Kategorie: Lautsprecher Stereo

Standlautsprecher · PS-Audio Aspen FR20


Aspen, Colorado

Lautsprecher Stereo PS Audio Aspen FR20 im Test, Bild 1
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Ein bisschen reduzierter, ein bisschen weniger gewaltig, aber auf einem mindestens ebenso hohen Niveau – das ist die Definition von einem gelungenen Down-Sizing. Oder einfach die Beschreibung der PS Audio Aspen FR20.

Den Test der vorzüglichen und auch wirklich mächtigen Aspen FR30 musste mein geschätzter Kollege Christian Bayer im letzten Jahr bei einem Vor-Ort-Termin beim deutschen Vertrieb Hifi 2die4 durchführen – die Verpackung und den Transport der beiden Lautsprecher wollte sich einfach niemand antun. Das gibt schon mal ein paar Punkte für meinen aktuellen Testlautsprecher, die Aspen FR20, sozusagen das mittlere Kind der drei Boxen der Aspen-Serie – diesen wird ja nachgesagt, dass sie es beim Heranwachsen in der Familie etwas schwerer haben, dafür aber später im Leben am besten klarkommen.

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Und das – so viel greife ich schon einmal voraus – trifft auch ein bisschen für die FR20 zu.   

Historisches  


Aber kommen wir erst einmal zur Geschichte, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass der Elektronikspezialist Paul McGowan nach 50 Jahren PS-Audio dazu kommt, seine ersten Lautsprecher vorzustellen. Ich zitiere dazu gerne mal den Kollegen Christian Bayer aus seinem Artikel zur FR30: „Paul McGowan hat PS Audio 1973 gegründet, Arnie Nudell Infinity schon fünf Jahre früher Als der legendäre Absolute Sounds Impressario Harry Pearson die beiden auf einer seiner Partys bekannt machte, wurden sie schnell enge Freunde. Bei Pearson hörte Paul auch Arnies Infinity IRS Lautsprecher und war fasziniert von ihrem fantastischen Klangvermögen. Und obwohl er ja durch und durch Elektroniker ist, wollte er am liebsten Lautsprecher bauen, die genau so klingen. Paul verkaufte PS Audio Ende der 80er Jahre, um mit Arnie Anfang der 90er Jahre Genesis zu gründen und somit konkret an seinem Lautsprechertraum zu arbeiten. Doch ganz konnte er ihn nicht verwirklichen und als sich 1997 die Gelegenheit ergab, PS Audio zurück zu kaufen, schlug er zu. Doch die Vorstellung, eines Tage eine komplette PS-Audio-Kette von der Steckdose bis hin zum Lautsprecher anbieten zu können begleitete ihn weiter.   

Und was konnte näher liegen, als Arnie mit einer Lautsprecherlinie zu beauftragen, die dann passend „AN Speaker Line“ hieß, Arnie Nudell Speaker Line also? Der erste Prototyp war eine große Standbox mit einem Paar servogesteuerter 30-Zentimeter-Aktivbässe, gepaart mit einem neu entwickelten AMT- Mitteltöner und einem Bändchenhochtöner. Und obwohl der Lautsprecher gut aufgenommen wurde, waren die beiden mit dem AMT nie so ganz glücklich. Also setzten sie einen anderen Mitteltöner sowie nur noch einen Bass pro Seite ein. Der Klang kam bei den Hörern sehr gut an, das nach oben hin spitz zulaufende Design mit seinen Vollholzseitenteilen weniger. Doch bevor es ein Re-Design geben konnte, starb Arnie Nudell Ende 2017. Paul entwickelte noch ein gutes Jahr weiter an den Lautsprechern, aber wie schon erwähnt, ist er einfach kein Experte auf diesem Gebiet. Den Neustart markierte dann eine neue Personalie: Zum Jahreswechsel 2018/2019 bekam Paul über seinen youtoube-Kanal eine Email eines gewissen Chris Brunhaver. Chris bot ihm seine Hilfe bei der Fertigstellung der Lautsprecher an. Paul erzählt schmunzelnd, dass das nicht die erste Mail dieser Art war und er sich fragte, wer wohl dieser Chris Brunhaver sei. Es stellte sich heraus, dass Chris beinahe noch mehr über Lautsprecherdesign wusste als Arnie Nudell. Er hatte unter anderem für die Firma Bohlender & Graebener gearbeitet, die für Genesis die Bändchenmitteltöner baute. Und das Thema Lautsprecherbau hat er quasi in die Wiege gelegt bekommen, ist sein Vater doch Chefredakteur der Zeitschrift „Speaker Builder“ gewesen.  

Technik

 
Stichwort Bohlender & Graebener: Die Kombination Mittel- und Hochtöner ist mir gleich bekannt vorgekommen. Und tatsächlich, wenn ich in unserer hauseigenen Lautsprecher- Selbstbau-Zeitschrift „Klang+Ton“ etliche Jahre zurück blättere, finde ich optisch sehr ähnliche Chassis, die als Einzeltreiber hervorragende Messergebnisse eingefahren haben und die sich schon damals als Ausgangspunkt für High-End-Lautsprecher geeignet haben.

Lautsprecher Stereo PS Audio Aspen FR20 im Test, Bild 4
Die beiden Magnetostaten bearbeiten den Frequenzbereich von 400 Hertz bis über 20 Kilohertz. Ihre Ahnengalerie geht bis zurück in selige Infinity-Zeiten
Die Treiber für PS-Audio sind noch einmal von Chris Brunhaver überarbeitet worden und werden jetzt nach seinen Vorgaben exklusiv für die Aspen-Reihe gebaut. Selbiges gilt für die Tieftontreiber, die mit ihrem ganz speziellen Fasermix als Konusmaterial schon vom Aussehen her faszinierend wirken. Wohlgemerkt sind das ganz andere Treiber als die Aluminium- Vollkoni der FR30, die ja insgesamt vier angetriebene Chassis und vier Passivmembranen hat. Etwas bescheidener kommt die FR20 mit zwei aktiven Achtzoll-Bässen und zwei Zehnzoll- Passivmembranen daher. Sieht man sich aber die Abmessungen an, dann ist die FR20 vom Tieftonvolumen her gegenüber der FR30 nicht nur die Hälfte, sondern hat immer noch etwa zwei Drittel des Tieftonabteils. Und das ist einfach die Physik des Lautsprecherbaus: Mit einer etwas leichteren Membran (Kohlefaser gegenüber Aluminium) hat man bei sonst unveränderten Parametern eine etwas höhere Resonanzfrequenz, braucht aber auch keinen so gewaltigen Magneten – rechnerisch kann man dann mit einem etwas höheren Volumenbedarf pro Treiber einen Lautsprecher mit dem gleichen Tiefgang bauen. Ich weiß, das ist technisch jetzt sehr an der Oberfläche gekratzt, aber das Prinzip sollte klar sein. Statt eines Reflexrohrs arbeitet die Aspen mit seitlichen Passivmembranen, bei denen eine schwingende Membran das Luftvolumen eines Rohrs ersetzt. Der Vorteil: Es gibt auch bei hohen Lauststärken keine Strömungsgeräusche und man kann mit viel größeren Resonatorflächen arbeiten – ein Rohr mit dem Durchmesser der beiden Passivmembranen wäre mehrere Meter lang. Chris Brunhaver arbeitet in der aufwendigen Frequenzweiche mit Filtern vierter Ordnung und kann die Chassis damit in ihrer Bandbreite voll ausreizen.   

Design


Die Aspen FR20 ist trotz ihrer beeindruckenden Abmessungen ein eleganter Lautsprecher geworden, den man sich gerne ansieht. Dazu trägt die „schwerelose“ Konstruktion mit dem stabilen Standfuß und der gerundeten Unterseite des Gehäuses bei, mit der der Konstrukteur die Box optisch vom Boden löst – sehen Sie sich die Bilder an – das funktioniert!

Lautsprecher Stereo PS Audio Aspen FR20 im Test, Bild 3
Die beiden Farbvarianten Schwarz und Weiß stehen zur Verfügung - die Frontbespannung ist bei beiden Versionen gleich
Auch die Unterbringung der Chassis ist elegant gelöst: Man sieht nur den Teil, der wirklich Schall abstrahlt – Korbrand und Befestigung verschwinden unter aufgesteckten Blenden, an denen man auch den Qualitätsanspruch von PS-Audio erkennen kann: Die Formteile sind perfekt gefertigt und wirklich extrem massiv und schwer – da kann einfach nichts rappeln. Wegen der Höhe von knapp 1 Meter 30 ist der Hochtöner unter dem 25 Zentimeter langen Mitteltöner untergebracht – hier gibt es tatsächlich ein paar Vibes der legendären Infinity-Reference-Serie. Die Trennfrequenzen liegen bei 400 und bei 2500 Hertz. Die FR20 gibt es in weißem und schwarzem Lack.  

Praxis

 
Ein großes Sonderlob gibt es für die pfiffige Verpackung: Den Überkarton kann man nach dem Lösen von stabilen Sicherungen einfach nach oben abziehen – dann steht die Box quasi schon richtig und muss nur von den Formteilen des Transportschutzes befreit werden. Für das Einschrauben der Spike-Füße sollte man sich aber dann doch Hilfe suchen, denn dazu muss die gut 60 Kilo schwere Box gekippt werden. Ebenfalls eine gute Idee: Zum Rutschen auf Teppichboden beim Suchen der optimalen Aufstellposition wird ein Satz Gleit- Unterlagen mitgeliefert. Nach dem Anschließen des Verstärkers an den Bi-Wiring-Terminals – hochwertige Brückenkabel liegen bei – kann es endlich losgehen mit der Musik.   

Hörtest

 
Kompliment zuerst einmal an die vorzügliche Abstimmung im Bassbereich: Hier hat Brunhaver die optimale Mischung aus Tiefgang und raumangepasstem Pegel gefunden: Die im Freifeld leicht abfallende Frequenzgangkurve wird in unserem Hörraum perfekt kompensiert und resultiert in einer kraftvollen und doch immer fein dosierten Tieftonwiedergabe, die auch bei elektronischer Musik keine Wünsche offen lässt. Das bedeutet: Abgrundtiefe Bässe bis in die 20-Hertz-Region hinunter und das bei kompletter Souveränität und Dynamik. Meine Befürchtung, dass man die große Distanz zwischen den Tieftönern und dem Mitteltöner bei der doch recht hohen Trennfrequenz von 400 Hertz als Bruch heraushören könne, wird sofort zerstreut: Die Aspen FR20 musiziert aus einem Guss – wenn es hier überhaupt einen Effekt gibt, dann den, dass sich alle Instrumente und Stimmen einen Hauch „größer“ anhören. Da dies aber für die komplette räumliche Abbildung gilt, relativiert sich das ganz schnell und verkehrt sich in einen Eindruck ständigen Verblüfft-Seins: Wie kaum eine andere Box vorher schafft es die Aspen FR20 ihren Standplatz vergessen zu lassen und einfach nur eine riesige, gut ausgeleuchtete Bühne in unseren Hörraum zu zaubern, die weit über die Basis des Stereodreiecks hinausgeht, auch in der Tiefe. Legen Sie eine gute Opern-Liveaufnahme ein und lassen Sie sich hineinversetzen in den Zuschauerraum des Grünen Hügels in Bayreuth, oder in die Hollywood Bowl, oder in den Madison Square Garden… Dazu tragen die extrem leichten Membranen bei, die ab dem Grundtonbereich bis über 20 Kilohertz Musik übertragen, mit Feinsinn und Präzision und aller Luftigkeit, zu der nur Folien fähig sind.

Fazit

Die Aspen FR20 ist bei aller Substanz im Bass der leichtfüßigste große Lautsprecher, den ich jemals gehört habe. Für den Preis absolut ein Schnäppchen!

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: PS Audio Aspen FR20

Preis: um 26900 Euro

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10/2023
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
PS Audio Aspen FR20

10/2023

PS Audio Aspen FR20
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Bewertung 
Klang 70%

5 von 5 Sternen

Labor 15%

5 von 5 Sternen

Praxis 15%

5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Kategorie Standlautsprecher 
Preis (in Euro) 26.900 Euro 
Vertrieb: Hifi 2die4, Leinzell 
Telefon: 09131 6873818 
Internet www.hifi2die4.de 
Ausstattung
Abmessungen (B x H x T in mm) 410 x 1290 x 490 (mit Fuß) 
Gewicht (in Kg) 60,3 kg 
Garantie (in Jahren): 5 Jahre 
+ herausragender Klang 
+ elegantes Design 
+/- + praxisgerechte Abstimmung 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung hervorragend 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 04.10.2023, 09:54 Uhr
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