Joachim Gerhard ist unzweifelhaft einer der ganz begnadeten HiFi-Entwickler dieses Planeten – als Mitglied einiger Redaktionen hatte ich schon des Öfteren Gelegenheit, seine zahlreichen „Fingerübungen“ in Sachen Lautsprecher zu bewundern. Wenn dieser Mann eine seiner Kreationen zum Kauf freigibt, dann können Sie sicher sein: Die Sache hat Hand und Fuß
Mitspieler
Plattenspieler:
Scheu Premier III mit SME 309 und Clearaudio Concept
Transrotor Fat Bob mit Artemis Labs TA-1 und Myajima Shilabe
Phonoverstärker:
Van den Hul The Grail
MalValve Preamp Three Phono
Pass XP-25
Verstärker:
Accustic Arts Kombination
MalValve Preamp Three und Poweramp Three
Zubehör:
Netzleiste: PS-Audio
Phonokabel Furutech, Nordost
NF-Kabel: Van den Hul
Lautsprecherkabel: Silent Wire
Racks und Basen: SSC, Audio Exklusiv, Accurion
Gegenspieler
Lautsprecher:
Fischer& Fischer SN 770
Lumenwhite Artisan
Dass sich am Design die Geister scheiden könnten, hat der Konstrukteur billigend in Kauf genommen: Es handelt sich bei der Allegria (zu deutsch „Freude“) keinesfalls um eine „Box“ im Wortsinne – wenn ich dies im Verlauf des Testberichts einmal schreiben sollte, bitte ich um Nachsicht. Der Aufbau der Sonics ist klar dreiteilig strukturiert.
Im Profil: Die Seitenansicht zeigt die Bauform des Sonics-Lautsprechers ganz genau. Die schrägen Wände vermindern Resonanzen, außerdem wird die Abstrahlrichtung des Mitteltöners optimiert
Unten das wuchtige Bassgehäuse, ganz oben der Hochtöner und dazwischen die Mitteltönerbehausung, die etwas nach hinten geneigt ist. So ergibt sich aus allen Perspektiven eine sehr interessante Silhouette, die sicher nicht allen Leuten gefallen wird – immerhin verleiht sie dem an sich nicht gerade kleinen Lautsprecher eine optische Leichtigkeit, die sich eher in Wohnräume integrieren lässt als eine von unten bis oben gleich breite Kiste. Zudem hat die versetzte Anordnung der Chassis einen handfesten technischen Hintergrund: Die Phasenverschiebung durch die Frequenzweiche kann perfekt ausgeglichen werden – die Wiedergabe gewinnt deutlich. Zurzeit stehen fünf verschiedene Holzfurniere zur Auswahl, von fast schwarz bis hellbraun abgestuft. Die Holz und Furnierarbeiten an unserem Testobjekt wurden sehr sauber ausgeführt – man erhält einen ordentlichen Gegenwert für die 14.000 Euro, mit denen ein Pärchen zu Buche schlägt. Auch beim inneren Aufbau hat man keine halben Sachen gemacht: Die Gehäuse bestehen komplett aus 30 Millimeter(!) starken Platten – aus klanglichen Gründen hat man sich für eine Kombination aus Multiplex- und HDF entschieden – zusätzliche Versteifungen beseitigen auch den letzten Rest störender Resonanzen im Gehäuse. Im Bass arbeitet ein 22-Zentimeter-Chassis auf das untere Gehäuse – das Reflexrohr mündet nach hinten. Der Tieftöner mit leichter (und schneller) Papiermembran stammt von einem der renommiertesten skandinavischen Chassis-Hersteller, ebenso der Mitteltöner, dessen Papiermembran mit Nextel beschichtet ist. Dieses Chassis ist gut für einen resonanzfreien Frequenzgang bis weit in den Hochtonbereich hinein – trotzdem übernimmt ab etwa 2,5 Kilohertz der Star des Ensembles – ein großes Bändchen mit extrem starkem Antrieb. Diese Art Hochtöner ist in der Lage, durch seine extrem geringe bewegte Masse (im Prinzip ein stromdurchflossener Streifen Alufolie zwischen zwei Magneten) auch die feinsten Signale noch perfekt aufzulösen – und das mit einem beeindruckenden Wirkungsgrad. Leider ist die Frequenzweiche so gut im Gehäuse integriert, dass der neugierige Redakteur nicht ohne Weiteres an sie herankommt, sonst hätten wir sicher noch mehr über die Kniffe Joachim Gerhards schreiben können – so müssen wir uns mit unseren Messdaten begnügen. Und was heißt her schon begnügen – vergnügen trifft es noch viel besser: Die Sonics Allegria ist ein perfekt durchkonstruierter Lautsprecher. Das geht vom absolut linearen Frequenzgang mit der leichten Präsenzabsenkung über die niedrigen Klirrwerte bis hin zum hervorragenden Rundstrahlverhalten – besser kann man einen Lautsprecher technisch nicht mehr machen. Nachdem es also in Sachen Messung absolut nichts zu meckern gibt, sollte auch die letzte Hürde Hörtest für die Sonics Allegria eine leichte Übung sein. Wie zu erwarten war: Dieser Lautsprecher spielt einfach nur wunderbar. Er vermittelt die Leichtigkeit eines hervorragenden Breitbänders mit der Autorität eines richtig großen Standlautsprechers. Der für Stimmen so extrem wichtige Mitteltonbereich gelingt der Allegria so mühelos lebensecht, wie ich es schon lange nicht mehr gehört habe – ob das jetzt an der Ausrichtung des Mitteltöners liegt oder an den optimalen Übergängen zwischen den Chassis – egal, eine solch homogene, räumlich und tonal präzise Wiedergabe ist absolut bemerkenswert. Der Bass vermittelt die zupackende Schnelligkeit aller gut gemachten Tieftöner mit Papiermembran, besitzt aber auch genügend Autorität und Festigkeit, um auch Freunden härterer Membranen den Umstieg ganz leicht zu machen – auch heftigere Musik bringt den Tieftöner nicht einmal annähernd in Bedrängnis. Der vorzügliche Mitteltöner schließt nahtlos daran an und präsentiert seinen Frequenzbereich mit einer perfekten Balance aus Schnelligkeit und Sauberkeit. Außerdem – ich kann es nicht anders sagen – liebt er Stimmen: Egal ob Klassik oder Pop, Mann oder Frau, Solist oder Chor – der Allegria liegt Gesang, egal in welcher musikalischen Umgebung, ob in den Hintergrund gemischt oder plakativ nach vorne: Der/die Sänger/ in wird auf den Punkt abgebildet. Dabei deckt die Sonics durchaus die Fehler in der Abmischung auf – man kann mit diesem Lautsprecher mit absoluter Sicherheit heraushören, wo natürlicher und wo künstlicher Nachhall verwendet wurde. Dies liegt daran, dass sie einen so klar definierten Raum erzeugt, dass man sofort heraushört, wenn sich dessen Dimensionen durch Effektgeräte plötzlich zu ändern scheinen – ein interessantes Phänomen, das den ich so deutlich auch noch nicht hatte. Bei aller Präzision kippt die Wiedergabe beileibe nicht so ins Sezierende, dass ein Anhören solcher Platten unerträglich wird: Die Allegria stellt die Information dem Hörer einfach nur zur Verfügung und spielt ansonsten auf ihre unnachahmlich charmante Art weiter. Der Übergang zwischen dem Mitteltöner und dem Hochtonbändchen ist akustisch nicht wahrnehmbar – die beiden spielen bruchlos zusammen. Die absolute Leichtigkeit in den obersten Höhen, die niemals auch nur annähernd lästig oder schrill wirken, lässt dagegen keinen Zweifel daran zu, was für ein Ausnahme-Hochtöner hier spielt. Perfekte Aufnahmen, bei denen Technik und Emotion eine Einheit bilden, werden so zum Ereignis, bei dem man mit der Sonics Allegria deutlich mehr als nur eine Ahnung davon bekommt, wie es live geklungen haben muss – dieser Ausnahmelautsprecher geht ganz in der Musik auf.
Fazit
Wer kann, der kann. Joachim Gerhard hat die Sonics Allegria so auf den Punkt durchentwickelt, dass ich ohne schlechtes Gewissen behaupte, dass man ohne einen erheblichen finanziellen oder baulichen Mehraufwand keinen besseren Lautsprecher bauen kann. Chapeau!