Life & Style

Die logische Konsequenz: Zwischen der kompakten Atalante 3 und der im konsequenten Retro-Monitor-Format gehaltenen Atalante 5 war noch eine Lücke, sowohl was die Ziffern angeht, als auch in Sachen Lautsprecher-Größe. Die Atalante 4 schließt nun diese Lücken und sie tut dies in bestechender Form .

Dies ist ja nun schon mindestens der vierte Test einer Box von Revival Audio in der Hifi Test und wir freuen uns. Die Firma Revival Audio besteht aus zwei Machern, der eine für die Lautsprecherentwicklung mit langjähriger Erfahrung bei diversen großen Namen der Branche, der andere ist der Marketingmann - eine ideale Arbeitsteilung, die man an jeder Stelle der Kommunikation und Fertigung erkennen kann. Für den optischen Auftritt hat man sich die Spezialisten vom A+A COOREN DESIGN STUDIO in Paris an Bord geholt, deren Handschrift auch die Atalante 4 trägt. Da die Geschichte von Revival Audio inzwischen als Erfolgsgeschichte zu bezeichnen ist, werden die Aufgaben nun auch auf mehr Köpfe verteilt. 

Technik und Design

  Die Atalante 4 versteht es meisterhaft, den edlen Retro-Look ihrer Serie mit der etwas moderneren Formensprache der Sprint-Serie zu verbinden. Dabei herausgekommen ist eine attraktive Standbox mit insgesamt 4 Lautsprechertreibern in 3 Wegen, verteilt auf einer Schallwand und einem Gehäuse mit dem Revival-typischen Echtholz-Furnier.

In den unteren zwei Dritteln der Box arbeiten parallel die beiden Tieftöner, die den typischen Look der französischen Marke besitzen:  
Membranmaterial ist nämlich ein Geflecht aus einem sehr ungewöhnlichen Material: Basalt.  Basalt entsteht aus erkalteter Lava, gilt als nachhaltig und recycelbar. Es ist leicht, steif und hat durch seine poröse Struktur eine große Oberfläche. Aber mit Basalt lässt sich wegen der Sprödigkeit noch keine Membran bauen. Also entwickelte Fermengründer Emonts das sogenannte BSC-Sandwich (Basalt Sandwich Construction) mit Basaltfasergewebe als Deckschicht, die optisch dominiert. In die Mitte kommt dann eine dämmende Schicht aus einem Polymerklebstoff und Filz. Und schließlich ein angepasster Konus auf Schaumstoffbasis.  

Der kleinere Mitteltöner, der zusammen mit dem Hochtöner im oberen Gehäusedrittel sitzt ist von der Membran her genauso aufgebaut und hat ebenfalls einen wertigen Korb aus Aluminiumguss. Der Hochtöner hat einen kräftigen Ferritmagneten und eine Resonanzkammer auf der Rückseite, die die Resonanzfrequenz senkt. Die Kalotte fertig übrigens der deutsche Membranspezialist Dr. Kurt Müller in Krefeld. Hinter der Kalotte sitzt am Übergang noch eine zweite luftdurchlässige Halbkugel, die durch ihr spezielles Design treiberinterne Resonanzen gar nicht erst entstehen lässt. Die Frequenzweiche ist hochwertig bestückt: Es gibt durchgehend Luftspulen und einen Elko für die Tieftöner, während man dem Mittel und dem Hochtöner feine Folienkondensatoren für besten Klang spendiert hat. Wie schon erwähnt: Den Löwenanteil des Gehäusevolumens nehmen die beiden Tieftöner ein, die durch zwei Reflexrohre an der Rückseite unterstützt werden. Der Mitteltöner hingegen sitzt in einer eigenen kleinen geschlossenen und gut bedämpften Kammer, wo er erst ab 550 Hertz eingesetzt wird bis bei rund 3 Kilohertz der Kalottenhochtöner übernimmt. Das sind recht hohe Übergangsfrequenzen, die eigentlich technisch nicht notwendig wären, denn sowohl der Mittel- als auch der Hochtöner würden auch einen tieferen Einsatz erlauben.   

Man hat sich aber in langen Hörsessions auf dieses Weichen design festgelegt, das ein insgesamt etwas engeres Abstrahlverhalten mit sich bringt und die Atalante 4 damit unabhängiger von der Raumakustik macht. Besonders hervorheben möchte ich hier die beiden Abdeckungen, hinter denen jeweils zwei Chassis verschwinden und die mit unsichtbaren Magnethalterungen befestigt werden. Und noch ein Highlight für mich sind die sehr durchdachten, stabilen und hochwertigen Spike-Füße, die sich sehr feinfühlig einstellen und dann auch schnell arretieren lassen.   

Labor

 
Vor dem Messmikrofon machen die Atalante 4 eine richtig gute Figur: Wie alle Revival-Boxen hat sie einen sehr guten Wirkungsgrad von knapp 89 Dezibel an 2,83 Volt. Der Frequenzgang auf Achse ist noch etwas unruhig – unter 30 Grad Messwinkel sieht der Verlauf dann schnurgerade aus, weswegen die Boxen parallel zu den Seitenwänden ausgerichtet werden sollten. Auch unter diesem Winkel erreicht der famose Hochtöner übrigens noch die 20-Kilohertz-Marke. Bei dem enormen Wirkungsgrad spielt Klirr keine große Rolle – bei gehobenem Wohnraumpegel gibt es so gut wie keine Verzerrungen, bei sehr lauten 95 Dezibel auch nur ein bisschen mehr. Der Bassbereich ist praxisgereicht abgestimmt, so dass die Atalante 4 in mittleren bis großen Wohnräumen, für die sie konstruiert ist, bis unter 40 Hertz spielt.  

Klang

In unserem mit 60 Quadratmetern am oberen Rand der Empfehlung liegenden Hörraum schlägt sich die Revival-Box hervorragend. Mit der Ausrichtung parallel zu den Wänden und einem Stereo- Dreieck, das fast gleichseitig ist, „rastet“ die Atalante 4 hörbar ein: Die Box spielt in sich geschlossen und harmonisch, während die oben erwähnte Abstimmung für ein sehr präzises und klar strukturiertes Abbild der Bühne sorgt. Das uns überlassene Paar Atalante 4 erreichte im Verlauf der paar Tage, die ich mir für den Hörtest genommen habe, eine noch größere Homogenität, der noch minimal „holzige“ Klang der Tieftöner am Anfang war nach 20 Betriebsstunden verschwunden und einer geschmeidigen und wuchtigen Tieftonwiedergabe gewichen. Der Übergang zwischen den Tieftönern und dem Mitteltöner ist komplett unhörbar, obwohl er hier ja in einem wichtigen Bereich unseres Hörens liegt. Und ganz nach oben hinaus, hat die technisch ausgefuchste Kalotte leichtes Spiel mit den filigranen Details und Obertönen. Kann man Basalt als Membranmaterial hören? Wie man es nimmt: Ich würde mit der Atalante 4 ein hohes Maß an Stabilität und eine „feste Hand“ assoziieren, wenn ich ihren Wiedergabecharakter mit Schlagworten beschreiben müsste. Aber dabei bleibt sie eben auch immer freundlich im Gesamtcharakter und charmant in ihrer großen Liebe zum musikalischen Detail. Das in Sachen Musik, Interpretation, Aufnahmetechnik und Produktion gleichermaßen herausragende Album „Famous Blue Raincoat“ von Jennifer Warnes kann man mit diesen Boxen einfach durchhören: Vom rockigen Opener „First we take Manhattan“ bis zum fragilen Schluss „Came so far for beauty“ gelingt der Atalanta 4 alles perfekt. 

Fazit

Eine elegante, technisch hervorragende und klanglich durchweg überzeugende Box gibt es in dieser Preisklasse meines Wissens so nicht noch einmal. Ganz klare Kaufempfehlung!