relativ schlanke und licht nach hinten neigbare Modelle, die eigens für die Box gedacht sind, mit knapp 1.000 Euro pro Paar aber auch ihren Preis haben. Und wie ansteuern? Da haben Sie die Wahl: Mit rund 84 Dezibel ist die Box nicht auffällig leise, Experimente mit Verstärkern jeder Art sind also möglich. Bei uns durfte ein Traum von Class- A-Halbleiter den Job übernehmen. Ja, klar, das ist eine kompakte Lautsprecherbox, wenn auch zweifellos eine von der hübschen Sorte. Wände eintreten ist ihr Ding naturgemäß nicht, doch halt: Von „dünn und ausgezehrt“ oder solchem Ungemach kann hier mal gar keine Rede sein. Die kleine Olympica beherrscht den Trick, mit etwas Oberbassfülle ein Tieftonvolumen vorzutäuschen, das tatsächlich nicht so richtig da ist, ausgezeichnet. Erste Frage: Wie herum soll sie denn stehen? Reflexschlitz nach innen oder nach außen? Mein persönliches ästhetisches Empfinden diktiert einen nach außen gewandten Schlitz, das bekommt dem Verlauf der Silhouette des Deckels nach hinten besser. Klanglich sind die Unterschiede ... verdammt, sie sind da, und das relativ deutlich. „Richtig herum“ betrieben, gewinnt der Bass an Kontur und Drive. Hätte ich nicht gedacht. Ein Wort noch zum Anschluss: Stöpseln Sie Ihre Bananenstecker diagonal ins Bi-Wiring-Terminal, dann tönt‘s am ausgewogensten (also einen Stecker zum Bass, einen zum Mittelhochtonteil). Sind diese kleinen anfänglichen Stolpersteine weggeräumt, geht’s richtig gut los: Auf dem Teller liegt die zweite Veröffentlichung des sehr großartigen deutschen Prog-Rock-Acts „Uncle Brain“, und das ist mal überhaupt nicht die Sorte von Krach, die man vielleicht hätte erwarten dürfen: Vielmehr gibt’s hier viel Hammond-Orgel, Saxofon, Flöten in spektakulär passender Kombination – ganz großer Sport (und gerade eben in limitierter Stückzahl wieder auf Vinyl aufgelegt – beeilen tut not). Die Sonus Faber macht‘s mit Bravour, sie gibt der Orgel die Wärme, die sie braucht, den Blasinstrumenten ihre Fülle und ihre Energie – sehr schön. Zudem rockt‘s unten herum hoch anständig, das schafft schon ein erfreulich hohes Maß an Glaubwürdigkeit auch mit solcher Musik. Okay, gönnen wir der kleinen Italienerin doch mal etwas Artgerechteres: Längere Zeit wegen akuter Überdosierungsgefahr im „Giftschrank“ geparkt, durften die drei Damen von Elaiza mit ihrer herausragenden Direct-to-Disc-Einspielung mal ran. Das taten sie mit Bravour: Satt, warm, weit aufgefächert stellten die Olympicas das Geschehen absolut gänsehauttauglich in den Raum. Und nur ganz selten beim akustischen Bass und nur dann, wenn man die Scheibe auf einem großen Lautsprecher kennt, dann konnte man eine Ahnung davon bekommen, dass da nach unten noch was geht. Die antreibende Accuphase A-46 ist nun nicht unbedingt ein Leistungsriese und brauchte alles, was sie hat, um die kleine Sonus Faber an ihre mechanischen Grenzen zu treiben. Dann allerdings war man wirklich dabei im Studio 1 der Emil Berliner Studios zu Berlin.

Fazit

In jeder Hinsicht perfekt abgezirkeltes edles Schallmöbel. Klanglich sehr gefällig, problemlos anzusteuern und mit genau der richtigen Balance zwischen Langzeittauglichkeit und Spannung ausgestattet. Besser kann man Lautsprecher für ein breites Publikum nicht bauen.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Sonus Faber Olympica 1

Preis: um 5000 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


3/2015
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Sonus Faber Olympica 1

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Bewertung 
Klang 70% :
Tonale Ausgewogenheit 20%

Abbildungsgenauigkeit 15%

Detailauflösung 15%

Räumlichkeit 10%

Dynamik/Lebendigkeit 10%

Labor 15% :
Frequenzgang 5%

Verzerrung 5%

Pegelfestigkeit 5%

Praxis 15% :
Verarbeitung 5%

Ausstattung 5%

Bedienungsanleitung 5%

Ausstattung & technische Daten 
Kategorie Kompaktlautsprecher 
Paarpreis 5000 
Vertrieb Audio Reference, Hamburg 
Telefon 040 53320359 
Internet www.audio-reference.de 
Laborbericht
Ausstattung
Ausführungen Walnuss natur, Graphite gebeizt 
Abmessungen (B x H x T in mm) 222/354/368 
Gewicht (in Kg) 9,5 
Bauart Bassreflex 
Anschluss Bi-Wiring 
Impedanz (in Ohm)
Tieftöner (Nenndurchmesser/Membrand.) Nein 
Tiefmitteltöner (Nenndurchmesser/Membrand.) 110 mm 
Mitteltöner (Nenndurchmesser/Membrand.) Nein 
Hochtöner 30 mm 
Besonderheiten Echtholz und Leder-Finish 
+ fantastisch gute Verarbeitung 
+ perfekte Labordaten 
+/-
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung sehr gut 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 25.03.2015, 09:55 Uhr
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Topthema: HÖRTEST2024
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